Dorian Hunter 110 (eBook)

Tanz der Furie

(Autor)

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2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3972-6 (ISBN)

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Dorian Hunter 110 - Earl Warren
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Ein zerlumpter, rothaariger Mann taumelte durch die Steinwüste der Berge Andorras. Er schwitzte, während er die steil ansteigende Schotterstraße entlangstolperte. Vor ihm ragte eine Zwingburg in den Himmel. Die Ringmauer war zerbröckelt, die Außengebäude waren verfallen, nur noch Ruinen. Das u-förmige Hauptgebäude aber, zwischen dessen Flügeln sich ein mächtiger, alles überragender Burgfried erhob, konnte noch Jahrhunderte überdauern. Wind und Wetter hatten seinen dunklen Quadersteinen nichts anhaben können.
Der rothaarige Mann wankte zum Tor, dessen Klopfer aus einem zwanzig Pfund schweren Drachen bestand. Dumpf hallten die Schläge des schweren eisernen Klopfers.
Jemand spähte durch eine seitlich in der Wand befindliche Luke, dann wurde der eine Torflügel geöffnet. Der erschöpfte Mann wäre in den Innenhof gefallen, hätte ihn nicht ein breitschultriger blonder Hüne aufgefangen.
»Alle Wetter! Das ist doch Richard Steiner. Ich dachte, den könnten wir abschreiben. Unter welchem Stein ist der denn hervorgekrochen ...?«


1. Kapitel


Der rothaarige Mann trat nun auf die Stufe und wankte zu dem einen Tor hin. Er lehnte sich schwer dagegen, vollkommen ausgelaugt. Es bereitete ihm Mühe, den Türklopfer zu betätigen. Dumpf hallten die Schläge des schweren eisernen Klopfers.

Der rothaarige Mann wartete eine Weile und klopfte dann wieder. Stimmen ertönten hinter dem Tor, Stimmen von Männern und Frauen. Jemand spähte durch eine seitlich in der Wand befindliche Luke, die einer schmalen Schießscharte ähnelte. Dann wurde der eine Torflügel geöffnet.

Der erschöpfte Mann wäre in den Innenhof gefallen, hätte ihn nicht ein breitschultriger blonder Hüne aufgefangen. Zwei Frauen und zwei Männer, zwei davon außergewöhnliche Erscheinungen, standen hinter ihm. Einer der Männer war rundlich und stämmig und hatte ein breites, rosiges Gesicht. Er hielt in der Linken einen Dämonenbanner und in der Rechten eine Leuchtpistole. Sie verschoss Leuchtkugeln, die zu Dämonen vernichtenden Signalen aufflammten.

»Alle Wetter!«, rief der blonde Hüne. »Das ist doch Richard Steiner. Ich dachte schon, den könnten wir abschreiben. Unter welchem Stein ist der denn hervorgekrochen?«

Die Stimme verriet, dass der Sprecher für den rothaarigen Mann keinerlei Sympathie empfand.

Der Rothaarige hob mühsam den Kopf und schaute auf die grünäugige, schwarzhaarige Frau. Sie trug elegante Lederstiefeletten, Jeans und eine grüne Hemdbluse, die ihre großen Brüste gut zur Geltung brachte.

Langes, schwarzes Haar fiel über ihre Schultern herab. Sie hatte eine Ausstrahlung, die jeden Mann reizen musste, und wirkte zugleich etwas geheimnisvoll. Die Frau war gewiss kein Mädchen, das in einem Büro arbeitete und ein alltägliches Leben führte.

»Coco«, stammelte der erschöpfte Mann. »Endlich! Es hat lange gedauert, Coco. Ich ...« Er fiel in Ohnmacht.

Coco Zamis, die schöne Hexe aus edlem Geblüt, trat näher. Sie musterte den dürren, rothaarigen Mann. Er war von Strapazen gezeichnet und sah sehr mitgenommen und zerzaust aus. Prüfend schaute Coco ihn an und konzentrierte ihre geschärften Sinne. Sie konnte keine dämonische Ausstrahlung wahrnehmen, nur eine besondere, kaum merkliche Schwingung, die sie aber zu deuten wusste und die ihr die letzten Zweifel nahm.

»Das ist Richard Steiner, mein guter Freund«, sagte sie. »Es besteht keine Gefahr. Wir werden ihn in ein Gästezimmer bringen.«

Der blonde Hüne, der Däne Abi Flindt, brummte etwas Unverständliches. Nachdem sie sich überzeugt hatten, dass sonst niemand in der Nähe war, trugen zwei von den Männern den Bewusstlosen durch die große Halle mit den vierundzwanzig Bestiensäulen.

Der blonde Hüne und ein schwarzhaariger Athlet, der ihn noch um fast einen ganzen Kopf überragte, trugen den Bewusstlosen mühelos. Der Schwarzhaarige maß gut zwei Meter und war hervorragend proportioniert.

Sein männlich schönes Gesicht hätte ihm zu einer Filmkarriere verhelfen können. Aber dieser Mann war alles andere als ein Filmheld. Er hieß Unga und war Jahrtausende alt. Als echter Cro Magnon in der Steinzeit geboren, hatte er durch Magie bis in die Neuzeit überlebt.

Den beiden Trägern folgten Coco Zamis, der Urbayer Burian Wagner und die schöne blondhaarige Ira Marginter.

Richard Steiner wurde die Treppe hochgebracht und in einem der Gästezimmer des Castillo Basajaun auf ein Bett gelegt. Coco und Ira kümmerten sich um ihn. Unga, der Richard Steiners Geheimnis, seine wahre Identität, ebenso wie Coco Zamis kannte, wich nicht aus dem Zimmer. Abi Flindt konnte Steiner nicht leiden; er blieb erst recht. Und auch Burian Wagner ging nicht. Er war neugierig und hatte außerdem nichts Besseres zu tun.

Wagner war ein Naturheilpraktiker, der auf verschlungenen Wegen zur Besatzung von Castillo Basajaun, dem Hauptstützpunkt der Dämonenbekämpfer, gefunden hatte. Er schnupfte Tabak und maulte, seit er auf Basajaun war, weil es kein vernünftiges Bier gab. An Wein konnte er sich nicht gewöhnen. Das französische oder spanische Bier, das mit den Lebensmittellieferungen auf die Burg kam, bezeichnete er als schlichtweg ungenießbar und nur zum Füßewaschen geeignet.

Richard Steiner schlug nach einer Weile die Augen auf. Er schaute sich in dem modern eingerichteten Gästezimmer um. Bis auf den Rittersaal und einige andere historisch eingerichtete Räume war das Innere der Burg völlig umgestaltet worden. Es gab jetzt Büros, Arbeits- und Forschungsräume, einen Vortrags- und Diskussionsraum und bequeme Zimmer und Aufenthaltsräume für die Burgbewohner.

Richard Steiner schaute die Männer und Frauen an, die ihn ihrerseits gespannt betrachteten. Er lächelte schüchtern. »Wie komme ich hierher?«, fragte er.

»Das wollten wir dich fragen«, sagte Abi Flindt. »Es ist Wochen her, seit wir uns in Tokio getrennt haben. Wir haben dich vor dem Tor gefunden und ins Gästezimmer getragen. Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt, Steiner?«

Richard Steiner blinzelte kurzsichtig. Seine Nickelbrille steckte in der Tasche seiner Lumpen. Coco und Ira Marginter hatten ihm Wein eingeflößt und ihm ein Kreislauf stärkendes Medikament gegeben.

»Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler«, sagte er. »Ich wurde schon auf dem Flughafen von Tokio entführt, kurz nachdem ich mein Ticket gekauft hatte. Ich weiß nicht einmal, wer mich wegholte und wie ich fortgebracht wurde. Ich muss unter einem starken magischen Bann gestanden haben.«

»Oder man hat dir durch Magie oder Hypnose die Erinnerung geraubt«, warf Coco ein.

»Das ist auch möglich. Jedenfalls fand ich mich auf einer Vulkaninsel wieder, in der Gewalt einer Hexe namens Lania. Zwischen dieser Hexe und einem Dämon, der Halmahera hieß und offiziell ein Tierfänger war, tobte ein erbitterter Kampf. Die ganze Insel ging unter. Ich konnte mich in ein Wasserflugzeug retten, mit dem ein paar von Halmaheras menschlichen Sklaven flüchteten. Dann muss wieder irgendetwas vorgefallen sein. Jedenfalls erwachte ich vor drei Tagen in der Nähe von Madrid, in einem bejammernswerten Zustand und ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen war. Mit viel Mühe schlug ich mich nach Andorra zum Castillo Basajaun durch.«

Abi Flindt runzelte skeptisch die Stirn. »Das ist aber eine wüste Story, Steiner.«

»Ich kann Ihnen keine andere erzählen. Tut mir leid, wenn sie sich unwahrscheinlich anhört.«

Abi Flindt hätte noch einige Fragen gestellt, aber Coco sagte energisch: »Richard ist erschöpft und braucht Ruhe. Ich werde noch eine Weile bei ihm bleiben. Ihr anderen geht jetzt bitte!«

Burian Wagner hob die Schultern und ging als Erster hinaus. Ira Marginter, Unga und schließlich auch der Däne folgten ihm.

Flindt schnitt auf dem Korridor eine Grimasse. »Ich kann mir schon denken, was da drinnen jetzt vorgeht«, sagte er. »Coco sollte sich schämen, sich schon so kurz nach Dorian Hunters Tod einem anderen Mann an den Hals zu werfen. Und auch noch Steiner! Ich möchte wissen, was sie an ihm findet.«

»Wenn sie sich für dich entschieden hätte, würde es dich wohl weniger stören, Abi«, sagte Ira Marginter anzüglich. »Dorian Hunter ist tot. Coco musste ihn mit eigener Hand töten, weil er von Dämonen besessen war und es keine Rettung mehr für ihn gab. Das ist sehr schlimm, aber nicht zu ändern. So wenig Zeit ist übrigens seit dem Tod des Dämonenkillers nicht vergangen. Soll Coco nun vielleicht bis zum Ende ihrer Tage wie eine Nonne leben?«

»Mir gefällt dieser Steiner nicht«, sagte Abi Flindt. »Und dass Coco ein Verhältnis mit ihm hat, gefällt mir auch nicht. Aber meine Sache ist das nicht. Obwohl ich immer das Gefühl habe, dass wir mit diesem Steiner noch einmal eine große Überraschung erleben werden – und wohl keine angenehme.«

»Das ganze Gerede bringt nichts ein«, sagte Burian Wagner, der Bayer mit den ledernen Kniehosen. »Ich geh jetzt in den Aufenthaltsraum und probiere, ob endlich besseres Bier geliefert worden ist. Kommst du mit, Abi?«

»Nein, ich habe zu tun. Ich will einem parapsychologischen Versuch beiwohnen, den Burke Kramer mit Tirso anstellt.« Er sah auf die Uhr. »Ich bin ohnehin schon zu spät.« Schnell ging er den Gang hinunter, ein verschlossener, verärgerter Mann.

Burian Wagner trollte sich zu seinem Bier, und auch Ira Marginter hatte etwas zu tun. Unga blieb allein zurück. Der Cro Magnon wartete, bis er keinen von den anderen mehr sah, dann klopfte er an die Tür des Gästezimmers.

»Ich bin es – Unga«, sagte er leise.

Coco schloss auf und öffnete. Der Cro Magnon trat ein, und Coco versperrte die Tür hinter ihm wieder. Es war eine berechtigte Vorsichtsmaßnahme. Richard Steiner saß auf der Bettkante und hatte sich offenbar sehr rasch erholt. Selbst sein Gesicht wirkte nicht mehr so eingefallen.

Ungas Gesicht spiegelte ehrliche Freude wieder. Er drückte Steiner die Hand. »Dorian«, sagte er, »was ist wirklich vorgefallen? Diese Geschichte, die du den...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2022
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-3972-6 / 3751739726
ISBN-13 978-3-7517-3972-6 / 9783751739726
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