Jerry Cotton Sonder-Edition 197 (eBook)

Seine erste Henkersmahlzeit

(Autor)

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2022 | 1. Aufl. 2022
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3977-1 (ISBN)

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Jerry Cotton Sonder-Edition 197 - Jerry Cotton
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Jean Louis Napoleon hockte in der Todeszelle des Gefängnisses von Brunswick. Das machte ihm wenig aus. Die Henkersmahlzeit hatte er schon hinter sich. Im letzten Augenblick wurde die Hinrichtung aufgeschoben. Und danach setzte der Staat die Vollstreckung der Todesstrafe vorläufig aus. Das war eine Situation nach Napoleons Geschmack. Er verfolgte einen genialen Plan. Es würde einige Tote geben - danach wäre Napoleon jedoch mit zehn Millionen Dollar in der Freiheit. Und wir vom FBI hatten keine Möglichkeit, ihm zuvorzukommen ...


Seine erste Henkersmahlzeit

Jean Louis Napoleon hockte in der Todeszelle des Gefängnisses von Brunswick. Das machte ihm wenig aus. Die Henkersmahlzeit hatte er schon hinter sich. Im letzten Augenblick wurde die Hinrichtung aufgeschoben. Und danach setzte der Staat die Vollstreckung der Todesstrafe vorläufig aus. Das war eine Situation nach Napoleons Geschmack. Er verfolgte einen genialen Plan. Es würde einige Tote geben – danach wäre Napoleon jedoch mit zehn Millionen Dollar in der Freiheit. Und wir vom FBI hatten keine Möglichkeit, ihm zuvorzukommen ...

1

00:47 zeigte die Quarzuhr des silbergrauen Chevy.

Die Welt war noch in Ordnung, als sich Manuela Martini nach einem langen Kuss wohlig reckte. Erregend zeichneten sich unter dem weichen Stoff des Kleids die Kurven des Körpers ab, den G-man Mal Denier morgen zum ersten Mal nackt in den Armen halten würde.

Mit schlangengleichen Bewegungen schwang sich die Frau aus dem Wagen und lief zum Eingang des eleganten Appartementhauses.

Um Caesare Martini, den Bankier der Mafia, ging es. Deshalb hatte man Denier auf Manuela angesetzt. Über die Frau sollte er aus dem FBI District New York Einblicke in die Machtstruktur und die Geschäfte der ehrenwerten Gesellschaft erkunden, die die Kollegen aus Atlantic City später im Kampf gegen das organisierte Verbrechen einsetzen konnten.

Drüben hob Manuela Martini noch einmal die Hand. Ein letzter Gruß. Als Mal Denier sie im hell erleuchteten Eingang verschwinden sah, glaubte er, sie lächeln zu sehen.

Er hatte sein Ziel erreicht. Ein ungestörtes Wochenende mit Manuela lag vor ihm. Da würde manches zur Sprache kommen. Da würden Namen fallen, aus denen er Zusammenhänge konstruieren konnte.

Es würde helfen, Verbrechen im Keim zu ersticken und Menschenleben zu retten.

Es ging um viel. Persönliche Interessen und Gefühle durften keine Rolle spielen. Auch nicht, dass er, Mal Denier, sich selbst ein wenig in die Frau verliebt hatte. Andere Frauen würden ihn Manuela später vergessen lassen.

Denier drehte sich wieder zur Fahrerseite herum. Er zuckte zusammen. Im geöffneten Seitenfenster prangte das Gesicht eines mittelgroßen, freundlichen Mannes. Sympathische Züge. Ein gewinnendes Lächeln um die etwas zu weichen Lippen. Ein Typ, dem eine biedere Hausfrau auch dann noch einen Staubsauger abkaufte, wenn sie schon einen hatte.

Dieser Mann handelte allerdings nicht mit Staubsaugern. Sein Gewerbe war der Tod.

Der Lauf eines kurzen 38ers zielte genau zwischen Deniers Augen.

Die Seitentür des Chevy wurde aufgerissen. Wo eben noch Manuela gesessen hatte, ließ sich ein bulliger Kerl ins Polster fallen. Der Lauf einer Waffe wurde Denier derart hart in die Seite gestoßen, dass er ein Stöhnen nicht unterdrücken konnte.

Der Mann, der eben noch am Fenster gestanden hatte, saß inzwischen auf dem Rücksitz.

»Immer geradeaus, G-man!«, ordnete er mit zwingender Stimme an.

Eisige Kälte durchflutete Mal Denier. Da gab es in ihm keinen Gedanken mehr an Manuela Martini, die Tochter des Bankiers der Mafia, die er eben noch in den Armen gehalten hatte.

Da gab es in Denier nur noch den Gedanken an sich selbst.

Er atmete noch, konnte die grellen Lichter von Atlantic City sehen, jener Stadt, die sich anschickte, das Las Vegas der Ostküste zu werden. Sein Blut zirkulierte noch. Es pulsierte wild in seinen Schläfen. Und doch wusste Denier sehr genau, dass er schon in diesem Moment ein toter Mann war.

Ein Fehler war ihm unterlaufen. Eine winzige Unachtsamkeit. Das bedeutete in einem so heißen Job unweigerlich das Todesurteil.

»Immer geradeaus, G-man!«, wiederholte der Elegante vom Rücksitz, während der Bullige ihn bösartig anknurrte.

Mal Denier startete den Chevy. Seine Handflächen waren feucht. Die Angst vor dem Tod griff mit eisiger Hand nach seinem Herzen und drückte seine Brust so sehr zusammen, dass er kaum noch atmen konnte.

Fieberhaft suchte er nach einem Ausweg.

Zwei Wochen lang hatte er sich mit Manuela Martini abgegeben und war dabei völlig auf Tauchstation gegangen. Da gab es noch einige Informationen, die er den Kollegen in New York mitteilen musste, die sehr wichtig sein konnten.

Mal Denier fuhr los. Er konnte sich nicht mehr konzentrieren.

Sie werden mich töten!

Das war alles, was sein Denken ausfüllte.

Sie werden mich töten!

»Was habe ich falsch gemacht?«, fragte er, während er sich unter den misstrauischen Blicken seines Nebenmanns eine Zigarette anzündete. »Was ist es gewesen?«

Ein hohles Lachen klang hinter Denier auf. Keine Antwort auf seine Frage. Das hieß nichts anderes, als dass diese beiden Kerle lediglich den Auftrag hatten, ihn zu töten.

Langsam bekam sich Denier wieder unter Kontrolle. Er musste seinen Kollegen ein Zeichen setzen. Musste eine Spur hinterlassen, mit der sie etwas anfangen konnten.

»Etwas schneller. Wir wollen uns hier nicht die ganze Nacht um die Ohren schlagen!«

Denier beschleunigte den Chevy. Während sich sein Fuß auf das Gaspedal senkte, kam ihm die Idee, die ihn vielleicht doch noch retten könnte. Eine minimale Chance, aber in einer solchen Situation musste er nach jedem Strohhalm greifen.

Deniers Augen waren eng zusammengekniffen, als sie die Edwardson Street hinunterfuhren.

Rechts und links wie an Schnüren aufgereihte Perlen die mondänen Geschäfte, in denen die Leute kauften, die in den Casinos Glück gehabt hatten. Die Verlierer verließen Atlantic City ohne Souvenir und Hoffnung. Kehrten zurück in die schlechten Wohngegenden, aus denen sie gekommen waren, um hier das Geld zu machen, das sie aus dem Elend des Alltags herausführen konnte.

Über zwei Kreuzungen war Mal Denier hinweggefahren, als er endlich das entdeckte, nachdem er die ganze Zeit Ausschau gehalten hatte.

Die Schnauze des Überlandtrucks war so sehr mit poliertem Chrom ausgestattet, dass der kleinste Lichtschein hundertfach reflektiert wurde. Und hier gab es so viel Licht, dass die entgegenkommenden Fahrzeuge vom blitzenden Chrom wie von einem zusätzlichen Scheinwerfer geblendet wurden.

Denier beugte sich nach rechts, um die Zigarette im Ascher zu zerquetschen. Mit einem Blick streifte er das breitflächige Gesicht des Killers, der neben ihm saß.

Mach keinen Fehler, Freundchen!, drückten die etwas zu eng beieinander stehenden Augen des Mannes aus. Ich blase dir auch hier im Wagen das Lebenslicht aus!

Wie er es fertigbrachte, den Gorilla anzugrinsen, wusste Denier selbst nicht. Er richtete sich steil auf und neigte den Oberkörper ruckartig nach vorn, um den festen Sitz seines Sicherheitsgurts zu prüfen. Fest schmiegte sich der Nylonstrang um seine Brust.

In zwei Sekunden lief sein ganzes Leben wie ein rasanter Film vor seinem geistigen Auge ab. Dann hatte sich Mal Denier dazu entschieden, auf die letzte Chance zu setzen.

Entschlossen trat er das Gaspedal bis zum Wagenboden durch. Der Kickdown-Effekt trat ein und katapultierte den silbergrauen Chevy wie ein Geschoss nach vorn.

Durch die plötzliche Beschleunigung wurden die beiden Killer in die Polster zurückgedrückt.

Mal Deniers Blick war starr und ausdruckslos auf die chromglänzende Schnauze des Trucks gerichtet.

Vor dem fürchterlichen Aufprall suchte sein Fuß die Bremse. Es war zu spät!

Dann explodierte ein orangefarbenes Feuerwerk vor seinen Augen. Er hörte noch das Kreischen von gestauchtem Blech, das Klirren zerberstender Scheiben und die dumpfe Explosion, als der randvolle Tank des silbergrauen Chevy explodierte.

Verstört saß der Fahrer des Trucks auf dem Bordstein. Mit reglosem Gesicht hatte er beobachtet, wie die Feuerwehr den Brand schnell unter Kontrolle gebracht, wie man die Insassen des Chevy in Blechwannen gelegt und abtransportiert hatte.

»Ich hatte keine Chance, Sergeant«, sagte der Fahrer erneut. »Er kam auf mich zu wie eine Rakete, Mann. Ein Verrückter. Vielleicht war er auch betrunken. Vielleicht wollte er sich umbringen. Ich hatte keine Chance.«

Dem Sergeant waren solche Situationen nicht neu. Er wusste, wie es in dem dunkelhaarigen Mann aussah, der eine mit Nieten beschlagene Lederjacke trug. Die Aussagen der vielen Zeugen deckten sich mit denen des Truckfahrers.

»Wir haben Ihre Company benachrichtigt«, sagte der Sergeant. »Sie sollen in ein Hotel gehen und versuchen, alles zu vergessen, und sich morgen melden, sobald Sie ausgeschlafen haben, okay?«

»Ein Betrunkener, ein Verrückter oder ein verdammter Selbstmörder«, murmelte der Truckfahrer dumpf.

Er erhob sich und holte die wenigen Sachen aus der zertrümmerten Führerhauskabine.

Die Nachricht von Mal Deniers Tod erreichte uns eine Stunde später. Die Kollegen aus New Jersey riefen an. Sie schilderten den Unfall in allen Einzelheiten und drückten uns ihr Mitgefühl aus, denn schließlich war Denier einer von uns aus dem Distrikt New York gewesen.

»War es wirklich ein Unfall?«, fragte ich.

»Er ist in einen Truck hineingerast und hat nicht einmal versucht zu bremsen. Zwei weitere Leute saßen bei ihm im Wagen. Beide trugen Waffen. Wir wissen noch nicht, wer sie sind.«

»Aber ihr werdet uns augenblicklich verständigen, sobald mehr bekannt...

Erscheint lt. Verlag 29.11.2022
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-3977-7 / 3751739777
ISBN-13 978-3-7517-3977-1 / 9783751739771
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