John Sinclair Sonder-Edition 195 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3992-4 (ISBN)
Sie hieß Elfie Gazzow, war Krankenschwester, und sie hatte drei Patienten die Kehle durchgeschnitten. Dafür hatte man sie rechtskräftig verurteilt. Doch Elfie, die auch bekannt war als 'die Frau mit den heilenden Händen' und tatsächlich Menschen geholfen hatte, fühlte sich unschuldig. Es gelang ihr zu fliehen, und sie kehrte zurück an den Tatort. Hier, im Krankenhaus, wollte sie furchtbare Rache nehmen für das vermeintliche Unrecht, das man ihr angetan hatte. Und ihr eines ihrer Opfer war ausgerechnet mein Boss, Sir James Powell ...
John Sinclair ist der Sohn des Lichts.
Der Kampf gegen die Mächte der
Finsternis ist seine Bestimmung.
Die
Krankenschwester
von Jason Dark
Sie hieß Elfie Gazzow, war Krankenschwester, und sie hatte drei Patienten die Kehle durchgeschnitten. Dafür hatte man sie rechtskräftig verurteilt. Doch Elfie, die auch bekannt war als ›die Frau mit den heilenden Händen‹ und tatsächlich Menschen geholfen hatte, fühlte sich unschuldig. Es gelang ihr zu fliehen, und sie kehrte zurück an den Tatort. Hier, im Krankenhaus, wollte sie furchtbare Rache nehmen für das vermeintliche Unrecht, das man ihr angetan hatte. Und ihr eines ihrer Opfer war ausgerechnet mein Boss, Sir James Powell ...
Von einem Augenblick zum anderen veränderte sich Mitchell Cramers Gesichtsfarbe. Der Teint des Zuchthausdirektors war nie besonders rosig gewesen, aber diese überfallartige Totenblässe konnte keinen natürlichen Ursprung haben.
Das wusste auch Cramer selbst, der sich plötzlich fühlte, als wäre er von zahlreichen Messern durchbohrt worden, die man von vier verschiedenen Seiten in seinen Körper gerammt hatte.
Er riss den Mund auf.
Er wollte schreien, das half immer irgendwie. Außerdem würde er seine Sekretärin im Vorzimmer alarmieren, denn er fühlte sich zu schwach, um die Telefonanlage in Betrieb zu setzen.
Cramer schrie nicht!
Die Schmerzen waren so stark, dass sie seine Kehle zuschnürten. Er saß auf dem Stuhl, hielt die Hände gegen den Magen gepresst und spürte den Schweiß, der in Strömen aus seinen Poren schoss.
Wie eine Figur saß er auf dem Stuhl. Den steifen Oberkörper nach vorn gedrückt. Die Luft noch immer anhaltend, denn auch das Atmen fiel ihm schwer.
In seinem Leib wühlte, kratzte und tobte es. Die Messer schienen sich in Rührwerkzeuge verwandelt zu haben, die sich pausenlos drehten.
Der Druck hinter seinen Augen war so stark geworden, als würden sie jeden Moment aus den Höhlen treten. Aus dem offenen Mund sickerte Speichel. Er fand den Weg über das Kinn des Mannes und tropfte schließlich auf das linke Hosenbein.
Dann ebbten die Schmerzen ab.
Cramer holte wieder Luft.
Im nächsten Augenblick erwischte es ihn erneut. Da raste die nächste Glutwelle durch seinen Körper, schoss hoch bis zur Kehle und erreichte den offenen Mund.
Eine dicke Flüssigkeit füllte den Mund, die genau in dem Augenblick hervorbrach, als der Oberkörper des Mannes nach vorn kippte.
Der Blutstrahl fegte aus dem Mund des Mannes und klatschte als rote Lache auf den Schreibtisch.
Das passierte in der Sekunde, als die Sekretärin die Tür zum Chefbüro öffnete ...
Elfie Gazzow kicherte, als ihr die Wärterin die Tür aufhielt. »Los, geh schon hinein!«
»Nein.« Die Gefangene blieb stehen.
»Soll ich Verstärkung holen?«
»Das brauchen Sie nicht, Mutter Teresa«, erwiderte Elfie kichernd und amüsierte sich über den roten Kopf der Wärterin. Sie wusste sehr genau, dass die Wärterin diesen Spitznamen nicht mochte. Damit konnte man sie wild machen, aber das hatte Elfie nicht vor, denn sie sagte nur: »Ich bin nicht mehr lange genug hier, um Verstärkung zu benötigen.«
»Die brauchst auch nicht du, sondern ich.«
»Auch nicht mehr.«
»Was soll das heißen, dass du nicht mehr lange genug hier bist?« Die Wärterin schaute die Gefangene scharf an. »Wirst du verlegt? Meinetwegen ...«
»Nein, das nicht. Ich komme frei.«
Mutter Teresa wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. »Was hast du da gesagt? Du kommst frei? Du, die Krankenschwester, die zugleich eine dreifache Mörderin ist?«
Elfie reckte ihr Kinn vor. »Ich habe kein Geständnis abgelegt.«
»Du warst es trotzdem.«
Elfie Gazzow hob die Schultern. »Wie du meinst, Mutter Teresa.« Dann hob sie den rechten Zeigefinger an und wirkte jetzt wie eine Lehrerin. »Aber du wirst erleben, dass man mich noch braucht. Sehr sogar, das garantiere ich dir.«
Die Wärterin hatte keine Lust mehr, mit dieser Person zu diskutieren. Sie mochte Elfie nicht, denn sie hatte bei ihr immer den Eindruck, dass sie ihr Person überlegen war. »Geh jetzt in die Zelle und halte Ruhe.«
»Gern.« Elfie spitzte die Lippen wie jemand, der einer anderen Person eine Kusshand zuwirft. Dann trat sie über die Schwelle, drehte sich aber nicht um und schreckte auch nicht zusammen, als hinter ihr die Tür mit einem lauten Geräusch zufiel.
Sie wusste genau, dass sie noch beobachtet wurde. Betont langsam drehte sie sich um und öffnete dabei ihren verschlissenen Bademantel, unter dem sie nackt war. So blieb sie gegenüber der Tür stehen, legte beide Hände unter ihre großen Brüste, präsentierte sie regelrecht, um sie dann schaukeln zu lassen. Sie wusste, dass die Wärterin darauf abfuhr. Zugeben würde sie es jedoch nicht. Sie war eine heimliche Beobachterin, die die eingesperrten Frauen lieber aus einem Versteck beim Duschen betrachtete.
Elfie gönnte ihr noch etwa fünf Sekunden den Anblick ihres Körpers, dann drehte sie sich wieder um. Die Wärterin würde davon träumen, mit der Gefangenen eine Nacht in der Zelle zu verbringen, allein, um dort die Freuden einer exklusiven Liebe zu erleben.
»Fuck me«, sagte Elfie nur und streifte den alten Bademantel völlig ab. Sie zog sich um. Die frische Wäsche hätte zu einer Oma gepasst, aber nicht zu einer dreißigjährigen Frau. Aber Dessous gab es im Knast nicht, und der sollte für Elfie Gazzow aufgrund von Indizienbeweisen für die nächsten zwanzig Jahre ihr Zuhause werden.
Angeklagt war die Krankenschwester Elfie Gazzow wegen dreifachen Mordes. Begangen an Patienten, für deren Wohl sie zu sorgen hatte. Den Männern waren die Kehlen mit einem scharfen Messer durchgeschnitten worden, und man hatte schließlich Elfie Gazzow als Täterin überführt und in den Knast gesteckt.
Eigentlich hätte man sie im Krankenhaus besser brauchen können als im Gefängnis. Elfie war ein Phänomen, sie war berühmt und als Frau mit den heilenden Händen im gesamten Land ein Begriff. Deshalb hatte ihr Prozess auch so hohe Wellen geschlagen. Es hatte viele Menschen gegeben, die auf ihrer Seite standen, auch jetzt noch, denn sie war ein wissenschaftliches Phänomen, wie einmal jemand zu ihr gesagt hatte. Das war nicht irgendjemand gewesen, sondern ein bekannter Professor, der sich über Elfies Heilungen nur hatte wundern können.
Zwei Wochen hatte sie schon in der Zelle verbringen müssen. Eine Woche davon mit einer anderen Gefangenen, einer älteren Frau, die nach zehn Jahren entlassen worden war. Völlig verbraucht, am Rande ihrer Kraft. Sie würde sich für den Rest ihrer Tage im normalen Leben nicht mehr zurechtfinden. Elfie würde es nicht so ergehen, das hatte sie sich fest vorgenommen, und das wusste sie auch.
Natürlich war auch im Knast bekannt, wer hier einsaß. Vom obersten Chef bis hin zur jüngsten Gefangenen hatte es sich herumgesprochen, und es gab zahlreiche Frauen, die engeren Kontakt zu Elfie suchten, um sich von ihr ihre Wehwehchen heilen zu lassen. Doch Elfie hatte sie allesamt abblitzen lassen. Sie wollte allein bleiben und in Ruhe gelassen werden, und sie war davon überzeugt, dass ihre Zeit kommen würde, so oder so.
Über die Unterwäsche hatte sie das graublaue Kittelkleid gestreift. Wie eine Putze sehe ich darin aus, dachte sie, als sie die obersten Knöpfe an der Leiste offen ließ, damit das Kleid nicht zu sehr spannte. In den Spiegel wollte sie nicht schauen, da würde sie sich nur noch mehr ärgern. Deshalb zog sie den Vorhang vor das Waschbecken, neben dem auch die Toilettenschüssel stand.
Heute ist Freitag, dachte sie. Und damit habe ich auch meine zweite Woche hier beendet. Es wird Zeit, dass etwas geschieht. Mehr als einen Monat wollte sie es in der Zelle nicht aushalten. Sie schaute zum Fenster, sah die Gitter, auch den bunten Vorhang, der aber war zurückgeschoben. Ihre ehemalige Zellengenossin hatte ihn genäht und angebracht.
Elfie konnte auf diese bürgerlichen Erinnerungen gut und gerne verzichten. Sie brauchte auch keine Bilder irgendwelcher Menschen, die ihr nahestanden. Sie war sich selbst genug, und sie hing gern ihren Gedanken nach. Das Alleinsein schreckte sie nicht. Es waren nur die Mauern und das vergitterte Fenster, das sie nicht mochte, aber das war ja nicht für ewig.
Etwas war anders – heute zumindest. Elfie spürte es genau. In ihrem Körper steckte die Unruhe. Das Kribbeln war wie eine Botschaft, und es hörte auch nicht auf. Es begann in den Füßen, stieg höher, wanderte bis zum Kopf, wo es sogar ihre Gedanken beeinflusste. Sie lächelte, aber sie fletschte dabei die Zähne, und so wirkte das Lächeln mehr wie das eines Raubtiers, das kurz davor stand, Beute zu reißen.
Sie ging hin und her.
Die Ausmaße der Zelle kannte sie genau. In einer Woche lernt man jeden Winkel kennen, wenn man allein ist. Außerdem hatte ihre Mitinsassin alles mitgenommen, was ihr gehörte. Elfie selbst wollte in diesen Raum nichts...
Erscheint lt. Verlag | 22.11.2022 |
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Reihe/Serie | John Sinclair Sonder-Edition |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead |
ISBN-10 | 3-7517-3992-0 / 3751739920 |
ISBN-13 | 978-3-7517-3992-4 / 9783751739924 |
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