?Trevellian an den Rollstuhl gefesselt: Action Krimi -  Franklin Donovan

?Trevellian an den Rollstuhl gefesselt: Action Krimi (eBook)

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2022 | 1. Auflage
140 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6567-4 (ISBN)
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Der Mann sah nicht aus wie ein besorgter Angehöriger. Eher wie ein Killer. Den meisten Besuchern auf der neurologischen Station des Mount Sinai Hospital konnte man ihre Gefühle auf dem Gesicht ablesen. Hoffnung. Verzweiflung. Trauer. Manchmal sogar eine Art von Galgenhumor. Aber dieser Bursche mit der Hakennase und dem fliehenden Kinn starrte vor sich hin wie ein Roboter. Wie eine Maschine. Eine Mordmaschine? Ich sah, wie er die Tür zum Raum N 101 öffnen wollte. Das Krankenzimmer, in dem Jonathan Moloney lag. Ein wichtiger Zeuge, mit dessen Hilfe das FBI dem Kranken des organisierten Verbrechens einige Fangarme abschlagen wollte. Ich wartete am anderen Ende des Flurs auf die Stationsschwester. Ob ich eingreifen sollte? Doch in diesem Moment kam eine ganze Besuchergruppe um die Ecke. Der Hakennasige ließ die Klinke der Tür wieder los, so ruckartig, als würde diese plötzlich unter Strom stehen. Er legte wohl keinen Wert auf unliebsame Zeugen. Mit schnellen Schritten entfernte er sich. Ich beschloß, ihn nicht aus den Augen zu lassen. Der Verdächtige hastete in einen Nebengang, und ich folgte ihm. Dann sah ich, wie er die Treppe hinauflief. Ich fluchte, es war für mich unmöglich, ihn weiter zu verfolgen. Denn ich, Jesse Trevellian, saß im Rollstuhl!

​Trevellian an den Rollstuhl gefesselt: Action Krimi


Franklin Donovan



Der Mann sah nicht aus wie ein besorgter Angehöriger. Eher wie ein Killer.
Den meisten Besuchern auf der neurologischen Station des Mount Sinai Hospital konnte man ihre Gefühle auf dem Gesicht ablesen. Hoffnung. Verzweiflung. Trauer. Manchmal sogar eine Art von Galgenhumor.
Aber dieser Bursche mit der Hakennase und dem fliehenden Kinn starrte vor sich hin wie ein Roboter. Wie eine Maschine. Eine Mordmaschine? Ich sah, wie er die Tür zum Raum N 101 öffnen wollte. Das Krankenzimmer, in dem Jonathan Moloney lag. Ein wichtiger Zeuge, mit dessen Hilfe das FBI dem Kranken des organisierten Verbrechens einige Fangarme abschlagen wollte.
Ich wartete am anderen Ende des Flurs auf die Stationsschwester. Ob ich eingreifen sollte? Doch in diesem Moment kam eine ganze Besuchergruppe um die Ecke. Der Hakennasige ließ die Klinke der Tür wieder los, so ruckartig, als würde diese plötzlich unter Strom stehen. Er legte wohl keinen Wert auf unliebsame Zeugen.
Mit schnellen Schritten entfernte er sich. Ich beschloß, ihn nicht aus den Augen zu lassen. Der Verdächtige hastete in einen Nebengang, und ich folgte ihm. Dann sah ich, wie er die Treppe hinauflief.
Ich fluchte, es war für mich unmöglich, ihn weiter zu verfolgen.
Denn ich, Jesse Trevellian, saß im Rollstuhl!
***
Grimmig hielt ich den linken Greifreifen meines Gefährtes fest und wendete, indem ich mit der rechten Hand Schwung gab. Eigentlich konnte ich schon ganz gut mit dem Rollstuhl umgehen.
Meine Gedanken wanderten zu einer Szene zurück, die ich erst vor wenigen Stunden erlebt hatte. Zusammen mit meinem Freund und Kollegen Milo Tucker hatte ich Jonathan D. McKee in seinem Büro im FBI-Gebäude gegenübergesessen. Als Special Agent in Charge ist er der Leiter des FBI Field Office New York. Und somit auch der Vorgesetzte von Milo und mir. Ein ernster, sehr bedachter Mann mit grauen Haaren, der bedingungslos hinter seinen Männern steht.
»Wir haben ein Problem im Fall Doohan«, hatte er zu uns gesagt und dabei seine schmalen Künstlerhände nachdenklich ineinander verschränkt. »Morgen früh läuft unsere Galgenfrist ab.«
»Galgenfrist, Sir?« wiederholte Milo verwundert.
»Vielleicht ist der Ausdruck etwas hart«, hatte unser Chef mit einem feinen Lächeln eingeräumt. »Aber wie Sie wissen, haben wir einen guten Zeugen für unsere Ermittlungen gegen Doohan. Und dieser Zeuge liegt im Hospital. Morgen früh wird er in eine Spezialklinik nach Maryland verlegt.«
»Moloney wäre ein guter Zeuge«, hatte ich bitter erwidert. »Wenn er endlich reden würde!«
Seit Monaten jagten Milo und ich hinter Pat Doohan her. Der gerissene Schwerverbrecher war einer der gefährlichsten Bosse der New Yorker Unterwelt. Er hatte die fast schon klassischen Bereiche Prostitution, Glücksspiel und Drogenhandel eisern im Griff. In seinem Bezirk war er ein kleiner König. Nie hatten wir ihm etwas nachweisen können. Bis er angeblich einen folgenschweren Fehler begangen hatte.
In einem Anfall von Jähzorn sollte Doohan eines seiner Bandenmitglieder eigenhändig erstochen haben. Einen gewissen Ray Martinez. Und dafür gab es einen Zeugen. Angeblich.
Und dieser angebliche Zeuge hieß Jonathan Moloney. Ein gelähmter Mann, der zur Zeit in der neurologischen Abteilung des Mount Sinai Hospital lag. Und immer noch schwieg wie eine Auster.
»Moloney redet nicht«, hatte Jonathan D. McKee noch einmal bestätigt. »Ich habe ihn selbst vernommen. Ihm jeden nur möglichen Zeugenschutz angeboten. Aber er will nichts gesehen haben.«
»Und was sollen wir nun tun, Sir?«
»Heute nacht ist unsere letzte Chance, Jesse. Wir müssen sein Vertrauen gewinnen. Aber sobald er auch nur das Wort FBI hört, fällt bei ihm die Klappe. Deshalb sollten Sie beide seine Nähe suchen. Im Krankenhaus. Einer als Mitpatient, einer als Pfleger.«
»Wird Moloney von unseren Kollegen bewacht?« hatte sich Milo erkundigt.
»Eben nicht. Das wäre für Doohan der beste Beweis, daß wir ahnen, wie wichtig dieser Zeuge für uns ist. Er ist einer der gerissensten Verbrecher in New York. Und er hat seine Komplizen und Spitzel überall. Deshalb müssen wir sehr vorsichtig sein. Das gilt vor allem für denjenigen von Ihnen, der sich als ›Zimmerkollege‹ in Moloneys Krankenzimmer begibt.«
»Wieso?«
»Weil auch ein Arzt oder jemand vom Pflegepersonal mit den Gang stern unter einer Decke stecken kann, Milo. Also muß der G-man, der in Moloneys Zimmer liegt, absolut echt wirken.«
»Das bedeutet…«
»Das bedeutet, er muß auch wirklich gelähmt sein.«
***
»Da sind Sie ja, Mr. Trevellian!«
Schwester Anastasia erwartete mich vor Zimmer N 101. Anklagend hatte sie die Fäuste in ihre massigen Hüften gestemmt. Ihre gewaltige Nase zeigte so drohend auf mich wie ein arabischer Krummdolch. Dabei deutete ihr Name eher auf eine russische Herkunft hin. Und mit ihrer stämmigen Figur sah sie eher aus wie ein säbelbeiniger Kosak als wie eine grazile Bauchtänzerin. Nur ihr Bartwuchs war nicht ganz so stark wie bei einem dieser wilden Reiter.
Ich kam reifenquietschend auf sie zugerollt. »Ich habe mir etwas Bewegung verschafft, Schwester.«
Mit diesen Worten blickte ich zu ihr auf. Es war ungewohnt, sich plötzlich mit allen Leuten aus der ›Froschperspektive‹ unterhalten zu müssen. Mir tat schon der Nacken weh. Und dabei saß ich erst einige Stunden im Rollstuhl.
»Wissen Sie, was eine Spinalanästhesie ist?« hatte mich Doc Reiser gefragt. Der FBI-Arzt, den wir wegen seines kantigen Kopfes ›Bulldog‹ nennen, hatte mich mit einer simplen Spritze von einem durchtrainierten G-man in einen Rollstuhlfahrer mit gelähmten Beinen verwandelt. Wenn auch nur auf Zeit.
»Sie werden es mir sicher gleich verraten, Doc.«
»Ich spritze Ihnen ein Betäubungsmittel in ihren spinalen Subarachnoidalraum…«
»Wohin?«
»Vergessen Sie's, Trevellian. Jedenfalls an eine Stelle, die Sie im Spiegel niemals sehen können, okay? Dadurch wird eine Nervenblockade ausgelöst. Sie wird etwa vierundzwanzig Stunden anhalten und Ihre beiden Beine vollständig lähmen.«
»Und danach?«
»Danach können Sie wieder laufen«, hatte mich der Doc beruhigt und die Spritze aufgezogen. »Außer natürlich, wenn ich jetzt einen Fehler mache…«
Schwester Anastasia riß mich unsanft aus der Erinnerung, indem sie die hinteren Schiebegriffe meines Rollstuhls packte. Und mich in das Zimmer N 101 schob, als wenn es auf die Bobrennbahn gehen würde.
»Ich kann selber fahren, Schwester…«
»Pappalapapp, Mr. Trevellian! Soviel Zeit habe ich nicht!«
Mit radierenden Reifen bremste sie mein Gefährt neben dem Bett, das näher am Fenster stand. Ich warf einen unauffälligen Blick auf Jonathan Moloney. Der Mordzeuge betrachtete mich uninteressiert über den Rand der ›New York Post‹ hinweg. Er war ein älterer Mann mit einem Kranz grauer Haare am Hinterkopf. Durch die faltige Haut unter seinem Kinn sah er aus wie ein Truthahn.
»Guten Abend, Sir«, begrüßte ich ihn.
Er zwinkerte und brummte etwas Unverständliches.
Das konnte ja heiter werden.
Schwester Anastasia packte mich unter den Armen wie ein japanischer Sumoringer seinen Gegner. Dann hob sie meinen Oberkörper auf das Bett und warf meine gefühllosen Beine hinterher. Es war beklemmend. Ich spürte wirklich überhaupt nichts, vom Nabel an abwärts. Ich hoffte stark, daß sich ›Bulldog‹ Reiser mit der Spritze nicht verhauen hatte.
Die säbelbeinige Kosakin warf die Bettdecke über mich wie ein Leichentuch. »Jetzt bleiben Sie schön im Bett, Mr. Trevellian. Kapiert? Der Pfleger hat Ihre Kleidung und persönlichen Dinge schon in den Spind geräumt. In den rechten. In einer Viertelstunde gibt es Dinner. Und später wird der Doc noch nach ihnen sehen.«
Ich ließ mich mit einem leidenden Ausdruck im Gesicht in die Kissen fallen. Wenn diese Person so weitermachte, würde ich mich wirklich krank fühlen. Dabei war ich doch nur da, um einen Mordzeugen zu beschützen. Und vielleicht zum Reden zu bringen…
Die Tür krachte hinter der Schwester zu.
Ich betrachtete den Raum. Er unterschied sich in nichts von tausend anderen Patientenzimmern überall in den Vereinigten Staaten. Die Wände waren lindgrün gestrichen. An der Schmalseite hatte jemand einen Kunstdruck aufgehängt, der wohl das Empire State Building darstellen sollte. Zwischen den beiden Betten befand sich eine Sichtblende, wie in amerikanischen Krankenhäusern üblich. Der unvermeidliche Fernseher war fest an der Wand installiert und lag gut im Blickfeld. Die Tür zum Flur war unmittelbar neben Moloneys Bett. Daneben führte eine weitere Tür ins Bad.
»Ich heiße Jesse Trevellian«, sagte ich zu meinem Mitpatienten, den ich wegen der Sichtblende nicht sehen konnte.
»Jonathan Moloney«, erwiderte er mürrisch. »Man nennt mich auch den hoffnungslosen Fall. Sie werden nicht lange Freude an mir haben, junger...

Erscheint lt. Verlag 22.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-6567-X / 373896567X
ISBN-13 978-3-7389-6567-4 / 9783738965674
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