Darksides of a Rathaus -  Vincent Law

Darksides of a Rathaus (eBook)

Ein Ex-Justiziar klärt auf

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
134 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-9450-5 (ISBN)
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Nichts sollte im Verborgenen bleiben, selbst wenn die Fälle einen schlechten Ausgang hatten oder mit unangenehmen Nebenwirkungen behaftet waren. Der Autor mit dem Pseudonym Vincent Law hat bei seiner Arbeit als Justiziar einer Stadt viele Geschichten erlebt, die nie öffentlich wurden oder später geschönt dargestellt worden sind. Mit seinem zweiten Buch klärt er über die Hintergründe von unterschiedlichen Fällen auf, versucht der 'Wahrheit' etwas näher zu kommen und zeigt damit auch die Schattenseiten einer Stadtverwaltung auf.

Der Justitiar im Ruhestand begann seine Berufslaufbahn als Rechtsanwalt in drei Städten Nordrhein-Westfalens bis er in die Dienste einer Stadtverwaltung trat. Dort war er 32 Jahre Rechtsamtsleiter und gleichzeitig jahrelang Leiter des Bauaufsichts- und Bauverwaltungsamtes sowie des Ordnungsamtes. Über viele Jahre bekleidete er dabei auch die Funktion des Antikorruptions- und Extremismusbeauftragten. Das vorliegende Buch basiert auf den umfangreichen Erfahrungen des Autors und den facettenreichen Ereignissen seines Berufsalltags. In über 130 Kurzgeschichten beschreibt er Fälle aus verschiedenen Ämtern einer Stadtverwaltung.

II. Fehlverhalten von Vorgesetzten


1. Brüllen und Einschüchtern
Herr Hinze

Herr Hinze war von Natur aus eher klein gewachsen, was wohl auch sein späteres Verhalten gegenüber den ihm unterstellten Mitarbeitern begründen könnte. Nach einer freiberuflichen Tätigkeit kam er zur Stadtverwaltung in vorgesetzter Position. Allen gegenüber, die es hören sollten, erzählte er, dass er nun seinen Traumjob gefunden habe. Sogleich nach Dienstantritt wollte er einen anderen Führungsstil bei seinen Mitarbeitern einführen. Zum Beispiel Antworten wie »das geht so nicht« oder »das haben wir noch nie so gemacht« gab es für ihn nicht. »Sie sollen mir vorher erst einmal eine mögliche Lösung des Problems anbieten«. Gut so, wenn es bei einem derartigen Optimierungsstreben geblieben wäre.

Im Laufe der Zeit zeigte sich jedoch, dass Herr Hinze auch rechthaberisch, laut und verletzend werden konnte. In Besprechungen war nur sein Wort maßgebend, andere Meinungen wurden teils barsch und beleidigend niedergemacht. So verbreitete sich mit der Zeit Angst unter den Mitarbeitern mit der Folge, dass sie bei der Ausübung ihrer Aufgaben persönliche Nachteile befürchten müssen, wenn sie der Meinung des Herrn Hinze widersprechen oder sich gegen diesen erheben würden. Wer einmal die Wutausbrüche des Herrn Hinze erleben durfte, wusste, dass mit diesem keinesfalls zu scherzen war, wenn man weiter einen angenehmen Tag erleben wollte.

Zum Beispiel wurden zwei Mitarbeiter einmal um 18:00 Uhr auf dem Gang in den Feierabend lauthals von ihm angebrüllt, weshalb sie schon Dienstschluss machen würden während andere Mitarbeiter noch die abendliche Ratssitzung vorbereiten müssten. Die beiden Mitarbeiter waren völlig konsterniert zumal sich dieses Gebrüll im engen Aufzug abspielte und sie sich der Rechtmäßigkeit ihres Handels (Dienstschluss für »normale« Mitarbeiter war um 18:00 Uhr) sicher waren. Jedoch sofort zu Dienstbeginn des folgenden Tag suchte er die beiden Mitarbeiter einzeln auf und entschuldigte sich für sein gestriges Verhalten mit den Worten:»Er habe sich zwischenzeitlich erkundigt und erfahren, dass die beiden Mitarbeiter korrekt bereits ab 18:00 Uhr in den Feierabend gehen durften«. Gerade dieses Beispiel zeigt aber, dass Herr Hinze sehr launisch, wechselhaft und unberechenbar war, letztlich aber über seinen Schatten springen konnte, wenn er eine Ungerechtigkeit erkannte.

Bei einem anderen Fallbeispiel brüllte er einen Mitarbeiter derart laut an, dass seine Sekretärin im Nebenraum zitterte, insbesondere als Herr Hinze beim Zuschlagen seiner Bürotür diesem auch noch hinterher schrie: »Ich will sie hier nie wieder sehen«. Nur eine viertel Stunde später bestellte er denselben Mitarbeiter wieder mit einem Kollegen zu sich und suchte völlig ruhig nach der Lösung des Problems. Es gäbe sicherlich noch viele »schmutzige Wäsche« über diesen Vorgesetzten zu erzählen, der besonders auch weibliche Mitarbeiter bis zu deren Tränenausbrüchen reizte.

Schließlich sollte jedoch eine Begebenheit nicht unerwähnt bleiben, um das Charakterbild des Herrn Hinze abzurunden. Als Herr Hinze einmal mit dem Ergebnis eines Gutachtens nicht einverstanden war, konnte er dessen Verfasser krankheitsbedingt nicht erreichen, sondern lediglich Tags darauf dessen Stellvertreter. Nach unflätigen Brüllattacken diesem gegenüber sagte er wörtlich: »Wenn ich sie gestern erwischt hätte, hätte es wahrscheinlich im Rathaus den ersten Fenstersturz gegeben«. Diese massive Drohung geschah natürlich ohne Zeugen, verfehlte jedoch keineswegs ihre Wirkung. Bei dem angebrüllten Mitarbeiter hatte es sich zum Glück aber um eine psychisch gefestigte Persönlichkeit gehandelt, die dieser Brüllattacke ohne weiteres standhalten konnte.

Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte das Gebrüll und die Einschüchterung einen ganz andere Ausgang haben können wie z.B. bei dem Fahrer desselben Schreihalses. Dieser Fahrer hatte für seinen Dienstherrn alles getan, stand diesem jederzeit für jedwede Dienste zur Verfügung (z.B. Botentätigkeiten und Reifenwechseln). Nur wegen einer Nichtigkeit wurde auch er plötzlich Opfer dieser unberechenbaren Attacken und verstand die Welt nicht mehr. Er musste sich letztlich aufgrund dieses Vorfalls in ärztliche Behandlung begeben und konnte wegen seiner starker Angstzustände ab jetzt nicht mehr in die Nähe des Rathauses gehen, solange dort dieser Schreihals noch im Dienst war.

Nach Jahren merkten jedoch nicht nur die Mitarbeiter des Herrn Hinze, sondern auch seine Partei, die Herrn Hinze seinerzeit die herausragende Position verschafft hatte, dass dieser das »falsche« Stadtoberhaupt war und stellten ihn nicht mehr zur Wiederwahl als Bürgermeister auf. Dem steht jedoch nicht entgegen, dass der nicht wiedergewählte Herr Hinze tatsächlich so manches in der Verwaltung vorangetrieben hatte, dagegen jedoch auf der zwischenmenschlichen Seite sein Führungsverhalten als Vorgesetzter für die meisten Mitarbeiter unerträglich war.

2. Merkwürdige »Um- und Absetzungen« in der Verwaltung

Exkurs: Eine »Umsetzung« unterscheidet sich von einer »Versetzung« und »Abordnung« folgendermaßen: Bei einer »Versetzung« verlässt der betreffende Mitarbeiter die Dienststelle (Stadtverwaltung) für immer zu einer anderen Dienststelle. Bei einer »Abordnung« verlässt der Mitarbeiter die Dienststelle für einen bestimmten Zeitraum mit dem Anrecht zu seiner vorherigen Dienststelle zurückkehren zu dürfen. Dagegen verlässt der Mitarbeiter bei der »Umsetzung« nicht die Dienststelle, sondern wird innerhalb der Stadtverwaltung in ein anderes Amt oder Abteilung umgesetzt bzw. ihm werden damit andere Aufgaben zugewiesen. In den folgenden Fällen blieben die jeweiligen Mitarbeiter dem Verwaltungsgefüge der Stadtverwaltung erhalten, so dass hier »Umsetzungen« vorlagen.

a) Herr Reinicke

Herr Reinicke war ein begeisterter Fußballspieler, Fan eines lokalen Fußballvereins und brachte es neben seiner Arbeit bei der Stadtverwaltung sogar in den Vorstand seines Vereins. Sein Hobby ließ sich mit seiner Arbeitszeit gut vereinbaren, da seine Aktivitäten für den Verein in der Freizeit statt fanden. Eines Tages jedoch, er war im Bereich der Verwaltungsspitze tätig, sollte er an einem Samstag dienstlich eingesetzt werden. Hierbei sollte er als Busbegleiter für eine Fahrt, nach dem Motto »eine Stadt geht auf Reisen«, zur Verfügung stehen.

Da von jeder Abteilung der Stadtverwaltung für diese Sonderaktion Mitarbeiter abgestellt wurden, sollten gerade die wenigen Mitarbeiter der Verwaltungsspitze hierfür eine Vorbildfunktion besitzen. Herr Reinicke sah sich aber gerade für diesen Samstag in einem persönlichen Konflikt, da er genau an diesem Tag für seinen Verein unterwegs sein sollte. Lange vor dem Reisetermin suchte er deshalb seine Vorgesetzte auf und bat um Entbindung von dieser Aufgabe. Diese sah jedoch für die Abwesenheit des Herrn Reinke keinen wichtigen Grund und verdonnerte ihn zur Teilnahme an der Bustour. Herr Reinicke fühlte sich ungerecht behandelt, gab er sonst doch alles für diese Abteilung, nur an diesem Samstag hatte er eben gerade etwas Wichtigeres vor. Der Reisetag rückte näher und ein Tag zuvor meldete sich Herr Reinecke plötzlich telefonisch krank. Die Vorgesetzte war darüber sehr erbost, da er zuvor nie krank war und sie jetzt kurzfristig für einen Ersatzbusbegleiter sorgen musste.

Die Fahrt fand zwar auch ohne Herrn Reincke statt, er musste jedoch sofort am Montag nach seiner Genesung zu seiner Vorgesetzten zum Rapport. Dabei eröffnete sie ihm wie wichtig ihr die Teamfähigkeit ihrer Abteilung sei und besonders ihr Bereich häufig als Vorbild hinsichtlich der Dienstauffassung und Dienstbereitschaft für andere Bereiche angesehen würde. Kurzum sie eröffnete ihm, dass er nicht mehr in ihr Team passe. Noch am selben Tag veranlasste sie deshalb, dass Herr Reinicke eine gerade freigewordene Sachbearbeiterstelle im Sozialamt übernehmen musste. Herr Reinicke war völlig überrascht, hatte er doch einen Attest seines Arztes vorgelegt, der ihn für Freitag und Samstag krank geschrieben hatte. Da Herr Reinicke mit der ihm übertragenen Aufgabe im Sozialamt keinesfalls einverstanden war, bewarb er sich schon nach kurzer Zeit für eine andere Stelle außerhalb der Dienststelle.

Nach wenigen Jahren, als seine ehemalige Vorgesetzte die Stadtverwaltung ebenfalls verlassen hatte, bewarb er sich erneut zurück zur Stadtverwaltung, und zwar in die Finanzabteilung. Jedoch auch hier erlebte er wenig später, wie ihm eine dort bereits zugesagte, höher dotierte Stelle, kurzfristig doch nicht gegeben wurde. Daraufhin verließ Herr Reinicke die Stadtverwaltung, dieses Mal allerdings endgültig, ohne dieser nur eine Träne nach zu weinen.

b) Herr...

Erscheint lt. Verlag 18.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-7568-9450-9 / 3756894509
ISBN-13 978-3-7568-9450-5 / 9783756894505
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