Dream and Dare (eBook)
304 Seiten
Forever (Verlag)
978-3-95818-730-6 (ISBN)
Sarah Stankewitz lebt mit ihrem Freund in einer kleinen Stadt am Rande von Brandenburg. Seit ihrem Debütroman im Januar 2015 lässt sie ihrer Fantasie freien Lauf und ist immer wieder auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen. Musik, Kerzen und ein bequemer Arbeitsplatz dürfen im Hause der Autorin ebensowenig fehlen wie eine leckere Tasse Kaffee. Ihre Geschichten spiegeln das wider, was sie sich stets von einem guten Roman erhofft: Liebe, Leidenschaft und eine Prise Humor.
Sarah Stankewitz lebt mit ihrem Freund in einer kleinen Stadt am Rande von Brandenburg. Seit ihrem Debütroman im Januar 2015 lässt sie ihrer Fantasie freien Lauf und ist immer wieder auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen. Musik, Kerzen und ein bequemer Arbeitsplatz dürfen im Hause der Autorin ebensowenig fehlen wie eine leckere Tasse Kaffee. Ihre Geschichten spiegeln das wider, was sie sich stets von einem guten Roman erhofft: Liebe, Leidenschaft und eine Prise Humor.
Kapitel 1
Isaac
Früher fand ich die Vorstellung, in einer ausgebuchten Halle zu spielen, immer überwältigend. Vor allem, wenn über zwanzigtausend Menschen in diese Halle passen und nur darauf warten, dass du zurück auf die Bühne kommst. Die Wahrheit ist: Im Grunde genommen fühlt es sich jedes Mal gleich an, wenn wir auftreten. Der Adrenalinspiegel steigt nicht exponentiell mit der Größe der Crowd an. Zumindest nicht bei mir.
Nach dem fünften Song habe ich mein Shirt ausgezogen und in die Menge geschmissen, wie jedes Mal, wenn wir auftreten. Das Kreischen der jungen Frau, die es aufgefangen hat, übertönte selbst den Sound meiner E-Gitarre. Entweder wird sie das Teil für verdammt viel Kohle auf eBay verscherbeln oder jeden Abend damit ins Bett gehen und daran riechen. Ihrer Euphorie nach zu urteilen eher Letzteres. Sie stand in der ersten Reihe und hat jeden einzelnen Song aus voller Kehle mitgesungen, als wäre sie bei einer Audition und müsste ihr Können unter Beweis stellen. Sie ist süß und entspricht mit ihren blonden Locken, den vollen Wangen und den sinnlichen Lippen vollkommen meinem Beuteschema. Vielleicht habe ich Glück und sehe sie nach dem Konzert auf der Aftershowparty. Mein letzter One-Night-Stand ist schon ziemlich lange her, weil die vergangenen Wochen ein einziges Gehetze waren. Wir sind gerade von unserer zwanzigtägigen Englandtour nach Hause gekommen, und das ist der vorletzte Gig vor unserer Pause. Und wie könnte man eine epische Reise besser beenden als in der Stadt, in der alles angefangen hat? London hat uns groß gemacht.
Unser Bandmanager Robert tritt aus dem Backstagebereich auf uns zu und reicht jedem ein schwarzes Handtuch. Dankbar nehme ich es entgegen, wische mir damit den Schweiß aus dem Nacken und werfe es achtlos auf den Boden. Anschließend schnappe ich mir eine Bierflasche aus dem Kasten neben der Treppe, öffne sie mit den Zähnen und spucke den Kronkorken zur Seite. Der herbe Geschmack von Hopfen verteilt sich auf meiner Zunge. Normalerweise trinke ich nicht vor oder während eines Gigs, aber die Show ist so gut wie vorbei, und ich bin in Feierstimmung. Ein Bier wird schon nicht schaden.
»Der Gig war unglaublich, Jungs. Aber jetzt solltet ihr wirklich noch mal hoch für eine zweite Zugabe. Die Leute weigern sich partout, den Saal zu verlassen, und die Veranstalter scharren schon mit den Hufen. Die Fans werden erst Ruhe geben, wenn ihr ihren Lieblingssong gespielt habt.« Die braunen Augen unseres Managers strahlen hinter seinen Brillengläsern mit den Scheinwerfern um die Wette. Robert Hall sieht in seinem geschniegelten Anzug auf den ersten Blick aus wie ein Büroheini, der anderen Leuten Kredite und unnötige Fonds aufs Auge drückt, aber in ihm schlägt das Herz eines Rockstars. Wie in jedem von uns. Durch unsere Venen fließt Musik, seit wir denken können, und zusammen bringen wir seit Jahren die Bühnen der Welt zum Brennen. Heute ist es besonders krass. Wie ein Erdbeben, das von Sekunde zu Sekunde stärker wird.
»Wir gehen zuerst raus«, antwortet Connor unserem Manager. Er ist nicht nur der beste Drummer, den man sich vorstellen kann – und damit meine ich, dass er sogar mit Travis fucking Barker mithalten kann –, er ist auch mein bester Kumpel seit der Kindheit. Seine schwarzen Haare hängen ihm schweißnass in die Stirn, und er dreht den Drumstick in seiner Hand permanent hin und her. Man sieht, dass es ihn in den Fingern juckt und er dringend ein weiteres Mal raus will.
Ich verstehe ihn. Da oben zählt nur die Musik, sonst nichts. Die Bühnenshow ist zwar auch ganz gut, aber sie ist mehr ein nettes Accessoire. In unserem Alltag müssen wir uns viel zu oft mit nervigen Dingen beschäftigen, für die wir nie unterschrieben haben. Interviewtermine, Benefizgalas, irgendwelche Revealpartys von anderen Künstlern, die wir nicht mal richtig kennen. Aber auf der Bühne können wir einfach nur Musiker sein, mit Herz und Seele. Klingt kitschig und ist auch kitschig. Mein Vater würde ausflippen, wenn er meine Gedanken lesen könnte.
»Dann raus mit euch!«, scheucht Robert die anderen auf die Bühne. Louis, unser Bassist, salutiert wie ein abgerichteter Soldat und schenkt mir anschließend ein bekifftes Lachen. Während sich andere erst nach einer erfolgreichen Show die Birne zuknallen, steht er darauf, schon vorher Gas zu geben. Er behauptet, auf Pot besser spielen zu können, und weil er bis jetzt noch nie Probleme gemacht hat, lassen wir ihn gewähren.
Ich gebe erst Connor, dann Louis einen Fistbump, bevor ich David, unserem Keyboarder, auf die Schulter klopfe. Er feiert die ganze Aufmerksamkeit am allerwenigsten. Das Rampenlicht hasst er, dafür liebt er die Musik umso mehr. David ist introvertierter als eine scheue Maus, und wir müssen ständig darauf achten, dass es ihm nicht zu viel wird. Manchmal lassen wir uns eine Ausrede einfallen, wieso er zu Terminen nicht erscheint, damit er sich und seine sozialen Akkus aufladen kann.
Meine Bandkollegen rennen die eiserne Treppe hoch, die zur Bühne des frisch gebauten Starfall-Konzertsaals führt, und sofort rasten die Leute vollkommen aus. Keine Ahnung, ob ich es mir nur einbilde, aber der Boden unter meinen schwarzen Boots scheint wirklich zu vibrieren. Die Crowd ist hungrig, und fuck, ich bin es auch.
Wir werden einen letzten Song spielen: unseren ersten Hit »November Nights«, mit dem wir unseren großen Durchbruch hatten. Vor vier Jahren hatten wir gerade eintausend monatliche Hörer auf Spotify und sind nur in kleineren Clubs und Bars in und um London aufgetreten. Inzwischen folgen uns auf Spotify über drei Millionen Menschen, und wir dürfen Hallen wie diese einweihen. Das Starfall wurde erst vor zwei Wochen offiziell fertiggestellt, und wir sind die erste Band, die diese Bühne betreten durfte. Und trotzdem bleibt die Überwältigung, die ich darüber spüren sollte, aus. Scheiße, ich sollte wirklich dankbarer sein, oder? Aber Dankbarkeit auf Knopfdruck liegt mir nicht. Zu Beginn unserer Karriere war ich dazu noch in der Lage, aber inzwischen bin ich abgestumpft.
Ich checke meine Ohrstöpsel und schließe kurz die Augen. Dort oben, hinter der Leinwand mit unserem Logo, wird die Meute immer lauter und ungeduldiger. Ich liebe es, sie ein bisschen zappeln zu lassen.
Connor schenkt mir am Schlagzeug einen Trommelwirbel, woraufhin meine Mundwinkel leicht zucken. Der Scheißkerl weiß, wie sehr ich einen großen Auftritt liebe. Nachdem ich einen letzten Schluck von meinem Bier genommen habe, renne ich ebenfalls die Treppe hinauf und betrete die Bühne. Nebel wabert über den Boden und hüllt mich innerhalb von Sekunden komplett ein. Mein Auftauchen lässt die Menge noch mehr ausflippen, und als ich ans Mikrofon trete, höre ich, wie die Leute meinen Namen rufen.
Isaac. Isaac. Isaac.
Es klingt wie eine gesprungene Schallplatte. Sollte ich jemals einen so krassen Absturz haben, dass ich meinen eigenen Namen nicht mehr kenne, gibt es da draußen Tausende Menschen, die mich an ihn erinnern werden. Es hat definitiv seine Vorteile, berühmt zu sein.
»Hey, London!«, raune ich ins Mikrofon. »Habt ihr immer noch nicht genug?«
Als Antwort erhalte ich tosenden Applaus. Im selben Moment fangen meine Jungs an, das Intro von »November Nights« zu spielen, woraufhin die Stimmung endgültig überkocht.
»Wir haben noch einen letzten Song für euch dabei!« Mein Blick zieht über das Publikum. Die Scheinwerfer im Saal verwandeln die Meute in einen Pulk aus blauen Männchen, die alle zu uns aufblicken. Zu mir aufblicken. Auch wenn ich mich nie als Frontmann von Crashing December gesehen habe, bin ich es im Laufe der Jahre geworden. Wir alle sind gleich wichtig für unsere Musik. Jeder von uns ist ein Puzzleteil, das die anderen perfekt ergänzt. Aber für die Leute da unten ist es anders. Unsere Fans lieben Con, David und Louis, aber mich vergöttern sie. Ihre Worte, nicht meine. Auch nach all den Jahren weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Meistens genieße ich diese Aufmerksamkeit, aber manchmal wächst sie mir über den Kopf.
Ich schnappe mir meine Gitarre vom Boden, lege den Gurt um und schließe die Augen. Ab jetzt blende ich alles um mich herum aus. Die Leute sind immer noch da unten, aber für mich zählt während eines Songs nur das, was hier oben auf der Bühne abgeht. Connor hämmert wie ein Irrer auf sein Schlagzeug ein, und die anderen begleiten ihn in perfekter Harmonie. Shit, sie sind gut. Richtig gut. Jetzt liegt es an mir, mit ihnen mitzuhalten. Jeder Einzelne von uns hat es drauf, aber erst zusammen werden wir phänomenal.
Meine Augen halte ich geschlossen, während ich näher ans Mikro trete, den ersten Akkord auf meiner Gitarre greife und auf meinen Einsatz warte. Dann gerate ich in einen Rausch. Meine Finger tanzen über die Saiten, während ich die erste Zeile unseres Nummer-eins-Hits ins Mikrofon schmettere. Der Saal bebt, während ich in jede Note mein ganzes Gefühl lege. Diese Lieder, diese Musik, all das ist inzwischen Teil meiner DNA.
Der Schweiß rinnt mir über den nackten Oberkörper, während ich nach dem zweiten Chorus ein Gitarrensolo hinlege. Meine Finger werden eins mit der Gitarre, meine Sinne schärfen sich. Ich rieche eine Mischung aus Schweiß, Aftershave,...
Erscheint lt. Verlag | 16.3.2023 |
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Reihe/Serie | Faith-Reihe | Faith-Reihe |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Beeinträchtigung • Bloggerin • Bookstagram • Booktok • Deutsche Autorin • dramatisch • Gefühl • Haters to lovers • Inklusion • Junge Erwachsene • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • London • Lovestory • Lyx • Musik • Mutismus • Neuanfang • New Adult • Reihe • Rockstar • Romance • TikTok |
ISBN-10 | 3-95818-730-7 / 3958187307 |
ISBN-13 | 978-3-95818-730-6 / 9783958187306 |
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