Windstärke Tod (eBook)

Die WaPo Cuxhaven ermittelt | Küstenkrimi-Spannung nicht nur für den Nordseeurlaub

***

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2971-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Windstärke Tod -  Bente Storm
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Ausgerechnet an ihrem freien Tag stößt die junge Wasserschutzpolizistin Agatha Christensen auf eine Leiche. Der Tote ist Gunther Fluth, ein Mediator, der im erbitterten Streit rund um einen Offshore-Windpark vermitteln wollte. Mögliche Verdächtige gibt es also zuhauf. Zuständig für die Ermittlungen ist Polizeiobermeister Victor Carvalho von der Kripo, doch Agatha stellt ihre eigenen Nachforschungen an - gegen alle Widerstände. Als ein weiterer, politisch höchst brisanter Mord geschieht, wächst der Druck auf Victor, und er ist mehr denn je auf Hilfe angewiesen. Auch wenn er es nicht zugeben würde, kommt ihm da Agathas kriminalistischer Eifer gerade recht; um den Zusammenhang zwischen den Verbrechen zu erkennen und ihnen so schnell wie möglich ein Ende zu setzen, aber nicht nur deshalb ... 

Bente Storm ist ein Pseudonym, hinter dem sich die Bestsellerautorin Anja Goerz und der Autor Eric Niemann verbergen. Sie haben sich in einem Schreibcamp an der Mecklenburgischen Seenplatte kennengelernt und seitdem im norddeutschen Raum gemeinsam Spuren hinterlassen. Nach kriminellen Stationen auf Sylt und in Lübeck, in Flensburg und Helgoland haben sie nun in Cuxhaven eine neue Heimat gefunden. Neben Kriminalromanen schreiben die beiden auch Sachbücher, Hörspiele und Thriller.

Bente Storm ist das Pseudonym zweier erfolgreicher Autoren. Sie haben sich in einem Schreibcamp an der Mecklenburgischen Seenplatte kennengelernt und seitdem im norddeutschen Raum gemeinsam Spuren hinterlassen. Nach kriminellen Stationen auf Sylt und Lübeck, in Flensburg und Helgoland haben sie nun in Cuxhaven eine neue kriminelle Heimat gefunden. Neben Kriminalromanen schreiben die beiden auch Sachbücher, Hörspiele und Thriller.

6


Dienstagvormittag, 9:40 Uhr 

Victor lief seiner Mutter im Eingang des Restaurants in die Arme, und die war nicht gerade begeistert darüber, dass ihr ältester Sohn schon wieder den familieneigenen Betrieb verlassen wollte. 

»Por amor de Deus! Heute Mittag kommt eine Reisegruppe aus Bremen, wer hilft mir bei den Kartoffeln für die caldo verde?«, hatte sie geklagt. Aber als er ihr einen Abschiedskuss aufdrückte, konnte sie schon wieder lächeln und vergaß auch nicht, ihm eine Pastel de Belém einzuwickeln und in die Hand zu drücken. 

Das Hotel Cuxland, in dem er Helene Hollstein treffen sollte, lag in Duhnen, direkt am langen, flachen Sandstrand. Der geschwungene weiße Bau erstreckte sich zwischen Promenade und Straße auf einer beachtlichen Länge. Hier war immer eine Menge los, die Touristen liebten die Strände des Nordseeheilbads und die Cafés hinter dem Deich. Romantische kleine Hotels, seit Generationen von ein- und derselben Familie geführt, standen hier genauso wie das Fünfsternehotel Cuxland mit seinen Skysuiten und dem kleinen Hallenbad, das erst vor einigen Jahren komplett zu einer Spa-Oase umgebaut und modernisiert worden war. Richtig voll wurde es einmal im Jahr, wenn genau hier bei Ebbe das Duhner Wattrennen ausgetragen wurde, das weltweit einzige Pferderennen auf dem Meeresboden.

Victor selbst war dieser Teil Cuxhavens eine Spur zu gediegen. Ein bisschen zu viel Gold und Beige und Flauschteppich. 

Die nüchterne Gemütlichkeit an den rustikalen Holztischen im Restaurant seiner Eltern und die maritime Umgebung am Hafen gefielen ihm besser. Auch deshalb hatte er hier lange nach einer eigenen Wohnung gesucht und sich schließlich für ein Hausboot entschieden. Wie lange würde das Viertel noch seinen Flair behalten? Ein Investor plante in den alten Fischhallen einen neuen Sehnsuchtsort, wie in einem Werbeprospekt stand, der eines Tages auch in seinem Briefkasten gelegen hatte. 

Und das bedeutete, dass sein Bruder sowie all die anderen Mieter, die zum Teil mehr als vierzig Jahre in den Wohnungen über den Restaurants und Fischhallen lebten, vermutlich über kurz oder lang Luxushotels und eleganten Lofts mit viel Glas würden Platz machen müssen.

Die junge Frau im dunkelblauen Kostüm an der Rezeption des Hotels begrüßte ihn mit einem Lächeln.

»Ja, die Herrschaften von der Mediation sind bereits eingetroffen. Wenn Sie einen Moment Platz nehmen wollen, dann sage ich der Frau Oberbürgermeisterin Bescheid.«

»Nein, nicht nötig.« Victor schüttelte den Kopf. »Sagen Sie mir einfach, wo ich sie finde.« Er zog seinen Polizeiausweis aus der Tasche. »Ist dienstlich.«

»Ja, wenn das so ist«, sagte die Frau irritiert.

Victor lächelte.

Sie deutete in einen Gang zu seiner Rechten, der ins Halbdunkel führte. »Da entlang, bitte. Den Schildern mit der Aufschrift Strandausgang folgen. Da kommen Sie zu unseren Konferenzräumen. Das Seminar der Oberbürgermeisterin trifft sich im Schloss-Ritzebüttel-Saal.

Victor bedankte sich, ging die wenigen Schritte auf einem weichen, rot und beige gemusterten Teppich, während er sich fragte, wie die das hier so sauber hielten, wenn jeden Tag Touristen vom Strand, mit reichlich Sand und Watt an und in den Schuhen, bei jedem Wetter rein- und rauslatschten.

Der Schloss-Ritzebüttel-Saal lag gleich hinter dem Kugelbake-Saal, aus der offenen Tür drangen gedämpfte Stimmen. Er klopfte an den Türrahmen und trat ein. 

»Moin zusammen.«

Mehrere Köpfe drehten sich in seine Richtung. Eine schlanke, mittelgroße Frau in einem grauen Businesskostüm mit rot gefärbten Haaren kam auf ihn zu.

»Helene Hollstein, guten Morgen, ich habe angerufen.«

»Victor Carvalho, Kripo Cuxhaven«, stellte er sich vor und nickte in die Runde. 

»Kripo? Ach Leute, geht’s noch ’ne Nummer größer?« Der kräftige Mann mit Schimanski-Schnurrbart sah zu Victor. Leander Kroog war der Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes Cuxhaven und Eigentümer des Hotels. Er trug das klassische hanseatische Business-Outfit: Sein hellblaues Oberhemd klaffte allerdings am Bauch zwischen zwei Knöpfen unschön auf und gab den Blick auf ein geripptes Unterhemd frei. Ein dunkelblaues Sakko mit Goldknöpfen hing über der Stuhllehne. »Ist doch alles halb so wild, man muss nicht gleich ’n Drama draus machen, wenn mal einer zu spät kommt.« Sein Lächeln wurde breit. »Aber so sind die Frauen, oder?« 

»Dich hat hier niemand um deine Meinung gebeten, Leander«, herrschte die Bürgermeisterin ihn an und dirigierte Victor in Richtung der zusammengeschobenen Tische. 

Hollstein bedeutete Carvalho, Platz zu nehmen.

Auch die Bürgermeisterin setzte sich, schlug die schlanken Beine übereinander, klemmte eine Haarsträhne hinters Ohr. Aus der Nähe betrachtet sah sie älter aus, als er zunächst vermutet hatte. Victor tippte aufgrund der Fältchen um Mund und Augen auf Mitte vierzig. Sah nach Geld und einer guten Kosmetikerin aus, vielleicht war sie auch schon fünfzig.

Die Frau setzte sich und musterte ihn aus braunen Augen.

»Mir wurde mitgeteilt, dass Sie jemanden vermissen?«

»Ja, Herrn Fluth, unseren Mediator«, sagte Hollstein.

»Was genau machen Sie denn hier in dieser Mediation?«

»Der Gemeinderat hat beschlossen, neue Windkraftanlagen vor Cuxhaven in der Nordsee bauen zu lassen. Deshalb sind wir hier, mit den unterschiedlichen Interessenvertretern, um das zu diskutieren. Wir wollen möglichst alle mit ins Boot holen, damit die Entscheidung von einer breiten Basis getragen wird.« 

»Verstehe. Sie haben Herrn Fluth dazugeholt, damit der das moderiert.«

Helene Hollstein lächelte. »Moderieren heißt ›mäßigen‹, das reicht bei uns aber nicht. Wir brauchen jemanden, der Lösungen für unsere Konflikte aufzeigt. Oder uns zumindest auf dem Weg zu einer Lösung begleitet.«

»Okay. Dann erzählen Sie mal, was passiert ist.«

»Wir müssen ja dann vielleicht nicht alle hierbleiben, oder? Ich meine, wenn jetzt sowieso nichts mehr passiert, dann kann ich ja auch wieder ins Büro fahren.«

Victor drehte sich zu dem Mann um, der gehen wollte und der ihm vage bekannt vorkam. Hellgrauer Zweireiher, schlank, groß, mit einem Tick zu viel Gel in den einen Tick zu langen schwarzen Haaren. Er blickte jetzt betont unauffällig auf eine voluminöse Armbanduhr und räusperte sich. 

»Darf ich fragen, wer Sie sind?« 

Offenbar war der Oberbürgermeisterin die Situation auch nicht gerade angenehm. »Entschuldigen Sie, ich stelle Ihnen die Seminarteilnehmer erst einmal vor.«

»Und die Seminarteilnehmerinnen vielleicht auch?«, mischte sich eine schlanke, große Frau mit hellblondem Pferdeschwanz ein, die am Tischende Platz genommen hatte. Gebräunte Haut, lange dunkle Wimpern, große blaue Augen, hohe Wangenknochen, zarte Nase. Sie trug zwar einen klassisch geschnittenen Businessanzug in Mausgrau, der Ausschnitt der knallpinken Bluse da­runter war allerdings gewagt.

»Natürlich«, antwortete Hollstein säuerlich und deutete auf die junge Frau. 

»Dann fangen wir doch gleich bei Rieke Häbeling an, Vertreterin der Schutzgruppe Norddeutsches Wattenmeer. Und eines der vier Ratsmitglieder der Grünen.«

Hollstein drehte ihren Oberkörper um einige Zentimeter. »Dann haben wir hier Holger Martini, langjähriger Vorsitzender der Interessengemeinschaft Touristik Cuxhaven und Umland.«

Der Mann mit der auffälligen Uhr hörte auf, an seinem Handy herumzuspielen, und warf Victor einen strengen Blick aus fast schwarzen Augen zu. »Sie kennen mich wahrscheinlich, oder? Wenn Sie in Cuxhaven mal italienisch essen waren, dann sollten Sie mich zumindest mal gesehen haben.« 

Nun wusste Victor, mit wem er es zu tun hatte. Martini betrieb zwei italienische Edellokale und eine Eisdiele in Cuxhaven. 

»Leander Kroog.« Hollstein deutete auf den Hotelbesitzer, der freundlich nickte. Ihm gegenüber tuschelten die letzten beiden Teilnehmer der Runde, die aufschauten, als die Oberbürgermeisterin ihre Namen nannte. 

»Das sind der Geschäftsführer des Energieunternehmens Vorig, Cem Demirel, und die Vertreterin aus dem Wirtschaftsministerium in Hannover, Susanne Bode.« 

Beide lächelten und nickten unisono.

»Gunther, also der Herr Fluth«, begann Hollstein, »ist ein sehr erfahrener Mediator. Der kann auch Wege aus verfahrenen Situationen finden. Wir haben ihn schon öfter eingesetzt, wenn es schwierig wurde. Es gab da mal in einem der Kindergärten eine Situation zwischen zwei Erzieherinnen und …«

»Helene, komm mal zum Punkt. Ich hab auch wirklich noch was anderes auf dem Zettel heute.« Martini sah Hollstein durchdringend an und begann dann, mit den Fingerspitzen einen Rhythmus auf der Tischplatte zu klopfen.

Victor hatte ebenfalls große Lust, hier ein bisschen Tempo reinzubringen. »Und dieser...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2023
Reihe/Serie WaPo Cuxhaven
WaPo Cuxhaven
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cuxhaven • Küstenkrimi • Meer • Neuerscheinung • Norddeutschland • Nordsee • Nordseeküste • Regiokrimi • Schiff • Tourismus • wapo • Wasserschutzpolizei • Watt • weibliche Ermittlerin • Windpark
ISBN-10 3-8437-2971-9 / 3843729719
ISBN-13 978-3-8437-2971-0 / 9783843729710
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