Unter falscher Flagge (eBook)

Der erste Fall für Polizeitaucherin Svea Roth

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
352 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491468-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unter falscher Flagge -  Marc Jansen
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Die Wahrheit liegt unter Wasser - Der Serienstart und erste spektakuläre Fall für Polizeitaucherin Svea Roth Die Party an Bord der Jacht von Baulöwe Teschner ist in vollem Gange, als plötzlich vier Gestalten in Neoprenanzügen das Boot kapern, die Gäste berauben und Teschner kaltblütig erschießen. Polizeitaucherin Svea Roth vom BKA Hamburg findet im trüben Schlick der Elbe die Tatwaffe, die große Rätsel aufgibt. Teschner war umstritten, aber wer wollte ihn aus dem Weg räumen? Oder sollte der Überfall etwas ganz anderes vertuschen? Je näher Svea der Lösung kommt, umso lebensgefährlicher wird es für sie - über und unter Wasser. Der erste große Einsatz für Polizeitaucherin Svea Roth

Marc Jansen ist das Pseudonym des Schriftstellers und Drehbuchautors Derek Meister. Er wurde 1973 hoch im Norden Deutschlands geboren und studierte Film- und Fernsehdramaturgie. Die Nordsee zog ihn schon als Kind magisch an, und noch heute findet er seine Inspirationen auf langen Wanderungen am Strand. Marc Jansen schreibt seine Krimis gerne bei Seewind oder im Strandkorb an der Elbe. 

Marc Jansen ist das Pseudonym des Schriftstellers und Drehbuchautors Derek Meister. Er wurde 1973 hoch im Norden Deutschlands geboren und studierte Film- und Fernsehdramaturgie. Die Nordsee zog ihn schon als Kind magisch an, und noch heute findet er seine Inspirationen auf langen Wanderungen am Strand. Marc Jansen schreibt seine Krimis gerne bei Seewind oder im Strandkorb an der Elbe. 

Raffiniert erzählter Öko-Krimi. Obwohl die Täter schnell bekannt sind, bleibt die Spannung hoch bis zum überraschenden Ende.

Rasant zu lesender Krimi!

2


Einen Moment beobachtete Iris Teschner zufrieden, wie zwei Pärchen auf der winzigen, mit Lampions dekorierten Tanzfläche schwoften. Ihre wochenlange Planung der Party hatte sich ausgezahlt. Auf dem Schiff Gute Laune, einem kleinen Kahn auf der Elbe, amüsierten sich die feinen Damen in ihren bezaubernden Abendkleidern und die herausgeputzten Herren prächtig.

Tatsächlich hatte Vater nur ihr dieses schöne Fest zu verdanken. Er selbst hätte sicher bloß irgendeinen tristen Saal angemietet und mit seiner Firma zum Büfett geladen. Langweilige Reden, langweilige Gespräche, langweilige Musik.

Es wurde Zeit, dass sich in der Firma etwas änderte. Iris seufzte innerlich. Wann sah ihr Sturkopf von dämlichem Vater das endlich ein?

Sie war keine zwanzig mehr, und es wurde Zeit für eine Wachablösung. Wieso ließ ihr Vater sie nicht mitreden?

Iris spürte, wie die Wut – wie immer, wenn sie daran dachte – langsam in ihr aufstieg. Für ihn war sie immer noch das kleine Mädchen, das Kind, das nicht in der Lage war, so einen Baukonzern wie seinen zu leiten. Aber statt seiner dreißigjährigen Tochter einen Platz im Vorstand anzubieten, hievte er bloß irgendwelche Trottel nach oben.

Die Band stimmte ein neues Lied an. Der Mann am Klavier und die schlanke Saxofonistin legten sich ins Zeug, um die wohlsituierte Gesellschaft aus Hamburger Unternehmern und hochrangigen Beamten in Stimmung zu bringen.

Gegen die schlechte Laune ankämpfend, nahm sie sich ein weiteres Kanapee vom üppigen Büfett und schlenderte Richtung Treppe, die zum Deck des Schiffes führte. Sie nickte stumm einigen Geschäftsfreunden ihres Vaters zu und ließ sich vom Service noch ein Glas Champagner reichen, dann trat sie hinaus aufs Außendeck.

Während das Partyschiff Gute Laune im Schritttempo die Elbe Richtung Blankenese hinabgefahren war, hatte sich eine fantastische Sommernacht über Hamburg gesenkt. Die Schwüle der letzten Tage war verflogen, die Dunkelheit hatte leichten Wind mit sich gebracht, der erfrischte. Iris überflog die Gäste, die plaudernd auf dem geschmückten Deck standen. Neben dem Geschäftspartner ihres Vaters auch die ganze Führungsetage, sämtliche Ingenieure und Bauleiter der Firma sowie etliche einflussreiche Köpfe aus dem Hamburger Senat. Sie erkannte den Staatsrat für Stadtentwicklung und Wohnen, der gerade angeregt mit der Senatorin für Umwelt, Klima und Energie sprach. Bis auf den Bürgermeister und seine Stellvertreterin waren eigentlich beinahe alle Staatssekretäre und Senatoren erschienen.

Der Wind trug den Geruch der Elbe und die Verheißung auf einen wunderbaren August zu ihr. Der perfekte Abend, um den Abschluss eines Millionenprojekts zu feiern und endlich ins Geschäft einzusteigen.

Heute, am Tag von Vaters Erfolg, würde sie Fakten schaffen. Sie hatte sich Mut angetrunken und würde Vater zeigen, was sie von ihm und seiner Firmenpolitik hielt. Es musste endlich eine Entscheidung getroffen werden.

Iris checkte kurz die Uhrzeit auf ihrem Handy und kontrollierte in der Spiegelung des Displays ihr Haar. Eine Strähne war immer so störrisch. Sie strich sie hinters Ohr.

Zwei ältere Damen, mit denen sie vor wenigen Wochen noch auf der Galopprennbahn Horn gefeiert hatte und die nun mit ihr plaudern wollten, vertröstete sie mit einstudierten Schmeicheleien auf später. An diesem Abend hatte sie wahrlich keine Lust, über das Verhandlungsgeschick ihres Vaters, des erfolgreichen Gründers der TeLo Bau GmbH, Small Talk zu halten. Nonchalant schlenderte sie die Reling entlang Richtung Bug und sah hinab aufs dunkle Wasser, das beruhigend vorbeizog. Die gleichmäßigen Wellen des Schiffs verzerrten rhythmisch das Spiegelbild des Mondes.

Iris fiel kurz ein schmales schwarzes Schlauchboot auf, das sich durch die Dunkelheit näherte. Sie meinte ein paar Leute darin auszumachen, doch als sie genauer hinsah, erloschen die Strahler, und das Boot verschmolz mit dem Dunkel. Einen Moment horchte sie über das Wasser, aber aller Motorenlärm wurde von der Musik geschluckt, die aus den Bordlautsprechern drang. Auf der Elbe war zu jeder Uhrzeit viel los. Sie schenkte dem Schlauchboot keine weitere Beachtung.

Langsam spürte Iris den Alkohol, stürzte ihren Champagner hinunter und beschloss, sich noch einen weiteren zu holen. Er beruhigte und machte sie stark für die Konfrontation mit ihrem Vater.

»Na, betrinkst du dich schön? Das kannst du ja auch am besten«, riss Iris’ Stiefmutter sie aus ihren Gedanken, während ihr aufdringliches Parfüm zu ihr wehte. Barbara war in ihrem verführerischen Kleid aus viel Nichts neben sie getreten.

»Charmant wie eh und je.« Iris bedachte ihre Stiefmutter, die kaum älter als sie selbst war, mit einem kalten Lächeln. »Willst du nicht unter Deck irgendeiner Servicekraft deine feuchten Geheimnisse zeigen?«

Barbara lachte. »Ich bin zufrieden mit deinem Vater, meine Beste. Im Gegensatz zu dir.«

»Wie geistreich.« Iris setzte wieder ihr charmantes Lächeln auf und entfernte sich ein paar Schritte.

»Das ist nicht der richtige Moment, um mit Hermann zu reden!«, rief ihre Stiefmutter ihr nach.

Iris antwortete nicht, sondern suchte ihn. Ihr bereits leicht ergrauter Vater stand achtern und strahlte an diesem Abend seines Triumphes etwas überaus Erhabenes aus. In seinem feinen Maßanzug und mit dem edlen Hemd – natürlich hatte sie es für ihn ausgesucht, Barbara hatte keinen Geschmack – wirkte er hanseatisch lässig und zugleich seriös. Ein Macher eben. Jemand, der mit seiner Baufirma wegweisend die Hamburger Wirtschaft prägte. Iris’ Vater lächelte höflich, hörte aufmerksam zu, nickte und wirkte dabei, als könnte er die Welt aus den Angeln heben.

Nachdem Iris näher getreten war, erkannte sie, dass sich Hermann mit den beiden Vorstandsvorsitzenden der Hamburg Port Authority und der Umweltsenatorin unterhielt. Lächelnd gesellte sie sich zu der Runde.

»Papa!« Sie stellte sich neben ihn. »Ihr sprecht doch nicht etwa übers Geschäft«, ermahnte sie ihn gespielt. »Und das, wo unten alle auf einen Walzer warten?«

Ihr Vater gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Da meinte Iris, einen metallenen Schlag zu hören. Doch die Musik war zu laut. War etwas gegen den Rumpf geschlagen?

Niemand schien das Geräusch gehört zu haben. Iris lauschte einen Moment, aber das Geräusch wiederholte sich nicht.

»Wir sind hier gleich fertig, Schatz«, drängte ihr Vater sie aus dem Kreis. »Vielleicht gehst du schon mal vor?«

Iris zögerte. Immer noch! Ständig behandelte er sie wie ein Kind, wie ein lästiges Irgendwas.

»Sprecht ihr über den Terminalausbau? Ich habe Pläne, die …«, versuchte sie geradeheraus ins Gespräch einzusteigen, erntete jedoch bloß verlegene Blicke. »Du hast ihnen meine Pläne nie gezeigt, oder? Papa?«

»Ich …« Er wollte antworten, aber plötzlich ertönten Schreie.

Iris riss den Kopf herum. Instinktiv wich sie zurück … Männer … Sie kletterten über die Reling und trugen Waffen. Jemand brüllte Befehle, Gäste schrien, das Saxofon quietschte ein Solo.

Was zum …?

Es lief alles wie im Traum ab. Regungslos sah Iris zu, wie eine bullige Frau von der Security ihre Waffe zücken und durch die verängstigten, flüchtenden Gäste auf die Angreifer anlegen wollte.

Doch einer der Männer war schneller, bedrohte sie mit einer Pistole und zwang sie, die Waffe niederzulegen.

Die Eindringlinge waren alle in Schwarz gekleidet. Tauchanzüge, Sonnenbrillen. Nur ihre Münder waren zu sehen. Iris zählte fünf, nein, vier. Vier Männer in schwarzen Neoprenanzügen, zwei davon bewaffnet. Einer trug ein Gewehr, der andere eine Pistole. Sie hielten die Leute in Schach. Die anderen beiden rissen Gäste zur Seite, schrien Befehle.

Da spürte Iris die Hand ihres Vaters, der sie beiseiteziehen wollte, aber sie stand wie angewurzelt, konnte sich nicht bewegen. Alles drang nur gedämpft wie in einem Nebel zu ihr durch. Die entsetzten Gäste, die vor Schmerzen stöhnende Security-Frau, Barbara, die auf Louboutins Richtung Treppe zurückstolperte.

»Komm! Wir …«, stammelte ihr Vater, aber da hatten sich die Männer bereits vor der Treppe aufgebaut und trieben auch Barbara mit vorgehaltenen Waffen zu den anderen.

Einer von ihnen … nein, es war eine Frau! Sie hielt ein Handy hoch und filmte, ein anderer hatte sich eine GoPro vor die Stirn geschnallt.

Was passiert hier …?

Iris’ Gedanken überschlugen sich. Es ging alles so schnell.

Mit einem Mal brüllte jemand: »Ausziehen!« Ein anderer packte die Umweltsenatorin, stieß sie brutal zu einem Tauchsack. »Alles da rein. Schmuck! Handy! Und ausziehen! Klamotten weg.« Die Senatorin schrie auf, als der Mann im Tauchanzug – oder war es auch eine Frau? – ihr das Kleid aufriss.

Hektisch sah sich Iris zu ihrem Vater um, der gerade das Wort ergriff. »Nehmen Sie die Waffen runter!«, befahl er mit fester Stimme. »Wir tun, was Sie verlangen. Aber lassen Sie meine Gäste …«

»Schnauze!«, fuhr der Kerl mit dem Gewehr ihn an.

Jemand rief Befehle. »Alle ziehen sich bis auf die Unterwäsche aus! Alle knien sich hin!« Es war die Frau, die mit dem Handy filmte.

Iris’ Herz raste. Sie musste mit ansehen, wie selbst die Servicekräfte zusammengetrieben und gezwungen wurden, ihre Kleider und Anzüge auszuziehen. Mit unbarmherziger Härte zwangen die Angreifer alle, sich halb nackt auf das Deck zu knien.

Auch Iris hockte sich hin und warf einen Blick zu ihrem Vater, der da kniete und offenbar der Dinge harrte, die da kommen mochten. Ihre Blicke trafen sich kurz, und er flüsterte ihr stumm zu, Ruhe zu bewahren.

Iris...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2023
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Andreas Pflüger • Apnoe • Derek Meister • Die Wasserpolizei • Einsatzkommando • Elbe • Hafenausbau • hafenprojekt • Hamburg • Hamburger Hafen • Harpune • Hausboot • Jacht • Kriminalroman • LKA Hamburg • Notruf Hafenkante • Ökoaktivisten • Polizeitaucherin • Tatort • Tauchen • Tauchgang • Ted Kaczyinski • Tom Voss • wapo
ISBN-10 3-10-491468-0 / 3104914680
ISBN-13 978-3-10-491468-8 / 9783104914688
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