Erinnere dich! (eBook)

Thriller | Kannst du deinen Erinnerungen wirklich trauen? - »Extrem spannend und verstörend gut!« Arno Strobel

****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
336 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491684-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Erinnere dich! -  Max Reiter
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Was hast du mit ihr gemacht? Du bist für ihren Tod verantwortlich. ERINNERE DICH! 20 Jahre ist es her, dass die Abiturientin Maja bei einer Wanderung spurlos verschwand. 20 Jahre, in denen ihr Freund Arno Seitz jede Erinnerung an das traumatische Ereignis verdrängt hat.  Jetzt kommt beim Abiturtreffen vieles wieder hoch - Bilder, Gefühle, längst Vergessenes. Die Freunde von damals beschließen, den Wanderweg noch einmal gemeinsam zu gehen. Und jemand, der sich nicht zu erkennen gibt, zwingt Arno, sich endlich seinen Erinnerungen zu stellen.  Er hat Maja als Letzter gesehen. Er weiß genau, wo sie an jenem Morgen waren. Er hat sie in die Höhle gelockt. Aber was ist dann passiert? »?Erinnere dich!? hat mich gepackt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Verstörend und grandios!« Arno Strobel

Die Idee zu seinem Thriller »Erinnere dich!« kam Max Reiter bei einem Klassentreffen. Manche der alten Geschichten, die erzählt wurden, hatte er anders in Erinnerung oder ganz vergessen. Und dann gibt es auch immer die eine oder andere Geschichte, an die man lieber nicht erinnert werden will. Meistens ist es eine harmlose Sache. Doch was, wenn nicht? Dem geht Max Reiter in »Erinnere dich!« auf die Spur, denn die Art, wie Menschen mit ihrer Vergangenheit umgehen, hat ihn schon immer fasziniert. Sie spielt auch in seinen Kriminalromanen aus dem München der 1950er Jahre, die er unter seinem richtigen Namen Andreas Götz veröffentlicht hat, eine wichtige Rolle. Und das Thema wird ihn sicher noch weiter beschäftigen.

Die Idee zu seinem Thriller »Erinnere dich!« kam Max Reiter bei einem Klassentreffen. Manche der alten Geschichten, die erzählt wurden, hatte er anders in Erinnerung oder ganz vergessen. Und dann gibt es auch immer die eine oder andere Geschichte, an die man lieber nicht erinnert werden will. Meistens ist es eine harmlose Sache. Doch was, wenn nicht? Dem geht Max Reiter in »Erinnere dich!« auf die Spur, denn die Art, wie Menschen mit ihrer Vergangenheit umgehen, hat ihn schon immer fasziniert. Sie spielt auch in seinen Kriminalromanen aus dem München der 1950er Jahre, die er unter seinem richtigen Namen Andreas Götz veröffentlicht hat, eine wichtige Rolle. Und das Thema wird ihn sicher noch weiter beschäftigen.

[...] wirklich spannende Unterhaltung.

Sehr spannend!

Ein unglaublich spannender Plot […].

Der Roman ist atemberaubend und perfide, er zieht den Leser unentwegt mit in den Sog des grausamen Erinnerns. Man kann nicht aufhören zu lesen.

Max Reiter hat einen perfiden Psychothriller geschrieben, das Thema ›echte oder manipulierte Erinnerungen‹ superspannend umgesetzt.

Ultra spannend erzählt, mit vielen überraschenden Wendungen.

Dieser Psychothriller kommt mit wenig Blut aus und ist dabei super spannend.

2


Am späten Nachmittag kam die Sonne heraus, und sogleich stellten sich Frühlingsgefühle ein. Da ich keine Eile hatte, stöberte ich nach dem Seminar ein wenig in den antiquarischen Büchern und Musik-CDs, die vor der Universität in Bananenschachteln angeboten wurden. Auch wenn ich noch nie auf eine echte Perle gestoßen war, deren wahren Wert nur ich erkannte – die seltene Erstausgabe eines modernen Klassikers, ein vom Autor signiertes Exemplar –, hoffte etwas in mir weiter auf den großen Fund. Nun ja, andere spielen Lotto.

»Du hast meine Nachricht also doch gekriegt«, sprach mich jemand von hinten an. Ich blickte von den Buchrücken auf. Natürlich hatte ich die dunkle, melodiöse Stimme sofort erkannt, und auch den leichten amerikanischen Akzent in der ansonsten makellosen Aussprache. Ich drehte mich um, und da stand sie vor mir, mit einem Regenmantel über dem Arm und einer ihrer riesigen Handtaschen über der Schulter: Kaitlan. Kam sie geradewegs aus New York? Aber wo war dann ihr Gepäck?

»Nachricht?«, fragte ich. »Welche Nachricht?«

»Die ich dir vor einer Stunde geschrieben habe.«

»Moment.«

Ich holte mein Handy heraus. Es war noch immer auf stumm geschaltet. Da sah ich Kaitlans Nachricht: Überraschung! Bin eben in Berlin gelandet! Ich weiß, du hast noch Seminar. Sehen wir uns danach? Bei den Buchverkäufern vor der Uni? Love, Kaitlan

»Warum bist du hier, wenn du meine Nachricht gar nicht gelesen hast?«, sagte Kaitlan.

Ich zuckte bloß mit den Schultern. »Vermutlich Gedankenübertragung.«

Das war es gewiss nicht. Anders als ich kannte Kaitlan meinen Stundenplan auswendig, und das, obwohl ich ihn ihr nur ein Mal vorgetragen hatte. Sie hatte ein phänomenales Gedächtnis. Und meine Gewohnheiten waren ihr ebenfalls bestens vertraut. Deshalb hatte sie auch ohne meine Bestätigung ahnen können, dass sie mich um diese Zeit hier finden würde.

Wir umarmten und küssten uns, gerade so intensiv, wie ich es mir als Dozent vor der Universität, wo jederzeit Studenten von mir vorbeikommen konnten, erlaubten durfte. Den Rest hoben wir uns für später auf. Ich hatte Kaitlan vermisst, aber wie sehr, merkte ich erst jetzt, da wir wieder zusammen waren.

Ich schaute sie von oben bis unten an, und sie erschien mir von Mal zu Mal strahlender: Kaitlan Kempf, meine Fernbeziehung seit eineinhalb Jahren. Sie trug ihr schulterlanges braunes Haar heute offen und wirkte selbst in der legeren Jeans-mit-Shirt-Kombi elegant gekleidet. Wenig später gingen wir auf der Suche nach einem Restaurant nebeneinander her: sie, eine amerikanische Germanistin von der Columbia University in New York; ich, ein auch nicht ganz unansehnlicher deutscher Amerikanist von der Humboldt-Universität in Berlin; ein hübsches Paar seit einem Symposium in Heidelberg über die literarische Romantik in Europa und ihre Ausläufer in Amerika.

»Wieso hast du nicht gesagt, dass du kommst?«

»Habe ich doch. Wenn du deine Nachrichten nicht liest, ist das nicht meine Schuld.«

»Das war eine Stunde vor dem Treffen. Sehr knapp, angesichts eines transkontinentalen Besuchs.«

»Ich wollte dich überraschen.«

»Quatsch.«

Sie schwieg eine kleine Weile, dann griff sie nach meiner Hand, verschränkte ihre Finger mit den meinen. »Ich brauchte eine Auszeit von Amerika. Und ich hatte befürchtet, wenn ich dich frage, hättest du vielleicht gerade keine Zeit. Wir würden andere mögliche Termine suchen, die für mich alle zu spät wären, denn ich musste jetzt weg.«

»Und wenn ich gerade jetzt keine Zeit gehabt hätte?«

Sie lächelte mich an. »Wenn ich bei dir bin, hast du immer für mich Zeit. Ist doch so?«

Ich spürte deutlich, wie ihre Hand die meine etwas fester drückte, und das gab mir – zumindest in diesem Moment – ein zwiespältiges Gefühl.

 

Wir wählten ein indisches Restaurant in der Nähe des Hackeschen Marktes, das wir schon von früheren Besuchen Kaitlans in Berlin kannten. Da wir fürs Abendessen noch reichlich früh dran waren, herrschte ziemliche Leere, nur ein paar Tische am Fenster waren besetzt. Doch für Kaitlans innere Uhr war ja gerade erst Mittag, und wenn sie hungrig war, musste sie essen, sonst bekam sie sehr schnell schlechte Laune. Wir bestellten beide Chicken Tandoori. Weil ich vermutet hatte, dass ihre Gemütslage kein Thema war, das sich auf der Straße besprechen ließ, hatte ich diesen ruhigeren Moment abgewartet, um zu fragen: »Was ist denn so schrecklich in New York, dass du derart dringend wegmusstest?«

»Alles!« Es kam so laut aus ihr heraus, dass die wenigen anderen Gäste kurz die Köpfe von den Speisekarten oder Tellern hoben. Etwas gedämpfter im Ton, aber kaum weniger nachdrücklich, fuhr Kaitlan fort: »Das Klima bei uns ist mittlerweile unerträglich. So aufgeheizt. So aggressiv. Es sind nicht nur Trump und seine Leute. Auch die, die mal vernünftig waren, werden rigoros und wollen nur noch die eigene Wahrheit gelten lassen. Keiner will mehr zuhören. Jeder hasst jeden. Völlig egal, auf welcher Seite du stehst. Überall dieselbe Rechthaberei und Gesinnungsprüfung. Und dann all diese Lügen, Halbwahrheiten, alternativen Wahrheiten. Wenn ich mir vorstelle, dass die Trump-Leute wiedergewählt werden, und danach sieht es aus …«

Ein junger Kellner trug unser Essen auf. Reis und Hühnchen dampften, der Geruch war überwältigend, und mein Hunger stellte sich bei dem Anblick ein. Kaitlans merkwürdige Stimmung zügelte meinen Appetit jedoch gleich wieder, so dass ich das wunderbare Essen vorerst unberührt ließ. Ich kannte und schätzte Kaitlan als politischen Menschen, liberal in der Gesinnung, mit klaren Prinzipien, gleichzeitig eine gute, empathische Zuhörerin. Wir hatten in unseren langen, für mich spätnächtlichen, für sie frühabendlichen FaceTime-Gesprächen oft über die politische Lage gesprochen. Dabei waren wir uns darüber einig, dass bei allen unterschiedlichen Einschätzungen, Meinungen und Interpretationen eines nie in Frage gestellt werden dürfe: die reinen Fakten.

Kaitlan begann als Erste zu essen. Ich spürte, dass sie noch längst nicht alles gesagt hatte, aber ich wollte sie nicht drängen und wandte mich ebenfalls Reis und Hühnchen zu.

»Ich denke darüber nach, ein Sabbatical einzulegen«, sagte sie, nachdem der größte Hunger gestillt war. »Die Universität geht mir auf die Nerven. Die Studenten mit ihren rigiden Ansichten werden auch immer anstrengender. Ich möchte endlich mein Buch schreiben. Das scheint mir das Einzige, wofür diese Zeit gut ist: sich zurückzuziehen und ein Buch zu schreiben.«

Kaitlan hatte schon öfter davon gesprochen, dass sie etwas schreiben wolle, ohne je konkret zu werden. Nur eines war sicher: Es sollte nichts Wissenschaftliches werden. Autobiographisch angehauchte Kurzgeschichten vielleicht, oder sogar ein Roman. Sie hatte verschiedene Ideen im Kopf, über die sie sich allerdings ausschwieg.

»Ein guter Plan«, sagte ich.

Sie schaute auf und lächelte mich an. »Freut mich, dass du das sagst. Es wird sogar noch besser: Ich überlege ernsthaft, aus New York wegzugehen. Und rate mal, wohin.«

Ich hörte auf zu kauen und sah sie an. Sicher nicht mit dem Gesichtsausdruck, den sie sich erhofft hatte. Um nicht gleich antworten zu müssen, stellte ich mich dümmer, als ich war, und fragte: »Wohin denn?«

Ihr Lächeln verschwand. »Schon verstanden.« Sie stocherte in ihrem Essen. »Ich habe nicht erwartet, dass du einen Freudensprung machst, so gut kenne ich dich inzwischen. Trotzdem, ein bisschen mehr hätte ich schon erhofft. Keine Sorge, ich habe nicht vor, bei dir einzuziehen.«

»Entschuldige«, sagte ich rasch, um den Abend nicht ganz zu ruinieren. »Es ist nur die Überraschung. Natürlich fände ich es schön, dich hier in Berlin zu haben.«

»Bemüh dich nicht. Du bist der schlechteste Lügner, den ich kenne.«

»Das sagst du nur, weil du meine guten Lügen nicht bemerkst.«

»Ha-ha. Was für ein Glück, dass ich mir für dieses Mal ein Hotelzimmer genommen habe.«

»Hast du nicht.«

»Du wirst ja sehen.«

 

Das Prasseln der Dusche drang aus dem Bad ins Schlafzimmer. Kaitlan hatte die Tür offen gelassen, wie sie es immer machte. Ich mochte das Geräusch. In jeder Hinsicht satt lag ich im Bett, mein Blick verlor sich im Weiß der Zimmerdecke. Einen trägen alten Kater hatte Kaitlan mich schon mal genannt, weil ich nach dem Sex nicht sofort aufsprang. Ich genoss lieber die Entspannung, sie gehörte für mich mit dazu. Heute allerdings war ich nicht ganz so entspannt wie sonst, denn zu vieles ging mir durch den Kopf.

Kaitlan auf Dauer in Berlin – die Vorstellung beunruhigte mich. Ich genoss jede Minute mit ihr, fühlte mich mit ihr verbunden und dachte oft an sie. Aber ich war auf eine Fernbeziehung eingestellt. Tage, meinetwegen Wochen mal diesseits, mal jenseits des Atlantiks, nicht immer nur Berlin oder New York, auch andere Städte und Gegenden. Jedes Mal war es ein bisschen so, als würden wir uns neu ineinander verlieben. Und in den Zeiten ohne den anderen zehrten wir von den schönen Erinnerungen. Außerdem gab es FaceTime. Dabei ging es mir nicht darum, das Gefühl der Verliebtheit frisch zu halten. Nein, ich mochte gerade die Vertrautheit zwischen uns, die Gewöhnung aneinander. Wir waren verwandte Seelen. Allerdings war ich ein gebranntes Kind, was Alltagsbeziehungen anging. Eine aufreibende Kurzehe, gefolgt von einer hässlichen, sich in die Länge ziehenden Scheidung, hatte mich ein für alle Mal abgeschreckt und mir meine Grenzen aufgezeigt. Beschuldigungen,...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2023
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Schlagworte Bayern • Berlin • Buchgeschenk für Frauen • Cold Case • Das trügerische Gedächtnis • Erinnerung • falsche Erinnerungen • Judith Merchant • Julia Shaw • Julie Clark • Psychothriller • Psychothriller Bestseller • Psychothriller Deutschland • Psychothriller Neuerscheinungen 2023 • Romy Hausmann • Thriller Neuerscheinungen 2023 • Vermisstenfall • Vermisstensuche • verschwundene Personen • Wandern • Wanderthriller
ISBN-10 3-10-491684-5 / 3104916845
ISBN-13 978-3-10-491684-2 / 9783104916842
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