Strudelvariationen Deluxe -  Nina Kollmann

Strudelvariationen Deluxe (eBook)

Ein Schulkrimi
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2022 | 1. Auflage
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99129-449-8 (ISBN)
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Mag. Maria Kronepeter, genannt Mary, wird von ihrem Göttergatten Ewald betrogen, trennt sich von ihm und möchte wieder in ihrem ursprünglich erlernten Beruf als Lehrerin arbeiten. Durch Beziehungen - von Postenschacher kann man in Marys Fall natürlich nicht sprechen - bekommt sie tatsächlich eine Anstellung als 'Wirtschaft und Recht'-Professorin an der HTL Hinterschaffelhofen. Noch ganz neu an der Schule findet sie die Leiche einer Kollegin vor dem Schulgebäude und beginnt gemeinsam mit einigen Schülern und zum Leidwesen ihres Direktors in dem Mordfall zu ermitteln. Sie arbeitet eng - sehr eng - mit dem durchaus attraktiven Oberst Kerschner und dem atypischen Polizeihund Pongo zusammen. Wie sich diese Zusammenarbeit noch entwickeln wird, das weiß keiner so recht. Und die Ermittlungen im Mordfall werden auch zu einem Spiel auf Leben und Tod.

Nina Kollmann wurde 1976 in Graz geboren, ist verheiratet und lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann in Graz. Nach einigen Jahren Berufserfahrung in der freien Wirtschaft, bewegt sie sich seit dem Jahr 2007 beruflich quer durch das Bildungssystem Österreichs. Sie arbeitete als Professorin an der Bulme Graz Gösting, der größten steirischen HTL (Höhere Technische Lehranstalt), im Landesschulrat Steiermark (heutige Bildungsdirektion) und an der Pädagogischen Hochschule Steiermark, an der sie unter anderem als Institutsleiterin für die Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern im berufsbildenden Bereich verantwortlich war. Heute ist sie Professorin an der HTL Kapfenberg, an der sie unter anderem Fächer wie Wirtschaft und Recht, Unternehmensführung und Managementtechniken unterrichtet. Bisher veröffentlichte sie zahlreiche Publikationen im wissenschaftlichen Bereich. Der Kriminalroman 'Strudelvariationen Deluxe' ist das Erstlingswerk von Nina Kollmann im Bereich Belletristik.

Kapitel 1

Also eines muss man schon ganz ehrlich sagen: So ein Job – egal welcher – ist auch nicht immer das Honiglecken schlechthin. Vor allem wenn telefonisch Kundenbeschwerden hereinkommen, die man eigentlich nur an die zuständige Stelle weiterleiten soll, die zuständige Stelle aber nicht erreichbar ist. Man kann sich schon denken, wie das ausgeht: Das ganze Gezeter bleibt an einem selbst hängen. Und das ist nicht immer wenig, was da so an einem abgeladen wird. Die zuständige Beschwerdestelle wäre in meinem Fall mein Vorgesetzter und zugleich Ehemann, also quasi die Personalunion Ewald Kronepeter. Und wo der Ewald sich in letzter Zeit immer aufhält, das wäre schon interessant zu wissen. Immerhin kommt es neuerdings häufiger vor, dass mein Ewald nicht auffindbar ist, wenn er dringend im Büro gebraucht wird.

Auf jeden Fall ist heute ein super sonniger Tag und an einem solchen mag man sich die Laune nicht verderben lassen von Beschwerden, die die Personalunion Ewald betreffen. Da kann man es sich schon einmal erlauben, etwas früher Schluss zu machen, immerhin geht es auch um die Work-Life-Balance. Man arbeitet sowieso viel zu viel, das hält ja keiner aus auf Dauer. Und so mach ich mich, um einem gewaschenen Burn-Out vorzubeugen, auf den Weg nach Hause.

Die Sonnenbrille auf, die Luxuskarosse – in meinem Fall ein pinker Fiat 500 – gestartet und los geht es. Ein Fahrgefühl ist das schon in so einem italienischen Flitzer, das macht jedes Mal richtig Freude beim Gasgeben. Auch wenn er nicht mehr der Neueste ist, aber abgehen tut er fast wie ein Ferrari, da ist wirklich nicht viel Unterschied. Kann ich mir zumindest vorstellen, weil gefahren bin ich noch keinen Ferrari. Verkehr ist auch noch keiner in Graz, es ist eben noch ein bisschen früh für den täglichen Arbeiter-Heimfahr-Stau. Stellt sich direkt die Frage, ob es nicht sowieso auf Dauer besser wär, um halb drei das Büro zu verlassen. Aber da hätte die Personalunion Ewald sicher was Entscheidendes dagegen. Schließlich braucht er seine Assistentin der Geschäftsleitung, mich nämlich.

Der Ewald hat einen Betrieb, der technisches Equipment für den digitalen Videoschnitt anbietet. Für den wollt er mich ursprünglich als Sekretärin anstellen, aber einmal ehrlich: „Assistentin der Geschäftsleitung“ klingt viel besser als Sekretärin. Deshalb hab ich auch Visitenkarten mit dieser Berufsbezeichnung drucken lassen: „Kronepeter Professional Cutting Solutions (PCS) – Mag. Maria Kronepeter – Assistentin der Geschäftsleitung“ steht da, und die Kontaktdaten. Die Personalunion hat nur den Kopf geschüttelt und kurz einen Vortrag über den überschießenden Geltungswahn von emanzipierten Frauen in der heutigen Gesellschaft abgelassen. Aber dann hat er gemeint: „Ist ja eh wurscht, was auf deiner Visitenkarte steht, Hauptsache du machst mir die Sekretärin im Betrieb.“

Da ist er ganz pragmatisch, mein Ewald. Und das mache ich nun seit etwa zwei Jahren, die Sekretärin. Die Auftragslage von Kronepeter PCS lässt in letzter Zeit zu wünschen übrig, außer Beschwerden gibt es nicht viel zu bearbeiten.

Vor zwei Jahren war noch von Expansion die Rede, von Personalaufstockung und Durchdringung des Weltmarktes. „Kannst bei mir anfangen, Schatzi, im Betrieb“, hat der Ewald damals gemeint, „gemeinsam machen wir da eine Riesensache, das sag’ ich dir.“

Aber von Riesensachen und Durchdringung des Weltmarktes spricht der Ewald in letzter Zeit nicht mehr. Nur die Mama Hermi, die Mutter vom Ewald, redet noch davon. Ihr gesamter Freundeskreis glaubt, dass ihr Sohn es zum Großunternehmer geschafft hat. „Der Ewald hat sogar eine eigene Assistentin der Geschäftsleitung, die nur für ihn da ist“, betont sie immer.

Wunderbar ist das, wenn man um kurz nach drei schon zu Hause ist. Das sollt man sich wirklich angewöhnen und erst recht bei so einem Wetter. Jetzt ein gutes Buch, ein Häferl Kaffee und ab auf die Terrasse zum Chillen, wie die Tochter von der Lisi sagen würd. Die Lisi ist meine beste Freundin, die kenn ich schon seit der Schulzeit. Sie meint allerdings, dass die Stella, also ihre Tochter, fast zu viel abchillt, weil sich das halt mit der Schule nicht so gut vereinbaren lässt. Und da gibt es dann zwischendurch Reibereien. Die Stella argumentiert mit dem massiven, völlig unentspannten Leistungsdruck in der heutigen Gesellschaft im Allgemeinen und bei ihr zu Hause im Speziellen. Und die Lisi kontert mit der zerebralen Verödung durch exzessiven Computerspiele-Konsum. Ganz normale Mutter-Tochter-Gespräche im Prinzip, weil die Stella ist dreizehn und da fangen die Diskussionen eben an.

Wenn ich was dazu sag, betont die Lisi immer, dass ich als kinderlose Sekretärin bei Erziehungsthemen nicht mitreden soll. Das kränkt dann schon ein bisserl, wenn man bedenkt, dass ich eine Ausbildung im pädagogischen Bereich abgeschlossen hab. Ich hab sogar als Lehrerin gearbeitet, bevor der Ewald mit mir die ganz große Karriere geplant hat.

Aber bei der Lisi reiß ich mit meinem Ex-Job nichts. „Die Lehrer sind sowieso die Schlimmsten, die haben ja von Erziehung gar keine Ahnung. Du bist eh keine Lehrerin mehr, da wird Ehrlichkeit wohl erlaubt sein“, kann ich mir immer wieder anhören. Weil wenn die Lisi sich einmal eine Meinung gebildet hat, ist sie nur ganz schwer wieder davon abzubringen.

Das mit meiner Kinderlosigkeit ist allerdings Fakt. Der Ewald will nämlich mit dem Kinderkriegen noch warten, bis die Expansion von Kronepeter PCS stattgefunden hat und die finanzielle Zukunft unseres Nachwuchses auf soliden Beinen steht, wie er das immer nennt. Solide – Ewald hat es gerne solide und geregelt, in der Arbeit und auch zu Hause. Ein von mir selbst gekochtes Essen nach der Arbeit zum Beispiel, das ist solide, das liebt der Ewald.

Wie mein pinker Fiat 500 in den heimischen Hafen einbraust, seh ich auf dem Parkplatz vom Ewald einen kleinen Toyota stehen. Komisch eigentlich, den kenn ich gar nicht. Wenn der Ewald das wüsst!

„Maria, mach schnell ein Foto von dem Toyota-Spuckerl da. Das gibt gleich eine saftige Besitzstörung“, hör ich den Ewald sagen. „Wer das Kleine nicht ehrt, ist das Große nicht wert. Ein Hunderter müsste da für uns nach Abzug der Anwaltskosten mindestens rausschauen. Komm, mach schon, Maria.“

Aber der Ewald ist ja nicht da und so park ich neben dem Toyota-Spuckerl, nehm meine Tasche vom Beifahrersitz und geh in Richtung Eigenheim. Die Schlüsselsuche in so einer Frauentasche gestaltet sich immer langwierig, doch wie ich ihn endlich hab und in das Schloss stecken will, stell ich fest, dass die Tür zu unserem Eckreihenhaus gar nicht versperrt ist.

Da ist man sofort alarmiert! Ich mein, nicht dass es bei uns etwas zu holen gäb, wofür sich ein Einbruch lohnen tät, aber das kann ein Einbrecher im Vorfeld ja nicht wissen. Deshalb geh ich jetzt ganz leise ins Vorzimmer – und verwerf meine Einbruchstheorie gleich wieder. Erstens, weil ich Stimmen und Lachen aus dem ersten Stock hör und zweitens, weil ich fremde Schuhe im Vorzimmer stehen seh. Dass es sich um Frauenschuhe handelt, ist ganz klar – High Heels. Und dass es nicht meine Schuhe sind, ist auch klar – Louboutins. Verdammt sind die echt? Es geht nicht anders: ich muss die Schuhe ganz genau unter die Lupe nehmen. Ja, kein Zweifel, schwarze Louboutins, Gott, die haben diese geniale rote Sohle! Sehr fein gearbeitet sind sie. Aber sonst auch nicht anders als andere Schuhe, das muss man dann der Ehrlichkeit halber auch sagen. Verdammt noch einmal, wer kann sich echte Louboutins leisten? Und die noch interessantere Frage ist: Was machen echte Louboutins in unserem kleinen biederen Eck-Reihenhaus?

Wieder Kichern von oben. Dem Phänomen der Louboutins muss nachgegangen werden, so viel ist einmal vollkommen klar. Und so zieh ich meine No-Name-Schuhe leise aus und schleich auf Zehenspitzen die Holz-Treppe in den ersten Stock hinauf. Zwei der Stufen knarren, aber da im ersten Stock die Stimmung recht ausgelassen ist, fällt das Knarren nicht auf. Kommen die Laute aus dem Badezimmer? Ich schleich hin und leg mein Ohr an die Badezimmertür. Eindeutig, im Badezimmer geht es ab, aber so richtig.

Also beschließ ich für mich, dass ich mir einen detaillierten Überblick über die Lage im Badezimmer verschaffen muss. Ich drück die Klinke nach unten und stell fest, dass die Tür versperrt ist. Das ist störend, aber nicht sehr, weil versperrte Türen für mich kein echtes Hindernis darstellen, weil ich da einige Erfahrung hab. Die Stella hat früher nämlich die saublöde Angewohnheit gehabt, sich in ihrem Zimmer einzusperren, wenn sie nicht duschen wollt. Und da hat die Lisi auf mich zurückgegriffen, weil ich im Türe-Knacken geschickter war als sie. Danach hat es dann noch kurz Theater gegeben mit Geplärr und Geheule von der Stella und schwarzer Pädagogik von der Lisi, und wie das auch erlegt war, hat die Lisi jedes Mal einen Prosecco ausgegeben. Das war immer sehr nett.

Die versperrte Badezimmertür ist gar keine Herausforderung, weil sie sich durch ein paar läppische Handgriffe wieder...

Erscheint lt. Verlag 4.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99129-449-4 / 3991294494
ISBN-13 978-3-99129-449-8 / 9783991294498
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