Ein Wolf, eine Schlange und Bount Reiniger! N.Y.D. New York Detectives Sammelband 3 Krimis -  Earl Warren

Ein Wolf, eine Schlange und Bount Reiniger! N.Y.D. New York Detectives Sammelband 3 Krimis (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6475-2 (ISBN)
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»Die kriegen wir schon, Mister« sagte er um seinen Priem herum. »Sie fahren zum American Fall.« Bount war an Bord gesprungen. Der aufgetunte 320-PS-Außenborder des Sightseeing-Boots brummte auf. Der Skipper nahm Kurs oberhalb der Wasserfälle. Knapp oberhalb des American Fall, der dreihundert Meter breit und fünfzig Meter tief wie eine Riesenkaskade niederstürzte, lenkte er sein Boot dahin. Dazu gehörten ebenso stählerne Nerven wie große Erfahrung. Bount vermied daran zu denken, was ihnen blühte, wenn etwa der Motor aussetzte. Das Boot mit dem verletzten Killer und seinem Fluchthelfer an Bord war in der Gischt kaum zu sehen. Es hatte den American Fall fast passiert und näherte sich der amerikanischen Stadt Niagara Falls. Ihr kanadisches Pendant mit dem gleichen Namen lag auf der anderen Seite und lebte wie sie hauptsächlich von den gigantischen Fällen. Bounts graubärtiger Skipper wich Felszacken und Untiefen aus, die er mehr ahnte als sah. Das Boot mit dem fliehenden Narbengesicht-Killer hatte Niagara Falls fast erreicht. Da raste ein Polizeiboot aus dessen Hafen, mit Rotlicht und Radarantenne auf dem Kajütdach. Der Motorkreuzer schnitt dem Gangsterboot den Weg ab. Bount jubelte. Der Killer war in der Klemme.

2.


Draußen schien die Sonne. Das schöne Wetter und die Aussicht auf den Strand von Long Island Sound versöhnten Bount Reiniger mit der für seine beruflichen Zwecke etwas ungünstigen Lage seiner Bungalows in Nassau. Mac Potter, Bounts Haus- und Hofmeister, hatte sich bei der Zubereitung des Frühstücks selbst übertroffen.

Es gab französischen Toast, mehrere Sorten Marmelade, zwei frische Eier und scharfgewürzte knusprige Würstchen. Bount Reiniger, von der Unterwelt der Staaten und besonders der von New York unter dem Namen Bount Reiniger gehasst und gefürchtet, war mit sich und der Welt zufrieden.

Gerade hatte er einen finanziell recht einträglichen Fall erfolgreich abgeschlossen. Nachdem er – wie jeden Morgen – das Zehn-Meter-Becken seines Swimmingpools fünfundzwanzigmal durchquert hatte, fühlte Bount sich herrlich erfrischt. Er dachte, dass er sich eigentlich, wieder einmal zwei oder drei Tage Erholung gönnen könne.

Es klopfte an der Tür. Mac Potter, Bounts beleibtes Faktotum, steckte den Kopf ins sonnendurchflutete Zimmer.

»Eine Klientin«, sagte Mac Potter mit seiner tiefen Stimme. »Mrs. Louella Cramfield. Sie will dringend mit dir sprechen, Bount. Sie behauptet, es handele sich um einen Fall, der dich interessieren würde.«

Bount seufzte. Er war schon halb entschlossen, Mrs. Cramfield an einen Kollegen zu verweisen, denn schließlich war er keine Maschine und brauchte auch einmal Ruhe. Aber sein Pflichtgefühl gewann schließlich die Oberhand.

»Na ja, mit ihr reden will ich wenigstens«, sagte Bount Reiniger. »Mrs. Cramfield soll zehn Minuten im Vorraum warten.«

Bount beendete sein Frühstück. Er betrat sein Büro und bat Mrs. Cramfield herein.

Mrs. Cramfield war eine kleine, schon verblüht wirkende Frau Anfang Dreißig. Ihr war anzusehen, dass das Leben nicht schonend mit ihr umgegangen war. Ihr Gesicht wies einige herbe Linien auf, und sie trug ein billiges Konfektionskleid.

Bount behandelte Mrs. Cramfield mit ausgesuchter Höflichkeit. Sie verlor bald ihre Scheu vor dem großen breitschultrigen Mann mit dem sonnengebräunten markanten Gesicht und den hellen, klugen und wachen Augen. Bount trug eine helle Leinenhose und ein sportliches hellblaues Hemd, das seine durchtrainierte Figur gut zur Geltung brachte.

»Mein Mann ist ermordet worden«, antwortete Mrs. Cramfield auf eine Frage Bounts. »Vor fünf Jahren. Er wurde unten in Florida erstochen.«

»Wurde der Mord nicht aufgeklärt?«, fragte Bount.

»Das ist es doch gerade. Louis' Leiche wurde erst vor drei Tagen an Bord eines gesunkenen Kajütkreuzers gefunden. Der Leichnam oder das, was von ihm übrig war, ist mit einer von zahllosen Stichen zerfetzten Taucherkombination bekleidet. Louis musste mit Hilfe seines Gebisses identifiziert werden.«

»Gibt es einen Anhaltspunkt dafür, wer die Täter waren? Hatte ihr Mann Feinde, Mrs. Cramfield? Was tat er damals vor fünf Jahren?«

Die unscheinbare Frau sah aus, als wollte sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.

»Ich weiß es nicht. Niemand weiß etwas darüber. Louis war nicht das, was man sich unter einem Mustergatten oder einem guten Staatsbürger vorstellt. Er arbeitete nicht, trank und war streitsüchtig. Er lebte von dunklen Geschäften und hatte einige Vorstrafen. Was er in Florida machte, ist mir ein Rätsel. Louis hat in der Zeit vor seinem Versehwinden von einem Superjob erzählt, von einem großen Coup, der uns von allen Sorgen befreien würde.

Dann verschwand er spurlos und galt als vermisst, bis ... bis ...«

Nun brach Mrs. Cramfield doch in Tränen aus.

»Der Leichnam Ihres Mannes war mit einer Taucherkombination bekleidet. Hatte Ihr Gatte eine Ahnung vom Tauchsport, oder hat er einmal sogar als Tauchergearbeitet?«

»Während seiner Armeezeit war er Froschmann bei der US-Marine. Er sprach oft von dieser Zeit, denn es war wohl die einzige in seinem Leben, in der er anerkannt worden ist und etwas gegolten hat.«

»Wir können also davon ausgehen, dass Ihr Mann einen Unterwasserjob ausführte und dabei oder danach getötet wurde«, sagte Bount Reiniger. »Mit wem Ihr Mann in dieser Zeit zusammen war, wissen Sie wohl nicht, Mrs. Cramfield?«

»Nein, ich weiß nichts, nicht das Geringste. Das macht die Sache ja so schwierig. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, und deshalb wende ich mich an Sie. Ich habe von Ihren großen Erfolgen in der Zeitung gelesen, Mr. Reiniger.«

Mrs. Cramfield wischte sich über die Augen und putzte sich die Nase. Sie bot einen jämmerlichen Anblick.

»Ich bin davon überzeugt, dass der Fall bei der Polizei in besten Händen ist, Mrs. Cramfield«? erwiderte Bount. »Ich wüsste nicht, was ich als Privatdetektiv nach den polizeilichen Nachforschungen noch unternehmen sollte, nachdem fünf Jahre vergangen sind. Meine Ermittlungen würden Ihnen nur unnötige Kosten verursachen.«

Mrs. Cramfield setzte sich gerade auf.

»Sie sind sicher der Ansicht, dass Louis' Tod kein großer Verlust für die Menschheit ist, Mr. Reiniger. Nun, vielleicht haben Sie Recht. Aber ich will Ihnen sagen, weshalb ich trotzdem alles tun werde, damit der Mord an meinem Mann aufgeklärt wird. Wenn Sie den Fall nicht übernehmen, wird es einer Ihrer Kollegen tun.«

»Wenn Sie an eins der schwarzen Schafe geraten, die es leider auch in unserer Branche gibt, werden Sie eine Menge Geld für nichts ausgeben, Mrs. Cramfield.«

Die unscheinbare Frau ließ sich nicht beirren.

»Louis hat immer zu mir gehalten und dafür gesorgt, dass es mir nicht schlecht ging. Er trank und spielte gern, aber wenn wir knapp waren, achtete er immer darauf, dass ich genug für mich und unseren Haushalt hatte. Auf seine Art hat Louis mich geliebt, denn er hätte leicht eine andere finden können, die besser aussah als ich und mehr verdiente. Ich bin es Louis schuldig, dass ich alles tue, damit seine Mörder gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden. Ich will keine Rache, Mr. Reiniger, sondern Gerechtigkeit.«

Bount Reiniger spielte mit dem Schreibset. Mrs. Cramfield würde nicht lockerlassen, das fühlte er. Und sie konnte leicht an einen zwielichtigen Privatdetektiv geraten, der ihr die sauer verdienten Dollar aus der Tasche zog.

Bount imponierte Louella Cramfields Art. Sicher hatte sie wegen ihres Mannes eine Menge Anfeindungen ertragen müssen, und trotzdem hielt sie zu ihm. Ja, die Liebe ging oft seltsame Wege.

Plötzlich wusste Bount, dass die Entscheidung bereits gefallen war. Er konnte sich nicht mehr an den Strand legen, Wasserski fahren oder flirten. Er würde dabei immer an Mrs. Cramfield denken müssen, und das würde ihm die Freude verderben.

Laut sagte er: »Also gut, Mrs. Cramfield. Ich will den Fall überprüfen und sehen, ob ich etwas ausrichten kann.«

»Ich war sicher, dass Sie den Fall übernehmen werden. Was Ihr Honorar angeht, so brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich habe genug Geld auf der Bank.«

»Darüber können wir später reden, Mrs. Cramfield. Wenn ich mein Honorar verlange, berücksichtige ich die finanzielle Lage meiner Klientin. Wir werden schon zu einer Einigung kommen. Beantworten Sie mir nun einige Fragen.«

Louis Cramfields Witwe war gern dazu bereit.

Was Bount in diesem Augenblick noch nicht wusste, war, dass er einen der brisantesten Fälle seiner Laufbahn übernommen hatte.

*

Bount Reiniger hielt in manchen Fällen nichts von telefonischen Voranmeldungen. Die verschreckten und warnten oft die Leute, auf die er es abgesehen hatte. Gleich nach dem Gespräch mit Mrs. Cramfield fuhr Bount mit seinem silberfarbenen Mercedes 450 SE Coupé hinauf nach Yonkers, wo die Darltons ihren Bungalow hatten. Bount nahm Mrs. Cramfield mit und setzte sie in Brooklyn in der Nähe ihrer Wohnung ab.

Er bat sie noch einmal, sich nicht allzu viele Hoffnungen zu machen.

Bount lenkte den Mercedes durch das Verkehrsgewühl von New York. Am Vormittag nach der Rush hour war es noch erträglich.

Nach vierzig Minuten Fahrt hielt Bount vor dem eleganten Bungalow der Darltons. Mrs. Cramfield hatte angedeutet, dass Cynthia Lou Darlton und Clint Walter vielleicht mehr über Louis Cramfield großen Coup vor fünf Jahren wussten.

Cynthia Lou Darlton, damals noch Cynthia Lou Mannax, hatte zu Louis Cramfields Bekanntenkreis gehört. Mrs. Cramfield hatte durchblicken lassen, dass ihr Mann und Cynthia Lou intime Beziehungen unterhalten hatte. Mit der ehelichen Treue hatte es Louis Cramfield nie genau genommen, doch seine Frau hatte es hingenommen, wie so manches andere auch.

Clint Walter, damals Louis Cramfields bester Freund, war jetzt der Besitzer einiger Bars in Brooklyn. Sein Name war der nächste auf Bounts Liste.

Bount stieg aus und klingelte. Ein kaffeefarbenes...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-6475-4 / 3738964754
ISBN-13 978-3-7389-6475-2 / 9783738964752
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