Die Affäre (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
334 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2904-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Affäre -  Jill Childs
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Keine Ehe ist, was sie zu sein scheint.

Als Helen spät von einem Elternabend nach Hause kommt freut sie sich auf einen schönen Abend mit ihrem Mann Ralph. In letzter Zeit lief es nicht mehr so gut zwischen ihnen. Zusammensitzen und ein Glas Wein trinken würde ihnen guttun und ihre Welt wieder in Ordnung bringen. Doch es kommt anders. Sie findet ihren Mann nicht auf dem Sofa, sondern am Fuße der Kellertreppe liegend. Ermordet. Und neben ihm steht seine Geliebte. Helen muss sich entscheiden: Ist die Frau Täterin, Opfer, Verbündete oder ihre größte Feindin?

Ein fesselnder, rasanter Thriller - für alle Fans von Big Little Lies und The Silent Wife.



Jill hat schon immer Geschichten geliebt - echte und erfundene. Über 30 Jahre lang bereiste sie als Journalistin die ganze Welt - je nachdem wohin die Nachrichten sie führten. Heute lebt sie als Autorin mit ihrem Mann und ihren Zwillingen in London.


Kapitel 2


Als er die Tür hinter mir schloss, stieß er gegen mich, und für einen kurzen Augenblick mussten wir uns in dem schmalen Flur aneinanderdrängen. Seltsam. Er war mir so nah, dass ich seine Körperwärme wahrnahm. Seine Lebenskraft. Ich streckte die Hand aus und legte sie ihm auf den Unterarm, spürte seine warme Haut durch die Baumwolle des Hemdsärmels.

Er zuckte zusammen, als hätte ich ihm einen elektrischen Schlag versetzt, und zog den Arm weg. Meine Eingeweide verkrampften sich. Die Verbindung zwischen uns war immer noch da. Wie sonst ließ sich diese heftige Reaktion erklären? Aber er wirkte gehetzt, und sein Gesicht war verschlossen, als er sich von mir abwandte.

Mir zitterten die Beine. Ich hatte so sehr gehofft, er hätte eingesehen, wie dumm es gewesen war, mich zu verlassen, und dass er mich zurückgewinnen wollte.

»Willst du was trinken?«, fragte er und führte mich durch den Flur, vorbei an dem kleinen Tischchen mit der säuberlich gestapelten Post, an den gerahmten Fotos und der Kellertür unter der Treppe, und in die Küche. Meine Absätze klapperten auf den Bodenfliesen, und ich ging instinktiv auf Zehenspitzen, um kein Geräusch zu machen. In der Küche lehnte ich mich an die Anrichte, ihre Anrichte, und betrachtete ihn, als sähe ich ihn zum ersten Mal. Wie er sich mit den Fingern durch die Haare fuhr, wenn er nervös war, die breiten Schultern unter seinem Hemd, an die ich mich so oft geklammert hatte, wenn wir uns geliebt hatten, dieser ganz bestimmte Duft von Männerschweiß und frischer Wäsche und Duschgel. Ralph. Ich biss mir auf die Lippe.

Er schenkte uns beiden ein Glas Rotwein ein und reichte mir eins. Shiraz, sein Lieblingswein. Er hatte schon bereitgestanden, mit zwei Gläsern. Ich fragte mich, ob Helen ihn gekauft hatte, bei ihrer wöchentlichen Online-Bestellung.

Nervös drehte ich mich um und betrachtete demonstrativ die beiden ordentlichen Regalreihen mit Kochbüchern. Sie waren nach Regionen sortiert: China, Frankreich, Italien, Orient. Jede einzelne kleine Abteilung war in sich alphabetisch nach Autor geordnet. Helen, durch und durch Bibliothekarin. Wie hielt er das aus?

Ich wandte mich wieder ihm zu. Auf der Wanduhr hinter ihm war es fast Viertel nach acht. Sie ging immer fünf Minuten vor. Wie viele Kleinigkeiten ich über die beiden und ihr gemeinsames Leben wusste. Ich verspürte ein Ziehen im Bauch und trank den Wein schneller, als mir guttat.

»Wo ist sie?«

Er schaute zu Boden. »Irgendwas in der Schule. Eine Diskussion. Ausgerechnet über Glücklichsein.« Er lachte trocken.

Einmal hatten wir genau hier auf dem blitzsauberen Küchentisch, wo sie jeden Morgen frühstückten, Sex gehabt. Es hatte ihn angetörnt, zu wissen, wie sehr sie es missbilligt hätte – nicht nur seine Untreue, sondern weil es so unhygienisch war.

»Also …«, sagte ich bemüht beiläufig – ein weiterer Trick, damit er mich wieder wollte. »Womit fangen wir an?«

Er antwortete, ohne mich anzusehen. »Ich muss mit dir reden.«

»Wir reden doch.« Mit den Fingern umklammerte ich den Stiel des Weinglases. Wochenlang – die schlimmsten Wochen meines Lebens – hatte er auf keine meiner Nachrichten geantwortet, alle Anrufe ignoriert, war mir in der Schule aus dem Weg gegangen, egal wie verzweifelt ich ihm nachgestellt hatte, ihn von einem Klassenraum zum nächsten verfolgt hatte. Ich kannte seinen Stundenplan auswendig.

Er trank einen Schluck Wein. »Ich weiß, du bist verletzt. Es tut mir leid, wirklich. Ich wollte nie …«

Irgendetwas in mir verkrampfte sich. »Was wolltest du nie?«

Er zögerte, und endlich sah er mich an. Er wirkte erschöpft und vielleicht ein wenig verlegen.

»Es tut mir einfach leid. Was passiert ist. Aber du musst aufhören.«

Ich konnte nicht antworten. Das war’s dann wohl. Nach allem, was er gesagt hatte. Wie sehr er mich liebte. Wie gut wir zueinander passten. Ich war mir so sicher gewesen, dass er sie letzten Endes verlassen würde, für mich. Ich biss mir auf die Unterlippe.

Er wich meinem Blick aus. »Ich weiß, dass du sauer bist. Das verstehe ich. Aber du machst alles nur noch schlimmer.«

»Für dich vielleicht.« Ich hatte nichts mehr zu verlieren.

Er zuckte mit den Schultern. »Bitte. Es ist vorbei. Es tut mir leid, aber so ist es.« Er verlagerte sein Gewicht, ließ den Blick zum Herd am anderen Ende der Küche wandern, ohne ihn wirklich anzusehen. »Es geht nicht nur darum, was du mir antust. Oder Helen. Es geht auch um Anna.«

Ich schnaubte. »Das hättest du dir früher überlegen müssen. Was du getan hast, ist nicht einfach nur falsch, es ist strafbar.«

Er trank seinen Wein aus. »Ich mache nichts mit … Ehrlich. Es ist nicht so, wie du denkst.« Peinlich berührt brach er ab.

»Hör auf, Ralph. Ich weiß genau, was los ist.« Ich stellte mein Glas ab und kam auf ihn zu, so dass er gezwungen war, mich anzusehen. »Und das ist kein Bluff. Das weißt du, oder? Es ist mir ernst.«

Er riss die Augen auf. Was hatte er denn erwartet? Dass ich den Mund halten und verschwinden würde, damit er weitermachen konnte? Ich schüttelte den Kopf.

»Ich mache es, Ralph. Ich erzähle es allen. Ich schreibe der Schulbehörde. Ich mache dich fertig. Kapierst du es nicht? Du verlierst nicht nur Helen. Du wirst nie wieder unterrichten.«

»Sie werden dir nicht glauben.« Sein Blick war unsicher. »Du hast keine Beweise. Du kannst keine haben, weil es nicht stimmt.«

Er wirkte so besorgt, so verletzlich. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn, und ohne darüber nachzudenken, strich ich sie ihm aus dem Gesicht. Wie oft hatte ich das schon getan? Es war noch nicht vorbei. Unmöglich. Wir passten zu gut zusammen.

Einen Augenblick lang rührte sich keiner von uns. Ich sah mich selbst in seinen braunen Augen. Ein Teil von ihm.

Da beugte ich mich vor und küsste ihn. Das hatte ich nicht geplant. Es passierte einfach. Sanft zuerst, dann heftiger. Unter dem Druck öffnete er die Lippen, und ich schob ihm die Zunge in den Mund auf der Suche nach seiner. Ich wollte ihn berühren, strich ihm mit den Händen über die Brust, spürte seine warme, glatte Haut durch das Hemd.

Er packte mich an den Schultern, hielt mich fest und murmelte: »Laura.«

Mir wurde heiß. Er wollte mich, das spürte ich. Deswegen hatte er mich hergebeten. Er war bloß verwirrt, gehemmt von irgendeinem fehlgeleiteten Pflichtgefühl gegenüber seiner Familie und der Scham über das, was er getan hatte. Er hatte etwas Besseres verdient.

Auf einmal wurde mir meine Macht über ihn bewusst. Mich durchflutete die Hoffnung, dass ich ihn zurückgewinnen würde, wenn ich einfach weitermachte, wenn er es nur zuließ, sich mir zu ergeben. Es war noch nicht vorbei. Er könnte wieder mir gehören. Der Schmerz der letzten Wochen würde sich immer noch ausbrennen lassen.

Erneut presste ich mich an ihn, meine Lippen fanden seine. Diesmal leistete er kaum noch Widerstand. Er ließ zu, dass ich ihn küsste, mit der Zungenspitze neckte, und dann, endlich, verlagerte er das Gewicht, strich mit den Händen von meinen Schultern bis hinab zu meiner Taille, zog mich an sich und erwiderte den Kuss. Ich zitterte, erregt und siegesgewiss. Er wollte mich. Ich hatte die ganze Zeit recht gehabt. Er gehörte mir.

Unsere Küsse, anfangs noch sanft, wurden leidenschaftlicher. Ich zerrte an seinem Hemd und ließ die Hände unter den Stoff gleiten. Seine Haut war warm und vertraut. Er erschauerte unter meinen Fingerspitzen.

Wieder löste er sich von mir, weniger entschieden als eben, und blickte zu mir herab, während er mich noch immer in den Armen hielt. Ich leckte mir über die Lippen.

»Ach, Laura.« Er klang gequält.

Ich schmiegte mich an ihn und lächelte. Er war so leicht zu durchschauen. Er hatte verloren, das wusste ich. Es gab kein Zurück mehr. Wie auch immer er vorgehabt hatte, mir zu widerstehen, es war zu spät. Unsere Leidenschaft war noch nicht tot. Ganz und gar nicht. Ich würde gewinnen.

Ich übernahm die Führung, griff nach seiner Hand und zog ihn ins Wohnzimmer. Dort drückte ich ihn aufs Sofa, brachte die hübsch angeordneten Kissen durcheinander, und setzte mich rittlings auf ihn. Er stöhnte und schloss die Augen, ließ den Kopf zurücksinken. Ich knöpfte ihm das Hemd auf, bedeckte seine Brust mit Küssen, und mein Herz wogte.

Danach sackte ich auf ihm zusammen. Meine Beine, rechts und links von seinen, verkrampften. Das Gesicht presste ich an seinen verschwitzten, kühlen Hals.

Er flüsterte mir ins Ohr. »Laura?«

»Hmm?« Ich küsste ihn auf die Wange, knapp neben seinem Mund, atmete den vertrauten Duft ein. Er löste die Arme von mir, und mir lief ein Schauer über den nackten, nun ungeschützten Rücken. Er bewegte sich, versuchte, mich von sich zu schieben.

»O nein, mach das nicht.« Spielerisch drückte ich ihn wieder hinunter.

Doch dafür war er nicht in der Stimmung. Weil er stärker war als ich, schob er mich zur Seite, und ich fiel auf das Durcheinander aus Kissen. Besiegt, aber glücklich sah ich ihm zu, wie er aufstand und durch den Raum tappte. Mit Blicken verschlang ich seine Konturen: die schmale Hüfte, den langen Rücken, den Po.

Ich lehnte mich zurück, spürte seinen Händen auf meinem Körper nach, stellte mir vor, wie Helen später am Abend steif auf genau diesem Platz sitzen, fernsehen und Tee trinken würde, ohne zu ahnen, was wir hier getan hatten.

...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2022
Übersetzer Nina Restemeier
Sprache deutsch
Original-Titel The Mistress
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Affäre • Clarie Douglas • Doppelleben • Ehemann • Freida McFadden • Geliebte • Gillian Flynn • Gilly Macmillan • Gina La Manna • Girl on the train • jp delaney • Michael Robotham • Paula Hawkins • Paula Hwakins • Stacy Willingham • Tod • Wenn sie wüsste
ISBN-10 3-8412-2904-2 / 3841229042
ISBN-13 978-3-8412-2904-5 / 9783841229045
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