G. F. Unger 2191 (eBook)

Captain Ironhart

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4080-7 (ISBN)

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G. F. Unger 2191 - G. F. Unger
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Eigentlich mochte ich ihn überhaupt nicht und nannte ihn manchmal in meinen Gedanken ein vom Ehrgeiz zerfressenes Arschloch. Dennoch war unser Schicksal irgendwie miteinander verknüpft, als wären er und ich von Anfang an füreinander bestimmt gewesen.
Während des Bürgerkrieges hatte er den Rang eines Colonels bekleidet und ein Regiment der US-Kavallerie geführt. Doch bevor er General werden konnte, war der Krieg beendet gewesen. Also wurde er im Jahre 1868 wieder Captain. Und das empfand er als eine Schmach. Sein wilder Ehrgeiz ließ ihm keine Ruhe. Er wollte so schnell wie möglich wieder Colonel werden.
Deshalb ließ er sich ins Indianerland versetzen, weil er glaubte, dass er hier die besten Aufstiegsmöglichkeiten hätte. Und die armen Hunde, die seinem Befehl unterstanden, die hatten mächtig darunter zu leiden.
Ich war sein Scout. Vielleicht hätte ich ihn umbringen sollen. Das hätte vielen armen Teufeln das Leben gerettet. Warum konnte ich es nicht? Das frage ich, Jessup Kehoe, mich auch jetzt wieder, da ich die Geschichte für meine Nachkommen niederschreibe ...


Captain Ironhart

Eigentlich mochte ich ihn überhaupt nicht und nannte ihn manchmal in meinen Gedanken ein vom Ehrgeiz zerfressenes Arschloch. Dennoch war unser Schicksal irgendwie miteinander verknüpft, als wären er und ich von Anfang an füreinander bestimmt gewesen.

Während des Bürgerkrieges hatte er den Rang eines Colonels bekleidet und ein Regiment der US-Kavallerie geführt. Doch bevor er General werden konnte, war der Krieg beendet gewesen. Also wurde er im Jahre 1868 wieder Captain. Und das empfand er als eine Schmach. Sein wilder Ehrgeiz ließ ihm keine Ruhe. Er wollte so schnell wie möglich wieder Colonel werden.

Deshalb ließ er sich ins Indianerland versetzen, weil er glaubte, dass er hier die besten Aufstiegsmöglichkeiten hätte. Und die armen Hunde, die seinem Befehl unterstanden, die hatten mächtig darunter zu leiden.

Ich war sein Scout. Vielleicht hätte ich ihn umbringen sollen. Das hätte vielen armen Teufeln das Leben gerettet. Warum konnte ich es nicht? Das frage ich, Jessup Kehoe, mich auch jetzt wieder, da ich die Geschichte für meine Nachkommen niederschreibe ...

Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache, indes wir die vierzig Meilen durch das Land nach Buffalo Walls ritten. Denn ich wusste, Bad Wolf hatte noch eine Rechnung mit uns offen, eine böse Rechnung.

Bad Wolf war zu dieser Zeit ein Kiowa-Häuptling, der den Wagenweg von Kansas City nach Denver immer wieder blockierte und auch den Büffeljägern das Büffelmorden schwer machte.

Und so hatte die Armee sein Dorf angegriffen, während er mit seinen Kriegern wieder einmal irgendwo am Wagenweg lauerte, also abwesend war. Die glorreiche Armee hatte das Dorf klein gemacht, eine Menge Alte, Frauen und Kinder massakriert und den Rest in ein Reservat gebracht, darunter auch Bad Wolfs Frau und Kinder.

Es war eine »Strafexpedition«, wie es die Armee nannte. Für mich war es eine fürchterliche Barbarei. Auch Vergewaltigungen hatten stattgefunden.

Und der kommandierende Offizier war Captain Charley Ironhart gewesen.

Jetzt war ich mit sieben seiner Soldaten unterwegs nach Buffalo Walls, um von dort seine Frau zu übernehmen und zu ihm zu bringen. Ja, mit nur sieben Mann und einem Armeebagagewagen.

Und ich wusste, irgendwo konnte Bad Wolf lauern.

Aber so war das mit der Armee. Sie überschätzte sich ständig, und so mancher Offizier war der festen Überzeugung, dass ein Dutzend Kavalleristen mit einer zehnfachen Indianerübermacht fertig werden könnten.

Ich war der Scout von Camp Standing Walls.

Buffalo Walls und Standing Walls waren befestigte Armeecamps am Wagenweg. Die Wälle bestanden aus herausgestochenen Grasstücken, die man wie Adobeziegel übereinanderschichtete, sodass sie zu einer Erd- und Grasmauer wurden.

Ich ritt an diesem Tag dem Wagen und den sieben Soldaten immer ein Stück voraus und versuchte eine Falle oder einen Hinterhalt rechtzeitig zu erkennen. Doch selbst wenn ich das gekonnt hätte, würde das wenig genutzt haben. Einer starken Kiowa-Horde wären wir nicht entkommen.

Immer wieder fragte ich mich, warum der Captain nur mich und sieben Mann geschickt hatte. Liebte er seine Frau nicht? Wollte er, dass Bad Wolf sie sich holte? Oder traute er mir, seinem Scout, so viel zu?

Ich wusste es nicht.

Nur eines wusste ich: Captain Charley Ironhart hatte einen Anspruch auf meine Treue. Ich stand in seiner Schuld, und ich sehnte den Tag herbei, da ich diese Schuld beglichen hatte und ihm sagen konnte, dass er ein verdammtes Arschloch sei, dem ich nichts mehr schuldig war.

Aber das war eine längere Geschichte. Vielleicht erzähle ich sie noch mal, obwohl mir das nicht leicht fallen würde gegenüber meinen Nachkommen.

Der Tag verging auf der Kansasprärie. Es war eine wellige Ebene, bedeckt mit braunem Büffelgras. Es gab einige Hügelzüge. Der Wagenweg war menschenleer.

Da und dort grasten kleine Büffelherden. Sie waren Nachzügler der großen Herde, die nördlich des Cimarron nach Westen wanderte. Und diese große Herde bestand aus Hunderttausenden von Büffeln.

Manchmal ritt ich auf eine der Hügelketten hinauf, um einen weiten Rundblick zu bekommen. Doch ich sah keine einzige Menschenseele, nur da und dort Büffel und ein paar Büffelwölfe, die herumschlichen und auf frisch geborene Kälber warteten.

Immer dann, wenn ich zum Wagen und den sechs Reitern zurückkam, fragte mich Sergeant Bac McGlory stets: »Nun, was ist?«

»Nichts ist«, erwiderte ich dann nur.

Der rothaarige, bullige und sommersprossige Sergeant grinste dann breit und nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche, in der sich, wie ich wusste, kein Wasser, sondern Brandy befand.

Dann sagte er stets: »Aaah, ich bin neugierig auf die Tante. Ist sie schön oder hässlich, gut oder eine Hacke? Was für eine Frau hat der sich wohl geangelt? Hat sie Geld oder nur Einfluss? Der will doch so schnell wie möglich wieder Colonel sein. Und noch eines wüsste ich gerne, oho! Ob er sie in seiner Hütte gleich flachlegen wird, weil er doch nun schon so lange ohne Frau ist, hahaha!«

Nun, Sergeant Bac McGlory war gewiss kein schöngeistiger Gentleman, sondern ein ausgekochter Soldat.

Doch verlassen konnte man sich auf ihn.

Der Tag verging also. Wir erreichten kurz vor Abend das befestigte Camp Buffalo Walls. Und als wir absaßen, kam ein junger Lieutenant zu uns, dem Sergeant McGlory ziemlich lässig Meldung machte. Und das gefiel dem Jungen ganz und gar nicht. Denn er schnarrte giftig und mit der ganzen Arroganz eines West-Point-Zöglings: »Nehmen Sie Haltung an, Sergeant! Und dann wiederholen Sie Ihre Meldung mit lauter Stimme präzise und klar. Oder sind Sie etwa betrunken?«

Die Frage zuletzt klang drohend und misstrauisch.

Sergeant McGlory stand nun strammer als zuvor, grüßte noch einmal zackig und brüllte dann heiser: »Sir, Sergeant McGlory meldet sich mit dem Begleittrupp für Mrs Ironhart zur Stelle! Unterwegs keine besonderen Vorfälle! Nur Reiter Calloway hat Durchfall und verstänkert seine Umgebung auf zwanzig Yards in der Runde. Ich werde ihn der Lady zuliebe ganz am Schluss reiten lassen, Sir.«

Die Stimme von Sergeant McGlory klang am Schluss sehr ernst und entschlossen, wichtig und zugleich besorgt.

Die Augen des jungen Lieutenant wurden schmal. Sein Mund verzog sich böse. Aber dann starrte er noch einige Atemzüge lang in die harten Augen des alten Sergeants und konnte darin erkennen, wie sehr er verarscht wurde. Zugleich begriff er aber auch, dass er nichts dagegen tun konnte.

Er machte also kehrt und ging davon. Sein Säbel schleifte mit der Spitze durch den Staub, denn der so arrogante Junge war nicht besonders groß und hatte auch noch krumme Beine.

Sergeant McGlory und ich, wir tauschten einen Blick aus.

Dann knurrte McGlory: »Dieser Junge wird hier nicht alt. Mir tun nur die armen Hunde leid, die unter seinem Befehl reiten und sterben müssen. Oh, Vater im Himmel, warum begreifen die Jungs aus West Point nicht, dass hier alles anders ist?«

Ein anderer Sergeant näherte sich uns. Er grinste breit und sagte: »Das hast du ganz hübsch gemacht, McGlory. Aber dieser Junge ist noch harmlos. Wartet nur, bis ihr es mit Mrs Ironhart zu tun bekommt. Da kommt ihr euch vor wie Regenwürmer, auf die eine Henne herumhackt. Wir sind mächtig froh, dass wir sie endlich an euch loswerden. Habt ihr Bad Wolf gesehen?«

»Nein«, erwiderte ich. »Aber ich denke, das wird sich noch ändern auf dem Rückweg nach Standing Walls.«

Der Sergeant bekam einen bitteren und teilnahmsvollen Ausdruck in die Augen und stieß dann ein Wort aus, welches eines der gebräuchlichsten im Sprachschatz der Soldaten aller Armeen auf dieser Erde war und ist.

Dann ging er wieder. Seine Soldaten waren beim Abendessen, und auch wir würden bald welches in der Kantine bekommen.

Ich hatte eben erst mein Pferd versorgt, als ein Soldat zu mir trat und fragte: »Sind Sie der Scout Jessup Kehoe?«

»Bin ich, mein Junge«, erwiderte ich.

»Dann bittet Sie der Kommandant zum Abendessen«, erwiderte er. »Jetzt gleich, Mister Kehoe. Sie sollen mir folgen. Das Essen wird sonst kalt. Und auch die Lady soll nicht warten müssen.«

Ich staunte, denn bei der Lady konnte es ich ja wohl nur um Mrs Ironhart handeln.

Ich wusch mich noch schnell am Wassertrog beim Brunnen. Dann folgte ich dem jungen Soldaten in den Speiseraum der Offiziere.

Drei Lieutenants und Captain Webster saßen da mit einer schönen Frau am Tisch. Der Captain und ich, wir kannten uns recht gut. Er war ein eisgrau gewordener Indianerkämpfer. Er würde sicherlich nie Major werden, und er wusste es genau. Deshalb sah er die Dinge nicht mehr so eng und strotzte nicht vor soldatischem Ehrgeiz.

»Nehmen Sie Platz, Mister Kehoe«, sagte er. »Ich dachte mir, dass Sie Mrs Ironhart jetzt schon kennenlernen sollten, da Sie Mrs Ironhart ja möglichst unbeschädigt nach Standing Walls zu bringen haben. Das ist er, Rosalin, dies ist Ihr Ritter.«

Er sprach zuletzt zu Mrs Ironhart und nannte sie einfach Rosalin. Aber das war unter den Angehörigen der Offizierskaste so üblich.

Ich sah sie und dachte: Diese eiskalte Katze heißt...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2022
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4080-5 / 3751740805
ISBN-13 978-3-7517-4080-7 / 9783751740807
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