Lassiter Sonder-Edition 6 (eBook)

Als Lassiter Sheriff wurde

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4164-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter Sonder-Edition 6 - Jack Slade
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Lassiter benutzte das Bowiemesser, um ein paar dürre Äste abzuschneiden, als das Steppenhuhn aufflatterte. Wie eine Kugel, die plötzlich Flügel bekommen hat, schoss die Henne in die Luft und stieß dabei einen verrückt klingenden, quakenden Schrei aus.
Lassiter lief das Messer fallen. Noch bevor es den Boden berührte, hatte er bereits gezogen und abgedrückt. Ein einziger Schuss! Der Vogel zuckte mitten im Flug zusammen und begann abzusacken.
Ehe Lassiter die Henne holen ging, nahm er sich die Zeit, die Trommel aus dem seitwärts zu ladenden Colt zu nehmen, die leere Patrone zu entfernen und durch eine neue zu ersetzen.


II


Die drei Reiter, von denen Lassiter etwa eine Meile vor McDade angehalten wurde, trugen Deputy-Abzeichen. Das Reden besorgte vorwiegend ein klapperdürrer Mann mit strähnigem Blondhaar. Seine Kleidung erinnerte halb an einen Rindermann, halb an einen Farmer. Einige seiner Vorderzähne fehlten, und so spuckte er beim Sprechen.

»He, halt mal an, Bruder!«, forderte er Lassiter auf, nachdem er hinter einem großen Felsen hervorgekommen war. Er blieb breitbeinig auf der Straße stehen. Ein Schrotgewehr mit doppeltem, abgesägtem Lauf war genau auf Lassiters Bauch gerichtet.

Lassiter hielt es deshalb für angebracht, der Aufforderung des anderen zunächst Folge zu leisten.

»Morgen, Bruder«, sagte der lange Kerl, ohne die Richtung des Gewehrlaufes auch nur im Geringsten zu ändern.

Die anderen beiden Deputies hielten sich links und rechts vom Weg in sicherer Deckung. Alles, was Lassiter von ihnen sehen konnte, waren Hutkrempen und Gewehrläufe.

Lassiter zwang sich zu einem flüchtigen Lächeln. Hier würde es sich bestimmt nicht auszahlen, zu höflich zu sein.

»Morgen, Deputy«, sagte Lassiter. »Sag mal... ist das da vorn etwa zufällig McDade?«

Die schwere Donnerbüchse blieb unverändert auf Lassiters Bauch gerichtet.

»Sicher, Bruder, sicher«, knurrte der lange Deputy. »Das dort vorn ist McDade. Du hast doch auch nicht gedacht, dass es 'ne andere Stadt sein könnte, oder? So viele Städte gibt's nämlich in dieser Gegend gar nicht.«

Der Deputy hielt das Schrotgewehr mit einer Hand ganz ruhig, während er sich mit der anderen den Speichel vom Mund wischte.

Die beiden Schießer hinter den Felsen lachten hämisch über den Witz ihres Kumpans, der offensichtlich ihr Wortführer war und hier das Kommando führte.

Lassiter rührte sich nicht.

»Na, ich hoffe wenigstens, dass es McDade ist«, sagte er. »Ich will nämlich dorthin.«

In dieser Situation gab es nur eins für Lassiter – abwarten und herausfinden, was dieses Trio eigentlich von ihm wollte. Dann würde man schon weitersehen.

»Und was willst du in McDade, he?«, fragte der Deputy.

»Ist das nicht meine Privatangelegenheit?«, fragte Lassiter zurück. Er ließ der anderen Seite eine Minute Zeit, um so zum Ausdruck zu bringen, dass sie von ihm nur erfahren würden, was er ihnen erzählen wollte. »Aber da ihr ja das Gesetz zu vertreten scheint, ist deine Frage wohl einigermaßen berechtigt. Ich habe die Absicht, in McDade einen Mann zu treffen.«

»Einen Freund?«, fragte der Deputy mit verdammt feuchter Aussprache.

»Nein, Deputy«, gab Lassiter zu. »Einen Freund nicht gerade. Nur einen Mann, mit dem ich mich ganz gern mal 'ne Weile unterhalten möchte. Aber nachdem ich dir nun bereitwillig Auskunft über mich gegeben habe, könntest du mir jetzt verraten, was ihr von mir wollt, oder?«

Lassiters Stimme war bei den letzten Worten eine Nuance schärfer geworden.

Der Deputy packte das Schrotgewehr prompt etwas fester. Er sah nach links und rechts, um sich zu überzeugen, dass seine Freunde ihm Deckung gaben.

Ein feiges Großmaul, dachte Lassiter. Aber wozu einen Kampf provozieren?

»Mein Geschäft betrifft natürlich das Gesetz«, antwortete der Lange ziemlich bombastisch. Höhnisch fuhr er fort: »Und deswegen möchte ich ganz gern den Namen dieses Mannes wissen, den du treffen willst. Sonst kannst du gleich wieder kehrtmachen und dorthin zurückreiten, woher du gekommen bist. hab' ich mich jetzt klar und deutlich genug ausgedrückt, Bruder?«

Lassiter lächelte. Diesmal brauchte er sich nicht dazu zu zwingen. Er war auf einmal sehr entspannt. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass es ratsam sein dürfte, hier immer hübsch sachte vorzugehen. Schließlich war er nicht nach einem langen, beschwerlichen Ritt hierhergekommen, um sich auf eine dumme Kraftprobe mit drei Deputies einzulassen, die nicht gerade Geisteslichter zu sein schienen. Das würde ihm keinerlei Profit bringen. Das einzige, was er sich in diesem Fall erhoffen könnte, wäre vielleicht ein Zurechtstutzen dieses Großmauls. Möglicherweise könnte er auch noch einen der beiden anderen Deputies ausschalten, aber dann würde es auch ihn erwischen.

Das sagte ihm der Teil seines Gehirns, in dem der gesunde Menschenverstand zu Hause war. Manchmal hörte Lassiter sogar darauf, mitunter aber auch nicht. Im Moment war er jedoch trailmüde und stank vor Schweiß. Es war ein langer Ritt gewesen von El Paso bis hierher. Wenn Lassiter daran zurückdachte, so trug das nicht gerade dazu bei, seine Laune zu verbessern.

»Du meinst also, dass du mich sonst zurückschicken würdest, was?«, sagte Lassiter, und jetzt hörte sich seine Stimme eiskalt an. Seine Hände hielten die Zügel straff gespannt. »Na, vielleicht solltest du lieber gründlich darüber nachdenken, bevor du das versuchst.«

Der lange Deputy war aber nicht nur ein Großmaul, sondern auch ein vorsichtiger Mann.

»Haltet ihn gut in Schach, Boys!«, rief er seinen Leuten zu, dann wandte er sich wieder an Lassiter. »Willst du dich etwa mit dem Gesetz anlegen, he? Ich habe das Recht, dir jede Frage zu stellen, die mir gerade einfällt. Wenn du sie nicht beantworten willst, wirst du auch nicht nach McDade kommen. Ist das klar? Sag also gefälligst dein Sprüchlein auf, Mister, oder reite in die entgegengesetzte Richtung weiter, verstanden? Und das ist ein Befehl, Bruder!«

Sieh mal an, dachte Lassiter beinahe belustigt. Mal heißt's Mister, mal Bruder.

»Und du traust dir zu, mich dazu zu bringen?«, fragte Lassiter nun sehr scharf. »Na, dann versuch's doch mal, Deputy! Du mit deiner imponierenden Donnerbüchse!«

Der lange Deputy war nahe genug, um Lassiters Augen erkennen zu können, doch er ließ sich davon nicht warnen, sondern verfiel wieder in seinen prahlerischen Tonfall.

»Jetzt hör mir mal gut zu, Mister...«, begann er.

Lassiters Hand lag leicht auf seinem Oberschenkel.

»Benutze diese Kanone!«, unterbrach er den anderen. »Oder geh mir aus dem Wege! Aber schieße ja nicht daneben oder zu langsam, Bruder! Und das meine ich ganz im Ernst!«

Lassiter lauschte auf den Wind. Heiß, trocken, leblos. Ein toter Mann in dieser Wüste blieb auf immer ein toter Mann. Eine willkommene Beute für Geier und Kojoten.

Das schien auch der Deputy zu begreifen. Er ließ das Schrotgewehr sinken und versuchte, seine Feigheit mit offizieller Pompösität zu kaschieren.

»Lasst diesen Hitzkopf durch, Boys!«, rief er seinen Begleitern zu, und diesmal sprühte kein Speichel aus seinem ausgetrockneten Mund. »Wir sind das Gesetz, und es ist nicht unsere Aufgabe, eine Schießerei anzufangen. Wir müssen an unsere Abzeichen denken.«

Lassiter dachte noch immer nicht daran, irgendein Risiko einzugehen. Er sagte: »Das ist eine sehr vernünftige Einstellung, Deputy. Warum sollte sich ein Mann umbringen lassen, nur weil er ein kleines Stück Blech an der Weste trägt, was?«

Der Lange funkelte ihn wütend an.

»Wenn du nach McDade kommst, wirst du verdammt schnell ein paar Fragen beantworten müssen, Mister! Sheriff O'Neal ist nicht so vernünftig wie ich.«

»Ach?«, meinte Lassiter spöttisch. »Hältst du dich dafür?«

»Wart's nur ab!«, antwortete der Deputy. »Sheriff O'Neal wirst du schon Rede und Antwort stehen müssen, Mister!« In seiner großsprecherischen Art fügte er hinzu: »Du bildest dir wohl ein, so einfach nach McDade reiten zu können, was? Um dort zu treiben, was dir gerade so passt, he? Na, du wirst schon sehen! Du wirst jede Frage verdammt schnell beantworten, die O'Neal auf dem Herzen hat, Bruder! Und von Sheriff O'Neal hast du bestimmt schon was gehört, möchte ich meinen.«

Lassiter fand die Sache allmählich langweilig. So erging es ihm immer, wenn sich eine gespannte Situation schließlich doch wieder in Nichts auflöste.

Natürlich hatte Lassiter schon von O'Neal gehört, aber er hatte den Mann noch nie persönlich getroffen. Die meisten Dinge, die er über ihn gehört hatte, waren gar nicht so gut. O'Neal hatte sich in wilden Städten von Kansas und Oklahoma einen Namen gemacht. Ganz so jung konnte der berühmte Gesetzesvertreter also nicht mehr sein. Aber vielleicht machte ihn gerade das umso gefährlicher.

»Ich kenne den Namen«, sagte Lassiter. »Und nachdem wir uns bisher so nett unterhalten haben, will ich dir jetzt auch den Namen des Mannes verraten, mit dem ich mich in McDade zu treffen gedenke. Er lautet Wesley Boone... und wie ich gehört habe, soll er verdammt gut mit einem Schießeisen umzugehen verstehen.«

Lassiter begriff sofort, dass er eben einen wunden Punkt berührt hatte, wenngleich er nicht wusste, wieso.

Der lange Deputy – ob nun feige oder nicht – schien jedenfalls einen Moment lang durchaus bereit zu sein, jetzt doch noch seine Donnerbüchse zu benutzen. Er tat es dann aber doch...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2022
Reihe/Serie Lassiter Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-4164-X / 375174164X
ISBN-13 978-3-7517-4164-4 / 9783751741644
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