Salz und Schokolade (eBook)

Süße Wunder | Die Schokoladensaga

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eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2892-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Salz und Schokolade -  Amelia Martin
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Die mitreißende Saga um die älteste Schokoladenfabrik Deutschlands  Halle, 1905. Der Besitzer der Schokoladenfabrik, Ernst David, hat es nicht leicht. Das Traditionsunternehmen steht am Wendepunkt: Schafft es den Wandel zu einer effizienten Schokoladenmanufaktur, oder verbleibt es eine kleine lokale Handwerksstube? Zudem interessieren sich seine zwei Töchter immer für die falschen Männer. Die Ältere der beiden, Cäcilie, soll eine Verbindung mit Julius eingehen, dem Sohn des mächtigen Kakaoimporteurs Leopold Mendel, der Anteile am Unternehmen gekauft hat. Doch der Chocolatier Julius hat nur Augen für Ida, Tochter einer alteingesessenen Hallorenfamilie. Er trifft sich heimlich mit der schönen Salzwirkertochter, wohlwissend, dass ihre Liebe keine Zukunft hat. Als Cäcilie beide entdeckt, droht alles zusammenzubrechen ...  »Schokolade ist Liebe, aber ohne Liebe bedeutet Schokolade nichts.« Amelia Martin Band 2 der Halloren-Saga: Kann auch allein gelesen werden.

Amelia Martin ist das Pseudonym einer Bestsellerautorin. Nach Jahren in England und im europäischen Ausland unternimmt die Autorin heute ausgedehnte Recherchereisen an die Schauplätze ihrer Romane. Sie isst für ihr Leben gern Schokolade. 

Amelia Martin ist das Pseudonym einer Bestsellerautorin. Nach Jahren in England und im europäischen Ausland unternimmt die Autorin heute ausgedehnte Recherchereisen an die Schauplätze ihrer Romane. Sie isst für ihr Leben gern Schokolade. 

2


Cici

Cici stand am Fenster des Patrizierhauses und schaute auf die Straße. Pferdehufe klapperten über das Pflaster, eine Lumpensammlerin zog einen Karren hinter sich her, und vor dem Stadttheater stand eine Gruppe junger Schauspieler und deklarierte Passagen aus dem aktuellen Spielplan. Gelangweilt verzog Cici den Mund und knetete ihre Unterlippe.

»Würdest du das bitte unterlassen, Cäcilie? Wer soll dich denn heiraten, wenn du dich so benimmst!«, rügte Anna David ihre älteste Tochter.

Wenn ihre Mutter sie nicht mit ihrem Kosenamen ansprach, war es ernst. Und den Ernst des Lebens, wie ihr Vater sich auszudrücken pflegte, wollte Cici so lange wie nur irgend möglich von sich fernhalten. Also ließ sie die Hände sinken, lächelte und richtete ihre wachen grünen Augen auf ihre Mutter. »Warum fahren wir nicht schon diese Woche nach Norderney? Die Seeluft tut Ihnen gut, Maman.«

Cäcilies Mutter war blass und presste sich ein Taschentuch gegen den Mund, um den aufkommenden Hustenreiz zu unterdrücken. Doch es half nichts. Der Husten plagte ihre Mutter seit Jahren, und es wurde nicht besser. Nur an der See und in den Bergen fand Anna David Linderung. Cici konnte sich an keinen Sommer erinnern, den sie nicht an der See verbracht hatten. Sie liebte die Weite des Meeres, den Wind und den Strand. Die Berge hingegen empfand sie als einengend und drückte sich darum immer häufiger davor, ihre Mutter im Frühjahr oder im Winter nach Davos oder Arosa zum Kuren zu begleiten.

»Das müssen wir mit eurem Vater besprechen. Es liegen aufreibende Zeiten hinter ihm. Meine Güte, ich weiß noch immer nicht, ob es richtig war, das Familienunternehmen in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Und jetzt der Anbau!« Anna David fasste sich an die aufgesteckten Haare, deren Dunkelblond von grauen Strähnen durchzogen war.

Elise, Cicis jüngere Schwester, hob den Kopf von ihrem Buch. Sie war kleiner, hatte eine sehr weibliche Figur und hellblondes Haar. Eine Brille saß auf ihrer Stupsnase, und Sommersprossen übersäten ihre Wangen. »Aber darum geht es doch, Maman. Ohne das Geld aus der Aktiengesellschaft könnte Vater die Fabrik nicht erweitern. Und jetzt, wo die Wirtschaft im Aufschwung ist, muss man mitziehen«, meinte Elise und griff nach einer der Pralinen, die in einer offenen Schachtel auf dem Tisch standen.

»Fräulein Professor weiß mal wieder alles …«, stichelte Cici. »Und stopf dich doch nicht immer mit Pralinen voll! Ich weiß genau, dass du Emmi heimlich gebeten hast, deine Kleider zu ändern.«

»Habe ich nicht!« Elise schleckte sich die Finger ab. »Du bist so boshaft, Cici!«

Ihre Schwester lächelte kühl. Sie hatte sich nie Gedanken um ihre Figur machen müssen, weil sie von einer inneren Energie angetrieben wurde, die sie reiten, fechten und laufen ließ. Sie brauchte körperliche Bewegung, um sich lebendig zu fühlen, um ihren Zorn über die Tatsache, dass sie eine Frau war, im Zaum zu halten. Wenn sie in einem Reitturnier gegen männliche Konkurrenten gewann, gab ihr das ein Gefühl von Wertschätzung, wie sie es nirgends sonst erhielt.

»Das hat nichts mit Boshaftigkeit zu tun, Elli. Aber willst du als alte Matrone enden, wie Tante Elisabeth?«

Seufzend schob Elise die Pralinenschachtel außer Reichweite. Tante Elisabeth war eine Schwester ihrer Mutter und inzwischen so füllig, dass sie kaum noch gehen konnte.

»Schluss jetzt, Mädchen! Merkt euch, dass sich wohlerzogene junge Damen nicht streiten, schon gar nicht in Gegenwart von Herren. Wir sind aufmerksam, hören zu und lachen gern. Und vor allem wissen wir nie etwas besser als die Männer!«, erklärte Anna David mit erhobenem Zeigefinger.

Elise schmollte. »Wenn ich doch aber genau weiß, dass …«

»Keine Widerrede. Du darfst lesen, aber dein Wissen behältst du für dich. Schließlich wollen wir noch einen Mann für dich finden.« Anna David sah auf die kleine Uhr, die sie an einer Kette um den Hals trug. »Gleich kommt unser Besuch, und ihr seid noch nicht umgezogen!«

Sie griff nach einer Klingel und schwenkte sie kräftig. Dann betrachtete sie kritisch ihre Töchter. »Cici, du ziehst das cremefarbene Kleid mit dem Chiffonrock an, und du, Elise, das blau-weiß gestreifte mit dem großen Kragen, und lass dir bei den Haaren helfen«, entschied ihre Mutter.

Die Mädchen murrten im Chor.

»Wer kommt denn heute? Ich wollte eigentlich noch ausreiten«, sagte Cici und scharrte unwillig mit einem Fuß auf den Dielen.

»Graf Hasso von Stülpnagel und seine Mutter.« Anna klang sehr zufrieden. »Besonders von dir, Cäcilie, erwarte ich, dass du dich von deiner besten Seite zeigst.«

Cici rollte mit den Augen. »Ich werde keinen von Stülpnagel heiraten, wenn Sie das im Sinn haben. Stülpnagel! Allein der Name …«

»Es ist genug! Ich verbiete mir deine Frechheiten! Dein Vater ist viel zu nachsichtig mit dir. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir dich auf eine Klosterschule geschickt. Das hätte dir gutgetan.«

Cici und Elise hatten beide das Hallesche Lyzeum besucht. Da Cici sich jedoch nicht einfügen konnte und selbst die strengsten Disziplinarmaßnahmen der Lehrer sie nicht zur Räson brachten, hatte Ernst David entschieden, seine Tochter auf ein englisches Mädcheninternat zu schicken. In der Allenwood Boarding Academy, im Londoner Stadtteil Wimbledon, hatte Cici unter der strengen Tutorin Marie Souvestre Französisch, das Tanzen, Philosophie und verschiedene künstlerische Fertigkeiten erlernt, doch genauso hatte man die Mädchen angeleitet, ihre eigenen analytischen Fähigkeiten zu schärfen. Unter den Absolventinnen waren nicht nur junge Damen des europäischen Adels, sondern auch Amerikanerinnen gewesen. Besonders mit Corinne Alsop Cole, deren Familie mit den Roosevelts befreundet war, hatte Cici sich angefreundet.

Dass die Amerikanerin reges Interesse an Politik zeigte und mit Pippa Strachey auch eine Frauenrechtlerin in Allenwood unterrichtete, war sicher nicht im Sinne ihrer Eltern gewesen, denn Cici war mit progressiven Ideen und einem noch ausgeprägteren Selbstbewusstsein aus London zurückgekehrt.

»Ach, Maman, ich werde mich vorbildlich betragen. Vielleicht sieht er ja nicht aus wie ein Stülpnagel …« Cici lachte, und Elise kicherte.

Ihre Mutter rang die Hände. »Lieber Gott, steh mir bei!«

Die Tür wurde geöffnet, und ein junges Dienstmädchen trat mit gesenktem Blick ein. »Sie haben nach mir gerufen, gnädige Frau?«

»Emmi, na endlich. Warum hat das so lange gedauert?«, fuhr Anna das Mädchen an.

Emmi war so alt wie Elise, hatte pechschwarzes Haar und zog mit ihrer schlanken Figur, der stolzen Haltung und den dunklen Augen allzu oft die Aufmerksamkeit der männlichen Hausbewohner auf sich.

»Ich war einkaufen, habe gebügelt, das Silber geputzt und …«, begann Emmi und sah ihre Herrin dabei direkt an.

Anna winkte ab. »Schon gut. Wenn ich klingle, kommst du auf direktem Wege. Merk dir das. Hilf meinen Töchtern beim Umkleiden, wir erwarten Besuch. Hat Agatha den Nachmittagstee vorbereitet, wie ich es angeordnet hatte?«

»Ja, Frau David«, erwiderte Emmi, die Hände bescheiden vor dem Körper verschränkt. Die Schürze war makellos weiß, das Häubchen saß fest in den aufgesteckten Haaren, und ihre Stiefel glänzten.

»Worauf wartet ihr noch? Geht schon!«, scheuchte Anna ihre Töchter hinaus.

Elise erhob sich langsam, schnappte sich heimlich eine Praline und folgte ihrer Schwester und dem Dienstmädchen.

Draußen auf dem Flur sagte Cici zu ihrer Schwester: »Wusstest du, dass wir hohen Besuch bekommen?«

Elise zuckte nur mit den Schultern und schob sich die Praline demonstrativ in den Mund. Unter einen Arm hatte sie sich ihr Buch geklemmt und ging an ihrer Schwester vorbei in ihr Zimmer.

»Wem soll ich zuerst helfen?«, fragte Emmi.

»Mir. Schließlich bin ich die Stute, die beschnuppert werden soll«, meinte Cici sarkastisch.

Als sie in ihrem Ankleidezimmer vor dem Spiegel stand und sich von Emmi aus dem schlichten Tageskleid helfen ließ, streckte sie ihrem Spiegelbild die Zunge heraus. »Wollen wir doch mal sehen, was der Stülpnagel für ein Würstchen ist. Autsch! Pass doch auf!«

»Entschuldigung«, murmelte Emmi und hängte das Kleid auf einen Bügel. »Welches wollen Sie tragen?«

»Das da!« Cici zeigte auf ein zartes Kleid aus cremefarbener Seide und einem Chiffonüberrock mit feiner Spitze. Sie liebte das Kleid, das nach der neuesten Pariser Mode geschneidert war, nur hätte sie es gern zu einem anderen Anlass getragen.

Mit flinken Fingern nahm Emmi das kostbare Kleid aus dem Schrank und half Cici beim Hineinsteigen. Als sie die unzähligen Knöpfe zu schließen begann, zögerte sie.

Cici seufzte. »Ja, schnür das Korsett noch enger. Ich hab’s heute früh extra nicht so stramm haben wollen. Gott, wie ich das hasse!«

»Nur so weit, dass sich das Kleid leicht schließen lässt«, sagte Emmi und öffnete...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2023
Reihe/Serie Die Halloren-Saga
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Drama • Familie • Frau • Frauenroman • Freundinnen • Halloren • historisch • Kleo • Liebe • Roman • Saga • Schicksal • Schokolade • Schwestern • Töchter
ISBN-10 3-8437-2892-5 / 3843728925
ISBN-13 978-3-8437-2892-8 / 9783843728928
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