John Sinclair 2312 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3999-3 (ISBN)
'Guywano ist tot - lang lebe Guywano!'
Jubelschreie hallten durch das düstere Dorf, in dem schon seit langer Zeit kein normales Leben mehr existierte. Niemand wusste, wer es einst bewohnt hatte, so lange lag seine Zerstörung zurück.
Diese Wesen mochten tot sein, doch ihre Magie existierte bis in die Gegenwart weiter. Ihre Quelle lag in einem steinernen Brunnen, aus dem sie als grünes Licht in die Höhe strahlte und ihn so wie einen einsamen Stern innerhalb der grauschwarzen Düsternis wirken ließ.
Ein böser Stern in einer bösen Welt - der dunklen Seite Aibons ...
Der Zorn der Totengeister
von Rafael Marques
»Guywano ist tot – lang lebe Guywano!«
Jubelschreie hallten durch das düstere Dorf, in dem schon seit langer Zeit kein normales Leben mehr existierte. Niemand wusste, wer es einst bewohnt hatte, so lange lag seine Zerstörung zurück.
Diese Wesen mochten tot sein, doch ihre Magie existierte bis in die Gegenwart weiter. Ihre Quelle lag in einem steinernen Brunnen, aus dem sie als grünes Licht in die Höhe strahlte und ihn so wie einen einsamen Stern innerhalb der grauschwarzen Düsternis wirken ließ.
Ein böser Stern in einer bösen Welt – der dunklen Seite Aibons ...
Die Steinbauten reckten sich auf einem Hügelplateau in die Höhe, während eine dichte Nebelschicht jenes karge Gebiet bedeckte, das bis vor einiger Zeit von dem mächtigen Druidenfürsten beherrscht worden war.
An diesem Ort existierte eine besondere Atmosphäre, die jedes der Wesen wahrnahm, das sich hier versammelt hatte. Ein Hauch von Geschichte, von einer großen Vergangenheit umwehte die mehrstöckigen Häuser, von denen manche behaupteten, sie wären einst von Göttern bewohnt worden. Andere glaubten, die Siedlung sei der Rest einer untergegangenen Zivilisation, die schon vor der Gründung des dunklen Reichs hier existiert hatte.
Einige wenige waren dagegen der Meinung, Guywano hätte hier, umgeben von den Wohnstätten mächtiger Druiden, einen Teil seiner Macht oder gar seiner Seele zurückgelassen, um eines Tages durch die Hilfe seiner Gegner von den Toten aufzuerstehen.
Daran glaubte auch der Mann in der schwarzen Mönchskutte, der mit verschränkten Armen vor dem Brunnen stand und seinen Blick in dem pulsierenden Licht versinken ließ. Er spürte mit jeder Faser die Nähe seines alten Meisters, deshalb würde auch er es sein, der bald sein Bote und auch sein Vertreter werden würde.
Er, Lemyrias, der Druide!
Tief sog er die magisch aufgeladene Luft ein und griff mit seinen Händen in das Licht, als wäre er dabei, Wasser zu schöpfen. Er warf es sich auch ins Gesicht und spürte das sanfte Prickeln, das durch seinen dichten weißen Bart und die Haut drang. Es sorgte dafür, dass er sich noch sicherer in dem fühlte, was er in den nächsten Minuten zu tun gedachte.
Mit der alten Macht des Lichts in ihm drehte er sich um. Er hielt sich nicht allein auf dem von spitzen Felsen geprägten Plateau auf. Viele weitere Wesen waren seinem Ruf gefolgt, da sie erleben wollten, wie ein neuer Anführer der dunklen Seite aus dem Schatten trat. Guywano existierte nicht mehr, auch sein Nachfolger, der verräterische Dravotan, war vergangen. Und nun galt auch der legendäre Elfenblut-Vampir Rog als in der Menschenwelt verschollen.
Ein solches Machtvakuum war in einer unruhigen, umkämpften Welt wie Aibon gefährlich. Nicht nur, weil der Rote Ryan mit seinen Trooping Fairies versuchen würde, die Grenzen der Reiche zu überschreiten, es gab auch zu viele mächtige Geschöpfe auf der dunklen Seite, die gerne selbst an der Spitze von Guywanos einstigen Dienern gestanden hätten. Bevor sie sich gegenseitig zerfleischten, würde er das Zepter des Handelns selbst übernehmen.
Gorlons, die fast menschengroßen Gnome, waren sehr zahlreich erschienen, ebenso Ghouls, Trolle, lebende Skelette und einige von Rogs Vampir-Elfen. Sie waren Relikte der großen Schlacht zwischen den Trooping Fairies und den Truppen der dunklen Seite, die einst von Luzifer provoziert worden war, als dieser sich Guywanos Körper bemächtigt hatte, um selbst über Aibon zu herrschen.* Obwohl er aus dem Druidenreich vertrieben worden war, hing sein Schatten noch immer über dieser Welt.
»Ihr Diener der dunklen Seite«, rief er den schwarzmagischen Geschöpfen zu. »Hört mich an, denn ich werde euch bald anführen. Wir waren alle Diener des großen Guywano, einige von uns wurden sogar von ihm persönlich erschaffen. In jedem von uns steckt ein Stück seiner Kraft, und mit dieser wird es mir gelingen, seinen Geist innerhalb des Brunnens manifestieren zu lassen. Durch mich wird er danach zu euch sprechen und wieder die Herrschaft über unser Reich übernehmen.«
Jubel brandete unter den anwesenden Kreaturen auf. Sie alle wussten, dass ein Reich ohne Herrscher schwach war, und natürlich erhofften sie sich durch ihre Treue zu ihm Vorteile für sich selbst. Andere Dämonen, die Lemyrias' Ruf nicht gefolgt waren, würden die Legitimität seines Führungsanspruchs anzweifeln, doch mit Guywanos Geist in der Hinterhand würden auch sie sich bald fügen.
»Ich werde euch in ein neues, glorreiches Zeitalter führen«, ergriff er wieder das Wort. »Öffnet euren Geist für mich ...«
»Nein!«
Der scharfe Ruf verschlug ihm die Sprache. Er stammte nicht von einer der Kreaturen, die seinem Ruf gefolgt waren, sondern von einer ihm unbekannten Frau.
Wütend fuhr er herum und zog dabei einen grünen Kristall unter seiner Kutte hervor, der eigentlich für das Ritual vorgesehen gewesen war. Allerdings war er auch als Waffe einsetzbar, indem er mit ihm ein zerstörerisches Aibon-Feuer entfachte.
Die Sprecherin schien sich nicht vor ihm zu fürchten, im Gegenteil. Wie eine stolze Kriegerin hatte sie sich auf einem der Felsen aufgebaut, mit wehendem braunem Mantel, der nur im Bereich der Brust und der Hüfte mit goldenen Broschen zusammengehalten wurde.
Auch ihre langen, schwarzen Haare wurden von dem einsetzenden Wind durchgeschüttelt, was sie nicht davon abhielt, mit einem Pfeil auf ihn zu zielen, den sie auf ihren hölzernen Bogen gespannt hatte. Die metallische Spitze gab ein unheilvolles schwarzes Funkeln ab, als wäre sie ebenfalls mit einer starken Magie aufgeladen.
Das auffälligste am Erscheinungsbild der Fremden war ihr Gesicht. Es wurde vollständig von einer offenbar handgeschnitzten, hölzernen Maske bedeckt, in der deutlich weibliche Züge zu erkennen waren.
»Wer bist du?«, fragte Lemyrias, während er gedanklich die Kräfte des Kristalls aktivierte.
»Litharna«, lautete ihre Antwort. »Und dein Tod.«
Im nächsten Moment schickte sie ihren Pfeil auf die Reise ...
Die Banshee verfolgte seelenruhig mit, wie der Pfeil durch die Luft jagte und den Druiden mitten in die Brust traf, bevor dieser in der Lage war, gegen sie vorzugehen.
Getroffen wankte er zurück, stöhnte leise und kippte über den Rand des Brunnens in den von Licht erfüllten Schacht. Sein kurzer Schrei ebbte schnell ab, und was genau mit ihm in dem grünen Schein geschah, blieb ein Rätsel.
Es spielte auch keine Rolle. Ihr Ziel – den Druiden davon abzuhalten, selbst die Macht über die dunkle Seite Aibons zu übernehmen – hatte sie erreicht, außerdem richteten die anwesenden Kreaturen ihre Aufmerksamkeit nun ganz auf sie. Sie waren Lemyrias nicht verpflichtet gewesen, weshalb es auch keinen Grund dafür gab, seinen Tod zu rächen.
Seit ihrer Rückkehr aus der Menschenwelt war einige Zeit vergangen, in der es ihr, dank ihres neues Verbündeten, gelungen war, sich auf ihre alten Stärken zu besinnen.
So viele Jahre war sie in einem zugemauerten Kellerraum eingesperrt gewesen, bis eine neue Bewohnerin des Hauses so unvorsichtig gewesen war, eine Mauer einzureißen, wodurch sie in ihren Bann geraten war. Ihr wahrer Körper existierte schon lange nicht mehr, nur ihr Geist lebte noch weiter, in einer magischen Holzmaske, die ihr einst ihr Geliebter Guywano geschenkt hatte.
Schon allein das stellte für sie einen Grund dar, selbst die Macht in dieser düsteren Welt zu beanspruchen. Dank des Hooks, dem Herrscher über das Zwischenreich, war es ihr gelungen, tief in dieses lebensfeindliche und von gefährlichen Geschöpfen bewohnte Gebiet einzudringen, um an diesem Ort ihre neue Macht zu beweisen.
»Lemyrias war kein würdiger Anführer«, rief sie den Monstern und Untoten zu, die sie allesamt erwartungsvoll anstarrten. »Ich habe einst meine Seele und meinen Körper Guywano dargeboten, und er schenkte mir dafür diese magische Maske. Meine Gestalt mag schwach erscheinen, doch in mir steckt viel von der Macht unseres alten Fürsten. Weit mehr, als Lemyrias je erreicht hätte. Außerdem habe ich mächtige Verbündete, die uns dabei helfen werden, das zu erobern, was seit Äonen uns gehören sollte. Folgt mir in eine neue Ära!«
Als ihr Jubel entgegenbrandete, lächelte sie zufrieden.
Heute war mal wieder einer dieser Abende, an denen es zwar überhaupt nichts zu tun gab, wir aber trotzdem partout nicht das Büro verlassen wollten.
Der Himmel schien alle Pforten geöffnet zu haben, zumindest regnete und stürmte es, als stünden wir kurz vor einer weiteren Sintflut. Zwar mussten wir, anders als manche unserer Kollegen, nicht zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause fahren, doch Autofahren war unter diesen Bedingungen auch nicht sehr spaßig.
Deshalb taten Suko und ich das, was wir sonst gerne vor uns herschoben: Berichte schreiben. Eine eher trockene Aufgabe, zumal wir beide keine allzu großen Formulierungskünstler waren. Allerdings gehörte das nun mal zu unserem Job dazu, außerdem war...
Erscheint lt. Verlag | 1.11.2022 |
---|---|
Reihe/Serie | John Sinclair |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead |
ISBN-10 | 3-7517-3999-8 / 3751739998 |
ISBN-13 | 978-3-7517-3999-3 / 9783751739993 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,2 MB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich