Notärztin Andrea Bergen 1467 (eBook)

Du kleine große Kämpferseele!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4044-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Notärztin Andrea Bergen 1467 - Marina Anders
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Seit dem Tag seiner Geburt kämpft Emil gegen den Krebs in seinem Körper und darum, (noch) nicht in den Himmel zu kommen. Mehr als einmal stand sein Leben auf der Kippe.
Jetzt ist er drei Jahre, und wieder steht eine große, äußerst riskante Operation bevor, weil der Tumor in seinem Kopf gewachsen ist.
Anschließend muss Emil eine mehrwöchige Chemotherapie und Bestrahlungen über sich ergehen lassen. Doch während der Kleine sich auch jetzt nicht unterkriegen lässt und alle mit seinem Lebensmut verblüfft, bricht seine Mutter zusammen ...


Du kleine große Kämpferseele!

Emil, die »kleine große Kämpferseele«, ist uns allen am Elisabeth-Krankenhaus fest ans Herz gewachsen. Seit seiner Geburt kämpft der Kleine tapfer gegen seinen Hirntumor an und lässt sich durch keinen Rückschlag unterkriegen. Mit seinem Motto »Ich schaff' das schon« hat er schon die düstersten Prognosen Lügen gestraft und macht den anderen kleinen Patienten auf der Krebsstation immer wieder Mut.

Leider scheint Emil diesmal nicht recht zu behalten, denn sein Tumor hat sich inzwischen weit ausgebreitet und bedroht wichtige Hirnareale! Deshalb will unsere Neurochirurgin Linda Behnke nun doch die gefährliche Operation wagen, denn sie ist Emils einzige Überlebenschance! Aber Emils Mutter verweigert ihre Zustimmung zu diesem Eingriff und ist durch kein noch so gutes Wort zur Einsicht zu bringen. Dabei läuft Emil die Zeit davon!

Meine letzte Hoffnung ist jetzt sein Vater, der sich irgendwo in Nordafrika aufhält. Wenn ich ihn doch nur erreichen könnte!

»Mami, da ist ein Licht im Friedwald.« Wie aus weiter Ferne drang Emils dünnes Stimmchen in Marissas Bewusstsein. Seufzend tauchte sie aus dem Schlaf auf. Warum war es auf einmal so kalt im Zimmer?

Dann sah sie, dass das Fenster offen stand. Emil musste es geöffnet haben, das tat er gern. Schattenhaft zeichnete sich seine kleine Gestalt gegen den sternenübersäten Nachthimmel ab.

Sofort war Marissa Andresen hellwach. Sie knipste das Licht an und lief zum Fenster. Dort kniete Emil auf der Spielzeugtruhe und blickte hinüber zum Friedwald, der sich hinter ihrem Haus erstreckte.

Marissa hob ihn herunter und drückte ihn an sich. »Emil, Liebling, du darfst nicht am offenen Fenster stehen! Sonst erkältest du dich, und das darf nicht passieren.« Rasch schloss sie es wieder.

Emil kuschelte sich an sie. »Warum darf ich mich nicht erkälten, Mami?«

Was sollte sie antworten? Weil du ein todkranker kleiner Kerl bist, dessen Leben jeden Tag auf der Kippe steht?

»Niemand mag Erkältungen, die sind lästig«, erklärte sie. »Da hat man Husten und Schnupfen und fühlt sich ganz scheußlich.«

»Ich fühl mich auch ganz scheußlich. Werde ich im Friedwald begraben?«

Marissa schluckte den aufsteigenden Kloß in ihrem Hals hinunter. Es fiel ihr schwer, solche Fragen zu beantworten, aber sie wollte auch realistisch bleiben. »Ganz bestimmt«, erwiderte sie, denn darüber hatten sie bereits gesprochen.

Emil wusste, dass im Wurzelwerk der Bäume die Asche von Verstorbenen ruhte. Er liebte den Friedwald mit seinen Ruhebänken, den bemoosten Steinen und den Tieren, die in den Bäumen wohnten.

»Bei dem schönen großen Engel?«, fragte er. Das war der große geschnitzte Holzengel am Andachtsplatz.

»Ganz in der Nähe, mein Schatz. Aber sag mal, warum fühlst du dich scheußlich?« Marissas Stimme schwankte vor Angst. Wenn Emil sich scheußlich fühlte, stimmte etwas nicht.

Der Kleine gähnte. »Weiß nicht«, war seine verschlafene Antwort. »Alles ist komisch.«

Damit konnte Marissa nicht viel anfangen. Kranke Kinder fühlten sich oft nicht gut. »Vielleicht hast du nur schlecht geträumt«, meinte sie und gab ihm zum Trost einen Kuss.

»Das Licht«, erinnerte Emil sie. »Da ist ein Licht im Friedwald.«

Auch Marissa konnte jetzt den schwachen Lichtschein erkennen, der zwischen den Bäumen umhergeisterte, vermutlich von einer Taschenlampe. Jemand, der einen lieben Menschen verloren hatte, konnte nicht schlafen. Eine verzweifelte Mutter vielleicht?

Ein leichter Schauer durchlief ihren Körper. Der dunkle Friedwald mit dem umherwandernden Licht kam ihr jetzt beinahe etwas unheimlich vor. Mit einem Ruck zog sie die Vorhänge zu. »Komm, mein Schatz, gehen wir wieder ins Bett und schlafen weiter.«

Marissa trug den Kleinen zurück in sein Bett und deckte ihn zu. Ein letztes Küsschen noch, dann legte sie sich in das andere Bett und löschte das Licht. Seit Emils Krankheit schlief sie im Kinderzimmer, um sofort zur Stelle zu sein, falls er Hilfe brauchte.

Die Angst um Emil ließ sie nicht los und hinderte sie daran, wieder einzuschlafen. Warum fühlte er sich scheußlich? Von Schmerzen hatte er nichts gesagt. Er schien auch kein Fieber zu haben.

Auf dem Flur waren Geräusche zu hören. Im nächsten Moment ging die Tür auf, und ein Lichtstrahl fiel ins Zimmer.

»Alles in Ordnung?«, fragte Randolf leise.

»Ja«, flüsterte Marissa. Es verwunderte sie, dass ihr Mann nach ihnen sah. Vielleicht war er auf der Toilette gewesen und hatte ihre Stimmen gehört. Natürlich machte auch er sich Sorgen um ihren kranken Sohn, für den es keine dauerhafte Heilung gab. Aber er kümmerte sich ihrer Meinung nach nicht genug um ihn. Stattdessen flüchtete er sich in seine Arbeit und überließ es ihr, mit allen Problemen fertig zu werden.

Die Tür wurde leise ins Schloss gedrückt, das Zimmer lag wieder im Dunkeln. Einen Moment später hörte Marissa die Schlafzimmertür gehen.

Ein quälendes Gefühl der Einsamkeit überfiel sie. Angst stieg in ihr auf und wollte ihr die Luft zum Atmen nehmen. Marissa spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Ihr Herz begann zu rasen, und sie fing zu zittern an. Nein, sie wollte nicht wieder einschlafen! Dann würde sie nur wieder Albträume haben.

»Randolf«, hörte sie sich flüstern. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, konnte ohne ihn nicht leben. Er dagegen schien ohne sie bestens auszukommen. Musste er beruflich wirklich so viel unterwegs sein? Oder war es eher eine Flucht vor ihr und dem kranken Kind? Diese Fragen gingen ihr beinahe täglich durch den Sinn.

Hella, seine Mutter, schien ihn noch zu unterstützen. Zumindest kam es Marissa so vor. Hella hatte damals auch eine andere Frau für ihren Sohn im Sinn gehabt – Luisa, ihre rechte Hand in der exklusiven Parfümerie, die sie in der Fußgängerzone besaß. Als Randolf sich für Marissa entschieden hatte, war Hella maßlos enttäuscht gewesen.

Marissa dagegen hatte sich als die glücklichste Frau unter der Sonne gefühlt, als Randolf und sie in einer romantischen Bergkapelle in Tirol geheiratet hatten. Doch was war inzwischen aus ihrem Glück geworden? Ein Trümmerhaufen.

Sie hätte etwas darum gegeben, wenn sie das Glück von damals noch einmal hätte erleben dürfen. Doch Glück konnte man nicht erzwingen. Man konnte sich nur der Illusion von Glück hingeben.

Die wenigen positiven Dinge in ihrem Leben waren mehr oder weniger nur Illusion. Aber es tat gut, sich für kurze Zeit in einer Art Rausch zu befinden, auch wenn man hinterher wieder in einen tiefen Abgrund stürzte.

Von Emils Bett kamen gleichmäßige Atemzüge. Der Kleine war wieder eingeschlafen. Marissa dagegen konnte keinen Schlaf finden. Zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf, zu viele sehnsüchtige Gefühle zogen durch ihre Brust.

Leise stand sie wieder auf und zog ihr Nachthemd aus. Sie sehnte sich nach Randolf, sie brauchte ihn. In einem Zustand glücklicher Erregung verließ sie das Kinderzimmer und schlüpfte ins Schlafzimmer, das sie vor Emils Krankheit mit Randolf geteilt hatte.

Leise Schnarchtöne empfingen sie. Marissas Herz klopfte stürmisch, als sie zu Randolf unter die Decke schlüpfte.

Wie wundervoll sich sein warmer Körper anfühlte! Marissa schlang ihre Arme um ihn und schmiegte sich sehnsüchtig an ihn.

Das Schnarchen verstummten. Unwillkürlich hielt Marissa den Atem an. Wie würde Randolf auf ihren nächtlichen Besuch reagieren? Sie seufzte glücklich, als sie seine zärtlichen Hände auf ihrem Körper spürte. Randolf ließ ein raues Stöhnen hören, bevor er mit seinen Lippen ihren Mund suchte.

Marissa klammerte sich an ihn. Sie brauchte ihn. Er hatte sie betrogen, doch sie liebte ihn.

***

Am nächsten Morgen war Marissa es, die sich scheußlich fühlte. Dabei hatte sie nicht den geringsten Grund dazu. Es war zwar eine kurze, jedoch glückliche Nacht gewesen, die sie in Randolfs Armen verbracht hatte.

Die Erinnerung daran zauberte ein Lächeln auf ihr schmal gewordenes Gesicht. Doch schon einen Moment später brach sie in Tränen aus. Die glückliche Nacht war im Grunde nur eine Illusion gewesen. Glück als Dauerzustand würde sich zwischen ihr und Randolf nicht mehr einstellen. Eine tiefe Niedergeschlagenheit überkam sie. Wie wundervoll wäre es, immer glücklich sein zu können, auch wenn es nur eine Illusion war!

Nach ihrer so selten gewordenen Liebesnacht hatte sich Randolf am nächsten Morgen ihr gegenüber nicht anders verhalten als sonst auch. Er hatte sich freundlich-distanziert gegeben, hatte nur wenig mit ihr gesprochen und Emil mehr Aufmerksamkeit geschenkt als ihr.

Letzteres war für Marissa auch völlig in Ordnung. Der Kleine hatte sowieso nicht viel von seinem Vater. Er hing so sehr an ihm. Feierlich hatte Emil ihm versprochen, tapfer weiter gegen seine Krankheit anzukämpfen, damit er noch nicht in den Himmel musste, sondern noch eine Weile auf der Erde bleiben durfte. Denn sein Papa...

Erscheint lt. Verlag 18.10.2022
Reihe/Serie Notärztin Andrea Bergen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Arzt • arzt-krimi • Arztromane • Bergdoktor • Bestseller • Bianca • Cora • Deutsch • Doktor • Dr. • dr daniel • dr laurin • dr norden • Dr Stefan Frank • eBook • E-Book • eBooks • E-Books • Familiensaga • Fortsetzungsroman • Frauen • für • für Frauen • Großdruck • große-schrift • Happy End • Hedwig Courths Mahler • Heft-Roman • Historical • Julia • kaipurgay • Kelter • Kindle • Klinik • Klinik-roman • Krankenhaus • Krankenschwester • Kurfürstenklinik • Landarzt • Liebe • Liebesroman • Liebesromane • martin-Kelter • Medizin • Mira • Modern • Patient • patricia-vandenberg • Romance • romantisch • Schicksalsroman • Serie • spannend • Tiffany • Verlag
ISBN-10 3-7517-4044-9 / 3751740449
ISBN-13 978-3-7517-4044-9 / 9783751740449
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,0 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49