Jezabel - Der Garten der Düfte (eBook)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
362 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2787-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jezabel - Der Garten der Düfte -  Brigida Anello
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Die Parfümeurin Jezabel hat nach ihrer Flucht aus Palästina im Hause eines reichen Nürnberger Kauffahrers eine neue Heimat gefunden. In ihrem Laboratorium fertigt sie Duftwässer für Stauferkaiser Heinrich VI. und den Adel. Als in Nürnberg eine Seuche ausbricht, wird die Parfümeurin der Hexerei beschuldigt. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Getreuer verlässt sie die Stadt. Ihr Weg führt sie auf eine abenteuerliche Rhein-Fahrt durch das Heilige Römische Reich und anschließend auf das Nordermeer - bis hin zum Königshof von Richard Löwenherz. Dort hofft sie auf ein Wiedersehen mit ihrer großen Liebe, dem Ritter Henry de Brézé, einem Gefolgsmann des Königs.

In der Festung Windsor macht sie Bekanntschaft mit der Königinmutter Alienor von Aquitanien, einer Mäzenin der schönen Künste. Die Fürstin findet sofort Gefallen an der jungen Frau und ihrer ungewöhnlichen Profession. Als die Herzogin in ihre Heimat Aquitanien aufbricht, fordert sie Jezabel auf, sie nach Poitiers zu begleiten. Am herzoglichen Hof begegnet Jezabel erneut ihrer großen Liebe Henry. Werden sich ihre Hoffnungen dieses Mal erfüllen? Wird sie der Ritter als seine Ehefrau auf die Burg der Familie Brézé heimführen?

Zweiter Teil der großen Saga um die Parfumeurin Jezabel. 



Brigida Anello verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Bayern, bevor sie eine Ausbildung in den USA absolvierte. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland arbeitete sie in Heidelberg für verschiedene internationale Unternehmen. Sie war u.a. in der Verlags- und Reisebranche tätig, so z.B. für einen wissenschaftlichen Verlag sowie diverse Ferienclubs am Mittelmeer. Die Liebe zur Literatur verbindet sie mit ihrer Leidenschaft für berühmte Frauengestalten der Geschichte. Seit 2005 ist sie wieder in Bayern zu Hause und schreibt unter verschiedenen Pseudonymen historische Romane, Biografien, Krimis und Sachbücher.

Die Autorin ist Mutter eines erwachsenen Sohns.

2 Ein unwillkommenes Angebot


Es war bereits später Vormittag, als Jezabel sich am nächsten Tag auf den Weg in ihr Laboratorium machte. Das große Haus lag in tiefer Stille. Nichts war zu hören von dem lauten Lachen der Mägde und den rauen Stimmen der Knechte, die sonst die Hallen und Gänge erfüllten. Verstohlen nach rechts und links blickend huschte sie durch die langen Korridore, öffnete die Türe zu ihrem Arbeitsraum und schlüpfte hinein. Aufatmend nahm sie ihren Umhang ab und zündete die Öllichter an, denn draußen herrschte trübes Wetter mit tiefhängenden Schneewolken, die ein diffuses Dämmerlicht mit sich brachten. Aufmerksam blickte sie sich im Raum um, als hätte sie ihn noch nie gesehen.

Linker Hand hing getrockneter Lavendel in dicken Bündeln an Schnüren von den Deckenbalken, ebenso Kamille, Minze, Eisenkraut und Muskatellersalbei. Holunderbeeren lagen in Körben bereit, um einer Pomade beigemischt zu werden, die den Lippen der Damen einen verführerisch roten Glanz verlieh und die nicht nur bei Hofe äußerst beliebt war. In kleinen Schalen verströmten Fichten- und Kiefernnadeln einen aromatischen Geruch und warteten auf ihre Verarbeitung. Ein Händler aus Kalabrien hatte, zusammen mit Zitronen und Orangen, eine neue Frucht mitgebracht, die er Bergamotte nannte und über die er wahre Wunderdinge zu berichten wusste. Das Öl, das aus der Schale der zitronenartigen Frucht gewonnen wurde, war von einem intensiven Wohlgeruch, der den aller anderen Zitrusfrüchte bei Weitem übertraf.

Als Jezabel die kleine gelbe Frucht in den Händen gehalten und ein wenig an der Schale gekratzt hatte, war ihr sogleich ein betäubender Duft in die Nase gestiegen. Da wusste sie, dass der Kalabrier nicht zu viel versprochen hatte, und sie hatte ihm auf der Stelle alle Früchte abgekauft. Nun lagen sie wie goldene Kugeln in einem geflochtenen Korb neben den reifen Orangen. Daneben stand ein Kästchen mit Vanilleschoten, die Giselher für zwei Goldmünzen bei einem venezianischen Gewürzhändler erstanden hatte. Auch Sandelholz und Zimt hatte der Händler angeboten, und als sie wegen des astronomisch hohen Preises gezögert hatte, war Meister Giselher ihr zuvorgekommen und hatte die Ware für sie gekauft. Doch die kostbarsten Rohstoffe bewahrte sie in einer Truhe auf, zu der nur sie den Schlüssel besaß. Sie trug ihn an einer Goldkette um den Hals.

Rubinrot leuchtete ihr die Moschus-Essenz entgegen, als sie den Deckel hob. Jezabel hob die Phiole aus ihrem Seidenbett und hielt sie gegen das Licht. Die Farbe der Flüssigkeit hatte sich nicht verändert, seitdem ihr Vater die Zutat vor Jahren von einem persischen Händler für eine große Menge Silberstücke erworben hatte. Auch die weißgrauen Klumpen Ambra hatte der Perser damals von den Küsten eines weit entfernten Meeres mitgebracht. Verborgen in einem schäbigen Stoffbeutel, den der berühmte Parfümeur Moses bis zu seinem Tod unter seinen Gewändern trug, hatten sie ihre Reise von Akkon über das Meer nach Rom und von dort über die Alpen wohlbehalten überstanden. Danach hatte seine Tochter die kostbaren Ingredienzien an sich genommen und nach Nürnberg gebracht. Sie bildeten nun Jezabels wertvolles Erbe.

Ambra wurde in Gold aufgewogen, ebenso wie Moschus. Noch immer war es den Händlern im Abendland schier unmöglich, an die begehrten Rohstoffe zu gelangen, denn der Krieg um das Heiligen Land tobte nach wie vor mit größter Härte. Seitdem er begonnen hatte, war der Handel zwischen Orient und Okzident beinahe ganz zum Erliegen gekommen, denn nur die Mutigsten wagten es noch, Leib und Leben zu riskieren, um den Mauren Gewürze, Seide, Öle, Düfte, Stoffe und Glas abzukaufen. Vor allem die Venezianer und Genueser hielten noch einige wenige Handelsverbindungen in die Länder der Levante aufrecht, doch sie ließen sich die unter Lebensgefahr erstandenen, hochwertigen Waren teuer bezahlen, so wie der Kaufmann aus Genua, der Jezabel vor Kurzem ein Döschen mit einer unscheinbaren honigfarbenen Masse übergeben hatte. Es enthielt eine kleine Menge Zibet, den sie neben dem Ambra und Moschus als ihren wertvollsten Besitz betrachtete, vorbehalten für besondere Zwecke.

Für den alltäglichen Gebrauch und weil die Ware im Vergleich zu exotischen Ingredienzien preiswert war, hatte sie begonnen, mit einheimischen Materialien zu experimentieren, hatte Blüten enfleuriert und Pflanzen gepresst, und der Erfolg hatte ihr recht gegeben. Es war ihr gelungen, zarten Fliederduft zu gewinnen. Geißblatt, Lavendel, Rosen und vor allem Veilchen verwandelten sich unter ihren kundigen Händen in wohlriechende Lotionen, Pomaden und Essenzen. Nur gelegentlich erlaubte sie sich, von einem der vorbeiziehenden Händler exotische Gewürze zu erwerben, die sie sorgsam beiseitelegte, um daraus Salben und Balsame für Kaiserin Konstanze anzufertigen. Die Dame war anspruchsvoll, hatte einen exzellenten Geschmack und verabscheute die junge Parfümeurin von ganzem Herzen, nachdem ihr Gatte, Kaiser Heinrich VI., ihr sein Wohlwollen bewiesen und sie zur Hofparfümeurin ernannt hatte. Fast täglich erreichte ein kaiserlicher Kurier mit einer Liste neuer Wünsche Meister Giselhers Haus in Nürnberg, und Jezabel musste all ihr Können anwenden, diesen nachzukommen. Doch sie wurde für ihre Mühen reichlich belohnt. Der Kaiser erwies sich als ausgesprochen großzügig, wenn es um die extravaganten Launen seiner Gattin ging.

Auch heute dauerte es nicht lange, bis ein kaum hörbares Klopfen die Ankunft eines Boten ankündigte. Kappe und Mantel noch mit Schnee bedeckt, trat der Mann ein und reichte ihr mit einer Verbeugung die Nachricht. »Dies schickt Euch seine Heilige Majestät, Kaiser Heinrich, persönlich.«

Stirnrunzelnd nahm Jezabel die Rolle entgegen. Sonst waren es stets Befehle der Kaiserin, die sie zu befolgen hatte. Was mochte ihr Gatte heute von ihr wollen? Sie trat ans Fenster, öffnete den Brief und studierte die akkurate Schrift von kaiserlicher Hand.

»Ich soll einen Lehrling in der Kunst der Parfümherstellung ausbilden!« Überrascht blickte sie von der Nachricht auf und legte sie stirnrunzelnd beiseite. »Weißt du mehr darüber?«, fragte sie den Boten.

»Nein, Herrin!« Der Bursche schüttelte den Kopf. »Doch Ihr sollt schon bald weitere Anweisungen erhalten.«

Nachdem der Kurier sich verabschiedet hatte, machte sich Jezabel im rasch schwindenden Licht an die Arbeit. Sie nahm einen Bund Lavendel, von dem sie sorgfältig die Blüten zupfte und in ein Körbchen legte. Gerade war sie dabei, die Blüten in einen Kupferkessel zu füllen, als sie durch erneutes Klopfen an der Tür gestört wurde. Verärgert hielt sie inne, doch schon trat Meister Giselher unaufgefordert ein. Er blieb im Türrahmen stehen, die Schulter an die Wand gelehnt. Sein Gesicht war fahl, unter den Augen lagen tiefe Schatten. Alles in seiner Haltung sprach von Enttäuschung und Niederlage. Sein Blick suchte ihren, doch sie wich ihm aus und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit dem Experiment.

»Ihr geht mir aus dem Weg, Jezabel. Warum meidet Ihr mich? Ist Euch meine Anwesenheit plötzlich so unangenehm, dass Ihr mir nicht einmal ein paar Worte schenken wollt?« Sein Ton war flehend, doch von einer Eindringlichkeit, die sie berührte.

»Es stimmt, Meister Giselher, Ihr habt wirklich etwas Besseres verdient, und ich hätte Euch ins Vertrauen ziehen sollen.« Sie drehte sich zu ihm und sah ihn ins Gesicht. »Es hat keinen Zweck, es noch länger zu verschweigen. Verzeiht mir, dass ich es Euch nicht erzählt habe, aber ich habe mich einem anderen Mann versprochen. Aus diesem Grund und weil ich Euch nicht liebe, kann ich Euch nicht heiraten. Mein Herz gehört schon lange einem anderen. Wie könnte ich da Eure Frau werden?« Sie erschrak, als sie den verletzten Ausdruck in seinen Augen bemerkte.

»Den englischen Ritter, nehme ich an?« Er presste die Worte zwischen bleichen Lippen hervor.

Als sie seine Qual sah, fand sie keine Worte, sondern konnte nur nicken.

»Was bedeutet das für mich, für uns? Werdet Ihr mit ihm fortgehen und alles, was wir gemeinsam geschaffen haben, einfach zurücklassen? Was soll aus dem Laboratorium werden, das ich nur für Euch eingerichtet habe? Wie soll ich der Kaiserin erklären, dass ich sie nicht mehr mit Düften, Ölen und Salben beliefern kann? Werdet Ihr gehen, ohne einen Gedanken an mich zu verschwenden, ohne einen Blick zurück? Ist Euch unser Leben und Eure Arbeit in meinem Haus gar nichts wert?« Seine Stimme versagte, sein Kopf sank auf die Brust.

»Ich … ich kann es nicht sagen, ich weiß es nicht.« Jezabel biss sich auf die Lippen, bis Blut hervortrat. »Das alles ist so verwirrend, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann.« Sie schwieg.

»Dann braucht Ihr vielleicht nur ein wenig Zeit, um über die Zukunft nachzudenken.« Giselher hob den Kopf und musterte die junge Frau mit neuer Zuversicht. »Natürlich seid Ihr im Augenblick nur ein wenig durcheinander und ratlos, denn Ihr habt nicht damit gerechnet, so unverhofft diesem Mann gegenüberzustehen, der plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht ist.«

Mit zwei Schritten war er an ihrer Seite und griff nach ihrer Hand. »Ich bitte Euch noch einmal, meine Frau zu werden. Vergesst diesen Ritter, der Euch niemals heiraten wird. Ihr seid eine Gemeine ohne Familie und Besitz, er ein Adeliger. Glaubt Ihr denn wirklich, dass er sich über alle gesellschaftlichen Schranken hinwegsetzen und Euch zur Frau nehmen wird? Das Beste, was Ihr von ihm erhoffen könnt, ist eine flüchtige Liebschaft. Ich dagegen biete Euch meinen Namen, die Sicherheit meines Hauses und großen Wohlstand. Bei mir werdet Ihr alles haben, was Ihr Euch wünscht.« Er presste ihre Hand,...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2022
Reihe/Serie Die große Ambra Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Birgit Jasmund • Diana Gabaldon • Duft • Duftmischerin • Feuer und Stein • Historischer Abenteuerroman • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Jüdin • Jüdisch • Kreuzzug • Liebe • Liebesroman • Martina André • Mittelalter • Palästina • Parfüm • Parfumeurin • Ritter • Staufer
ISBN-10 3-8412-2787-2 / 3841227872
ISBN-13 978-3-8412-2787-4 / 9783841227874
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99