Die schönsten Sagen der griechischen Antike (eBook)

In Gedichtform nacherzählt
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2022
120 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6385-1 (ISBN)

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Die schönsten Sagen der griechischen Antike - Rudolf Burkhardt
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Die schönsten Sagen der griechischen Antike In Gedichtform nacherzählt

Rudolf Burkhardt geboren 1948 von Horgen (Kanton Zürich) Studium an der Universität Zürich, Germanistik und Philosophie Lic.phil.I, Mittelschullehrer bis zur Pensionierung

Prometheus


Die Meere, der Himmel und die Erde sind geboren,

Die Götter haben sie als ihre Welt erkoren,

Was aber soll die Schöpfung, die nur Götter nährt?

Es fehlt das Wesen, das ihr Wirken spürt und ehrt.

Da tritt Prometheus auf, ein Sohn des Iapetos,

Ein Titan aus dem Geschlecht des Uranos.

Er kennt den Himmelssamen tief im Reich der Erde

Und sinnt darauf, dass daraus etwas Neues werde.

Aus Ton und Wasser knetet er und formt Figuren,

Ebenbilder, göttergleiche Kreaturen.

Er übt so lang daran, bis ihm sein Werk gefällt,

Noch sind die Wesen nicht belebt und nicht beseelt.

Der Tiere Eigenschaften will er ihnen geben,

Nur so erfüllt die Mutter Erde sie mit Leben.

Er pflanzt die Gaben jedem Wesen in die Brust,

Dass der Götterfunke fehlt, ist ihm bewusst.

Vom Löwen kommt der Mut, vom Pferd Geduld und Treue,

Das Gute und das Schlechte steht in einer Reihe.

Der Adler spendet hohen Sinn, der Fuchs die List,

Es heißt, dass schiere Gier dem Wolfe eigen ist.

Pallas Athene im Olymp verfolgt sein Tun,

Prometheus’ Schöpfung füllt sie mit Bewunderung.

Sie weiß, was der Titan aus eigener Kraft nicht hat,

Mit einer Schale Nektar schwingt sie sich herab.

Einem jeden gießt sie etwas auf sein Haupt,

Einen Götterfunken von der Himmelsbraut.

Fortan solln sie sich mit Geist erfüllt vermehren,

Und von der Erde Gaben solln sie sich ernähren.

Auf den Funken aber können sie nicht zählen,

Er blendet sie, sie leben noch in tiefen Höhlen.

Ihnen ist der Erde Schöpfung noch zu fremd,

Weil niemand ihnen ihren reichen Segen nennt.

Nun aber nimmt Prometheus sich der Menschen an,

Allmählich zeigt er ihnen alles, was er kann

Und wie man sich des Tages harte Arbeit teilt,

Er unterweist sie, wie man Kranke pflegt und heilt.

Zeus und die olymp’schen Götter werden wach,

In ihnen regt sich Stolz und Überheblichkeit.

Sie denken über diese neuen Wesen nach

Und fordern Opfergaben und Ergebenheit.

In der Stadt Mekone treffen sich die Götter

Samt den Sterblichen und halten großen Rat.

Prometheus sieht sich als der armen Menschen Retter,

Es hilft zuletzt nur der, der sie erschaffen hat.

Er will nicht, dass die Götter maßlos Opfer fordern,

Das menschliche Geschlecht soll sich entfalten können.

Es soll sich um sich selbst, nicht um die Götter sorgen,

Zeus soll ihnen einen freien Willen gönnen.

Doch er verlangt von jedem Schlachttier seinen Teil,

Auf steinernem Altar soll er geopfert werden.

Nur Demut vor den Göttern ist der Menschen Heil,

Die wahre Macht liegt im Olymp und nicht auf Erden.

Wie aber soll Prometheus seine Menschen schützen?

Vor der Gier der Götter will er sie bewahren.

Nur eine wahrhaft dreiste List kann dazu nützen,

Gelingt sie, wird ihm höchste Ehre widerfahren.

«Ich weiß, ihr Götter, Macht ist euch das Allerhöchste,

Kein Sterblicher soll einen freien Willen haben.

Es wär, als ob der Göttervater sich entblößte,

Als würd er nackte Haut und keine Kleider tragen.

Den Götterfunken aber hat der Mensch empfangen,

In seinem Geiste wird er reifen und erblühen.

Ihr Götter müsst dereinst um euer Leben bangen,

Wenn aus Menschen göttergleiche Funken sprühen.

Alle meine Lieben hast du, Zeus, entmachtet,

Die Götter des Olympos herrschen unumschränkt.

Die Ahnen hast du in den Tartaros verfrachtet,

In ihrem eignen Blute hast du sie ertränkt.

Ich will ein Muster schaffen für die Opfergaben,

Das für alle Zukunft für die Menschen gilt.

Zeus soll jenen Teil von jedem Nutztier haben,

Der seine schiere Gier und seinen Hunger stillt.»

Nun macht er sich daran und schlachtet selbst ein Rind,

Zwei Haufen stapelt er für seine dreiste List,

Und zwar so, dass beide Haufen ungleich sind.

Zeus soll wählen, welcher Teil sein eigen ist.

Der kleine Haufen ist aus zartem Fleisch gebaut,

Der größre aber diene einem andern Zweck,

Den kleinen deckt er zu mit schnöder Rinderhaut,

Den Knochenhaufen tarnt er obenauf mit Speck.

Zeus wählt den größren Haufen, wie’s ein jeder täte,

Doch des Frevlers Arglist hat er längst durchschaut.

Er tut, als ob ihn Gier dazu verleitet hätte,

Er spielt das Spiel so echt, dass ihm Prometheus glaubt.

«Der Schelm soll sich in seinem Siegestaumel suhlen,

In Zukunft sei den Sterblichen ihr Teil gewährt.

Ich will nicht länger um das Fleisch der Tiere buhlen,

Doch ich mindere den Menschen seinen Wert.

Kein Feuer soll auf Erden je entzündet werden,

Des Nachts soll Frost und Kälte ihre Hütten füllen.

Das frische Fleisch soll ihnen faulen und verderben,

Sie sollen frierend sich in dicke Decken hüllen.

Der listige Prometheus gibt sich nicht geschlagen,

Vom gelben Riesenfenchel nimmt er sich den Stamm

Und wartet hoch am Himmel auf den Sonnenwagen.

Helios zündet ihm das Mark des Stengels an.

Das Steckenkraut brennt lichterloh in seiner Hand,

Mit diesem Zunder schwingt er sich hinab zur Erde.

Einen großen Holzstoß setzt er dort in Brand,

Damit das Feuer für die Menschen nutzbar werde.

«Soll der Gott der Götter im Olympos meinen,

Ich sei einfallslos und ohne jede Macht?

Soll den stolzen Göttern nur das Feuer scheinen?

Zweimal nein, den Sterblichen hab ich’s gebracht.»

Der helle Schein des ersten Menschenfeuers schmerzt

Den grimmen Donnerer in tiefster Götterseele.

Der Rauch des Feuers hat sein Himmelszelt geschwärzt,

Heiße Wut steigt auf und trocknet ihm die Kehle.

«Die Menschenbrut wird mir zu dreist in ihrem Reich,

Ungeahntes wird sie schaffen und mich meiden.

Der Mensch wird fortan meinen, er sei göttergleich,

Für seinen Hochmut soll er bittre Qualen leiden.

Alle Übel, die der Himmel kennt, werf ich

Ihnen an den Hals, ich will sie grausam quälen.

Kränkeln sollen sie und sterben männiglich,

Keiner kann auf Gnade von den Göttern zählen.

Sie sollen spüren, dass sie mich verehren müssen

Und auf Altären Opfergaben für mich richten.

Ihren Ungehorsam sollen sie mir büßen,

Bis ins letzte Glied werd ich die Brut vernichten.»

Der Götterschmied Hephaistos schafft ein neues Leben,

Das einer jungen Frau von ganz besondrer Schönheit.

Die hohe Kunst der Sprache soll ihr Hermes geben,

Von Aphrodite wird ihr Liebreiz einverleibt.

Pandora nennt der Himmlische dies neue Wesen,

Die Allbeschenkte soll hinab zur Erde schweben.

Die Gaben, die sie mit sich trägt, sind auserlesen,

Den Menschen soll die Jungfrau sie zu Füßen legen.

Hinunter zu den Sterblichen fliegt jetzt die Holde,

Ein Gefäß mit tausend Übeln trägt sie in der Hand.

Auf dass eine Plage auf die andre folge,

Bringt sie den Erdenmenschen Tod und Höllenbrand.

Mit ihrem Liebreiz blendet sie die Sterblichen,

Auch Epimetheus, den, der immer rückwärts schaut.

Die Vergangenheit will er verherrlichen,

Weil er den alten hehren Göttern blind vertraut.

Als Bruder des Prometheus sollte er doch wissen:

«Geschenke von den Göttern weise stets zurück!»

Wenn dich Schönheit blendet und dich Musen küssen,

Dann steht der Göttervater dir vor deinem Glück.

Pandora wendet sich bewusst an Epimetheus,

Weil sie weiß, wie schrecklich arglos dieser ist.

Sie bietet ihm die Gabe des Göttervaters Zeus:

«Nimm dies Geschenk, weil du ein treuer Diener bist.»

Er greift danach und sie hebt schnell den Deckel hoch

Und aus der Vase schwirren abertausend Übel.

Pandora lässt die Plagen in den Äther los,

Sie fliegen fort, als hätten sie wie Vögel Flügel.

Zuunterst in der Vase liegt das einzig Gute,

Es ist die Hoffnung, die zuletzt noch übrig bleibt.

Sie freizulassen, ist Pandora nicht zumute,

Sie schließt der Vase Deckel für die Ewigkeit.

Pest und Cholera und hundertfache Seuchen

Rasen über alle Länder. Böse Fieber

Bringen Tod und auf dem Pflaster liegen Leichen,

Üble Krankheit ringt gesunde Menschen nieder.

Gerade kann Prometheus noch die Hoffnung retten,

Pandora hatte sie dem Menschenvolk verwehrt.

Er weiß, bald legt der Göttervater ihn in Ketten,

Die Hoffnung sei den Sterblichen von ihm gewährt.

An ihnen hat der Gott der Götter sich gerächt,

Nun wendet er sich zornig ihrem Schöpfer zu:

«Warum spielst du mir das Spiel von Herr und...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte Balladen • griechische Sagen • Lyrik
ISBN-10 3-7562-6385-1 / 3756263851
ISBN-13 978-3-7562-6385-1 / 9783756263851
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