Liebesbrief statt Totenschein -  Sabine Buxbaum

Liebesbrief statt Totenschein (eBook)

Ein humorvoller Liebesroman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
244 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-9185-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
2,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die Nachricht, dass Melanie nur noch wenige Tage zu leben hat, veranlasst sie dazu, ein paar Abschiedsbriefe zu verfassen. Dabei lässt sie kein gutes Haar an ihrem Chef und dem Bürgermeister ihrer Heimatstadt Battle Creek in Minnesota. Auch ihr Nachbar bleibt nicht verschont, denn er erhält einen Liebesbrief, der ihm Melanies geheime Gefühle offenbart. Dumm nur, dass es im Krankenhaus zu einer Blutprobenverwechslung kam und Melanie doch nicht stirbt. Den Job ist sie gleich los, aber in Battle Creek warten noch ganz andere Herausforderungen auf sie: Ihre Briefe haben nicht nur ihre Nachbarn, sondern die gesamte Stadt aufgewühlt. Ist die Teilnahme am Drei-Städte-Wettbewerb Melanies Chance, alles wiedergutzumachen?

1976 in Innsbruck geboren, besuchte die Autorin die Handelsakademie und studierte anschließend Medizin und ist seit 2001 als Ärztin tätig. Im Schreiben findet die Autorin einen Ausgleich zur ihrer beruflichen Tätigkeit.

Melanie holte ihre Mutter vom Krankenhaus ab. Ein freundlicher Pfleger half ihr, sie in das kleine Auto zu hieven. Sie warf einen Blick auf das Gipsbein ihrer Mutter, das im engen Wagen kaum Platz fand. Die zugehörigen Krücken hatte sie im Kofferraum verstaut.

„Wir werden das schon meistern“, versicherte ihre Mum, als sie Melanies skeptischen Blick bemerkte. „Ich werde versuchen, dir so wenig Arbeit wie möglich zu machen.“

„Ach, Mum, du machst mir keine Arbeit. Ich bin froh, dass dir nicht mehr passiert ist.“ Melanie war darüber wirklich erleichtert. Es wäre für sie unerträglich gewesen, Vater und Mutter innerhalb eines Jahres zu verlieren.

Sie drehte den Schlüssel und startete den Wagen, winkte dem Pfleger nochmals und fuhr los. Die Fahrt nach Battle Creek würde gerade mal eine halbe Stunde dauern. Das Wetter war schön und der Himmel wolkenlos. Sie hätte sich gewünscht, es wäre dunkel, doch die Sonne strahlte unbarmherzig hell. Zwar kannten die wenigsten Leute in der Stadt ihr Auto, aber bei Tageslicht war ihr Gesicht hinter der Scheibe schnell auszumachen. Zum Glück war Werktag und die meisten wohl um diese Zeit in der Arbeit.

Melanie atmete tief durch, als sie das Stadtschild von Battle Creek passierten. Unwillkürlich duckte sie sich ein wenig, obwohl es sinnlos war. Sie musste sich schließlich auf die Straße konzentrieren.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte ihre Mutter. „Du wirkst irgendwie nervös.“

Anne hatte ihrer Mutter wohl nichts von den Briefen erzählt. Das beruhigte Melanie, denn es hätte sie nur unnötig aufgeregt.

„Alles gut“, antwortete sie knapp. Aber am skeptischen Blick ihrer Mutter erkannte sie, dass sie ihr wenig Glauben schenkte. Ob Anne ihr erzählt hatte, dass sie ihren Job verloren hatte? Es bot sich keine Gelegenheit mehr, Anne vor ihrem Abflug zu sprechen. Ihre Schwester war zu beschäftigt und aufgeregt, um ihr Gehör zu verleihen.

Endlich erreichte Melanie die Auffahrt zu ihrem Elternhaus. Das Tor zur Einfahrt öffnete sich für Melanies Empfinden viel zu langsam. Vorsichtig spähte sie zum Haus des Nachbarn, aber glücklicherweise rührte sich dort nichts. Bestimmt war er am College, schließlich war keine Ferienzeit. Als Melanie die Einfahrt hinter sich gelassen und ihr Auto in der Garage sichtgeschützt abgestellt hatte, atmete sie auf. Die erste Hürde, ihre Heimatstadt unbescholten zu erreichen, hatte sie überstanden.

Sie stieg aus dem Auto und öffnete die Beifahrertür, um ihrer Mutter zu helfen. Es war gar nicht so einfach, sie hochzuziehen und so zu platzieren, dass sie auf einem Bein genug Gleichgewicht fand. Dann holte Melanie die Krücken aus dem Kofferraum und reichte sie ihrer Mum. Sie war damit ziemlich unbeholfen und es brauchte ein paar Sprünge, bis sie halbwegs damit zurechtkam. Melanie wich ihr nicht von der Seite und stand bereit, falls sie das Gleichgewicht verlieren würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit schafften sie es ins Haus. Ihre Mutter nahm auf einem bequemen Stuhl Platz und Melanie schob ihr einen Hocker unter das Gipsbein. Zufrieden stellte sie fest, dass Anne ein Bett im Wohnzimmer vorbereitet hatte. Ihre Mutter würde es aktuell nicht in das obere Stockwerk schaffen.

Ihr Blick in den Kühlschrank befriedigte Melanie weniger, denn der Inhalt würde maximal für zwei Tage reichen. Obwohl der Supermarkt gleich um die Ecke lag, sträubte sich Melanie, dort einkaufen zu gehen. Unschlüssig darüber, was sie machen sollte, brachte sie ihrer Mum zunächst eine Decke und stellte ihr etwas zum Trinken in die Nähe. Ihre Mum schaltete den Fernseher ein und erklärte, dass sie nebenbei versuchen würde, zu schlafen. Sie schien noch ein wenig mitgenommen von der Narkose.

Durchs Haus streifend versuchte Melanie herauszufinden, ob es irgendeine Arbeit für sie gab. Ruhelosigkeit hatte sich in ihr breit gemacht. Anne hatte den Haushalt vor ihrer Abreise offenbar auf Vordermann gebracht. Es gab kein überschüssiges Staubkorn zu entdecken. Sie wollte gerade aus dem Obergeschoß wieder ins Erdgeschoß gehen, als sie ein Geräusch vernahm. Einen Moment war sie irritiert. Klang irgendwie nach einem kleinen Kind. Wo kam es her? Melanie hielt inne, ob sie es ein weiteres Mal hörte. Da kam es nochmals, es drang aus der Besenkammer. Vorsichtig öffnete sie die Tür und erschrak sich fast zu Tode, als ihr eine Katze entgegensprang. Sie miaute und klang in Melanies Ohren vorwurfsvoll. Wer hatte die Katze in die Besenkammer gesperrt und vor allem – wessen Katze war das? Sie streichelte das Tier, das mehrmals um ihre Beine streifte, bevor sie es hochhob, was die Katze mit einem protestierenden Miauen quittierte.

„Wer bist du denn? Gehörst du etwa in dieses Haus oder hast du dich verirrt?“

Die kleine Katze musterte Melanie neugierig, blieb ihr aber erwartungsgemäß eine Antwort schuldig. Sie trug die Katze im Arm zu ihrer Mutter.

„Lucky!“, rief ihre Mum, als sie Melanie mit der Katze entdeckte. „Da bist du ja, mein Guter. Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht.“ Sie streckte ihre Hände nach dem Kater aus und Melanie setzte ihn ihr auf den Schoß. Der Kater begann sofort zu schnurren und genoss die Streicheleinheiten ihrer Mum ganz offensichtlich.

„Seit wann hast du einen Kater?“, fragte Melanie erstaunt.

„Deine Schwester hat ihn mir vor Kurzem aus dem Tierheim gebracht, damit ich mich nicht allein fühle, wenn sie auf Urlaub fährt.“

Melanie beugte sich zu Lucky hinab und streichelte ihn, der die Aufmerksamkeit der beiden Frauen sichtlich genoss und schnurrte, was das Zeug hielt.

„Ich fürchte, du wirst dich nicht nur um mich, sondern auch um ihn kümmern müssen“, seufzte Mum.

Melanie mochte Katzen. Sie hatte kein Problem damit, dass Lucky hier war. Und es freute sie, dass dieses kleine Ding es schaffte, ihre Mutter aufzuheitern. Nach Dads Tod hatte sie es wirklich schwer. Ihre Eltern hatten so viele Träume und Pläne gehabt.

„Lucky darf nachts nicht draußen sein, noch nicht. Er ist zu klein und kennt sich in der Gegend nicht aus. Du musst gut darauf achten, dass er vor der Dunkelheit heimkehrt. Außerdem ist er ein wenig tollpatschig. Er läuft einem hinterher wie ein Hund, aber ohne, dass man ihn bemerkt. Da passiert es schnell, dass man ihn versehentlich irgendwo einsperrt.“

Wie in der Besenkammer, dachte Melanie. Sie fragte sich, wie lange er dort schon ausgeharrt hatte. Hoffentlich nicht seit dem Unfall ihrer Mutter.

„Dann werde ich ihn mal füttern“, meinte Melanie und Lucky schien zu verstehen, um was es ging. Das kleine schwarze Knäuel sprang vom Schoß ihrer Mum und folgte ihr in die Küche.

„Oberhalb der Gewürze!“, hörte Melanie die Stimme ihrer Mutter.

Sie fand gleich das Futter, stellte aber fest, dass nur noch eine Packung da war. „Verdammt“, fluchte sie leise. Das würde sie zum Einkaufen zwingen.

Nachdem sie Lucky gefüttert hatte und er sich wieder schnurrend auf den Schoß ihrer Mum legte, beschloss Melanie, einkaufen zu fahren. Sie befolgte ihren inneren Rat und mied den Supermarkt um die Ecke. Stattdessen fuhr sie in die Nachbarstadt, die eine halbe Stunde entfernt war. Brownshill hatte gleichviele Einwohner wie Melanies Heimatstadt. Die Stadt lag aber nicht so malerisch an einem Fluss wie Battle Creek. Es gab auch weniger Grünflächen und Parks und schon gar keinen so schönen Stadtkern. Die Gebäude wirkten irgendwie verstreut, so als wäre eines nach dem anderen einfach irgendwann dazugekommen. In Battle Creek hingegen gab es einen Stadtkern, in dem die Gebäude dicht aneinander standen und einen großen Platz umsäumten. Dort hatte man einen Park um einen Fluss errichtet, der die Stadt in zwei Hälften teilte. Zahlreiche Brücken verbanden die beiden Stadtteile. Die Gebäude waren niedrig gehalten und kaum eines hatte mehr als vier Stockwerke. Die Fassaden waren bunt angemalt und Geschäfte und Pubs in den Erdgeschoßen zogen die Leute an. Von überall hatte man einen wunderschönen Blick auf den Fluss, der die Lebensader der Stadt war. Laut Stadtgeschichte waren die zwei Hälften der Stadt zur Gründerzeit verfeindet gewesen und lieferten sich Kämpfe. Die eine Hälfte der Stadt hatte anscheinend den Reichen gehört, die den Fluss für sich beanspruchen wollten, während die andere Hälfte den Landwirten gehörte, die damals das Dorfbild prägten. Vermutlich führten die Kämpfe zum Namen der Stadt Battle Creek. Heute standen auf der reichen Hälfte immer noch ausladende Villen und das College, das den Stolz der Stadt darstellte. Es hatte sich auf Sport, Kommunikation und Marketing spezialisiert. Melanie blickte gern auf die Zeit zurück, als sie hier studierte. Am College hatte sie auch Jason, ihren Ex-Freund, kennengelernt. Er hatte wie sie das Fach Kommunikationsdesign genommen. Anfangs war mit Jason alles leicht und schön gewesen. Wie konnte sich das so heftig und schnell verändern? Vermutlich hatte sie alle Warnsignale übersehen. Seine zunehmend abweisende und aggressive Haltung hätte sie stutzig machen...

Erscheint lt. Verlag 25.7.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7562-9185-5 / 3756291855
ISBN-13 978-3-7562-9185-4 / 9783756291854
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99