Chiffre 567 'Mit innig heißen Küssen bleib' ich immer Dein' (eBook)
632 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-68261-0 (ISBN)
Im Jahr 1949 kommt Erich Molke nach mehr als vier Jahren russischer Kriegsgefangenschaft frei und geht zu seinen Eltern, die von den Russen aus Breslau vertrieben wurden und schließlich in Recklinghausen ('im Westen') landeten. Er antwortet auf eine Kontaktanzeige in der Constanze und er erhält Antwort von Christa. Das Verrückte an der Sache: Christa hat keine Anzeige aufgegeben. Ihre Kollegin Ruth hat in der Constanze annonciert und so viele Zuschriften bekommen, dass sie einen Teil davon an Freundinnen und Bekannte weitergibt. Zwischen Erich und Christa entwickelt sich eine intensive Korrespondenz, die in eine Ehe mündet, die 57 Jahre dauert und aus der drei Kinder hervorgehen.
Im Jahr 1949 kommt Erich Molke nach mehr als vier Jahren russischer Kriegsgefangenschaft frei und geht zu seinen Eltern, die von den Russen aus Breslau vertrieben wurden und schließlich in Recklinghausen ("im Westen") landeten. Er antwortet auf eine Kontaktanzeige in der Constanze und er erhält Antwort von Christa. Das Verrückte an der Sache: Christa hat keine Anzeige aufgegeben. Ihre Kollegin Ruth hat in der Constanze annonciert und so viele Zuschriften bekommen, dass sie einen Teil davon an Freundinnen und Bekannte weitergibt. Zwischen Erich und Christa entwickelt sich eine intensive Korrespondenz, die in eine Ehe mündet, die 57 Jahre dauert und aus der drei Kinder hervorgehen.
Teil 2
Briefwechsel September - Dezember 1950
Eschwege, den 8. September 1950
Mein geliebtes Bübchen!
Nun sitze ich hier in meiner Dachkammer und schau’ mir das besagte Bild an. Oh Du – könnt’ ich doch die Zeit noch einmal zurück drehen. Jetzt bist Du nicht da, um mir die Tränen weg zu küssen. Mein Jungchen, bis jetzt ging’s noch – aber nun –. Meine Sehnsucht ist riesengroß! Meine Freundin will mich morgen noch nicht fahren lassen, ich glaub’, ich hab’ Fieber. Aber schadt’ nichts, auch das wird vorüber gehen. Bitte sorg Dich nicht zu sehr. Mein süßes Bübchen, nimm nochmals meinen allerherzlichsten Dank für die schönen Tage – ach nein, eigentlich waren’s ja nur Stunden – leider, leider. Deinen lieben Eltern viele liebe Grüße und ebenfalls tausend Dank für alles. Du mein Bübchen – Du weißt schon, was ich jetzt tue: ganz innig und heiß küsst Dich viele, viele, viele Male
Deine Christel
Abb. 17 Plischke Verlag Zittau
9.9.
Mein liebes Bübchen!
Heut hab’ ich’s so wie Du neulich gemacht, ich schlief bis mittags gegen eins. Hier kann ich ja noch schreiben wie und was ich will. Ich habe heute kein Fieber mehr, aber mein Hals ist noch sehr entzündet. Mehr zu schaffen macht mir mein Gewissen, denn ich kann nun erst am Montag früh voraussichtlich meine Weiterreise antreten. Aber es hat ja schließlich auch keinen Zweck, wenn ich krank und kränker zu Hause ankomme und doch nicht arbeiten kann. Schade, dass ich nicht mehr bei Dir sein kann – und morgen ist wieder Sonntag! Du wirst bestimmt morgen sehr einsam sein, mein Jung’. Ich hab’ so gar keine Lust wieder zurück zu gehen, aber es muss ja sein. –
Neben mir sitzt Irmel mit ihrem kleinen Töchterchen. Sie macht ja schon so viel Freude.
Wie geht es denn Deinem Vati und was macht Muttis Arm? Ich wünsche beiden alles Gute, und sage ihnen nochmals meinen aufrichtigsten Dank, ich hab’ mich wirklich bei Euch sehr wohl gefühlt, mehr als bei R. (aber verrat’s bitte nicht!)
Auch hier werde ich wieder sehr lieb aufgenommen, sie lassen Dich unbekannterweise schön grüßen.
Nun aber muss ich doch endlich Anlauf nehmen und ein Telegramm aufgeben, dass Reise nicht möglich. Mein geliebtes Lausbübchen nimm nun die herzlichsten Grüße und viele sehnsuchtsvolle, heiße Küsse von Deiner immer nur an Dich denkenden
einsamen Christel
Recklinghausen, den 10. September 1950
Mein geliebtes Christelchen!
Genau so trübselig wie das Wetter bin auch ich, denn Du bist wieder ach so weit von mir. Ich bin noch in größter Unruhe, wie es wohl geklappt hat. Hoffentlich ging alles gut. Meine Gedanken begleiten Dich am Freitag von Station zu Station und gestern war mit mir auch nicht viel anzufangen. Gestern Abend kam ein Freund zu mir und schleifte mich mit nach Alt-Hochlar, wo das Feuerwehrfest eröffnet wurde. Doch nach knappen zwei Stunden verzog ich mich und schlich nach Haus. Ich konnte einfach nicht dort mitmachen, denn ich wusste ja nicht einmal, ob mein Mädchen wohlbehalten zu Haus angekommen ist. Ehrlich gesagt, ich schämte mich vor mir selbst, dass ich überhaupt nach dort gegangen war.
Meinem Vati geht es wieder so leidlich. Heut’ Nachmittag statteten meine Eltern in Herten einen Besuch ab und ich spielte mit unserem Hauswirt einen ruhigen Skat. Aber auch da war ich gar nicht so recht bei der Sache. Wenn ich doch nur erst die erste Nachricht von Dir hätte! Ich glaube, ich muss mich ernstlich zusammenreißen, um diesen moralischen Kater zu überwinden. Ach Christelchen, wenn doch die vor uns liegenden Wochen ebenso schnell verfliegen würden, wie diese einzige schöne, die wir zusammen verleben konnten. Mein geliebtes Mädelchen; noch einmal möchte ich Dir meinen innigsten Dank sagen für all Deine Liebe und die schönen Stunden, die Du mir während Deines Hierseins schenktest. Es waren die schönsten und seligsten, die ich seit vielen Jahren erlebte. Für einige Monate müssen wir ja nun uns mit der Erinnerung daran begnügen. Aber wie sehr freue ich mich schon wieder auf das Wiedersehen! Deine strahlenden Augen, Dein lachender Mund – wie sehr sie mir fehlen.
Du Christel, unserem Hertelinchen hatte ich eigentlich einen Brief versprochen – aber bitte sei so lieb und erzähle ihr ein wenig, ich kann mir’s dann ersparen. Zumindest brauche ich dann nicht sofort antworten. Christelchen – meinem Füller ist das Schreiben schon ganz ungewohnt geworden. Damit er sich nur allmählich daran gewöhnt, mach’ ich Schluss. Ich wüsste auch nichts mehr zu sagen. Mein Christelchen – wortlos halten wir uns umschlungen und schauen uns an. Du weißt Mädchen, wie schön das ist und wie gut wir uns dann beim Küssen verstehen.
Bitte übermittle meine herzlichsten Grüße Deinen lieben Eltern und unserem Hertelinchen. – Die drei Röschen vom vorigen Sonntag stehen noch immer in unserer kleinen Vase und lassen die Köpfchen traurig hängen, so wie ich auch. Aber eigentlich ist das undankbar gegen Dich, immer nur vom Traurigsein zu reden. Ich bin Dir ja so dankbar, dass Du es wahr gemacht hast, zu mir zu kommen, und so glücklich in der Gewissheit, Dich niemals mehr zu verlieren. Oh Du Christelchen – ich liebe Dich!
Mit den herzlichsten Grüßen und vielen, vielen lieben und innigen Küssen bleibe ich
Dein Lausbub
Halle an der Saale, den 11. September 1950, 17 Uhr
Mein geliebtes Bübchen!
Eine halbe Stunde Aufenthalt, dann geht’s weiter zu Mutti. Heute früh um 5:20 Uhr lag ich noch in Fleißigs Dachkammer und war im Begriff, herrlich zu verpennen. 6:10 Uhr ging mein Zug. Es hat aber noch alles geklappt! Um halb neun war schon alles bestens überstanden! Du siehst, Deine Christel schafft’s auch allein. Ich bin froh, dass es so ging. Aber sehr unglücklich über die Entfernung, die uns nun wieder trennt. Hoffentlich höre ich recht bald von Dir. Ich freu’ mich ja schon sooo darauf! Grüße bitte Deine lieben Eltern recht, recht herzlich und sei Du ganz besonders lieb gegrüßt und …
von Deiner Christel
Leipzig, den 13. September 1950
Mein geliebtes Lausbübchen!
Ja, ja, ‘s ist traurig aber wahr! Ich bin wieder in Leipzig. Manchmal kann ich’s gar noch nicht fassen. Weißt Du Büberle, es ist so schwer, sich daran zu gewöhnen, wieder in der Ostzone zu sein, arbeiten zu müssen und das Schlimmste von allem, sooo weit von Dir zu sein! Ich geh’ noch manchmal wie im Traum und muss mir an den Kopf fassen, ob ich denn wirklich nicht träume. Mir kommt es vor, als wäre ich im Märchenland gewesen und bin nun wieder in der rauhen Wirklichkeit. Aber nein, ich will ja auch nicht undankbar sein. Heute durfte ich ja schon wieder eine so große Freude erleben, ich erhielt Deine lieben Worte vom Sonntag – hab’ innigen Dank, mein Bübchen! Oh Du – wie sehr fehlst Du mir! Wie oft eilen meine Gedanken zu Dir und in die Vergangenheit – wie glücklich denk’ ich an die gemeinsam verlebten Stunden – ach mein Jung, ich muss mich ja so zusammennehmen, dass ich bei der Arbeit was Gescheites fabriziere. Jetzt fehlt mir wirklich manchmal die Energie, es ist ganz schrecklich, immer wieder tauchen die schönen Bilder vor mir auf, die mich an unser Zusammensein erinnern. Aber mit der Zeit werd’ ich mich schon wieder dran gewöhnen müssen. Nun wirst Du ja inzwischen meine beiden Nachrichten aus Eschwege und Halle bekommen haben. Du kannst ja nun ohne Sorge sein, es ging alles ganz glatt, ich staune selbst über mich. Ja, ich hatte bestimmt einen Schutzengel bei mir und Du, mein Geliebter, warst ja mit Deinen Gedanken auch bei mir, ich weiß es genau. War es nicht schön beim Feuerwehrfest? Aber Du hast Recht, ich hätte es bestimmt genauso gemacht oder wär’ gar nicht erst hingegangen. Nun weißt Du ja, dass ich wohlbehalten wieder im Elternhaus angekommen bin, da kannst Du ja wieder ausfliegen! Aber Du kommst ja wieder. Oder tust du’s vielleicht gar nicht? Das Ausfliegen? Du weißt doch, denn kommt sie wieder nicht! – Nicht bös’ sein, mein Bübchen, aber wir haben uns doch schon so lange nicht geärgert! Du wirst vielleicht beim Lesen der Zeilen lachen müssen, aber wenn ich Deine Zeilen lese, in denen es heißt, dass wir nun wieder für Monate getrennt sein müssen, könnte ich laut aufweinen, aber ich trockne die Tränen schnell ab, sonst sieht’s Mutti oder Vati zu sehr. Mein süßes Bübchen, es war doch so schön, nimm auch Du nochmals meinen innigsten Dank für all’ Deine Liebe und Fürsorge, ich kann’s kaum in Worte fassen, wie sehr ich Dir dankbar bin! Deshalb, mein Lausbübchen, nehm’ ich Dich lieber in die Arme und...
Erscheint lt. Verlag | 15.9.2022 |
---|---|
Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Briefe / Tagebücher |
Schlagworte | Briefwechsel • Durchhaltevermögen • Fernbeziehung • Freude • Gedankenaustausch • Glück • Große Liebe • Happy End • Korrespondenz • Liebe • Liebesbriefe • Nachkriegszeit 1950-1951 • Paar • Resilienz • Sehnsucht • Westdeutschland - Ostzone |
ISBN-10 | 3-347-68261-0 / 3347682610 |
ISBN-13 | 978-3-347-68261-0 / 9783347682610 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 5,9 MB
Kopierschutz: Adobe-DRM
Adobe-DRM ist ein Kopierschutz, der das eBook vor Mißbrauch schützen soll. Dabei wird das eBook bereits beim Download auf Ihre persönliche Adobe-ID autorisiert. Lesen können Sie das eBook dann nur auf den Geräten, welche ebenfalls auf Ihre Adobe-ID registriert sind.
Details zum Adobe-DRM
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen eine
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen eine
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich