Die Heilerin von Canterbury und das Festmahl der Giftmischer (eBook)

Historischer Kriminalroman

(Autor)

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2023 | 1. Aufl. 2023
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3811-8 (ISBN)

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Die Heilerin von Canterbury und das Festmahl der Giftmischer - Celia L. Grace
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England 1472: Die Heilerin Kathryn Swinbrooke und ihr frisch angetrauter Ehemann Colum Murtagh verbringen ungewöhnliche Flitterwochen. Im idyllischen Ort Walmer werden die beiden Zeuge eines wichtigen Treffens, das über die Zukunft der englischen Krone entscheiden könnte: Lord Henry Beauchamp empfängt Abgesandte des französischen Königs Louis XI. Doch die Emissäre vom Festland bringen Unheil und Verrat auf die Insel. Und als die ersten Giftmorde passieren, sieht sich Kathryn auf einmal einer Bedrohung gegenüber, die alles übertrifft, was sie bislang erlebt hat. Gemeinsam mit Colum muss sie schnell die Täter finden, um ein furchtbares Blutbad zu verhindern!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!



<p>Celia L. Grace ist eines der zahlreichen Pseudonyme von Paul Doherty. Er wurde 1946 in Middlesbrough als viertes von neun Kindern geboren. Seine Schulzeit absolvierte er in einem katholischen Internat. Anschließend jobbte er mit geringem Erfolg als Müllmann, Straßenkehrer, Busfahrer, Kellner und Knecht Ruprecht. Danach wollte er Priester werden, verwarf dies aber nach drei Jahren und studierte dann Geschichte in Liverpool und Oxford. Er war lange Jahre Leiter der Trinity Catholic Highschool. Paul Doherty hat sechs Kinder und lebt in London.</p>

Eins


... dass der Kerl das eine sagte, doch etwas anderes dachte.

GEOFFREY CHAUCER

Louis XI., durch Gottes Zorn König von Frankreich, angelte und war zufrieden mit sich selbst. Er war durch das Tal der Loire gereist und hatte an seinen königlichen Residenzen haltgemacht, um nach seiner Menagerie zu sehen, vor allem nach seinen Elefanten und einem ziemlich unbeholfenen Kamel, nicht zu vergessen die Leoparden, Strauße und andere wilde Tiere. Louis selbst war eine Spinne in Menschgestalt. Paris war der Mittelpunkt seines Netzes, doch er hatte dieses Netz so dicht gesponnen, dass es sich inzwischen über jede Stadt und jede Provinz Frankreichs legte. Louis war es zufrieden. Er hatte seine Feinde überlistet und ausgebootet; er liebte sein Land, traute ihm aber nicht über den Weg. Seine schmalen, gewundenen Waldpfade hatten schon lange vor Cäsar ihre Blütezeiten erlebt. Hier konnten durchaus Rebellen lauern, einen Hinterhalt legen, Verrat planen und einen Königsmord verüben. Daher unternahm Louis, der nie zur Ruhe kam, seine rastlosen Reisen eher zu Wasser denn zu Pferde oder in einer Kutsche. Er befuhr die großen Flüsse Frankreichs mit Booten, die er selbst entworfen hatte. Prächtige, große Prunkschiffe, auf denen er Holzhäuser mit Kaminen, Glasfenstern und allen Annehmlichkeiten eines Palasts errichtet hatte.

Der König liebte die Jagd, sei es auf das Wild im Wald oder auf einen großen Adligen oder Kaufmann, der Louis’ Herrschaft nicht anerkennen wollte. Erst vor Kurzem hatte er an der Grenze zu Burgund einen Aufstand niedergeschlagen. Ein Prunkschiff weiter vorn auf dem Fluss beförderte Käfige, in die er seine wichtigsten Gefangenen gesteckt hatte. Er würde sie wie die Tiere seiner Menagerie benutzen und den Menschen zeigen, dass er der König war. Weder eines Menschen Macht noch Naturgewalten konnten sich seinem Zugriff entziehen. Auf dem Gefängnisschiff hatte er Pfosten aufstellen lassen, auf denen die abgetrennten Häupter von weiteren Verrätern steckten; einem davon hatte er eine mit Pelz eingefasste Kapuze aufgesetzt, um es von den anderen zu unterscheiden. Jetzt ruhte Louis sich aus. Er sah in den blauen Himmel und griff nach seiner Angelrute. Am Abend zuvor war eine Feuerschneise, ein brennender Komet, ein Feuerball quer über das Himmelszelt gezogen. Ob das eine Warnung war?, fragte er sich. Spielte es überhaupt eine Rolle? »Alea iacta est, der Würfel ist gefallen!«, murmelte er vor sich hin. Welche Gefahren auch drohen mochten, er musste sich ihnen stellen. Er hatte den Schreinen und Kirchen der nächsten Umgebung Geld geschickt und Hunderte Sondermessen angeordnet, die jegliche Gefahr abzuwehren hatten. Außerdem hatte er dem heiligen Martin von Tours, dem Schutzpatron Frankreichs, versprochen, ein glänzendes Gitterwerk aus Metall für sein Grabmal zu kaufen. Ein veritables Kunstwerk sollte es werden, hergestellt aus elftausend Pfund reinstem Silber. Er hatte auch Botschaften nach Amboise geschickt, wo sein kleiner Sohn, der Dauphin Charles, in strikter Abgeschiedenheit lebte, in sicherer Entfernung von möglichen Entführern und von den grauenhaften Auswirkungen unzähliger Krankheiten, die sich ausbreiteten und die Städte seines Königreichs bedrohten.

Louis war froh, sich nicht dort aufzuhalten, vor allem nicht in Paris; der Klang der Glocken war ein beständiger Quell des Ärgers, die überfüllten, schmalen Straßen eine ewige Bedrohung für seine Macht, ein Ort, an dem Ideen und neue Befürchtungen wie Unkraut auf einem Misthaufen gediehen.

»Majestät?«

Louis wandte den Kopf.

»Majestät?«, wiederholte der Knappe. »Es heißt, gestern Abend sei ein Kirchturm vom Satan angegriffen worden und ausgebrannt. Die Spuren der Satansklauen sind noch an den Wänden zu sehen.«

»Stimmt das?«, murmelte Louis vor sich hin. Er drehte sich um, als die Angel zuckte. War es ein Dämon, fragte er sich, oder nur ein Blitz? Einst hatte ihm ein Gelehrter erzählt, dass Gebäude, die in den Himmel ragten, stets das Feuer vom Firmament auf sich zogen. Trotzdem musste er sich vergewissern. Louis ergriff stets Vorsichtsmaßnahmen. Er hatte den Gesandten aufgetragen, dafür zu sorgen, dass immer ein Eisenmesser über der Wiege seines Sohnes hing und in jeder Ecke Salztöpfe aufgestellt waren. Das Eisen und das Salz würden Dämonen abhalten, ganz zu schweigen von den vielen heiligen Reliquien, die an den Balken des Kinderzimmers hingen. Ärgerlich verzog Louis das Gesicht. Er glaubte einen Fisch am Köder zu haben, doch nun hing die Angel durch, wie so vieles in seinem Leben. Der König ging ruhelos auf und ab, die Sporen klirrten an seinen Stiefeln. Starr blickte er über den Fluss. Der Nebel lichtete sich. Es würde ein schöner Tag werden, auch wenn der Sommer zur Neige ging. Er sah bereits das eine oder andere goldgelbe Blatt im grünen Laub. Die Brise am Morgen war kalt, doch mit der aufgehenden Sonne würde sie sich legen. Wie auch immer, dem König war warm. Zu beiden Seiten glühten abgedeckte Kohlebecken, in denen die rote Glut heftig knackte und hin und wieder zischte, wenn Wassertropfen aus dem Fluss durch das Gitter drangen.

Louis bog die Finger. Er war gestiefelt und gespornt, allzeit bereit, sein Prunkschiff zu verlassen und loszureiten, um sich einer Gefahr oder einem Rebellen zu stellen. Er trug sein übliches graues Gewand, mit weißem Lammfell gefüttert, über dem Kopf die Kapuze eines Mönchs. Darüber hatte Louis einen breitrandigen Hut gesetzt, eine schwere Bürde, war er doch dicht mit silbernen Medaillons besetzt, die seine Lieblingsheiligen zeigten. Louis griff nach einem Stück Käse und kaute schmatzend darauf herum. Tags zuvor hatte er Pläne geschmiedet, ehe er eine nahe gelegene Burg aufgesucht hatte, in die Gesandte aus Spanien rothäutige Schweine gebracht hatten, damit er sie sich ansah, darüber hinaus eine Schar Stieglitze, Elstern, Turteltauben sowie zwei große Windhunde, die Halsbänder aus lombardischem Leder trugen und Hundeleinen aus getrockneter Wolfshaut. Louis blies die Luft aus den Lungen; sein Atem blieb in der Morgenluft hängen. Im Nebel weiter flussabwärts fuhren Lastkähne, dicht besetzt mit seinen Leibwachen, und an beiden Ufern hielten Truppen der normannischen Kavallerie mit dem königlichen Prunkschiff, der »Königin der Lilien«, Schritt. Louis vernahm Rufe, ein leichtes Rumpeln, als ein Boot längsseits anlegte. Er lächelte. Seine Besucher waren eingetroffen. Er reichte die Angel einem Diener. »Halt sie fest«, befahl er. »Wenn der Fisch anbeißt, hol sie schnell ein.«

Louis stieg mit klingenden Sporen und seinem klappernden, glitzernden Rosenkranz aus Perlmutt, den er um den Hals trug, die mit Leder eingefassten Stufen zur königlichen Kabine hinauf. Die Kabine schmückte sich ringsum mit hohen Fenstern; die Wände selbst waren mit dicken Gobelins behängt, die in mannigfachen, augenfälligen Farben – in leuchtendem Rot, Tiefblau und glitzerndem Gold – Szenen aus dem Leben der heiligen Vorfahren des Königs darstellten. Der Boden war aus glänzendem Holz und zum Schutz vor der Kälte mit Bärenfellen und Wolfspelzen ausgelegt. Ein Schreiber saß auf einem hohen Hocker und kopierte den Brief, den Louis gleich nach der dritten Messe diktiert hatte. Der König zog die Handschuhe aus und spreizte die Finger über einem Gefäß mit glühender Kohle. Hier drin war es noch immer kalt.

»Gebt dem Schatzmeister per Brief zu verstehen«, befahl er, »er soll mir ein Tierfell besorgen, ähnlich dem, das der Bischof von Valence mir schenkte. Es hat meinen Rücken vollständig bedeckt und ließ sich auch noch über den Rumpf meines Pferdes breiten.« Louis tippte sich mit dem Finger an die spitze Nase. »Wenn es regnete«, fuhr er fort, »brauchte ich keinen Umhang, während das Fell bei warmem Wetter einer kühlen Brise gleichkam. Habt Ihr das verstanden?«

Der Schreiber nickte.

»Gut!« Der König klatschte in die Hände. »Dann geht hinaus und lasst meine Besucher herein.« Louis ging hinüber zum Thron auf dem kleinen Podest, das an der gegenüberliegenden Wand unter einem blauen Baldachin mit goldenen Lilien stand, machte es sich bequem und zog sich die Lammfelldecke über. Er hatte zu lange geangelt, ihm war kalt! Die Tür ging auf, und drei Männer traten ein. Alle waren gestiefelt und gespornt; schwere wollene Militärmäntel hingen über ihren Schultern. Sie näherten sich dem Podest, zogen die Kapuzen vom Kopf und beugten das Knie. Louis musterte sie in dieser Haltung. Der etwas kleinere, rothaarige Mann in der Mitte, Vicomte Sanglier, war Louis’ persönlicher Gesandter in England.

»Monsieur le Vicomte!« Louis beugte sich nach vorn. »Hattet Ihr eine angenehme Reise?« Der Gesandte hob das bleiche Gesicht, die grünen Augen hatten rote Ränder, der rötliche Bart war sauber getrimmt. Louis fiel auf, dass der Vicomte den Bart benutzte, um seine zerklüfteten Wangen zu verdecken, Narben, welche die Pocken hinterlassen hatten.

»Majestät.« Sanglier fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wir sind gereist wie Hunde und haben geschlafen wie Hunde. Das Essen war entweder angebrannt oder halb gar,...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2023
Reihe/Serie Ein Fall für die Ärztin
Übersetzer Marion Balkenhol
Sprache deutsch
Original-Titel A Feast of Poisons
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte athelstan • Bruder Cadfael • C. J. Sansom • Ellis Peters • Krimis • Paul Doherty • Rosenkriege
ISBN-10 3-7517-3811-8 / 3751738118
ISBN-13 978-3-7517-3811-8 / 9783751738118
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