Die Heilerin von Canterbury und die Bruderschaft des Todes (eBook)

Historischer Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
360 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3291-8 (ISBN)

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Die Heilerin von Canterbury und die Bruderschaft des Todes - Celia L. Grace
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England 1472: Der Beichtvater der Königinmutter Cecily von York stirbt unter mysteriösen Umständen. Cecily treibt dessen Heiligsprechung mit Nachdruck voran, doch der Erzbischof von Canterbury zeigt sich zögerlich. Er beauftragt die Heilerin Kathryn Swinbrooke, herauszufinden, warum Cecily ein solches Interesse an einer Heiligsprechung des Geistlichen hat und wie er wirklich gestorben ist. Kathryn stößt bei ihren Nachforschungen schließlich auf Briefe, die Hinweise auf eine dunkle Vergangenheit des Verstorbenen liefern - und bald schwebt sie selbst in höchster Gefahr ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!



<p>Celia L. Grace ist eines der zahlreichen Pseudonyme von Paul Doherty. Er wurde 1946 in Middlesbrough als viertes von neun Kindern geboren. Seine Schulzeit absolvierte er in einem katholischen Internat. Anschließend jobbte er mit geringem Erfolg als Müllmann, Straßenkehrer, Busfahrer, Kellner und Knecht Ruprecht. Danach wollte er Priester werden, verwarf dies aber nach drei Jahren und studierte dann Geschichte in Liverpool und Oxford. Er war lange Jahre Leiter der Trinity Catholic Highschool. Paul Doherty hat sechs Kinder und lebt in London.<br></p>

EINS


»O weh«, sprach sie, »zu dir, Fortuna, klage ich,

die du mich unversehens in deine Ketten geschlagen hast.«

Chaucer, Die Erzählung des Gutsbesitzers

Die große Empfangshalle im Palast des Erzbischofs von Canterbury war ein düsteres Gemäuer mit Kreuzgewölben über hoch aufragenden Wänden. Selbst die purpurnen Stoffbahnen vor dem Mauerwerk vermochten die Düsternis kaum zu vertreiben. Die Fenster waren bloße Löcher. An jenem Aprilabend am Fest des Heiligen Isidor waren alle Kerzen, Öllampen und Wärmepfannen angezündet worden, um das eisige Dunkel zu vertreiben. Der Boden an den breiten Doppeltüren war mit grünen Binsen bedeckt, die nach frischen Lilien, Frühlingsrosen, Minze und Lavendel dufteten. Am anderen Ende, wo der große Kamin in den Raum hineinragte, hatte man Sarazenerteppiche ausgelegt, welche die Kälte abwehren sollten, die durch die Fliesen drang. An diesem Raum verzweifelte der Kammerherr des Erzbischofs, der große Scheite Kiefernholz hatte anzünden lassen. Das Feuer verbreitete Licht und Wärme und ließ die Schatten tanzen. Selbst die Hühnerhabichte, die wie Wächter auf ihren Holzständern thronten und den Kopf unter kleinen ledernen Hauben mit dem leuchtenden Wappen des Erzbischofs verborgen hatten, spürten die Kälte und bewegten sich unruhig hin und her, so dass die Glocken an ihren Fußriemen bimmelten. Die große Dogge, die ausgestreckt vor dem Kamin lag und die rote Zunge aus dem Maul hängen ließ, veränderte gelegentlich ihre Lage, um die Wärme einzufangen, verhielt sich jedoch ebenso ruhig wie die drei Personen, die am Feuer saßen.

Auf einem Prunkstuhl in der Mitte saß der alternde Bourchier, Erzbischof von Canterbury, Prälat und Politiker. Seine mit weichen Pantoffeln bekleideten Füße ruhten auf einem Schemel aus rotem Satin. Seinem Beichtvater hatte er insgeheim anvertraut, dass er sich jetzt, da er die Achtzig überschritten hatte, auf den Tod vorbereitete. Bourchiers Gesicht war das Alter anzusehen: dunkle Leberflecken, fahle, eingesunkene Wangen und ein schlaffer Mund mit eitrigem Zahnfleisch. Der Kopf war bis auf ein paar Haarsträhnen kahl, nur seine Augen waren hell und scharf wie die eines jungen Mannes. »Ein echter Falke«, lautete der Kommentar eines Kritikers. Bourchiers Verstand war rege, und sein behänder Geist konnte es mit jedem höheren Anwalt in der Advokatenkammer aufnehmen. Nun starrte er mit tränenden Augen ins Feuer. Er spitzte die Ohren, ob er jenes schreckliche Geräusch vernahm, auf das er und seine Gefährten warteten. Seine geäderte Hand war erhoben. Der herrliche Bischofsring, dereinst von Thomas Becket getragen, schimmerte im Licht. Die andere Hand streckte Bourchier ans Feuer. Er trug ein härenes Hemd direkt auf der Haut, das war Strafe genug! Die Kälte war es, die ihm zu schaffen machte, und er hatte sich zwei dicke Houppelanden übergeworfen, über die er noch eine Cotehardie mit rundem, pelzbesetztem Halsausschnitt gestreift hatte. Über den mageren Schultern hing ein mit Hermelin gefütterter Militärmantel.

Zu seiner Linken hockte Luberon, Schreiber der Ratsversammlung von Canterbury, wie eine kleine Taube auf der Stuhlkante. In Luberons rotem, fröhlichem Gesicht leuchteten helle Augen, und die Lippen hatte er affektiert geschürzt. Durch sein langes, graues Gewand mit dem weißen Pelzkragen spürte Luberon die Kälte nicht und betete im Stillen, dass diese Zusammenkunft nicht allzu lange dauern möge, denn der Kamin strahlte eine beträchtliche Hitze aus.

Auf einem Stuhl mit hoher Lehne zur Rechten des Erzbischofs saß Kathryn Swinbrooke und teilte Luberons Unbehagen. Anfangs war das Feuer ganz angenehm gewesen, doch sie trug ein Kleid aus dickem, braunrotem Wollstoff. Der oberste Knopf war bereits geöffnet, und sie hatte den Mantel ausgezogen, der jetzt auf ihrem Schoß lag. Sie zog die Füße, die in schweren Halbstiefeln steckten, unter den Stuhl und versuchte sich zu entspannen. Kathryn Swinbrooke, Apothekerin und Ärztin der Ratsversammlung der Stadt, beschloss, sich von Luberon ablenken zu lassen. Der kleine Mann belustigte sie immer wieder. So gutherzig und großzügig Luberon war, er war auch stolz wie ein Gockel und versuchte hartnäckig zu verbergen, dass sein Augenlicht allmählich nachließ. Nur wenn Kathryn ihn drängte, ließ Luberon sich überreden, die Brille zu tragen, die sie ihm eigens aus London mitgebracht hatte.

Kathryn war eine Stunde zuvor eingetroffen und hatte sich zunächst im Vorzimmer gedulden müssen. Zum wiederholten Mal fragte sie sich nun, warum sowohl die Ratsversammlung als auch der Erzbischof um ihre Anwesenheit gebeten hatten. Zu Hause und im Laden in der Ottemelle Lane wartete eine ganze Reihe von Aufgaben auf sie, derweil Thomasina – erst recht Alice und Wulf – sich Sorgen machen würde, wo sie steckte und was geschehen sein mochte. Sie lehnte sich zurück und zwinkerte Luberon zu. Errötend schaute der Stadtschreiber zur Seite.

Ihr seid schön, dachte er. Die Ärztin war so elegant gekleidet, und der weiße, hochgeschlossene Pelzkragen passte ausgezeichnet zu ihrem olivfarbenen Teint. Die kapuzenförmige Haube versteckte diskret ihr rabenschwarzes Haar, obwohl das leichte Grau an den Schläfen zu sehen war – die Folge der Gewalt, der sie damals durch ihren Gatten ausgesetzt war, dachte der Schreiber. Luberon wurde vor Verlegenheit rot. Alexander Wyville, Kathryn Swinbrookes Mann, war einer der Gründe für diese Zusammenkunft. Bourchier würde darauf zu sprechen kommen, sobald er seinen Standpunkt dargelegt hatte. Wie würde Kathryn es aufnehmen? Luberon warf seiner Freundin einen kurzen Blick zu. Ihr junges Gesicht war ernst, die dunklen, großen Augen ruhig, ihr üppiger Mund lächelte über Bourchiers dramatisches Gebaren. Luberon kannte Kathryn. Trotz der kecken Nase und des Lächelns konnte sie aus der Haut fahren, wenn man sie provozierte. Sie war leidenschaftlich und dachte nicht daran, ihre Zunge im Zaum zu halten. Kathryn bewegte die Finger, befreite sich von den perlenbesetzten Handschuhen aus golddurchwirkter Seide und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie zuckte zusammen, als Bourchier plötzlich ausrief: »Da! Da! Hört Ihr es, Kathryn, Simon?« Er warf Luberon einen Blick zu.

Sie hatten es beide gehört und nickten.

»Ratten!«, rief Bourchier. »Ratten in ganz Canterbury und in meinem Palast!«

Er drehte sich um und musterte wütend die Empfangshalle, als könne er allein mit seinem Blick diese plötzliche Plage exkommunizieren und sowohl aus der Stadt als auch aus der Kirche vertreiben.

»Grabschänder und Menschenfresser!«, verkündete der Erzbischof.

Kathryn fand, dass er übertrieb, hielt jedoch den Mund. Der Erzbischof wies auf Luberon. »Kommt, Simon. Gebt mir Euren Bericht.«

»Wir haben jetzt Anfang April.« Der Schreiber legte die Fingerspitzen aneinander. »Bis zum Ende des Monats wird Canterbury voller Pilger sein, Eure Eminenz. Seine Königliche Hoheit ist bereits in Islip.«

»Ja, ja, das weiß ich.« Mit einer wedelnden Handbewegung trieb Bourchier den Schreiber an, fortzufahren. »Diese Plage? Was ist mit dieser Plage?«

»In Canterbury hat es immer Ratten gegeben«, erklärte Luberon mit sonorer Stimme.

»Das weiß ich!«, versetzte Bourchier spöttisch. »Einige haben zwei Beine!«

Luberon warf dem Erzbischof einen bösen Blick zu. Kathryn biss sich auf die Unterlippe.

»Kommt endlich zur Sache, Simon!«, knurrte der Erzbischof.

»Die Ratten«, fuhr Luberon fort, »tauchten Anfang März auf, etwa um das Fest des Heiligen David von Wales. Zunächst wurde uns die Verseuchung jenseits der Stadtmauern am Stour gemeldet. Dann folgten ähnliche Berichte über Verseuchungen in den Stadtvierteln Westgate und Northgate.« Er hob die Schultern. »Da war es schon zu spät. Sie sind überall. Wie Ihr wisst, Eure Eminenz, führen uralte Abwasserkanäle und Tunnel unter der Stadt hindurch. Die Ratten benutzen sie. Sobald sie auf den Straßen auftauchen« – er streckte die Hände aus –, »haben sie genug Nahrung, Berge von Abfällen, Innereien im Schlachthaus, bei den Geflügelhändlern, der Unrat, der alle Gassen verdreckt. In Vorratslagern richten sie großen Schaden an, besonders beim Weizen – bei allem eigentlich, was in den Kellern gelagert wird. Wenn sie Hunger haben, stürzen sie sich auf alles. Weinhändler und Wirte beklagen sich, dass die Ratten sogar an Holz nagen: Fässer, Tonnen und Bottiche werden zerstört.«

»Ist das möglich?« Bourchier wandte sich an Kathryn.

»Eure Eminenz, ich bin Ärztin, keine Rattenfängerin.«

»Ich weiß, ich weiß, aber ...«

»Ratten fressen alles«, fuhr Kathryn hastig fort. »In der Regel nagen sie nicht an Holz oder Korbgeflecht. Doch wenn das Holz durchweicht ist von Nahrungsmitteln oder Getränken, wie ein Weinfass, ja, dann fressen sie es. Sie sind unersättlich. Sie leben, um zu fressen und sich zu vermehren ...«

»Wie viele...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2023
Reihe/Serie Ein Fall für die Ärztin
Übersetzer Marion Balkenhol
Sprache deutsch
Original-Titel Saintly Murders
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte athelstan • Bruder Cadfael • C. J. Sansom • Ellis Peters • Krimis • Paul Doherty • Rosenkriege
ISBN-10 3-7517-3291-8 / 3751732918
ISBN-13 978-3-7517-3291-8 / 9783751732918
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