Grüß Gott im Ländle (eBook)

Kleine Geschichten durchs Jahr

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 2. Auflage
176 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-6492-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Grüß Gott im Ländle - Manfred Bomm
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Besinnliche, humorvolle und satirische Kurzgeschichten für jeden Monat des Jahres. Mitten aus dem Leben im Schwabenland gegriffen.

Manfred Bomm ist Schwabe mit Leib und Seele und schreibt eigentlich Kriminalromane. Er war ein Berufsleben lang Journalist und hat Freude daran gefunden, Augen zwinkernd über seine Mitmenschen und sich selbst zu schreiben, dabei aber den Blick auf das Wesentliche nicht zu verlieren: nämlich all das Wundersame und Unerklärliche, das uns umgibt.

Grüß Gott im Ländle -
kleine Geschichten durchs Jahr


Grüß Gott. So sagen wir Schwaben, wenn wir uns treffen. Manchmal aber auch nur „hallo“, was irgendwie weltmännischer und globaler klingt. Vor allem aber, was auch Nichtschwaben verstehen. Zugegeben, mancher „Fremdling“ - also aus Regionen fern ab der Schwäbischen Alb - tut sich ohnehin mit der Konversation schwer. Manches mag sich für ihn so anhören, als handle es sich um eine Fremdsprache.

Wer im fernen Schleswig Holstein wird schon wissen, was ein „Xälz“ ist, oder eine „Krombier“? Vom „Breschdleng“ schon ganz zu schweigen.

Keine Sorge, liebe Leser (auch weibliche sind gemeint), dieses Büchle enthält nichts, was Sie nicht verstehen. Auch wenn wir selbst einräumen, zwar vieles zu können, aber halt nicht Hochdeutsch.

Denn wir wollen ja im Kleinen auch zur Völkerverständigung beitragen und hoffen, dass man uns und unsere Mentalität versteht. Dass wir mehr sind, als die ewigen Sparer und Häuslesbauer. Aber derlei Vorurteilen haben wir längst energisch entgegen gewirkt. Immerhin gingen von uns einige umwälzende technische Erfindungen um die Welt. Ertüftelt von Leuten, die „Schwäbisch g’schwätzt hent“. Also: Was wär’ die Welt ohne uns Schwaben?

Um gleich gar kein Missverständnis aufkommen zu lassen: wenn ich vom „Schwaben“ rede, sind alle hier einheimischen und hierzulande gebürtigen Personen gemeint. Also auch jene weiblichen Geschlechts. Ich betone dies deshalb, weil in der deutschen Sprache Frauen schon immer Bürger, Schüler, Studenten, Mitarbeiter, Mitglieder und Autofahrer waren. Niemand hätte gewagt, das Gegenteil zu behaupten.

Umso mehr hat es mich - und vielleicht auch Sie - verwundert, dass sich die Frauen plötzlich absondern und sich sprachlich ins Abseits stellen. Dazu gibt es das wunderschöne Wort „Tschendern“ (geschrieben: gendern). Dies besagt, dass traditionell männliche Begriffe nicht automatisch auch für Frauen gelten sollen. Weshalb man neuerdings Texte und Reden umständlich in die Länge zieht - mit Formulierungen wie: „Zuhörerinnen und Zuhörer“, „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, „Kundinnen und Kunden“ - und so weiter und so fort. Nachrichtensprecher oder Politiker verhaspeln sich meist, wenn sie bei den „Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten“ beinahe einen Knoten in die Zunge kriegen.

Noch schlimmer: In geschriebenen Texten wird die feminine Form mit einem Sternchen (*) angehängt.

Oder mit einem Senkrecht- oder Unterstrich getrennt. Die Verhunzung unserer schönen deutschen Sprache schreitet voran. Denn lesbar und sprechbar sind diese Sonderzeichen nicht. Man soll, so sagen die „Genderer“, zwischen männlicher und weiblicher Schreibweise einen „Gap“ einlegen, eine Pause also. Was sich dann so anhört, als habe man einen Schluck.auf. Und weil manche Ober-Genderer diesen „Gap“ quasi verschlucken, hört sich alles so an, als sei nur die weibliche Form gemeint.

Ein Glück, dass es noch das Schwäbische gibt.

Unsere schwäbische Sprache ist ohnehin auf dem besten Wege, salonfähig zu werden. Denn wenn unser „Ländle“ erst im Kreise der Global Player eine noch größere Rolle spielt als bisher, dann wird jeder Manager, der was auf sich hält, nicht mehr zuerst Englisch reden müssen, sondern Schwäbisch. Dann verschwindet auch der großkotzige Begriff „COE“ wieder, was „Chief of Executive“ bedeutet und nicht etwa ein Exekutionskommando ist. In Wirklichkeit ist es halt jene Person, die sich in einem Betrieble besonders wichtig nimmt, was sich natürlich in der fürstlichen Entlohnung niederschlägt.

Klar, der Schwabe ist da doch eher bescheiden und zeigt nicht so gern, was er hat und sich leistet: „der Daimler“ steht in der klimatisierten Garage, das Zweit- oder Drittwägele - Polo oder Fiesta - parkt am Straßenrand. Ein echter Schwabe gibt sich zurückhaltend und protzt nicht. Er lässt gerne die „Großschwätzer von nördlich der Mainlinie“ angeben.

Wenn Champagner fließt, schlotzt der Schwabe lieber seinen „Württemberger“. Oder einen aus Baden.

Wer jemals irgendwo bei einer großen Reise mit anderen deutschen Touristen zusammengesessen ist, kennt das Spielchen zu Genüge: Irgendeiner beginnt beiläufig zu erzählen, was für ein toller Hecht er ist, besonders geschäftlich und im Umgang mit Aktien.

Rein zufällig lässt er den Hinweis auf einen Porsche und auf mehrere Kreuzfahrten auf den Weltmeeren fallen, bestenfalls auch auf eine Jacht, schwärmt von dem tollen Seeblick, das er vom heimischen Büro aus habe und wie komplex doch die Technologie des heimischen Pools sei. Der Schwabe hört zu, schweigt „ond denkt sei Sach.“ Übersetzt: er glaubt dem Schwätzer kein Wort. Manchmal grummelt er auch:

„I sag nex, aber was i denk, isch furchtbar.“ (Ich sage nichts, aber was ich denke, ist furchtbar).

Dass nun die Landesregierung auf die grandiose Idee gekommen ist, das „Ländle“ marketingmäßig aufzumotzen, stammte sicher nicht von der „Miste eines Schwaben“ (so sagt man, wenn irgendein Unsinn verzapft wird). Um das (übrigens völlig verkehrte) Image, bieder, konservativ und eigenbrötlerisch zu sein, abzustreifen, musste eine Werbeagentur her.

Koste es, was es wolle. Man spricht von über 20 Millionen Euro. Ja, die Leutchen vom Format der Sprüche-Erfinder und Sprücheklopfer berechnen ihr Honorare und Aufwendungen nach Gehirn-Aktivitätsstunden. Und wer schon mal einen Handwerker gebraucht hat, weiß längst, was allein in diesem doch eher profanen Bereich eine Stunde kostet. Dabei braucht doch ein Handwerker „nur“ Hammer, Schraubenzieher, Schaufel, Pinsel und Farbe, allenfalls noch ein paar Maschinchen. Was ist das schon gegen das viele Hirnschmalz, das bei angestrengtem Nachdenken für einen neuen Slogan fürs Ländle fließen muss? Und dies Stunde um Stunde. Schweißtreibend, am Schreibtisch hängend. Bei einem Sekundenlohn von schätzungsweise 300 läppischen Euro plus Mehrwertsteuer. Mindestens.

Was dabei herausgekommen ist, darf als geradezu revolutionär bezeichnet werden. „Koiner hätt’s denkt“, staunt der dumme Schwabe (übersetzt: keiner hätt’s gedacht) über das, was da einige Nichtschwaben aus nordischen Gefilden zusammengebastelt haben: „The Länd.“ Schwänglisch. Also ein Kauderwelsch aus Schwäbisch und Englisch.

Okay, dieser geniale Einfall soll ja Fremdlinge auf das Schwabenland aufmerksam machen - da muss es schon irgendwie „internäschnel“ (international) klingen. Nur weshalb man gleich euphorisch wochenlang das ganze „Ländle“ mit grell-gelben Plakaten dieser Aufschrift zugekleistert hat, darüber darf gerätselt werden. Wo doch kein Schwabe jemals dieses unglückselige englische „Ti-eitsch“ (das „th“) hat aussprechen können, ohne die Zungenspitze zwischen Schneidezähnen und Unterkiefern in äußerste Gefahr zu bringen. Oder sein Gegenüber unbeabsichtigt zu „duschen“ oder, noch schlimmer, im hohen Bogen das künstliche Gebiss hinauszuschleudern.

Außerdem hat keiner dieser Slogan-Erfinder bedacht, dass „the länd“ zwar ausländisch klingt, man aber wohl außerhalb des deutschen Sprachraums nur selten ein „Ä“ - also einen Umlaut - auf der Computertastatur findet. Nur unter „Sonderzeichen“, von denen kein Mensch weiß, unter welcher Tastenkombination sie versteckt sind. Bei Apple oder Microsoft.

Egal, wie man’s schreibt, wie man’s ausspricht oder wie man drüber denkt: ich sage allen, die dieses Büchle lesen und sich damit humorvoll, nachdenklich und besinnlich durchs Jahr begleiten lassen: „Wellkamm in the Länd.“

Eigentlich brauchen wir gar keinen Slogan. Denn wer nicht weiß, wie schön unser „Länd“ ist, ist selber schuld. Und außerdem sind wir sowieso lieber unter uns. Dann brauchen wir gleich gar kein „astreines Hochdeutsch“ zu versuchen. Jedenfalls ist „the Länd“ das ganze Jahr über traumhaft: bei Schnee auf den Hochflächen, bei Sonne in den Flusstälern und auf der Alb - und, natürlich, am Bodensee. Wobei man natürlich ehrlicherweise sagen muss, dass die genaue geografische Abgrenzung nicht unbedingt etwas mit den Grenzen Baden-Württembergs zu tun hat. Es gibt ein Oberschwaben, womit etwa die Gegend zwischen Donau und dem nördlichen Bodensee-Bereich gemeint ist - und es gibt das Bayrisch-Schwaben, das östlich über die Landesgrenze Richtung Augsburg reicht.

Die typischen Schwaben nordet man gerne ins württembergische Gebiet ein (überwiegend nördlich der Donau Richtung Stuttgart). Wobei heutzutage niemand mehr so genau die Abgrenzung kennt. 1952 ist Baden-Württemberg (nach einer sehr komplizierten politischen...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Geschichten durchs Jahr • Ironisches • Nachdenkliches • Satirisches • Schwabenland
ISBN-10 3-7568-6492-8 / 3756864928
ISBN-13 978-3-7568-6492-8 / 9783756864928
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