Das halbe Leben Dunkelheit (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
295 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7546-7939-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das halbe Leben Dunkelheit -  Dania Dicken
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In Birmingham taucht die verstörte und verwahrloste siebzehnjährige Katie auf, die vor acht Jahren spurlos verschwand. Psychologen und Sozialarbeiter versuchen vergeblich, von ihr etwas über den Verbleib ihrer ebenfalls vermissten Schwester Tracy zu erfahren, doch Katie spricht kein Wort.
Profilerin Andrea übernimmt den Fall und holt Katie zu sich nach Hause. Einfühlsam gelingt es ihr, Zugang zu dem traumatisierten Mädchen zu finden. Jedoch ahnt sie nicht, in welcher Gefahr sie beide schweben, denn Katies skrupellose Entführer sind ihr längst auf der Spur ...
Neuauflage des unter dem Titel 'Keiner hört dein Schweigen' veröffentlichten Thrillers von be.thrilled (2017)

Dania Dicken, Jahrgang 1985, schreibt seit der Kindheit. Die nahe Köln lebende Autorin hat Psychologie und Informatik studiert und als Online-Redakteurin gearbeitet. Mit den Grundlagen aus dem Psychologiestudium schreibt sie Psychothriller zum Thema Profiling. Bei Bastei Lübbe hat sie die Profiler-Reihe und "Profiling Murder" veröffentlicht, im Eigenverlag erscheinen "Die Seele des Bösen" und ihre Fantasyromane. Die Thriller-Reihe um FBI-Profilerin Libby Whitman ist ihr neuestes Projekt.

Dania Dicken, Jahrgang 1985, schreibt seit der Kindheit. Die nahe Köln lebende Autorin hat Psychologie und Informatik studiert und als Online-Redakteurin gearbeitet. Mit den Grundlagen aus dem Psychologiestudium schreibt sie Psychothriller zum Thema Profiling. Bei Bastei Lübbe hat sie die Profiler-Reihe und "Profiling Murder" veröffentlicht, im Eigenverlag erscheinen "Die Seele des Bösen" und ihre Fantasyromane. Die Thriller-Reihe um FBI-Profilerin Libby Whitman ist ihr neuestes Projekt.

Montag, 2. März


 

Sarah stellte ihre Tasse ab. „Hättest du damals gedacht, dass irgendwann etwas aus Chris und mir wird?“

„Nein“, gestand Andrea lachend. „Ich dachte immer, das sei nur eine Schwärmerei von dir, denn du hast ihm ja nie etwas gesagt.“

„War vielleicht auch so“, stimmte Sarah zu. „Aber jetzt ist es anders. Es ist so, als würden wir uns ewig kennen.“

„Was auch stimmt.“

„Aber jetzt fühlt es sich richtig an. Ich fühle mich so wohl bei ihm.“ Sarah leerte ihre Tasse. „Es ist so viel passiert und ich fühle mich trotzdem irgendwie schuldig.“

„Das musst du nicht“, widersprach Andrea. „Du kannst nichts dafür. Niemand darf dir einen Vorwurf machen, auch du nicht. Es ist nicht deine Schuld. Du kannst mir glauben, dass du mit Robert sehr glücklich warst. Aber die Frage, ob dein jetziges Verhalten ihm gegenüber gerecht ist, stellt sich doch gar nicht. Er ist tot.“

Sarah nickte wenig überzeugt. „Leider hatte ich nicht einmal die Gelegenheit, herauszufinden, ob ich mich erinnert hätte. Das Bild, das ich von Robert im Krankenhaus habe, zeigt einen vollkommen Fremden.“

„Aber das meinst du doch nicht persönlich. Du solltest damit abschließen – das wäre leichter für dich und Christopher gegenüber nur fair.“

„Du hast Recht.“ Seufzend zog Sarah die Schultern hoch.

Andrea konnte Sarahs Skrupel durchaus verstehen. Der Anschlag auf ihren Freund Robert hatte ihr Leben verändert – in jeder nur denkbaren Weise. Robert war tot und Sarah hatte eine retrograde Amnesie erlitten, die zwei Jahre ihres Lebens aus ihrer Erinnerung gelöscht hatte. Auch die an Robert und ihr Leben in Glasgow.

Doch da Robert keine Eltern mehr gehabt hatte, war Sarah immer noch die Ansprechpartnerin, wenn es darum ging, das Eigentum ihres verstorbenen Freundes entgegenzunehmen oder seine Angelegenheiten zu klären. Das war eine schwere und undankbare Aufgabe für sie, da sie sich de facto um die Angelegenheiten eines für sie völlig Fremden kümmern musste. Hätte Robert nicht in weiser Voraussicht ein Testament verfasst, in dem sie die Begünstigte war, wäre es in das reinste Chaos ausgeartet. Sie hatte so schon oft genug Schwierigkeiten – und sei es nur, dass sie seine Konten kündigen musste. Schließlich waren die beiden nicht verheiratet gewesen, aber Sarah war die Einzige, die es tun konnte.

Trotzdem nagte das schlechte Gewissen an ihr, da sie den Nachlass und das Erbe eines Menschen verwaltete, den sie vergessen hatte. Das konnte Andrea gut verstehen. Und jedes Mal, wenn Sarah irgendein Brief wegen Robert erreichte, riss die alte Wunde wieder auf.

Er war nun knapp sieben Monate tot. Sarahs Erinnerung war noch immer nicht zurückgekehrt. Da hatte es auch nichts genutzt, ihr Fotos zu zeigen, auf denen sie mit Robert zu sehen war oder sogar die gemeinsame Wohnung in Glasgow zu besuchen. Da war nichts.

Andrea stellte sich das unglaublich schwer vor. Und natürlich fühlte Sarah sich schuldig, weil sie Roberts Erbin war und gleich nach seinem Tod eine Beziehung mit einem anderen Mann begonnen hatte.

Aber sie hatte sich ihre Amnesie nicht ausgesucht. Sie konnte froh sein, dass sie nicht mehr vergessen hatte als das. Sie hätte berufsunfähig werden können. Sie hätte ihre Identität vergessen können, aber so weit war es glücklicherweise nicht gekommen.

Die Sache mit Robert war schwer, aber wenigstens war sie nicht allein. Sie hatte Andrea nicht vergessen und sie hatte jetzt Christopher. Dass ihre beste Freundin und ihr Kollege und Freund Detective Sergeant Christopher McKenzie nun ein glückliches Paar waren, freute Andrea.

 „Sag mal, hättet ihr Lust, am Freitag zum Essen zu kommen?“, wechselte Sarah das Thema. „Julie kann natürlich auch mitkommen.“

„Ach, sie kann auch bei Anna bleiben“, winkte Andrea ab.

„Wenn du meinst. Aber ich hätte nichts dagegen. Kinder sind toll.“ Sarah lächelte. „Nur Mr. Workaholic scheint weniger davon angetan zu sein.“

„Du hast doch noch gar nicht mit ihm darüber geredet“, sagte Andrea stirnrunzelnd.

„Müsste ich aber mal. Sonst wird er zu alt!“ Jetzt lachte Sarah. Allerdings fand Andrea, dass sie übertrieb. Christopher war nur zwei Jahre älter als Greg. Ein Workaholic war er jedoch definitiv. Andreas Fall wäre das nicht gewesen, aber Sarah kam gut damit zurecht.

„Also, was sagst du?“, fragte Sarah.

„Ich bin dafür, aber ich muss erst noch mit Greg sprechen.“

Sarah schaute demonstrativ auf die Uhr. „Wann kommt er denn?“

„Heute kommt er etwas später, das hat er gesagt. Aber ich gebe dir auf jeden Fall wegen Freitag Bescheid“, versprach Andrea.

„Sehr gut. Ich mache mich dann mal wieder auf den Weg.“ Sarah stand auf. „Danke für deine Zeit.“

„Ist doch klar. Du weißt, dass du immer kommen kannst.“

„Ja. Danke.“ Mit einem Lächeln winkte Sarah Julie zu. An der Haustür umarmte sie Andrea zum Abschied. „Du bist die Beste.“

„Übertreib nicht so schamlos“, sagte Andrea und lachte. Sie beobachtete noch, wie Sarah ins Auto stieg und wegfuhr, bevor sie ins Haus zurückkehrte. Sie war selbst gerade erst zu Hause gewesen, als Sarah geklingelt hatte. Erneut hatte sie ein Brief wegen Robert erreicht und sie musste ihrem Frust darüber ein wenig Luft machen, was Andrea allzu gut verstehen konnte.

Nachdenklich betrat sie das Wohnzimmer. Julie saß angestrengt über ihr Malbuch gebeugt da und hielt den Buntstift fest umklammert, während sie damit irgendetwas ausmalte, was Andrea nicht erkennen konnte. Julies dunkle Lockenmähne war leider im Weg. Trotzdem entdeckte Andrea ihre Zungenspitze zwischen den Lippen – ein Zeichen größter Konzentration.

Sie bewunderte immer wieder die Ausdauer ihrer Tochter, wenn es darum ging, sich zu beschäftigen. Ihr war nie langweilig. Sie war aufgeweckt, neugierig und sehr kreativ.

Andrea war stolz auf sie. Natürlich liebten alle Eltern ihre Kinder und das eigene Kind war das Hübscheste und Klügste – aber ihre Tochter war wirklich besonders klug, das stand zweifelsohne fest. Lächelnd beobachtete Andrea Julie beim Malen und griff gelangweilt nach der Fernbedienung. Nachmittags lief nur Unfug im Fernsehen, aber sie konnte ihr Glück ja mal versuchen.

Bei BBC News blieb sie hängen. Die Bildunterschrift war es, die ihre Aufmerksamkeit erregte. Breaking News: Missing Katherine Archer found after eight years. Andrea verstand kein Wort, deshalb erhöhte sie die Lautstärke und hörte aufmerksam zu. Im Hintergrund war das weitläufige Gebäude eines Krankenhauses zu sehen.

„Katherine Archer und ihre zwei Jahre ältere Schwester Tracy verschwanden damals in ihrer Heimatstadt Leicester auf dem Schulweg. Die beiden Mädchen waren zu diesem Zeitpunkt neun und elf Jahre alt und befanden sich auf dem Heimweg, kamen aber nie zu Hause an. Die Polizei ging gleich zu Beginn von einem Gewaltverbrechen aus, konnte aber keine heiße Spur ausmachen. Es gab keine Zeugen für das Verschwinden der Mädchen und keinerlei verwertbare Hinweise. Die damaligen Vermutungen besagten, dass eine Bande organisierter Krimineller die Kinder entführt haben könnte, um sie in einen Kinderpornoring einzuführen.“

Hastig blickte Andrea zu Julie, aber die hatte nicht zugehört. Unbeirrt malte sie weiter.

„Diese Vermutung wurde drei Jahre später bestätigt, als bei einer großangelegten Razzia kinderpornographische Bilder und Videos gefunden wurden, die vermutlich die beiden Schwestern zeigten. Leider verlief auch diese Spur im Sande, denn die Verantwortlichen konnten nie ausfindig gemacht werden. Die Polizei ging immer davon aus, dass die Schwestern noch leben und hat die Suche nie aufgegeben, konnte aber auch keine Erfolge verzeichnen.“

Das Bild wechselte zurück zur Sprecherin ins Studio. „Sollten Sie gerade erst zugeschaltet haben: Vor drei Stunden betrat ein siebzehnjähriges Mädchen das Queen Elizabeth Hospital in Birmingham und erlitt dort einen Zusammenbruch. Wie soeben bestätigt wurde, handelt es sich bei der jungen Frau um die vermisste Katherine Archer aus Leicester. Die Identifizierung stellte die herbeigerufenen Polizeibeamten vor ein Problem, da das Mädchen bislang kein Wort gesprochen hat. Somit gibt es auch keinerlei Informationen zum Verbleib ihrer älteren Schwester Tracy, die damals zeitgleich mit Katherine verschwunden ist. Für die ermittelnden Beamten aus Leicester ist Katherines Auftauchen die langersehnte Sensation und nährt die Hoffnung, etwas über ihren Verbleib und das Schicksal ihrer Schwester zu erfahren.“

Nachdenklich blickte Andrea auf den Fernsehbildschirm. Acht Jahre ... damals hatte sie noch in Deutschland gelebt. Sie hatte gerade mit dem Studium begonnen. Ihre Familie hatte noch gelebt ...

Andrea erinnerte sich an die Schlagzeile. Auch in den deutschen Nachrichten war vom Verschwinden der Schwestern berichtet worden. Also waren sie die ganze Zeit über am Leben gewesen. Entführt von Kriminellen und seitdem gefangengehalten. Reglos saß Andrea da und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.

Ihr war klar, warum Katherine kein Wort sprach. Zwar fand Andrea diese Reaktion extrem, aber sie war nicht überrascht. Katherine musste schwer traumatisiert sein. Als Neunjährige verschwunden und nun mit siebzehn wieder aufgetaucht. Sie hatte ihre Jugend in Gefangenschaft verbracht – die Phase, in der man zum Erwachsenen heranreifte.

Andrea schluckte hart. Sich auszumalen, was das bedeutete, schnürte ihr unweigerlich die Kehle zu. Beinahe hätte sie auch in so einem Keller geendet.

Ein Polizeibeamter erschien auf dem Bildschirm. „Unsere wichtigste Aufgabe ist jetzt,...

Erscheint lt. Verlag 30.6.2023
Reihe/Serie Profiler-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte England • Entführung • Ermittler • Kindesmissbrauch • Krimi • Mutismus • Profiler • Psychothriller • PTBS • Spannung • Trauma • Vergewaltigung
ISBN-10 3-7546-7939-2 / 3754679392
ISBN-13 978-3-7546-7939-5 / 9783754679395
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