Die anderen Weihnachtswünsche -  Lynn Austin

Die anderen Weihnachtswünsche (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
192 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-827-6 (ISBN)
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Nachkriegsamerika 1951: Audrey Barrett und Eve Dawson freuen sich darauf, mit ihren 5-jährigen Söhnen Weihnachten zu feiern und ihre eigenen Festtagstraditionen zu etablieren. Doch dann trifft das Sears Christmas Wish Book ein, der Weihnachtskatalog einer großen Kaufhauskette, und für Bobby und Harry dreht sich alles nur noch um die Dinge, die auf ihren immer länger werdenden Wunschzetteln landen. Den Freundinnen ist klar: Das ist ihre Chance, um ihren Jungs nahezubringen, welche Art von Wünschen an Weihnachten tatsächlich die größte Rolle spielen und welch unglaubliches Geschenk sich hinter dem Fest selbst verbirgt. Schon bald merken sie, dass ihre Ideen, um das zu bewerkstelligen, sich auch heilsam auf ihr eigenes Leben auswirken ...

Lynn Austin ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Holland, Michigan. Ihre zahlreichen Romane sind allesamt Bestseller und mit unzähligen Preisen ausgezeichnet worden. In Deutschland gilt sie als die beliebteste christliche Romanautorin.

Prolog

Dezember 1951

Bobby Barrett stieg aus dem Schulbus, mit dem er vom Kindergarten nach Hause gefahren war, und sein Fuß versank in einem Haufen frischen Schnees. Etwas davon drang in seine Schuhe ein und durchnässte seine Socken, sodass ihm kalt wurde. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass es zu Hause in England, wo er geboren war, jemals so viel Schnee gegeben hatte.

»Super! Es schneit wieder!«, jubelte sein Freund Harry Dawson, während der Bus davonfuhr. »Wenn du die Zunge rausstreckst, kannst du damit Flocken auffangen – guck mal, so!«

Bobby sah zu und ahmte dann Harry nach, indem er den Mund weit aufriss und die Zunge herausstreckte.

Er war erst vor eineinhalb Jahren mit seiner Mutter nach Amerika gezogen, aber Harry lebte schon hier, seit er ein Baby gewesen war. Er brachte Bobby immer wieder neue Dinge bei.

Schneeflocken fielen vom grauen Himmel wie Federn aus einem zerrissenen Kopfkissen und sie kitzelten Bobbys Zunge, wenn sie darauf landeten.

»Komm, wir machen Fußspuren«, schlug Harry kurz darauf vor.

Sie stapften durch den Schnee, der sich auf dem Rasen ihrer Nachbarn auftürmte, während sie den Häuserblock hinunter zu dem Haus liefen, in dem sie beide wohnten. Mummy war schon total lange mit Harrys Mum befreundet und jetzt lebten sie alle zusammen in demselben kleinen Haus.

»Ich finde es toll, wenn es schneit«, sagte Harry. »Weißt du, warum?«

»Warum?«

»Weil es bedeutet, dass bald Weihnachten ist, und Weihnachten bedeutet, dass es Geschenke gibt. Ganz, ganz viele Geschenke!«

»Woher kommen die Geschenke denn?«, wollte Bobby wissen.

»Vom Weihnachtsmann, du Dummkopf! Du sagst ihm, welche neuen Spielsachen du haben willst, und dann bringt er sie an Weihnachten. War der Weihnachtsmann etwa noch nie bei euch zu Hause?«

»Du meinst in Wellingford Hall? In England?«

»Ja.«

»Hm. Ich erinnere mich an den Weihnachtsmann«, sagte Bobby, »aber nicht an viele Spielsachen.«

Harry sank auf die Knie und schob mit seinen Fäustlingen Schnee zusammen, um ihn anschließend zu einem Ball zusammenzudrücken. Bobby tat es ihm gleich und spürte die kalte Nässe durch seine Handschuhe und an den Knien seiner Cordhose. Er hoffte, dass Mummy nicht schimpfen würde, weil alles so nass war.

»Der Weihnachtsmann ist sehr reich und er macht Kindern gerne Geschenke«, sagte Harry. »Letztes Jahr hat er welche unter unseren Baum gelegt und bei Nana und Granddad noch mehr, erinnerst du dich nicht?«

»Ich weiß nicht. Vielleicht.« Letztes Jahr war alles so fremd und neu gewesen, nachdem Mummy und er mit einem riesigen Schiff übers Meer hergekommen waren. Amerika war laut und hektisch und ganz ungewohnt nach dem Frieden und der Ruhe in Wellingford Hall. Hier hatten es alle immer ganz eilig und sie redeten total komisch. Es hatte eine Weile gedauert, bis Bobby verstanden hatte, was die Leute sagten. Zuerst hatte er nicht in Amerika bleiben, sondern wieder nach Hause fahren wollen, aber Mummy sagte, das könnten sie nicht.

Harry streckte den Arm nach hinten und warf den Schneeball, so weit er konnte. Bobby folgte seinem Beispiel, aber sein Ball fiel auseinander und der lose Schnee rieselte zu Boden. Harry konnte alles besser als er.

»Komm, wir rennen«, sagte Harry. »Ich hab Hunger! Ich hoffe, deine Mom hat Hotdogs zu Mittag gemacht.«

Heiße Hunde? Zu Mittag? Wie aufs Stichwort kam eine alte Frau mit einem großen gelben Hund an der Leine auf sie zu und erst da fiel Bobby wieder ein, dass die Amerikaner Würstchen im Brötchen »Hotdogs« nannten. Sie waren nicht wirklich aus Hundefleisch, hatte Mummy ihm erklärt.

Bobby wich ein wenig zurück, als der Hund näher kam, während sein Herz schneller schlug. Er hatte vor den meisten Hunden Angst und dieser war groß und lebhaft. Er zog an der Leine, als wollte er sich losreißen, und die Frau musste kräftig ziehen, damit er stehen blieb.

»Hi, Doggy«, sagte Harry und winkte. Der Hund sah Harry an und bellte ganz laut, was Bobbys Herz noch mehr zum Rasen brachte. Er drehte sich um und rannte den restlichen Weg nach Hause, ohne auf seinen Freund zu warten, in der verzweifelten Hoffnung, dass der Hund ihm nicht folgte und ihn auffraß.

Er kam ganz atemlos bei ihrem Haus an, ausnahmsweise mal vor Harry. Mummy hatte das Mittagessen vorbereitet und es stand auf dem Küchentisch bereit: Tomatensuppe mit Kräckern und Wurstbroten. Bobby zog seine Stiefel, den Mantel und die Handschuhe aus und war als Erster am Tisch – und damit ein zweites Mal schneller als Harry, der erst kurz nach ihm eintrudelte.

»Wie war es denn heute im Kindergarten?«, fragte Mommy, während Bobby in sein Wurstbrot biss.

Doch Harry kam ihm zuvor: »Wir hatten Spaß! Wir haben mit Fingerfarben gemalt. Die Farbe fühlte sich ganz kalt und glibberig an.«

»Das mochte ich nicht«, sagte Bobby. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass die Farbe anschließend nicht abgehen würde und er für immer mit bunten Fingern herumlaufen müsste. »Warum dürfen wir hier in Amerika nicht mit Pinseln malen?«

Harry zuckte mit den Schultern. »Weil es dann keine Fingerfarben wären, Dummkopf.«

Bobby überlegte, was sie heute sonst noch gemacht hatten, und beeilte sich, seiner Mutter davon zu erzählen, bevor Harry es tat. »Weißt du was, Mummy? Wir spielen in einem Theaterstück mit und du und Harrys Mum und Nana und Granddad, ihr könnt alle kommen und zusehen.«

»Ein Theaterstück? Das ist ja schön. Weißt du, worum es darin geht?«

»Es gibt ein Baby und viele Schafe«, antwortete Harry. Er redete mit vollem Mund, obwohl Mummy das verboten hatte. »Die meisten Kinder sind Schafe, aber Bobby und ich und noch ein Junge spielen drei schlaue, reiche Männer.«

»Nein, die Lehrerin hat gesagt, wir sind Könige!«, widersprach Bobby. »Wie der König zu Hause in England. Wir tragen auch Kronen und so!«

»Das klingt wunderbar«, sagte Mum. »Ich kann es kaum erwarten.« Sie strich Bobby die Haare aus der Stirn. Ihre Hände dufteten nach Blumen.

Harry hatte zuerst aufgegessen, nur die Brotkanten blieben auf seinem Teller liegen. Bobby machte es genauso – er mochte die trockenen Ränder auch nicht – und folgte Harry dann ins Wohnzimmer, nachdem er seinen Teller in die Spüle gestellt hatte. Sie überlegten gerade, was sie spielen sollten, als Harry einen bunten Katalog auf dem Couchtisch entdeckte. Der hatte am Morgen, als sie zum Kindergarten aufgebrochen waren, noch nicht dort gelegen.

»Guck mal, Bobby! Das ist Santa Claus – siehst du? Er bringt uns zu Weihnachten die Spielsachen. Erinnerst du dich jetzt?«

Bobby nahm das dicke Heft und betrachtete es. Auf dem Deckblatt war ein Mann mit weißem Bart und dickem Bauch im roten Anzug zu sehen, der Geschenke unter einen Weihnachtsbaum legte. Santa hielt einen Finger an seine Lippen, als wollte er sagen: »Schhhh … Diese Geschenke sind geheim …«

»Er sieht schon irgendwie aus wie der Weihnachtsmann«, erklärte Bobby, »mit seinem weißen Bart. Aber der bei uns zu Hause hatte einen grünen Mantel, glaube ich. Und er ist auch nicht dick.« Er schlug den Katalog auf und sah Bilder von allen möglichen Spielsachen.

Harry riss ihm den Katalog aus der Hand. »Oh Mann! Guck mal die ganzen Autos und Laster!«

»Mummy, ist unser Weihnachtsmann derselbe wie Santa hier?«, fragte Bobby, als seine Mutter durchs Wohnzimmer ging. Sie trug einen Korb mit schmutziger Wäsche und wollte damit in den Keller.

»Ja, Liebling. In verschiedenen Ländern hat er unterschiedliche Namen. Aber wo wir gerade von ihm sprechen: Habt ihr beide etwa vergessen, dass wir Santa heute Abend bei der Weihnachtsparade sehen?«

»Heute Abend?«, fragte Bobby.

»Ja, nach dem Abendessen.«

»Super!«, jubelte Harry und sprang auf und ab. »Danach können wir bei ihm auf dem Schoß sitzen und ihm sagen, welche Spielsachen wir uns von ihm wünschen.«

Bobby konnte sich nicht vorstellen, auf dem Schoß eines dicken fremden Mannes zu sitzen. Er fühlte sich nicht wohl bei Leuten, die er nicht kannte. »Ich weiß gar nicht, was ich mir wünschen soll.«

Harry schwenkte den Katalog. »Na, hier sind doch ganz viele Sachen drin in dem … dem … Wie heißt das Buch?«, fragte er Bobbys Mum.

Sie schaute auf das Deckblatt. »Das ist das Christmas Wish Book vom Kaufhaus Sears.«

Während sie weiterging, beugte Harry sich zu Bobby herüber, um ihm ins Ohr zu flüstern: »Wir beeilen uns besser und suchen uns die Sachen aus, die wir wollen, damit wir es Santa heute Abend sagen können. Komm.« Er ließ sich auf den Boden fallen und legte sich auf den Bauch, bevor er den dicken buchartigen Katalog an der Stelle aufschlug, wo Spielzeug abgebildet war. Bobby rutschte schnell neben ihn, ganz aufgeregt bei dem Gedanken, viele neue Spielsachen auszusuchen. Und er hatte nicht mal Geburtstag!

»Oooh! Guck mal das Feuerwehrauto!«, sagte Harry. »Und Santa bringt uns alles, was wir wollen!«

»Alles?«

»Ja. Aber nur, wenn wir brav sind. Unartige Kinder kriegen Stöcke und Kohle zu Weihnachten.«

»Was ist Kohle?«

»Schwarze Brocken, die wie Steine aussehen.«

»Und was machen die unartigen Kinder damit?«

...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2022
Übersetzer Dorothee Dziewas
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-96362-827-8 / 3963628278
ISBN-13 978-3-96362-827-6 / 9783963628276
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