Herr Heiland und die letzte Fahrt eines Unbekannten (eBook)

Provinz-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
118 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-2152-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Herr Heiland und die letzte Fahrt eines Unbekannten - Johann Simons
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Folge 9 - Herr Heiland ist derangiert: Ein herrenloser Zugwaggon steht auf Bahnvorsteher Winkelhubers Abstellgleis - und darin befindet sich eine Leiche! Niemand in Sonntal scheint den Toten zu kennen ... Doch eigentlich hat Heiland ganz andere Probleme: Denn seine Haushälterin Fräulein Dimpel hat gekündigt, weil er sich einfach nicht an ihren strengen Diätplan hält! Dabei meint sie es doch nur gut. Ohne Dimpel ist der Pfarrer aufgeschmissen, und den unerwarteten Besuch seiner Brieffreundin aus Italien kann er da erst recht nicht brauchen ... oder etwa doch?

Psst ... Herr Heilands italienische Brieffreundin hat übrigens auch ihre eigene Serie: Schwester Isabella ermittelt gemeinsam mit Carabiniere Matteo in der Toskana. 'Kloster, Mord und Dolce Vita' - als E-Book und digitales Hörbuch. Natürlich von beTHRILLED.

Über die Serie: Der gemütliche Dorfpastor Klaas Heiland wagt einen Neuanfang im bayrischen Touristenidyll Sonntal am See. Dabei muss er nicht nur mit seiner resoluten Haushälterin, dem überambitionierten Bürgermeister und den eigenwilligen Traditionen der Sonntaler zurechtkommen: Nein, hier in der Provinz geben sich die Mörder die Klinke in die Hand! Und im Gegensatz zum sympathischen Dorfpolizisten Tobias Kern hat der friedliebende Heiland ein Talent zur Lösung von Kriminalfällen ...

Herr Heiland - ein himmlischer Cosy-Krimi für alle Fans von gemütlichen Ermittlungen.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.



<p>Johann Simons ist ein deutscher Autor, der bereits viele Romane unter vielen Namen verfasst hat. Unter diesem Pseudonym lebt er seine Vorliebe für gemütliche Krimis mit charmantem Schmunzelhumor aus.</p>

Kapitel 1


Es fährt kein Zug nach Irgendwo


Die Stimme war leise und zischend, jede Silbe eine einzige Drohung. »Ganz ehrlich: Manchmal könnte ich dir mit bloßen Händen den Hals umdrehen!«

Klaas Heiland stand im Eingang der Sonntaler Bahnhofswartehalle und riss die Augen auf. Für einen kurzen Moment wagte er es nicht einmal zu atmen.

Hatte er das eben richtig gehört? Da wollte jemand morden?

Das ebenso schmucke wie kleine Bahnhofshäuschen lag am östlichen Rand seiner nicht minder kleinen Gemeinde. Heiland hatte es noch nicht oft betreten, erst recht nicht am Abend. Sein fragender Blick fiel auf Wände, an denen sorgsam gerahmte Fahrpläne hingen, auf menschenleere Sitzbänke und den vielleicht saubersten Fußboden des gesamten Ortes. Ein klobig-beigefarbener Fahrkartenautomat wartete vergebens auf einen Ansturm von Kunden, ebenso der noch klobigere Snackautomat daneben. An der Tür der Toilette hing ein Schild, das ein gezeichnetes Duo von Zugbegleitern zeigte. Herr und Frau Schaffner winkten Heiland so fröhlich entgegen, als seien Mordgedanken das Letzte, das ihnen durch die Cartoonköpfe ging. Vor den Fenstern, die zumeist auf den jenseits der Halle gelegenen Bahnsteig wiesen, herrschte finsterste Abenddunkelheit.

Nur eines sah der Dorfpastor nicht: einen echten Menschen.

Ich hab mir das doch nicht eingebildet?, wunderte er sich. Vorsichtig trat er ein.

Nahezu die gesamte rechte Seite der Wartehalle gehörte dem Kundenschalter. Das Licht, das durch dessen gläserne Scheibe fiel, erhellte das Halleninnere leidlich. Heiland musste ein paar Schritte in den Raum machen, bevor er in die Kabine hineinschauen konnte. So fand er den Besitzer der drohenden Stimme.

Severin Winkelhuber saß an einem uralten Schreibtisch und starrte auf ein Telefon. Der Bahnhofsvorsteher und alleinige Herr des Sonntaler Schienenreiches sah ausgesprochen frustriert aus. Sein sonst so blasses Gesicht war puterrot, und Heiland hätte sich nicht gewundert, wenn die Hitze seiner Wangen das Glas seiner dicken Brille hätte beschlagen lassen. Als der Pastor hinübersah, fuhr Winkelhuber sich gerade seufzend über den blonden Vollbart.

»Herr Winkelhuber?«, fragte Heiland vorsichtig. »Ist … Ist alles in Ordnung?«

Sofort schaltete der Bahnmitarbeiter um. Er sah überrascht auf, kam dann aber schnurstracks an die Scheibe getreten.

»Willkommen am Bahnschalter Sonntal am See«, grüßte er durch die kleinen Sprechlöcher in der Scheibe. »Mein Name lautet Winkelhuber, wie kann ich Ihnen helfen?«

»Äh«, stutzte Heiland. Der Text gehörte wohl zum Standardprogramm seines Gegenübers, das ihm so wohlbekannt war wie fast alle Einwohner seiner Gemeinde. »Ich frage mich eher, ob ich Ihnen helfen kann. Sie wollen also jemanden erwürgen?«

»Was?« Winkelhuber hob entsetzt die Brauen. Dann schlich Verständnis über seine Züge. »Ach, das meinen Sie. Nein, nein, Herr Pfarrer. Ich habe mich nur geärgert. Über die Frau in der Zentrale, mit der ich eben telefonierte, verstehen Sie? Die ist mitunter sehr störrisch, wenn man mit Anliegen kommt, die nicht ihrem Plan entsprechen. Hätte ich gewusst, dass jemand in der Halle ist, hätte ich das natürlich nie und nimmer laut ausgesprochen. Das war nur laut gedacht, nicht ernst gemeint. Also: Sie möchten verreisen?«

Heiland nickte langsam. »Vielleicht, ja. Ich … Ich frage mich, was eine Fahrkarte von hier bis Niendorf kosten würde. Aber sind Sie sicher, dass …«

Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. »Niendorf an der Ostsee«, wusste Winkelhuber sofort. Ein begeistertes Funkeln trat in seinen Blick. »Kleinen Moment, ich schau mal für Sie nach.«

Der Mann in der makellos sitzenden Bahnuniform war nun voll in seinem Element. Seine Finger flogen nur so über die Tastatur seines Computers, und in wenigen Sekunden hatte er eine stattliche Auswahl an möglichen Verbindungen auf seinem Monitor.

»Geht’s zurück in die alte Heimat, ja?«, fragte er dabei. Es klang halb interessiert und halb nach reinem Small Talk. »Zu Verwandten, vielleicht? Oder zu Freunden von früher?«

Heiland lebte noch nicht allzu lange in der bayerischen Provinz. Bevor er auf die Sonntaler Kanzel getreten war, hatte er der katholischen Kirche seines Heimatortes Niendorf vorgestanden, einer ehemaligen Fischersiedlung direkt am Meer. Seit seinem Amtsantritt in Sonntal hatte er die alte Gemeinde nicht wieder besucht. Die Arbeit – und, zugegeben, die verblüffend vielen Mordfälle – hatten es einfach nicht zugelassen. Jedenfalls in seinen Augen.

»Ich spiele zumindest mit dem Gedanken«, antwortete Heiland. »Nur mal so ins Blaue gefragt: Wie aufwendig wäre solch ein Ausflug eigentlich?«

Heiland verreiste ausgesprochen ungern. Wer ständig das Weite suchte, hatte in seinen Augen schon das Nahe nicht genügend verstanden. Wo lag der Nutzen darin, unterwegs zu sein und die Welt zu sehen? Das kostete doch Mühe und Zeit, und außerdem war die Welt per se überbewertet. Für ihn gab es nichts Schöneres als ein gemütliches Zuhause, in dem man sitzen und aus dem Fenster schauen konnte. Mehr Welt brauchte kein Mensch – und wenn doch, dann reichte der Griff ins Bücherregal. Zwischen zwei Buchdeckeln hatte Heiland noch stets die nötige Zerstreuung gefunden, und das, ohne auch nur aus dem bequemen Sessel aufstehen zu müssen.

Der Gedanke an eine Stippvisite in der alten Heimat hatte allerdings selbst für ihn einen gewissen Reiz. Ob die Fischbude am Hafen noch stand? Schmeckten die Sahnetorten im Café des Vogelparks so köstlich wie früher? Und hatten die Enten im Kurteich vielleicht inzwischen Junge bekommen?

»Aufwendig?«, wiederholte Winkelhuber. »Ach was, das schaffen Sie mit links. Schauen Sie mal, Sie fahren von hier bis Bad Blümchen. Dann steigen Sie um in den Regionalexpress und …«

Das laute Schrillen des Telefons riss ihn aus seinen Erläuterungen, die Heiland schon jetzt erschreckend aufwendig vorkamen.

»Entschuldigen Sie mich kurz, ja?«, bat Winkelhuber.

Er verschwand wieder hinter seinem Schreibtisch, strich sich kurz über die Uniform und straffte die schmalen Schultern. Dann erst hob er den Hörer ab. »Bahnhof Sonntal am See, Winkelhuber?«

Eine ebenso kurze wie entspannte Pause folgte. Winkelhuber hörte zu.

Dann nickte er. »Ja, das war ich, ganz genau.«

Noch eine Pause, schon weit weniger entspannt.

»Nein, an der Sachlage hat sich nichts geändert. Wie sollte es auch, ich habe ja erst vor einer Minute wieder deswegen …«

Pause drei kam unfreiwillig. Sie fühlte sich an, als könne sie die Luft zum Brennen bringen. Aufgeladen.

»Na, jetzt hören Sie mal!«, donnerte der Bahnperfektionist in den Hörer. »Ich weiß ganz genau, wo meine Kompetenzen enden und die Ihren beginnen. Exakt deswegen rufe ich ja an – zum wiederholten Male, wie ich betonen möchte. Ich erwarte, dass Sie sich unverzüglich darum kümmern, dass der unnütze Waggon von meinem Abstellgleis verschwindet. Nicht erst ›in den nächsten Tagen‹, sondern jetzt und heute. Mir ist auch egal, wie spät es inzwischen geworden ist. Der hat hier bei uns nichts zu suchen, weil … Hallo? Hallo?«

Die Gegenseite schien das Gespräch beendet zu haben. Auch das geschah offenbar nicht zum ersten Mal an diesem Abend. Als Winkelhuber den Hörer sinken ließ, sah er einmal mehr frustriert aus.

»Probleme?«, fragte Heiland.

Der andere seufzte. »Diese elenden Bürokraten. Die sitzen in Ihrer Konzernzentrale und schmieden die tollsten Pläne, aber von der Arbeit hier draußen am Gleis haben sie nicht die geringste Ahnung.«

»Was ist denn passiert?«

Der Mann in Uniform trat wieder zur Scheibe. »Da steht ein Waggon, Herr Pfarrer«, sagte er brummend. »Auf meinem Abstellgleis. Und so leid es mir für die Zentrale tut: Der hat da nichts verloren. Wir hier in Sonntal sind kein Keller, in dem man wahllos Zeug abstellen und vergessen kann. Ich kenne meine Pappenheimer. Wenn ich da nicht sofort Protest einlege, bleibt der Waggon hier stehen bis zum Jüngsten Gericht. Aus den Augen, aus dem Sinn – so denkt die Zentrale. So und nicht anders. Und an die Ordnung auf meinem Bahnhof denkt natürlich niemand.«

Winkelhuber führte ein strenges Regiment, das wusste jeder im Ort. Der kleine Bahnhof des Dorfes war besser in Schuss als so mancher Operationssaal und mindestens so sauber. Winkelhuber duldete keinen Unrat auf dem Bahnsteig, nahm jeden verspäteten Zug persönlich und konnte vermutlich selbst nachts um drei und nach tiefstem Schlaf noch jede beliebige Verbindung auswendig aufsagen. Klar, dass ein herrenloser Waggon ihm da besonders übel aufstieß.

»Seit wann steht der denn hier?«, fragte Heiland. Es interessierte ihn nicht sonderlich, doch er wollte irgendetwas sagen, um dem anderen Mann zu helfen. »Und wo soll er stattdessen hin?«

»Ach, wissen Sie?«, erwiderte Winkelhuber. Er griff spontan nach seiner Mütze, die an der Kabinentür hing – sorgsam an einem Kleiderhaken – und seine Uniform komplettierte. »Am besten zeige ich’s Ihnen. Haben Sie kurz Zeit?«

Ehe Heiland richtig wusste, wie ihm geschah, war er auch schon im Freien. Der Bahnhof lag um diese Uhrzeit verlassen da, und die einzelne Laterne vor dem Wartesaal tat wenig, um die Nacht auf Abstand zu halten. Kies knirschte unter den Schuhen des Pastors, als er Severin Winkelhuber folgte.

»So etwas passiert immer mal wieder, leider«, gestand der jüngere Mann. Der Schein seiner...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2022
Reihe/Serie Herr Heiland ermittelt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bayern • Bayern-Krimi • Chesterton • Gemütlich • Kloster, Mord und Dolce Vita • Krimis • Mord mit Aussicht • Morelli • Nett • Pater Brown • Regio-Krimi • Regionalkrimi • spannend • unblutig
ISBN-10 3-7517-2152-5 / 3751721525
ISBN-13 978-3-7517-2152-3 / 9783751721523
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