Werner Schneyder - Sentimental

Im Jahre 1990 habe ich in München mein vorletztes Soloprogramm gestartet. Es hieß ABSAGE und hielt wohl, was der Titel versprach. Kulinarisch war daran nicht mehr viel. Und ich war allein auf der Bühne. Ohne meine Musiker. Das tat mir leid.
Da hatte ich die lange schon keimende Idee, für ein paralleles Programm meine immer wieder einmal eingestreuten "privaten Lieder" zu sammeln und durch den einen oder anderen neuen oder variierten Text zu ergänzen. So entstand ein Abend mit dem Titel MOMENTE. Montag, Mittwoch und Freitag spielte ich das Politsolo, Dienstag, Donnerstag und Samstag sang ich die Chansons.
Ein kleinerer Teil des Publikums war glücklich, den Schneyder einmal ohne seine politischen Meinungen hören zu können, ein größerer Teil war eher verwirrt. Kurz: ABSAGE war immer ausverkauft, MOMENTE nicht. Aber das war mir egal. Das Bedürfnis, das gesamte Potential an Sentimentalität - wenn Sie wollen: auch Kitsch - auszuleben, war einfach da. Wir gingen auf Tournee. Fernsehen und Hörfunk zeichneten auf. Sie hören hier eine gekürzte Fassung des Live-Mitschnitts. Ich habe die Conferencen herausgenommen - wer meine Aphorismen gelesen hat, kennt die Gedankengänge - und nur kurze Kommentarsätze nachgesprochen. Wenn Sie die nicht hören wollen, drücken Sie ganz einfach auf die nächste gewünschte Nummer.
Christoph Pauli war mein musikalischer Leiter. Als Student des klassischen Klaviers war er als Einspringer zum Duo Hildebrandt/Schneyder gestoßen. Das wurde sein Schicksal. Vierzehn Jahre war er danach mein Partner. Er ist heute einer der gefragtesten Begleiter in allen Stilen, hat selbst auch großen Erfolg mit Solo-Entertainment zwischen Klassik und Pop, "Frack und Jeans". Nach zwei Jahren brachte er seine Wunschpartner an. Zwei Abiturenten, die übergangslos zu Berufsmusikern werden wollten.
Laurentius Retzer spielte Bass, studierte in den Jahren an meiner Seite Cello, komponiert heute zwischen Kommerz und E und produziert im eigenen Tonstudio.
Stephan Wildfeuer, der Drummer, studierte während der ersten Jahre klassisches Schlagzeug zu Ende, also auch Vibraphon, wurde gefragter Filmmusikschreiber und ist Chef eines grandiosen Percussionsensembles.
Zwölf Jahre war ich mit diesem Trio zusammen. Natürlich sind alle drei auch als Komponisten auf dieser CD vertreten.
Dazu sehr stark - Arthur Lauber, einer der Ersten des legendären Austro-Pop, der Wiener Altmeister Robert Opratko, der pannonische Geigenvirtuose Toni Stricker, die Münchner Jazz-Pianisten Andy Lutter und Joe Kienemann, der Chansonnier und Gitarrenvirtuose Peter Horton, ungefragt: Errol Garner und Jacques Brel. Dessen Lieder hatte ich zunächst im Auftrag von Freunden teils genau, teils sehr frei übertragen. Dort, wo die Parallelen stark waren, habe ich für mich den einen oder anderen Spezial-Text gemacht. Drei dieser Versionen sind auf der Aufnahme.
Etwa fünfzehn Jahre "danach" bekam ich Lust, mich auf einer CD meiner sentimentalen Zeit und Seite zu erinnern. Werner Schneyder