Der Ritter und die schöne Bogenschützin (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0752-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Ritter und die schöne Bogenschützin -  Nicole Locke
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Siegesgewiss überwältigt Ritter Eldric den mysteriösen Bogenschützen, der seine Kameraden auf dem Gewissen hat. Doch sein Triumph verwandelt sich in Fassungslosigkeit, als er erkennt, dass sich unter dem Umhang eine atemberaubend schöne Frau verbirgt. Was jetzt? Einen Mann würde Eldric sofort hinrichten lassen. Frauen jedoch soll er als Ritter beschützen und ehren! Zudem zieht Cressida ihn auf rätselhafte Weise an, ohne dass er sich dagegen zu wehren vermag. Obwohl er ihr weder vergeben noch vergessen kann, will er bald nichts mehr, als sie zu küssen. Doch sein ungezähmtes Begehren bringt nicht nur sein Herz in Gefahr ...



Nicole Locke las ihren ersten Liebesroman als Kind im Wandschrank ihrer Großmutter. Später siedelte sie dann mit ihrer Lektüre ins Wohnzimmer um. Und noch später fing sie an, selbst Liebesromane zu schreiben. Sie lebt mit Mann und zwei Kindern in Seattle.

1. KAPITEL


England im Frühling 1297

Den Gestank im Hafen hasste sie wirklich. In der heißen Sonne roch es nach verwesenden Kadavern und dem Urin unzähliger Seeleute; die darunterliegende frische salzige Seeluft aber schien ein besseres Leben anderswo zu versprechen.

Solche Verheißungen hielt Cressida Howe für Unsinn, denn in der Regel gab es nichts Besseres für sie als den Hafen. Doch wie um die Regel zu bestätigen, bildete dieser Tag eine Ausnahme.

Heute bedurfte sie der Gunst des Himmels, glaubte aber nicht, dass ihr von dort das Glück zugestanden wurde, ihr Schicksal abzuwenden. Daran, dass sie zu wenig betete, lag es sicher nicht. Vor sechs Monaten aber hatte ein besonders unerbittlicher Mann, dem sie Gehorsam schuldete, sie mit einem Mord beauftragt, den sie dann nicht ausführte.

Nicht, dass sie versagt hatte. Sie versagte nie, hatte diesmal aber den Befehl verweigert. Weshalb der Mann, der es peinlich genau nahm, sie bestrafen wollte.

Es schien unmöglich zu sein, seinem Zorn zu entgehen, weil er von den Warstones bezahlt wurde, einem besonders blutdürstigen Clan, der ihn mit schier unerschöpflichen Geldmitteln ausstattete. Und einen schier unerschöpflichen Hass brachte er selbst mit, denn er war Cressidas eigener Vater. Sonst war ihr keine Familie geblieben.

Über die grob zusammengehauenen unebenen Planken bahnte sie sich ihren Weg durch eine Menschenmenge aus Händlern und fahrendem Volk. Dabei zog sie sich ihre Gugelhaube tief ins Gesicht, damit niemand es sehen konnte.

Die Gefahr bestand nicht darin, als Frau erkannt zu werden. Hätte jemand gewagt, sie als Angehörige des vermeintlich schwachen Geschlechts zu attackieren, wäre demjenigen schnell klar geworden, welch tödlicher Fehler ihm unterlaufen war. Nein, es galt, ihre Identität zu verbergen.

Kaum jemand wusste, dass sie diejenige war, die man den mysteriösen Bogenschützen nannte. Sie war die einzigartige Waffe und die Schöpfung ihres Vaters, Sir Richard Howe, genannt „der Engländer“. Viele Jahre harten Trainings an allen Waffen außer dem Schwert lagen hinter ihr. Das Schwert brauchte sie nicht, solange sie einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen bei sich führte. Die langen einsamen Stunden ihrer Jugend hatte sie damit verbracht, die Schnitzarbeit am Schaft ihrer Pfeile selbst zu verrichten. Ihr Vater hatte sie seit jeher vor der Welt versteckt, aber besonders, seit sie vom Kind zur Frau gereift war. Er allein entschied, wann jemand ihr Gesicht zu sehen bekam.

Grundsätzlich bestimmte er alles in ihrem Leben. Cressida war erzogen worden, ihm als seelenlose Waffe zu dienen, die ihm gehorchte, ohne seine Befehle jemals infrage zu stellen.

So waren beide aus unterschiedlichen Positionen heraus gleichermaßen erschüttert gewesen, als sie ihm den Gehorsam verweigerte, indem sie einen Pfeil auf ihn abschoss und damit verhinderte, dass er einen Menschen tötete, den er bereits dem Tod geweiht hatte. Sie war sicher, seinen strafenden Gesichtsausdruck nie vergessen zu können. Selbst die Engel, die Gott einst aus dem Himmel verbannte, konnten sich nicht elender gefühlt haben als sie, die ihr Vater ebenso verstoßen hatte.

Er, bisher der Mittelpunkt in Cressidas Welt und Verkörperung von Leben, Überleben und Tod in einer Person, gewährte seiner Tochter seit Monaten keinen persönlichen Kontakt. Allein die Aufträge, die er ihr durch Boten erteilte, und mit denen er ihre Loyalität auf den Prüfstein stellte, waren die einzige Verbindung, weshalb sie sie beflissen ausführte.

Bis auf die letzte Order, deren Ausführung Cressida zurückgestellt hatte, seit ihr ein furchtbares Gerücht zu Ohren gekommen war. Es hieß, ihr Vater habe ein Kind entführt, um es auf dieselbe Weise wie sein eigen Fleisch und Blut für seine Zwecke auszubilden. Sie konnte es nicht glauben, nicht fassen, und sich auf nichts anderes mehr konzentrieren, als die Wahrheit herauszufinden. Inzwischen hatte sie die Spur ihres Vaters bis zu den Docks von Dover verfolgt, wo sie ihn zu erwischen hoffte, um von ihm zu fordern, dass er sie wieder bei sich aufnahm.

Bis dahin brauchte sie ein gutes Versteck, von dem aus sie eine freie Sicht auf die Schiffe nach Frankreich und den Publikumsverkehr hatte, ohne selbst gesehen zu werden. Zu ihrem Glück hatte sie ein solches schon vor Tagen in dem kleinen Wäldchen gefunden, das von den Bauarbeiten rund um den Hafen bisher verschont geblieben war.

Jetzt zog Cressida sich durch einige Büsche zu den Bäumen zurück, von denen sie sich bei ihrer Ankunft einen passenden ausgewählt hatte. Wie an den letzten Tagen umrundete sie ihn zuerst vorsichtig und erklomm ihn dann flink. Auf seinem verhältnismäßig breiten Astwerk, von dessen Laub sie recht gut verdeckt wurde, ließ sie sich einigermaßen bequem nieder. Obwohl sie hoch genug platziert war, um beobachten zu können, wie die Passagiere an Bord gingen, war ihr Sitz doch niedrig genug, um gefahrlos hinunterspringen zu können. Dover gehörte zu den „Cinque Ports“, einem Verbund von Häfen, die der englischen Krone zu jeder Zeit bemannte Schiffe zur Verfügung stellten. Seit Cressidas Ankunft hatte sie fast all ihre Zeit damit verbracht, die Passagiere zu beobachten, war inzwischen aber nicht nur von diesem Tun, sondern von ihrem ganzen Dasein ermüdet, das aus einer Abfolge von Kämpfen bestand, verbunden mit mühseligen langen Ritten. Obwohl sie sich ständig versteckte, wurde sie oft genug von den kampferprobten Söldnern gefunden, die ihr Vater ihr zur Strafe und zur Ertüchtigung auf den Hals schickte, und die sie stets unvermittelt und aus dem Hinterhalt überfielen. Immerhin hatte einer davon ihr berichtet, was die Leute sich über das geraubte Kind erzählten.

Den Tod, der ihr von Geburt an verwünschtes Leben jederzeit beenden konnte, fürchtete sie weit weniger als den Liebesentzug durch ihren Vater, der ihr nichts beigebracht hatte, als andere zu ermorden. Unbedingt wollte sie seine Vergebung erlangen, um nicht länger in völliger Einsamkeit dahinvegetieren zu müssen.

Fast fürchtete sie, dass er sich nach Frankreich eingeschifft hatte, bevor sie in Dover angekommen war, doch war sie jung und eine sehr gute Reiterin, sodass sie sicher war, vor ihm angelangt zu sein. Deshalb gab sie nicht auf, sondern lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm und schloss, solange keine Schiffe ausliefen, die Augen. In dem Bewusstsein, dass der nächste Kampf schon auf sie wartete, nutzte sie jeden Moment der Erholung.

Unsanft wurde Cressida von dem Griff einer schwieligen Hand, die ihren Knöchel wie einen Schraubstock umschloss, aus dem Schlummer gerissen. Unwillkürlich stieß sie mit dem Fuß nach der Hand, ohne etwas zu bewirken. Und während ihr aufging, dass ihre Dolche unerreichbar unter ihrem Umhang steckten und Pfeil und Bogen in dieser Lage sowieso nutzlos waren, wurde der Griff unbarmherzig verstärkt.

„Nie hätte ich den Bogenschützen für so unvorsichtig gehalten, sich überraschen zu lassen“, sagte der Angreifer triumphierend und funkelte sie mit seinen himmelblauen Augen siegesbewusst an. Sein dickes und langes braunes Haar, dem sein üppiger Bartwuchs Konkurrenz machte, fiel ihm über die scharfgeschnittenen Wangenknochen ins Gesicht. Ein Anblick, der Cressida schmerzlich vertraut war, wie auch der seiner breiten Schultern und der muskulösen Arme. Dieser Mann, den sie als Eldric of Hawksmoor kannte, war der reinste Riese.

„Ihr seid es“, flüsterte sie.

„Wer, wenn nicht ich?“, war die Antwort, deren süffisanter Ton ihr neu war.

Blitzschnell hielt sich Cressida an dem Ast über ihr fest, schwang sich herum und trat Eldric mit ihrem freien Fuß gegen den Kopf.

Mit einem knurrenden Laut lockerte er seinen Griff, worauf sie sich weiter nach oben hangelte. Ihren Fuß, den er wieder zu packen suchte, zog sie mit einer heftigen Bewegung ruckartig außer Reichweite und verlor fast den Halt dabei. Auch ihr Angreifer taumelte kurz, erklomm aber den Ast unter ihr.

Die rechte Faust mit der linken Hand umfassend, rammte sie ihm mit aller Kraft ihren Ellbogen in den Nacken, sodass er schwankte. Dann konnte sie sich gerade noch ihren Bogen und den Köcher schnappen, bevor sie abstürzte.

Der harte Aufprall am Boden nahm ihr den Atem, doch sie schaffte es, sich zusammengekrümmt wie ein Ball aus der Reichweite des Kämpfers zu rollen, der sich vom Baum abstieß und in einem kraftvollen Bogen neben ihr auf der Erde landete.

Fast streiften seine Fingerspitzen ihren Umhang, als er sich streckte, um sie zu ergreifen. Sie aber sprang auf die Füße, umklammerte sein Handgelenk und trat ihm zweimal mit Wucht in die Rippen. Dass jetzt ihm die Luft wegblieb, freute sie ungemein. Sie rannte los, geriet aber in die Menschenmenge und blieb bei ihrem Versuch, nach links abzutauchen, im Gewühl stecken. Das wurde ihr zum Verhängnis, denn Eldric riss sie an ihrem Umhang zu Boden.

Erneut stockte ihr der Atem, als sie hart auf dem Rücken landete. Doch blieb ihr nur ein Bruchteil einer Sekunde, seinen Fäusten auszuweichen, die sie nur so knapp verfehlten, dass seine Knöchel sie berührten.

Dabei gelang es ihm aber, ihr die Haube vom Kopf zu ziehen, und statt den Schlag zu vollenden, zu dem er schon ausgeholt hatte, verharrte er in der Bewegung.

„Eine Frau!“, rief er mit heiserer Stimme, während sich seine blauen Augen vor Überraschung weiteten und der Mund ihm offen stehen blieb.

Auch Cressida fuhr der Schreck in die Glieder. Niemand durfte Bescheid wissen, niemand durfte sehen, wer sie wirklich war: ein Werkzeug des Todes, doch weiblich und verwundbar. Sie war ihres Geheimnisses beraubt.

...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2022
Reihe/Serie Historical
Übersetzer Martina Manecke
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7515-0752-3 / 3751507523
ISBN-13 978-3-7515-0752-3 / 9783751507523
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