Fürther Verschwörungen -  Wolfgang Klar

Fürther Verschwörungen (eBook)

Fränkischer Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
308 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-4746-2 (ISBN)
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In ihrem dritten Fall ermitteln Privatdetektiv Paul Jonas und Hobbydetektiv Stijepo Bistric unabhängig voneinander. Stijepo versucht, die Morde durch vergiftete Lebensmittel an Kunden der Fürther Tafel aufzuklären. Die erste Spur führt ins rechtsradikale Milieu. Er erhält Unterstützung von Computerfreak Thorsten Grübel. Auch Stijepos Sohn Marko darf detektivische Erfahrungen sammeln. Paul schlägt sich mit Reichsbürgern und Querdenkern herum, die Schüler eines Fürther Gymnasiums mit ihren kruden Verschwörungstheorien indoktriniert haben und ein bundesweites gemeinsames Netzwerk aufbauen wollen. Ihre Ermittlungen bringen beide in äußerst gefährliche Situationen.

Wolfgang Klar, Jahrgang 1957, wohnhaft im Landkreis Fürth. Neben seinem Interesse an Fotografie hat er ein besonderes Faible für kroatische Geschichte und Kultur. 1987 wurde er Mitglied der Fürther Freimaurerloge "Zur Wahrheit und Freundschaft". Bei der Fürther Tafel arbeitet er seit vier Jahren ehrenamtlich mit. "Fürther Verschwörungen" ist nach "Tödlicher Spitzhammer" und "Schachbrett und Frankenrechen" sein dritter Kriminalroman, in dem Paul Jonas und Stijepo Bistric ermitteln.

3 Jonas und die Arbeitsgemeinschaften


Um 8 Uhr saßen Nicoletta und ich an unserem kleinen Frühstückstisch in der Küche.

„Ich habe wieder einen schönen Auftrag. Welches unserer Möbelstücke müsste am dringendsten erneuert werden?“. fragte ich sie.

Sie seufzte.

„So ziemlich alle – vor allem, weil sie nicht so richtig zusammenpassen. Am notwendigsten ist eine neue Sitzgarnitur fürs Wohnzimmer, da meine alte schon richtig durchgesessen ist.“

„Dafür müsste mein Honorar sicher reichen und wenn sich mein Auftrag etwas hinzieht, können wir vielleicht sogar an ein neues Schlafzimmer denken.“

Nicoletta strahlte.

„Das wäre super, denn du malträtierst unser Bett ja häufig.“

„Ja, aber nur mit dir!“

Wir lachten.

„Dann hoffe ich nur, dass der Auftrag lange dauert und du ihn auch überlebst.“

„Da kannst du diesmal sicher sein. Ich muss nur undercover beobachten, und selbst wenn ich auffliege, wäre nicht ich in Gefahr, sondern höchstens mein Honorar.“

„Ich bin froh, dass wir nun zusammen wohnen, und eine schöne Einrichtung bekommen wir über kurz oder lang auch noch zusammen. Im schlimmsten Fall musst du dir eben ein zweites berufliches Standbein aufbauen.“

„Wenn’s sein muss, werde ich Autor. Dafür übe ich jetzt schon mal in meinem neuen Fall. Doch mehr kann ich dir darüber jetzt noch nicht verraten.“

„Das bin ich ja mittlerweile gewohnt von dir.“

Nicoletta sah mich verliebt an. Vor drei Jahren hatten wir uns kennen gelernt und uns ziemlich schnell ineinander verknallt. Seitdem hat sich mein Leben vollkommen gewandelt und ich bin – was Frauen angeht – richtig solide geworden. Nicoletta arbeitete damals in Murat Demirs türkischem Restaurant Kemal Atatürk als Küchenhilfe. Murat, ein Logenbruder meines Co-Detektivs Stijepo, war Opfer einer Schutzgelderpressung geworden und hatte mich um Hilfe gebeten. Mit Murat bin ich seither befreundet, und Nicoletta ist immer noch in seinem Restaurant tätig – jetzt allerdings als Bedienung. Durch einen meiner Klienten war es mir gelungen, vor einem halben Jahr in der Kaiserstraße eine genossenschaftliche Dreizimmerwohnung günstig zu mieten. Seitdem wohnen wir zusammen und sind glücklich. Meine frühere Einzimmerwohnung habe ich an einen Junggesellen vermietet, und die Miete sowie Nicolettas Einkommen reichen für ein einfaches, aber schönes Leben aus. Größere Anschaffungen sind jedoch nur dann möglich, wenn ich einen lukrativen Auftrag habe. Und das dürfte auf den Einsatz im Berolzheimer-Gymnasium sicher zutreffen.

Um 11 Uhr begann immer Nicolettas Dienst in Murats Restaurant. Von 14 bis 17 Uhr war Pause, und um 22 Uhr hatte sie schließlich Feierabend. Leider hinderte mich heute mein Auftrag, mit Nicoletta ihre nachmittägliche Pause zu genießen.

Um 15 Uhr stand ich in einem Lehrerzimmer, in dem etwa 40 Pädagogen Sauerstoffmoleküle aufgenommen und dafür Kohlendioxid ausgestoßen hatten. Der Mief war entsprechend, doch die Schulleiterin war ihn anscheinend gewohnt, so dass sie ohne Atemnot zu ihrer Ansprache fähig war. Mir dagegen blieb fast die Luft weg.

„Liebe Kolleginnen und Kollegen!“, begann sie und verzichtete heute auf das Gendersternchen. „Ich stelle Ihnen Herrn Peter John vor. Er ist Journalist und Autor und will über die Aktivitäten unserer Arbeitsgemeinschaften berichten, die zur Förderung von Methoden-, persönlicher und sozialer Kompetenz dienen. Ich denke, das gereicht uns allen zur Ehre und ich heiße ihn herzlich bei uns willkommen.“

Ich nickte allen freundlich zu, der Lehrkörper klopfte artig auf die Tische und nickte ebenfalls.

„Ich bin überzeugt, dass ich in Ihrem Sinne gehandelt habe, als ich ihm genehmigte, sich in unserem Gymnasium frei zu bewegen und Sie und unsere Schülerinnen und Schüler für seine Recherchen zu befragen. Die Teilnahme an der Befragung ist selbstverständlich freiwillig, aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie Herrn John tatkräftig unterstützen würden, was dem Image unseres Gymnasiums zugutekäme.“

Wieder beifallendes Klopfen und freundliche Mienen.

„Ich danke Ihnen für Ihre Zustimmung und erkläre unsere Konferenz für beendet. Die Moderator*innen der Arbeitsgemeinschaften bitte ich, für eine erste Kontaktaufnahme mit Herrn John noch zu bleiben. Allen anderen wünsche ich noch einen schönen Tag.“

Na also, da war es ja wieder, das geliebte Sternchen!

Und das obligatorische Klopfen des Lehrkörpers.

Nachdem der Großteil der Lehrerschaft verschwunden war, kamen neun Moderator*innen auf mich zu.

„So wie ich Sie verstanden habe, legen Sie Ihren Schwerpunkt auf die vier in diesem Schuljahr neu gegründeten AGs, Herr John. Ist das richtig?“ fragte die Direktorin.

„Richtig, Frau Fischer-Lemberger. Mit denen möchte ich heute beginnen. Doch zu gegebener Zeit werde ich auch mit der Theatergruppe, der Schülerzeitung, der Schulband und der Fotogruppe sprechen.“

Die Lady war nicht dumm und sorgte mit ihrer Frage dafür, dass nur die Lehrkräfte der verfeindeten AGs hierblieben. Die vier anderen zogen etwas enttäuscht ab.

„Katharina Mai, Biologie und AG Welt bewahren“, stellte sich die erste vor und streckte mir ihre Hand entgegen. Sie durfte Mitte der 30 sein, war klein, zierlich und zeigte ein strahlendes sonniges Lächeln. Nett, aber nicht besonders attraktiv.

Auf etwa das gleiche Alter schätzte ich die zweite weibliche Lehrkraft, die allerdings deutlich größer und optisch wesentlich reizvoller war als die Biolehrerin. Früher wäre sie eine Herausforderung für mich gewesen, aber jetzt war ich ja bei Nicoletta in festen Händen. Außerdem toppte meine Lebenspartnerin das Aussehen meines aktuellen Gegenübers noch deutlich.

„Isabella Schönlein, Sozialkunde. Herr Schleifer und ich moderieren die AG Kritische Schüler*innen gemeinsam.“

Lächeln, Shakehands.

Dann kam ihr Co-Moderator.

„Markus Schleifer.“

„Sagen Sie nichts – lassen Sie mich raten: Sportlehrer!“

Unser Händeschütteln wurde von Gelächter begleitet, denn Schleifer trug als einziger einen Trainingsanzug und wirkte auch richtig athletisch. Er durfte die 40 schon erreicht haben.

„Normann Eicher, Geschichte und AG Freies Denken“, erklärte der nächste mit ernster Miene. Sein Alter war wegen seiner Glatze nur schwer zu schätzen, aber älter als Schleifer war er auf keinen Fall. Auch er wirkte sehr sportlich, doch zum Lachen ging er vermutlich in den Keller.

Der jüngste war wahrscheinlich kaum über 30. Er war ein richtiges Grischberla, wie wir Franken einen kleinen, schmächtigen Menschen nennen. Er hatte aber äußerst lebendige Augen und einen freudigen Gesichtsausdruck.

„Ottmar Fröhlich, Ethik und deswegen AG Humanitas“, stellte er sich vor.

„Ich denke, Sie kommen auch ohne mich zurecht“, meinte die Schulleiterin und verabschiedete sich. „Mein Vorschlag wäre, dass Sie in die Cafeteria gehen, da ist die Luft besser als hier im Lehrer*innenzimmer. Sie können auch gerne etwas zum Trinken aus unserem Kühlschrank mitnehmen. Ich wünsche Ihnen noch gute Gespräche.“

Eicher, Fröhlich und Schleifer holten einige Flaschen Mineralwasser und sechs Gläser. Dann setzte sich der Pilgerzug in Richtung Cafeteria in Bewegung.

Als wir saßen, musste ich zuerst ein kritisches Thema ansprechen.

„Ihre Chefin scheint großen Wert auf gendergerechte Sprache zu legen. Können wir aber bei unseren Gesprächen und in den AGs darauf verzichten oder würden Sie anderenfalls ein Disziplinarverfahren riskieren?“

Meine Frage wurde mit schallendem Gelächter beantwortet.

„Kein Problem, wir sehen das genauso und haben das Thema auch in unserer AG diskutiert. Die meisten Schüler, egal ob männlich oder weiblich, lehnen die Gender-Sprache auch ab oder blödeln nur damit herum“, erklärte die Sozialkundelehrerin.

„Das ist ein Hobby unserer Chefin, aber sonst ist sie in Ordnung. Wir sind alle froh, dass sie die Arbeitsgemeinschaften in unserem Gymnasium so stark fordert und fördert“, ergänzte Fröhlich.

„Fahren alle Lehrkräfte so positiv auf die Einrichtung von Arbeitsgemeinschaften ab oder gibt es auch Gegner der AGs in ihrem Kollegium? Die AGs bedeuten eine ziemliche Mehrarbeit für Sie und wie ich erfahren habe, opfern Sie dafür sogar Ihre Freizeit.“

Ethiklehrer Ottmar Fröhlich outete sein Berufsethos als Erster.

„Mir macht mein Beruf Spaß. Ich will junge Menschen entwickeln – und das nicht nur rein fachlich. Wenn ich im Ethikunterricht den kategorischen Imperativ durchnehme, interessiert das meist nur wenige Schüler, die anderen sind gelangweilt. In die AG sind aber nur die Schüler gegangen,...

Erscheint lt. Verlag 2.8.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7562-4746-5 / 3756247465
ISBN-13 978-3-7562-4746-2 / 9783756247462
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