G. F. Unger 2178 (eBook)

Pine-Creek-Massaker

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3571-1 (ISBN)

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G. F. Unger 2178 - G. F. Unger
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Als Jake McKenzie anhält und dabei die Hand gen Himmel hebt, kommt hinter ihm auch die Doppelreihe der Kavalleristen zum Halten.
Captain John Lonwater reitet nach vorn und verhält neben seinem Scout das Pferd.
»Was ist, McKenzie?«, fragt er mit einem ungeduldigen Tonfall in der stets etwas arrogant klingenden Stimme. »Warum, zum Teufel, halten wir?«
Jake McKenzie holt einen Tabaksbeutel heraus und dreht sich eine Zigarette. Dabei starrt er fortwährend auf das große Maul des Canyons, in dem die Fährte verschwindet. Er lässt sich Zeit mit seiner Antwort, raucht erst die Zigarette an und stößt den Rauch in Richtung Canyonmaul aus.
Dann sagt er ruhig: »Captain, wenn wir dort hineinreiten, sitzen wir in der Falle. Sie warten auf uns. Der Canyon ist hier auf der ersten halben Meile sehr eng und hat steile Wände. Wir bekämen von beiden Seiten Feuer. Keiner von uns würde durchkommen. Ja, die Fährte ihrer Pferde wird weiter in den Canyon hineinführen, doch sie sitzen nicht mehr auf den Mustangs, sondern in den steilen Hängen und warten darauf, dass wir wie Dummköpfe in ihre Falle reiten. Wir haben nicht die geringste Chance, Captain.«


Pine-Creek-Massaker

Als Jake McKenzie anhält und dabei die Hand gen Himmel hebt, kommt hinter ihm auch die Doppelreihe der Kavalleristen zum Halten.

Captain John Lonwater reitet nach vorn und verhält neben seinem Scout das Pferd.

»Was ist, McKenzie?«, fragt er mit einem ungeduldigen Tonfall in der stets etwas arrogant klingenden Stimme. »Warum, zum Teufel, halten wir?«

Jake McKenzie holt einen Tabaksbeutel heraus und dreht sich eine Zigarette. Dabei starrt er fortwährend auf das große Maul des Canyons, in dem die Fährte verschwindet. Er lässt sich Zeit mit seiner Antwort, raucht erst die Zigarette an und stößt den Rauch in Richtung Canyonmaul aus.

Dann sagt er ruhig: »Captain, wenn wir dort hineinreiten, sitzen wir in der Falle. Sie warten auf uns. Der Canyon ist hier auf der ersten halben Meile sehr eng und hat steile Wände. Wir bekämen von beiden Seiten Feuer. Keiner von uns würde durchkommen. Ja, die Fährte ihrer Pferde wird weiter in den Canyon hineinführen, doch sie sitzen nicht mehr auf den Mustangs, sondern in den steilen Hängen und warten darauf, dass wir wie Dummköpfe in ihre Falle reiten. Wir haben nicht die geringste Chance, Captain.«

John Lonwater starrt ihn von der Seite her böse an. Und seine Ungeduld überträgt sich auf das Pferd unter ihm. Das Tier tänzelt nervös, schnaubt und will vorwärts, so als spürte es genau den Drang seines Reiters.

Captain Lonwater trägt eine Feder am Hut, und er fühlt sich ganz und gar als Jäger auf der Jagd nach wehrhaftem Edelwild. In seinen Augen glänzt das Jagdfieber. Während des Bürgerkrieges ist er zum Lieutenant Colonel befördert worden, dann aber wie alle Offiziere in der reorganisierten Armee um zwei Ränge zurückgestuft worden. Seine Versetzung ins Indianerland betrachtet er als eine Bewährungsprobe, sozusagen als letztes Hindernis vor der Beförderung zum Major.

John Lonwater starrt also seinen Scout böse an und spricht dann grollend: »He, Mann, haben Sie Angst?«

»Ich wäre ein Dummkopf, wenn ich keine hätte«, erwidert McKenzie trocken und pafft an seiner Zigarette, so als wollte er sich in Rauch hüllen. »Ich mache mir zwar nicht in die Hosen, doch ich habe zu viel Verstand, um dort hineinzureiten. Und Sie sollten das auch nicht tun mit Ihren Soldaten. Kehren wir um.«

»Sind Sie wahnsinnig geworden, McKenzie? Umkehren? Da vor uns ist eine verdammte Bande von Cheyenne-Indianern mit einer wertvollen Beute.«

»Ich weiß«, nickt Jake McKenzie. »Und diese Beute macht auch mir Sorgen. Denn es sind ja fünfzig nagelneue Spencer-Karabiner und die dazugehörige Munition, die für die Truppe in Fort Phil Kearney bestimmt sind, um dort die Bewaffnung zu modernisieren. Ich weiß, die Indianer wären besser bewaffnet als die Soldaten mit ihren alten Springfield-Gewehren. Aber wenn wir dort hineinreiten, dann sind wir bald tot, Captain. Und was nützen wir als Tote noch? Wollen Sie an der Spitze Ihres Kommandos absolut skalpiert ins Jenseits?«

»Sie sind ein verdammter Feigling«, erwidert der Captain heiser, und nun wirkt er wie ein angriffslustiger Terrier, der an der Leine zerrt. »Vielleicht sind Sie auch gar kein richtiger Weißer, sondern zumindest zur Hälfte Indianer. Los, vorwärts, Scout! Wir reiten hinein und geben es ihnen, sobald sie sich stellen!«

Seine Stimme bellt nun heiser. Und er will sich umwenden, um seiner Truppe das Kommando zum Anreiten zu geben.

Da hört er den Scout sagen: »He, Captain, wenn ich ein Halbblut wäre, dann würde ich das nicht als Makel betrachten. Aber wenn Sie mich beleidigen wollen, dann schlage ich Sie beim nächsten Versuch aus dem Sattel.«

»Ich lasse Sie in Eisen legen, Scout«, faucht Lonwater fast tonlos. »Doch was soll ich mich auch noch mit Ihnen belasten. Ich brauche meine Soldaten zum Kämpfen. Zur Hölle mit Ihnen! Hauen Sie ab! Jawohl, ich jage Sie zum Teufel und werde das ins Patrouillenbuch eintragen. Sie sind erledigt, davongejagt wegen Feigheit vor dem Feind, Sie verdammter Zivilist!«

Nach diesen gefauchten Worten sticht seine Hand in die Luft.

Und seine Stimme ruft über die Schulter zurück: »Reitet an! Johooo!«

Das Johooo seiner Reiter tönt nun vielstimmig als Echo zurück.

Und dann reiten sie an, weil sie ja als Soldaten unter seinem Befehl stehen.

Sie müssen ihm folgen.

Sie haben keine andere Wahl. Sie sind ja keine Zivilisten wie der Scout. Und deshalb sind sie ihrem Offizier ausgeliefert.

Jake McKenzie zieht sein Pferd zur Seite und lässt sie an sich vorbei.

Es sind sechsunddreißig Reiter. Die drei Sergeants kennt er gut, denn er hat oft mit ihnen Karten gespielt und auch getrunken. Auch die meisten Soldaten kennt er. Fast mit jedem hat er schon Worte gewechselt.

Nun reiten sie an ihm vorbei.

Manche betrachten ihn hilflos, andere wieder verächtlich. Die meisten von ihnen – zumindest die vorderen Doppelreihen – haben begriffen oder gar gehört, was zwischen ihm und dem Captain vorgefallen ist. Nun erkennen sie, dass er nicht mit ihnen reitet.

Für manche ist er ein Feigling und Verräter, für andere aber der Mann, mit dem sie gerne tauschen würden – wenn sie nur könnten.

Sergeant Mallone, der als Letzter reitet, um die Truppe von hinten unter Kontrolle zu halten und dafür zu sorgen, dass die Abstände nicht zu groß werden, wirft McKenzie seine Uhr zu, die dieser geschickt aus der Luft auffängt.

»Du kannst sie behalten, wenn wir hier nicht mehr lebend rauskommen sollten.«

So ruft Mallone dabei und grinst hartlippig.

»Gemacht, Mallone«, erwidert McKenzie nur.

Dann sieht er ihnen nach. Es wirbelt nur wenig Staub. McKenzie muss jetzt mit sich kämpfen. Er erlebt einen Sturm widerstreitender Gefühle. Und seine Gedanken eilen tausend Meilen in der Sekunde.

Sein Stolz und seine Ehre wollen ihn trotz allem mitreiten lassen, ihn dazu zwingen, diese armen Teufel zu begleiten, die den Befehlen eines ehrgeizigen Offiziers ausgeliefert sind.

Und dann wieder sagt ihm sein Verstand, dass er ein Narr wäre, würde er es tun. Er hat diesen Captain gewarnt, ihm vorausgesagt, was geschehen wird, wenn er seine Reiter in den Canyon führt. Er hat seine Pflicht als Scout voll und ganz erfüllt. Also hat er sich nichts vorzuwerfen.

Er reitet langsam hinüber zu einigen Tannen und verharrt dort auf seinem grauen Wallach, der die Narben eines richtigen Kriegspferdes trägt.

Er dreht sich eine neue Zigarette und zündet sie an. Als er den ersten Rauch ausstößt, da hört er es: Schüsse.

Nun weiß er, dass sie alle niedergemacht werden und keiner entkommen wird. Denn er kann sich ausrechnen, wie weit die Indianer die Abteilung in den Canyon hineinreiten ließen und wie weit der Rückweg sein wird, wenn sie umkehren und aus der Falle zu entkommen versuchen sollten.

Sie müssen durch einen Feuerhagel reiten.

Er hört das Knattern der Gewehre und erkennt daran, dass die Indianer schon die erbeuteten Spencer-Karabiner im Einsatz haben, mit denen man sieben Mal schießen kann, bevor man nachladen muss.

Jake McKenzie sitzt ab, nimmt sein Gewehr und sucht sich einen guten Standort.

Vielleicht – wenn doch noch einige Soldaten aus dem Canyon kommen sollten – kann er ihnen mit sicheren Schüssen die Verfolger ein wenig vom Leib halten, sodass ihr Vorsprung größer wird.

Aber es kommt niemand mehr aus dem Canyon heraus.

Das Krachen der Schüsse verklingt allmählich. Es wird still. Für Jake McKenzie wird somit zur Gewissheit, dass sie alle tot sind.

Was nun?

Das fragt er sich immer wieder.

Soll er einfach seines Weges reiten? Oder soll er zurück nach Fort Phil Kearney, um dort die restlose Vernichtung von Captain Lonwaters Abteilung zu melden? Der Colonel wird ihn fragen, warum er davonkommen konnte, und dann wird er – der Scout Jake McKenzie – sich schämen und schuldig fühlen, weil er die Abteilung nicht begleitete, als es zum Sterben ging.

Aber, verdammt noch mal, wer konnte das von ihm verlangen!

Er hat den Captain gewarnt.

Jake McKenzie wartet noch lange, länger als eine Stunde.

Er weiß, dass die Indianer längst einige Meilen weit weg sind. Er kennt ja ihren Anführer. Es ist ein noch kleiner, doch sehr ehrgeiziger Häuptling. Zwei Lanzen. Die beiden großen Cheyenne-Häuptlinge sind ja Zwei Monde und Stumpfes Messer. Aber Zwei Lanzen will bald ebenso groß, anerkannt und berühmt sein.

Dazu hat er jetzt alle Chancen, denn er konnte nach dem Überfall auf die beiden Bagagewagen der Armee, die mit einer Eskorte unterwegs waren und die neuen Gewehre nach Fort Phil Kearney bringen sollten, seine Krieger mit diesen Karabinern ausrüsten. Und er hat damit auch genug Munition für einen langen Krieg.

Mit diesen Karabinern sind fünfzig Indianer einer drei- oder vierfachen Überzahl von Soldaten überlegen.

Jake McKenzie sitzt auf und reitet im Schritt in den Canyon hinein. Er weiß, was er sehen wird, was ihn erwartet. Aber er muss es wissen, es sich ansehen mit eigenen Augen.

Er muss fast eine Viertelmeile...

Erscheint lt. Verlag 2.8.2022
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-3571-2 / 3751735712
ISBN-13 978-3-7517-3571-1 / 9783751735711
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