namaste commissario -  Alex Thurner

namaste commissario (eBook)

... oder einfach nur atmen!

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99139-134-0 (ISBN)
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Yoga und Kaffee, Kirche und Bio-Gemüse, ein ausgepowerter Kommissar auf der Suche nach Ruhe, irgendwo im Waldviertel und dann auch noch eine Leiche. Ein fast veganer und politisch vielleicht nicht immer ganz korrekter Landkrimi, mit kleinen religionswissenschaftlichen Freiheiten und dem Versuch, das Ganze in einen zeitgeistigen, halbesoterischen Essay mit Augenzwinkern zu verpacken. Garantiert nicht nur für Hobby-Yoginis und Krimi-Gurus, Om Shanti!

Alex Thurner, Jahrgang 1975, lebt und arbeitet in Wien. Nach einer ursprünglich kreativen Ausbildung stolperte er eher zufällig in den Staatsdienst, wo seine Liebe, sich schriftlich auszudrücken, noch um die Facette des sogenannten österreichischen "Amtsdeutsch" (in der Alpenrepublik ein liebgewonnenes und immer noch präsentes Relikt aus der k.u.k Monarchie) erweitert wurde. Nach kurzen, durchaus interessanten, jedoch nicht sehr nachhaltigen Ausflügen zu den altehrwürdigen Geisteswissenschaften und verschiedenen beruflichen Stationen, machte er, wie viele andere erst auf den zweiten Anlauf, Bekanntschaft mit der faszinierenden Philosophie des Yoga. Atmen, Durchschnaufen und Luftholen nahmen für ihn zuletzt, sowohl im dienstlichen wie privaten Alltag, aber auch beim Schreiben, einen immer wichtigeren Stellenwert ein, sodass sich diese Eindrücke schlussendlich auch in seinem ersten Buch wiederfinden ... und für einen guten Espresso muss natürlich auch immer Zeit sein!

erster Tag.

Herabschauender Hund, Babykobra, kleines Krokodil, Krähe … geh bitte, wenn ich in den Zoo will, fahr ich nach Schönbrunn. Marie, die süße Yogalehrerin in der Reha hat immer gesagt, dass es einfacher wird, je länger man übt, wichtig ist Bescheidenheit und die Atmung, also durch die Nase ein, zwei, drei, vier, halten, zwei, drei, vier, durch die Nase aus, zwei, drei, vier, Pause, zwei, drei, vier, einatmen, zwei, drei, vier …

Nest an der Wild, ja genau, das Gleiche habe ich mir auch gedacht, als ich zum ersten Mal hier war, im finstersten Waldviertel, kurz vor der tschechischen Grenze wobei die Wild jetzt kein Gewässer ist, wie man gleich einmal vermuten könnte, sondern ein sumpfiges und wildreiches Waldgebiet. Mein Vater, der Herr Bankdirektor, hat sich das kleine Jagdhaus in dieser gottverlassenen Gegend gekauft, gottverlassen, witzig, gerade er der Erzkatholik, und Tiere mochte er auch, nur am liebsten zuerst vor dem Lauf seiner Flinte und dann gespickt auf dem Teller. Sein Hund schaute zumeist zu ihm auf, da er hoffte einen Happen abzubekommen, was auch durchwegs mit Erfolg gekrönt war. Mein Hund schaut gerade herab, also nicht wirklich mein Hund, DER herabschauende Hund! … ich hab ja eigentlich eine Tierhaarallergie, heutzutage brauchst du irgendeine Allergie, sonst kommt in Gesellschaft keine richtige Konversation zustande, ich meine mit Zöliakie oder Reizdarmsyndrom bist du gleich mal der Mittelpunkt jeder Party, aber mit Tierhaarallergie, naja auf Partys steh ich eh nicht unbedingt, jetzt aber zurück zur Konzentration und zur Atmung.

Angeblich passiert es ja sogar dem Dalai Lama gelegentlich, dass er beim Meditieren in seiner Konzentration abschweift, da muss ich mir als kleiner Hobby-Yogi absolut keine Gedanken machen, würde Marie sagen, einfach ruhig und tief atmen und weiter, also zurück zu meinem herabschauenden Hund, die Beine nicht ganz durchgestreckt, Rücken gerade, Weite im Gesäß, na genau, wie macht man sein Gesäß weit und die Schultern rutschen in die hinteren Hosentaschen, dort ist ja jetzt genug Platz mit einem weiten Gesäß, wem eigentlich solche Formulierungen einfallen, dafür musst´ nicht extra erleuchtet sein, wichtig Nacken locker, Ausatmen und mit den Füßen langsam vorwandern zu den Händen, einatmen halbe Vorbeuge, ausatmen ganze Vorbeuge und achtsam aufrollen, strecken, Hände vor die Brust, na jetzt habe ich mir mein Frühstück aber verdient.

#

„namaste commissario!“ ruft mir der Loisl schon entgegen, also Loisl hört er nicht so gerne, der Herr Magister Alois Josef Buxbaum, Sohn des Bürgermeisters von Nest an der Wild, großer Indien-Fan, Yogi sowieso und überzeugter Veganer, wegen dem Tierleid und überhaupt.

Als sich der alte Besitzer vom ehemaligen Gasthaus „Kirchenwirt“ vor einigen Monaten in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat, ohne Nachfolger weit und breit, übernahm der studierte Kommunikationswissenschaftler, der sich selbst lieber AJ nennt, also neudeutsch Äi-Tschäi weil ihm Alois Josef noch nie gefiel, das heruntergekommene Wirtshaus und machte das vegane Cafe „Kornblume“ daraus.

Gemeinsam mit seiner Lebensabschnittspartnerin Penny, eigentlich Penelope Xenia Pospischil aus Ottakring, da haben die Eltern bei der Namenswahl wohl ihre mageren Kenntnisse in Kombinatorik voll ausgeschöpft und PXP ergibt vermutlich nicht so ein schönes Akronym, also eben mit der Penny kredenzt der AJ in der „Kornblume“ jetzt ganztägig Frühstücksspezialitäten aus aller Welt. In einem Wiener Hipster-Viertel bestimmt DAS Gastronomiekonzept mit dem man sich eine goldene Nase verdient, aber im Waldviertel, kurz vor der Tschechischen Grenze, da laufen die Uhren immer noch anders.

Aber der Loisl ist ja ein grundoptimistischer junger Mann und wartet auf den einschlagenden Erfolg, sobald die Warmup-Phase vorbei ist, und sagt immer: „Alles nur eine Frage des Marketings!“. Kapitalismus ist sowieso böse und außerdem sind AJ und Penny ja nur wegen der Work-Live-Balance aufs Land gezogen. Lustig, früher hätte ich gesagt, die beiden sollten einmal Ahnung von der Work haben, bevor sie von einer Live-Balance sprechen, aber heute sehe ich das etwas entspannter.

Gut, Geldgier kann man den beiden mit der Umsetzung ihres kulinarischen Erstlingswerkes in Nest an der Wild wirklich nicht vorwerfen und da braucht es vermutlich wirklich noch ein Marketinggenie um erst einmal die Eingeborenen vom Schweinebraten loszulösen und auf Falafel und Humus einzustimmen, aber der Herr Magister wird sich das schon gut überlegt haben.

Penny steckt aber ohnedies gerade in der finalen Phase ihrer religionswissenschaftlichen Diplomarbeit fest und da kann sie eh keinen Stress brauchen, den macht sie sich aber auch nicht wirklich, gut Ding will Weile haben und so schreibt sie bereits seit rund drei Jahren an dem Werk, wobei sie über das Thema bis dato einen Mantel des Schweigens breitet aber immer wieder betont, dass ihre Arbeit die Welt verändern werde.

Kennengelernt haben sich die beiden bei einer FFF Studentendemo in Wien, also in meiner Jugend konnte man sich ja noch mehr für FKK begeistern, jetzt gilt das Interesse der jungen Erwachsenen, wie sie gerne bezeichnet werden, ausschließlich dem Umweltschutz, nein, eh lobenswert und bequem, wenn man von den fürsorglichen Eltern mit dem SUV bis zur Kundgebung gebracht wird, aber jetzt bin ich abgeschweift.

„namaste commissario!“ ruft AJ noch einmal, wie er mich in Richtung „Kornblume“ schlendern sieht, seinen einzigen Stammgast, abgesehen von den Dorfkindern, die hin und wieder ein paar Ingwerkekse to-go kaufen, und er hat so eine Freude, wenn er zu mir Commissario sagen kann, daher bin ich ihm mittlerweile nicht mehr böse, obwohl ich eigentlich bis fast ans Ende der Welt gezogen bin um Abstand zu gewinnen, aber ich konnte ja meinen Mund nicht halten, beim ersten Besuch in der „Kornblume“ und einem sehr einfühlsamen Gespräch mit den beiden charismatischen Jungakademikern.

Vermutlich ist mir der grüne Tee zu Kopf gestiegen, höher Prozentiges wird in dem abstinenten Etablissement ja nicht serviert, aber wir drei mussten uns ja gerade jetzt über den Weg laufen, vermutlich Karma oder so.

#

Früher haben wir zu Hause protestiert, wenn wir die alten Sachen unserer Geschwister auftragen mussten und die Mütter waren damals gnadenlos, aber irgendwann war es dann umgekehrt und plötzlich haben offenbar alle freiwillig die Anzüge ihrer kleinen Brüder angezogen. Komisch, bei uns im Innenministerium tragen jetzt alle super-slim-fit, auch wenn die jeweilige Figur grundsätzlich nicht immer ausgerechnet danach schreit, nicht einmal nach fit, und ich hab manchmal das Gefühl, dass beim einen oder anderen Träger dieser modischen engen Teile die ausreichende Luftzufuhr zum Gehirn darunter leidet, aber gut, der Minister trägt superslim-fit also muss die hinterherhechelnde Fangemeinde auch slim-fit tragen, insbesondere diejenigen, die noch etwas werden wollen.

Keine Ahnung ob es an meinem konträren Modegeschmack liegt, dass man mir ebenso einen slim-fit-Träger, vermutlich den Supersten, vor etwas mehr als einem Jahr vor die Nase gesetzt hat, gibt es eigentlich eine Steigerung von super, wurscht, nachdem ich gut 15 Jahre das Dezernat für Wirtschaftsermittlungen geleitet habe wurde an höchster Stelle beschlossen, da braucht es doch besser einen Akademiker, dass es sich dabei um den Sohn eines ehemaligen Generals und vor allem um einen braven Parteisoldaten handelte, hat die Personalentscheidung bestimmt nicht wesentlich beeinflusst. Den kriminalistischen Spürsinn hat er vermutlich mit der Muttermilch aufgesogen und daher bringt der promovierte Philosoph mit Ende 20 auch gleich die erforderlichen beruflichen Qualifikationen mit.

Aber was soll man machen, Ober sticht Unter, und schon ist er dagesessen, seine erste Amtshandlung, begleitet von tosendem ministeriellem Beifall, bestand darin, unser Büro in „Einsatzeinheit zur Bekämpfung von Wirtschaftsstrafsachen und organisierter Kriminalität“ kurz EWOK umzubenennen. Akronyme verfolgen mich offensichtlich und mein Hinweis, dass man bei dieser Namensgebung und der entsprechenden Abkürzung leicht mit den kleinen Teddybären aus Star Wars verwechselt werden könnte, wurde dementsprechend nicht goutiert. Was er aber wirklich kann, unser Zuckerlprinz, Aufträge delegieren, top down auf Neu-Deutsch und seine zweite gute Idee wäre gewesen, mich umgehend zur Logistikabteilung wegzuloben, aber sicher nicht mit mir.

Also habe ich weiterhin, wie die letzten Jahre auch, meine Arbeit gemacht, daily Business sozusagen, die Lorbeeren heimste jetzt allerdings unser neuer Chef ein.

Ich hab eh schon tagelang nicht mehr richtig geschlafen, Stress ohne Ende, dass die Hälfte genug wäre und als ich dann nach einer der zahlreichen Fehlentscheidungen gerade wieder einmal in sein Büro stürmen und dem Zuckerlprinzen ordentlich die Meinung geigen wollte, Fight or Flight und ich war definitiv auf Fight eingestellt, wurde mir auf halben Weg plötzlich schwarz vor Augen und ich kann mich nur noch erinnern, dass ich in einem Rettungswagen...

Erscheint lt. Verlag 7.7.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99139-134-1 / 3991391341
ISBN-13 978-3-99139-134-0 / 9783991391340
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