Das letzte Grab (eBook)

Ein Fall für Carla Winter

****

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
288 Seiten
Tropen (Verlag)
978-3-608-11923-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das letzte Grab -  Lukas Erler
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Die Rechtsanwältin Carla Winter steht unter Schock: Ihr Exmann ist in der Türkei ums Leben gekommen. Angeblich bei einem Autounfall. Als sie nach Hause kommt, findet sie die Leiche ihres Geliebten. Brutal ermordet. Schnell wird klar: Carlas Exmann hatte Verbindungen zum internationalen Raubkunstschmuggel. Und ihr selbst ist ein Killer auf den Fersen, der sie quer über den Erdball jagt. Die Frankfurter Rechtsanwältin Carla Winter führt ein angenehmes Leben: wohlhabende Mandanten, ein Haus am Stadtrand und ab und zu ein gutaussehender Lover. Doch dann erfährt sie, dass ihr Exmann in der Türkei bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Als sie heimkommt, ist ihr Haus verwüstet. Im Schlafzimmerschrank findet sie die brutal zugerichtete Leiche ihres Geliebten. Kurz darauf ist ihr selbst ein Killer auf den Fersen. Seine Forderung: Carla soll eine entwendete babylonische Statue aus dem Irak zurückbeschaffen. Ihr bleibt kaum Zeit, sich zu fragen, welche Verbindungen ihr Exmann zum internationalen Raubkunstschmuggel hatte und was das alles mit ihr zu tun hat. Wenn sie überleben will, muss sie in die Türkei und Antworten finden. Und sie muss einen alten Mandanten um Hilfe bitten, der auf der anderen Seite des Gesetzes steht. Ein hochbrisantes Katz-und-Maus-Spiel im globalen Raubkunst-Handel, dem Milliardengeschäft der organisierten Kriminalität. »Lukas Erler ist die Spitze der deutschen Thrillerszene.« Mike Altwicker, Deutschlandfunk Kultur

Lukas Erler, geboren 1953, studierte Soziologie, Philosophie und Sozialgeschichte und absolvierte eine Ausbildung zum Logopäden. Er arbeitete als Soziologe in der Stadtentwicklungsplanung und als Logopäde drei Jahrzehnte in der neurologischen Rehabilitation. Mit seinen Thrillern wurde er mehrmals für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Erler lebt mit seiner Familie in Nordhessen.

Lukas Erler, geboren 1953, studierte Soziologie, Philosophie und Sozialgeschichte und absolvierte eine Ausbildung zum Logopäden. Er arbeitete als Soziologe in der Stadtentwicklungsplanung und als Logopäde drei Jahrzehnte in der neurologischen Rehabilitation. Mit seinen Thrillern wurde er mehrmals für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Erler lebt mit seiner Familie in Nordhessen.

»Packend konzipiert, aktuell und vor allem in Dialogen sprachlich eine wahre Freude!«
Rainer Scheer, ekz-Informationsdienst, 26. September 2022

Zwei


Ihre kleine Kanzlei liegt im fünften Stock eines Bürogebäudes, das Gott sei Dank über einen Fahrstuhl und eine Tiefgarage verfügt. Sie fährt mit dem Lift nach oben, zögert kurz und reißt dann die Tür zum Büro ihrer Sekretärin auf.

Mathilde schaut sie an und runzelt missbilligend die Stirn. »Oh!«, sagt sie.

»Wie wär’s mit ›Guten Morgen‹?«

»Sie sehen ziemlich … derangiert aus.« Mathilde beherrscht die Kunst der schonenden Abwertung perfekt.

»Das entspricht genau meiner Mörderlaune. Die Sie übrigens ausbaden dürfen, wenn Sie so weitermachen.«

Eine leere Drohung, wie beide wissen. Mathilde Stein ist die beste Sekretärin, die Carla je hatte. Clever, fantastisch organisiert, enorm fleißig und hemmungslos unverschämt. Sie zeigt mit dem Daumen auf die Tür hinter sich.

»Er sitzt im Besprechungsraum eins. Ein sehr gutaussehender Mann. Erinnert mich an Doktor Schiwago? Sie hätten sich ruhig ein bisschen zurecht…« Mathilde deutet den Gesichtsausdruck ihrer Chefin offenbar richtig und schenkt sich den Rest des Satzes.

Carla schluckt ihren Ärger hinunter und öffnet die Tür zum Besprechungsraum. Ihr Besucher steht höflich auf, als sie mit ausgestreckter Hand auf ihn zugeht.

»Günaydın! Tut mir leid, dass Sie warten mussten.«

Er ist groß, elegant gekleidet und sieht tatsächlich gut aus. Aber er lächelt nicht. »Frau Winter. Auch Ihnen einen guten Morgen. Wie geht es Ihnen? Mein Name ist Ömer Sahin, ich komme vom türkischen Generalkonsulat hier in Frankfurt. Bitte entschuldigen Sie, dass ich so unangemeldet hereinplatze. Aber es handelt sich um eine wichtige Angelegenheit.«

Carla nickt. Der Mann wirkt kühl und ernst, aber nicht feindselig, als er in einem Sessel Platz nimmt. Carla setzt sich ebenfalls und lässt sich Zeit mit der Antwort. Der Schmerz in ihrem Kopf ist auf dem Rückzug. Bald wird sie wieder klar denken können.

»Kein Problem«, sagt sie schließlich und überlegt, ob sie ihrem Gast einen Kaffee anbieten soll. Sie selbst könnte jedenfalls einen vertragen, aber sie möchte Mathilde jetzt nicht um etwas bitten, und im Grunde hat sie auch keine Lust, höflich zu sein. Zum Teufel mit dem diplomatischen Geplänkel. »Ich bin ausgesprochen neugierig zu erfahren, was Sie zu mir führt. So früh und so dringend. Es geht doch hoffentlich nicht noch einmal um Asan Ekincis?«

Carlas Gegenüber hebt die Augenbrauen und scheint angesichts ihrer Direktheit ein wenig unangenehm berührt zu sein. Sie hat ein Thema angesprochen, das innerhalb von drei Sätzen eskalieren kann. Scheinbar möchte er das nicht, aber er kann ihre Bemerkung auch nicht einfach so passieren lassen.

»Sie wissen schon, was für ein Mann das ist, den Sie damals vertreten haben?«

»Sie meinen, womit er sein Geld verdient? Sicher, das weiß ich. Drogenhandel, Glücksspiel, Schutzgelderpressung und einiges mehr. Die Liste ist lang und eindrucksvoll.«

»Was Sie offenbar nicht gestört hat.«

»Doch, schon. Nur dass er bei der Sache mit dem illegalen Tabak für die Shisha-Bars tatsächlich unschuldig war. Sie erinnern sich daran, dass zwei Duisburger Ermittler die Beweise manipuliert hatten? Was offensichtlich Sie nicht gestört hat. Für das Konsulat war nur wichtig, dass manche kurdischen Clans im Ruhrgebiet Anteile ihrer Einkünfte der PKK zukommen lassen und somit in Ihren Augen Terrorismus finanzieren. Und deutsche Anwälte ihnen angeblich dabei helfen.«

»Was zweifellos der Fall ist.«

»Mag sein. Es gibt nur keine Beweise dafür, und ich habe mir diese Vorwürfe jetzt auch oft genug angehört. Sind Sie wirklich deswegen gekommen?«

Der türkische Beamte schüttelt langsam den Kopf, und sein Gesicht zeigt einen betrübten Ausdruck, den Carla nicht deuten kann. Er scheint nicht recht zu wissen, wie er beginnen soll, was ihn offenbar nervös macht. Sie wirft einen dezenten Blick auf ihre Armbanduhr, und ihr Besucher gibt sich einen Ruck.

»Nein, es geht nicht um Asan Ekincis.«

»Sondern?«

»Sagt Ihnen der Name Felix Winter etwas?«

Carla zuckt zusammen und vergisst vor Überraschung das Atmen. Mit allem hat sie gerechnet, aber diese Frage trifft sie unvorbereitet wie ein heimtückischer Schlag in den Magen. Eine Extradosis Adrenalin schießt durch ihren Kreislauf, und auch der Kopfschmerz ist sofort wieder da.

Ihr Besucher sieht besorgt aus. »Ist Ihnen nicht gut?«

»Doch, geht schon.« Carla reißt sich zusammen. »Ich war mal mit einem Felix Winter verheiratet. Vor etlichen Jahren.«

Sieben, um genau zu sein. Im Februar ist die Scheidung sieben Jahre her gewesen. Sie hat kein verdammtes Detail vergessen. Was hat dieser türkische Beamte mit ihrem Exmann zu tun? Und wie kann es sein, dass in ihrem Gehirn nach so vielen Jahren immer noch alle Warnlichter aufblinken, wenn auch nur Felix’ Name fällt?

»Ich habe möglicherweise eine sehr schlechte Nachricht für Sie. Je nachdem, wie nahe Sie sich noch gestanden haben.«

Carla wischt ihre schwitzenden Hände an der Jeans ab. »Was ist passiert?«

»Vor zehn Tagen ist ein deutscher Staatsbürger bei einem schweren Autounfall in der Türkei ums Leben gekommen. In Anatolien, nahe der syrischen Grenze. Sein Wagen ist auf einer Landstraße bei Mardin von der Fahrbahn abgekommen und anschließend völlig ausgebrannt. Keine Zeugen, keine Hinweise auf Fremdverschulden. Wir haben Grund zu der Annahme, dass …«

»… der Fahrer des Autos Felix Winter war?«

Ömer Sahin nickt. »Leider ja. Obwohl er bis zur Unkenntlichkeit verbrannt ist. Die Gegend dort ist recht einsam, es hat Stunden gedauert, bis jemand den Unfall gemeldet hat. Zu löschen gab es nichts mehr.«

»Wie konnten sie wissen, wer der Mann ist?«

»Ausweispapiere wurden nicht gefunden. Falls er welche mit sich führte, sind sie verbrannt. Die Polizei konnte jedoch das Autowrack als Leihwagen identifizieren. Das Fahrzeug war sechs Tage vorher von einem Ausländer, der sehr gut Arabisch und Türkisch sprach, angemietet worden. Er hat der Mietwagenfirma einen Pass und einen internationalen Führerschein vorgelegt. Beide Dokumente wurden fotokopiert. Sie weisen ihren Inhaber als einen Deutschen namens Felix Winter aus. Die Behörden in Mardin haben uns die Kopien geschickt.«

Carla nickt. Selbstbeherrschung ist keine ihrer Stärken, und lange wird sie nicht mehr durchhalten. Im Grunde sind nur zwei erbarmungslose Wörter wirklich zu ihr durchgedrungen, doch die schnüren ihre Kehle zu und erzeugen im Kopf ein weißes Rauschen: verbrannt und Unkenntlichkeit.

»Darf ich Ihnen die Kopien zeigen?«

Wieder nickt sie nur.

Der türkische Beamte streckt ihr zwei DIN-A4-Blätter entgegen. Sie nimmt sie nicht in die Hand, das braucht sie nicht, um Felix auf den Passfotos zu erkennen.

»Ja«, sagt sie.

Ömer Sahin steckt die Blätter wieder in seine Aktentasche.

Carla räuspert sich. »Wie sind Sie auf mich gekommen?«

»Die Behörden in Anatolien wussten nach Abschluss der Untersuchungen nicht, was mit dem Leichnam geschehen sollte. Also haben sie die deutsche Botschaft in Ankara angerufen, und die hat versucht herauszufinden, ob ein Herr Felix Winter hier Familienangehörige hat, die eine Beisetzung in Deutschland wünschen und für die Überführung aufkommen möchten. Die Suche nach nahen Verwandten verlief allerdings ergebnislos. Nur Ihre Eheschließung und Scheidung waren amtlich registriert. Normalerweise hätten wir es den deutschen Behörden überlassen, Sie zu informieren, aber da Sie hier in Frankfurt leben und wir schon einmal miteinander zu tun hatten, wurde ich gebeten, die traurige Nachricht persönlich zu übermitteln.«

»Danke.«

»Und, werden Sie es machen?«

»Was?«

»Die Kosten für die Überführung des Leichnams und seine Bestattung in Deutschland übernehmen?«

Carla zögert nur kurz. »Natürlich.«

Der türkische Beamte wirkt erleichtert. »Dann muss ich Sie bitten, diese Verpflichtungserklärung zu unterschreiben. Den Rest organisiert das Konsulat. Wir unterrichten Sie über die Details und die genaue Ankunftszeit.«

Er reicht ihr ein Formular, und sie unterschreibt es, ohne auch nur eine Zeile gelesen zu haben. Er verstaut das Blatt in seiner Tasche und scheint es jetzt sehr eilig zu haben.

»Ich muss mich verabschieden und möchte Ihnen auch im Namen des türkischen Generalkonsulats mein herzliches Beileid ausdrücken. Leben Sie wohl, Madame.« Diesmal verzichtet er auf den Handschlag und...

Erscheint lt. Verlag 20.8.2022
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte aktuell • Destination Crime • deutschsprachig • Frankfurt • Frauenkrimi • Friedrich-Glauser-Preis • globaler Thriller • Irak • Krimi • Kunst • Kunstschmuggel • Liebe • Mörderische Fracht • Naher Osten • Ölspur • Organisierte Kriminalität • Raubkunst • Rechtsanwältin • Schmuggelware • spannend • Türkei
ISBN-10 3-608-11923-X / 360811923X
ISBN-13 978-3-608-11923-7 / 9783608119237
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