Highland Love (eBook)
528 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7541-9418-8 (ISBN)
Ich bin Nicole Fünfstück und vor 09:00 Uhr morgens kein Mensch (egal wie viel Kaffee ich trinke). Ich wurde 1966 in Kassel geboren, bin in Wolfsburg aufgewachsen und nach meinem Abitur durch die Welt gereist. Seit 1996 lebe und arbeite ich auf Mallorca. Meine Bücher haben stets einen ungewöhnlichen Touch. Dieser kann fantastisch, mystisch, dystopisch oder futuristisch sein. Außerdem enthalten sie immer ein bisschen (oder mehr) Liebe.
Ich bin Nicole Fünfstück und vor 09:00 Uhr morgens kein Mensch (egal wie viel Kaffee ich trinke). Ich wurde 1966 in Kassel geboren, bin in Wolfsburg aufgewachsen und nach meinem Abitur durch die Welt gereist. Seit 1996 lebe und arbeite ich auf Mallorca. Meine Bücher haben stets einen ungewöhnlichen Touch. Dieser kann fantastisch, mystisch, dystopisch oder futuristisch sein. Außerdem enthalten sie immer ein bisschen (oder mehr) Liebe.
2019 • Nebel
Ich lag mit geschlossenen Augen im Bett und stellte mich tot. Es war mit Sicherheit viel zu früh zum Aufstehen, aber die Gedanken, die in meinem Kopf herumschwirrten, forderten Aufmerksamkeit. Die Uhrzeit war ihnen dabei vollkommen egal.
»Weiterschlafen«, suggerierte ich mir lautlos und hielt den Atem an, als vor der Schlafzimmertür kurz darauf Mister Muhs Miauen ertönte. Mein Kater verfügte über ein inneres Radar, bemerkte sofort, dass ich wach war, selbst wenn ich mich nicht bewegte, und forderte Futter. Weiterschlafen fiel somit aus. Ich öffnete vorsichtig die Augen, streckte mich, kuschelte mich aber noch einmal tiefer in mein Federbett. Der Kater nahm mir das übel und wurde lauter. Alter Miesmacher!
Als er anfing, sich zusätzlich unter der Schlafzimmertür durchzugraben, gab ich auf. »Nervbacke, du hast gewonnen!«
Ich stand seufzend auf und ging zum Fenster. Vor der Tür grummelte der Kater weiter vor sich hin. »Man könnte meinen, du bist kurz vorm Verhungern«, antwortete ich ihm. »Du tust so, als hätte ich dich seit Tagen nicht gefüttert, aber glaube mir, du stirbst nicht, wenn du noch ein paar Minuten wartest.«
Das Maunzen des Katers klang jetzt empört, zumindest kam es mir so vor. Ich grinste. Schade, dass ich mit Mister Muh zwar sprechen, aber nichts besprechen konnte. Manchmal fragte ich mich, ob meine Entscheidung, als Single zu leben, die richtige war. Allerdings nur selten, ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt und wenn ich ehrlich war, machte es mir Spaß. Ich zog die dicken, blauen Vorhänge zurück. Wow! Draußen schien die Sonne. Schottland pulsierte zwar zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter vor Energie, aber bei Sonnenschein war es geradezu magisch. Schon bei der ersten Schottlandreise war mir klar gewesen, dass ich das Land irgendwann zu meiner Wahlheimat machen würde. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Eine unerwartete Erbschaft und einer meiner Romane, der zu einem weltweiten Bestseller geworden war, hatten es möglich gemacht. Ich war immer noch weit davon entfernt, reich zu sein, aber für mein weißes, zweistöckiges, mit zwei Schornsteinen bestücktes Cottage hatte es gereicht. Es lag an einem Berg und war etwas vom Dorf entfernt, aber doch in Sichtweite der Nachbarn, was in den Highlands schon fast intime Nähe bedeutete. Was mich aber letztendlich zum Kauf bewogen hatte, war der atemberaubende Blick auf das Loch Leven, das sich direkt vor meiner Haustür befand.
Gedankenverloren betrachtete ich den kleinen, terrassenförmig angelegten Garten, der sich hinter meinem Cottage, an den Fuß des Berges schmiegte. Die bunten Wildblumen leuchteten im Sonnenschein und ich überlegte kurz, ob ich draußen frühstücken sollte. Ein Blick auf das Thermometer ließ mich die Idee verwerfen. Ich schlüpfte in Hausschuhe und Bademantel. Schottland im Sonnenschein hieß nicht, dass es morgens auch warm war. Selbst im Sommer fiel die Nachttemperatur oft bis kurz über den Gefrierpunkt. Trotzdem war das Wetter zu schön, um im Haus zu bleiben. In Schottland leben hieß die Sonne ausnutzen, wann immer sie schien. Ich beschloss, nach dem Frühstück wandern zu gehen. Vielleicht löste sich dabei der Knoten, der mich davon abhielt, das Manuskript zu beenden. In den Highlands unterwegs zu sein, gab mir das Gefühl von Freiheit und Verbundenheit mit der Natur und ich konnte außerdem meinen Gedanken freien Lauf lassen. Inzwischen hatte ich die Umgebung auch so weit erkundet, dass ich mich nicht mehr ständig verlief. Kleine Markierungen an Bäumen, Aussichten auf das Tal und seltsam geformte Steinformationen hatten sich mir eingeprägt und waren zu meinen Wegweisern geworden.
Ich trat aus dem Zimmer und verhinderte dabei mit dem Fuß, dass der Kater im Gegenzug darin verschwand. So sehr ich ihn liebte, Tiere gehörten für mich nicht ins Schlafzimmer. Zumindest keine mit Fell und mehr als zwei Beinen. Ich grinste. Es war schon eine Weile her, seit sich in dieser Hinsicht etwas getan hatte. Vielleicht war es eine gute Idee, mal über das Wochenende nach Edinburgh zu fahren. Mit Sicherheit war die Auswahl an attraktiven Junggesellen dort größer als hier im Dorf.
Ich verschwand, gefolgt von Mister Muh, im Bad, zog mich an und ging anschließend die Treppe hinunter in den Wohnraum. Unter die Treppenstufen hatte ich bei den Renovierungsarbeiten eine amerikanische Küche integrieren lassen. Außer einer L-förmigen Küchenzeile gab es eine Insel mit Unterschränken, Schubladen, der Spüle und einem niedrigen Regalbrett mit dem Napf des Katers. Auf der anderen Seite des Raums befand sich das Wohnzimmer. Mein ganzer Stolz war der Originalkamin aus dem 18. Jahrhundert. Ich ging zur Kücheninsel und Mister Muh folgte mir. Dabei machte er ein Geräusch, das wie eine Mischung aus Miau und Muh klang und ihm zu seinem Namen verholfen hatte.
»Geht los, Kleinster.« Ich nahm seinen Napf, wusch ihn aus und füllte ihn neu. Während der Kater glücklich fraß, deckte ich den rustikalen Holztisch, der mir in einem Möbelhaus in Edinburgh sofort ins Auge gefallen war und ein großes Loch in meine Ersparnisse gerissen hatte. Doch er war jeden Cent wert. Die bequeme Sitzbank mit den dicken Kissen auf der einen Seite des Tisches gehörte zu meinen Lieblingsleseplätzen. Wenn ich Wasserkocher und Tee strategisch günstig auf der Küchenzeile platzierte, konnte ich mir Tee kochen, ohne von der Bank aufstehen zu müssen. Und der »Mudroom«, ein kleiner Raum mit Schuhbank, Heizung und Kleiderhaken, der sich direkt hinter der Eingangstür befand, verhinderte, dass ich im Zug saß. Selbst wenn die Haustür geöffnet wurde, schirmte die mit einem Glaseinsatz versehene Tür des Mudrooms die Kälte ab.
Ich betrachtete die Sonnenstrahlen, die durch die Wohnzimmerfenster fielen, und in denen einige Staubkörnchen tanzten. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal gründlich Staub gewischt? Ich griff zum Lappen und legte ihn gleich wieder zur Seite. Ich musste los, und zwar sofort. Wenn ich erst anfing zu putzen, war die Chance auf einen Spaziergang im Sonnenschein wahrscheinlich vorbei. Als ich das letzte Mal aus dem Fenster gesehen hatte, waren zwar nur vereinzelte Wolken am Himmel gewesen, doch in Schottland wurden aus wenigen Wolken schnell viele. Ich schmiss die Kaffeemaschine an und schmierte mir, während mein Lebenselixier durchlief, ein paar Brote. Als der Kaffee fertig war, goss ich mir etwas in eine Tasse, füllte den Rest in einen Thermobecher und stopfte die Brote in den Rucksack. Mit der Kaffeetasse in der Hand suchte ich eine Flasche Wasser, Handschuhe und ein Midgesnetz und packte sie dazu. Ich sah hinüber zu Mister Muh, der sein Futter inhaliert hatte und mich interessiert beobachtete.
»Ich gehe wandern, Käterchen«, erklärte ich ihm. »Ich bin aber bald wieder da.«
Ich stellte das Geschirr in die Spülmaschine, griff nach Rucksack und Thermobecher und schloss die Tür des Mudrooms hinter mir. Hier stieg ich in die Wanderstiefel, knotete mir die Jacke um die Hüften und verließ, mit einem breiten Sonnenhut in der einen und dem Thermobecher in der anderen Hand, das Haus. Die Luft war angenehm und roch nach feuchter Erde, Blumen und Schafen. Auf dem Grundstück neben meinem befand sich eine Schaffarm. Das dazugehörende Land war riesig und die Tiere kamen nur selten in die Nähe meines Gartenzauns, aber je nachdem, wie der Wind stand, roch man ihre Anwesenheit. Doch Schafe gehörten ebenso zu Schottland wie Regen. Ich trank einen Schluck Kaffee und verbrannte mir prompt die Lippen. Wann würde ich es lernen, dass die Getränke in einem Thermobecher mit der Zeit nicht kühler wurden? Deshalb nahm man das Ding ja schließlich. Leise fluchend durchquerte ich den Vorgarten und blieb erneut stehen. Loch Leven sah heute wieder aus wie ein Spiegel. Die dahinter aufragenden Berge hoben sich grün vom blauen Sommerhimmel ab und waren gleichzeitig deutlich auf der Wasseroberfläche zu sehen. Die Welt in der Welt.
Ich schloss das Gartentor hinter mir und bog nach rechts ab. Der Wanderweg zum Stausee begann nur ein paar Meter unterhalb des Grundstücks. Die Sonnenstrahlen zauberten goldene Flecken auf das allgegenwärtige Farnkraut und sprenkelten den Waldweg vor mir, der stetig nach oben führte. Ich folgte ihm langsam, trank dabei wesentlich vorsichtiger, aber nicht weniger genüsslich, meinen Kaffee und lauschte dem Gezwitscher der Vögel. Während des Aufstiegs kam ich an einer halbverfallenen, moosbewachsenen Steinmauer vorbei, hinter der die Reste eines Cottages standen. Disteln und Farnkraut wuchsen in dem, was einst der Vorgarten gewesen war. Ich blieb stehen und strich über das samtige Moos der Steine. Jedes Mal, wenn ich hier vorbeikam, hatte ich das Gefühl, als wolle das Anwesen mich auf die Vergänglichkeit von allem hinweisen. Meine Protagonisten schien es heute allerdings zu ganz anderen Dingen zu animieren. Schnell holte ich mein Notizbuch aus dem Rucksack und notierte, was mir durch den Kopf ging. In Gedanken versunken wanderte ich anschließend weiter und bemerkte erst, dass ich mich verlaufen hatte, als ich unvermittelt vor einem gerodeten Waldstück stand. Ein schmaler Wanderweg wand sich links von mir den grünen, mit Heidekraut bewachsenen Berg hinauf, während ein Forstweg rechts durch gefällte Bäume und Baumstümpfe erst nach oben und dann nach unten führte. Die Holzgewinnungsarbeiten hatten vor ein paar Tagen begonnen und dass ich ihre Auswirkungen betrachten konnte, bedeutete, dass ich zu weit gegangen war. Zögernd sah ich mich um und kratzte mich an der Hand. Verflixt, Midges. Hastig holte ich das Netz aus dem Rucksack, zog es über den Hut und schlüpfte in Jacke und Handschuhe. Auf diesen Teil der schottischen Natur hätte ich gut verzichten können. Die Midges, winzige Mücken,...
Erscheint lt. Verlag | 21.6.2022 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Abenteuer • Außerirdische • Dystopie • Highlander • Leidenschaft • Liebe • Schottland • Spannung • Zeitreise • Zukuft |
ISBN-10 | 3-7541-9418-6 / 3754194186 |
ISBN-13 | 978-3-7541-9418-8 / 9783754194188 |
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