Perry Rhodan 160: Die Spur der Kartanin (Silberband) (eBook)

2. Band des Zyklus 'Die Gänger des Netzes'
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-5123-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Perry Rhodan 160: Die Spur der Kartanin (Silberband) -  Kurt Mahr,  H. G. Ewers,  Arndt Ellmer,  Marianne Sydow,  H. G. Francis
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Vor fünfzehn Jahren haben Truppen aus den Galaxien der Mächtigkeitsballung Estartu die Welten der Milchstraße besetzt. Sie wollen ihren Bewohnern die Philosophie des Permanenten Konflikts vermitteln - nötigenfalls mit Gewalt. Die Gegenwehr der Menschen und ihrer Verbündeten ist aber stark.   Beispielsweise hat Julian Tifflor die Group Organic Independence ins Leben gerufen. Mit Mut und Entschlossenheit sowie neu entwickelten Technologien macht die Organisation den Eroberern das Leben schwer.   Zugleich setzen sich Galaktiker auf die Spur der mysteriösen Kartanin. Woher kommen diese katzenartigen Wesen, was sind ihre Pläne? Es zeigen sich Zusammenhänge zwischen den Aktivitäten der Kartanin in Estartu und in der Milchstraße ...

1. Das Wunder der Milchstraße


 

Mit leerem Blick sah er in das Gewimmel der Farben auf der großen Videofläche. Rotierende, explodierende Sterne, glühende Energiebahnen des intergalaktischen Vakuums tanzten, zuckten und waberten vor seinen Augen. Er erblickte das Universum aus der Sicht des Psi-Reisenden. Das Bild war lebendig und von atemberaubender Buntheit. Aber wenn man zweieinhalb Wochen lang nichts anderes sah, wurde es langweilig.

Bonifazio Slutch saß in einem Sessel aus Virensubstanz, die linke Hand auf die Lehne gestützt. Seine Haltung verriet innere Unruhe. Er fuhr sich mit der Rechten übers Kinn. Er hatte sich seit Tagen nicht mehr die Mühe gemacht, den Bartwuchs zu entfernen.

18 Tage war es her, seit er sich von Reginald Bull hatte breitschlagen lassen. Welcher Teufel hatte ihn geritten, die Leitung einer Expedition zu übernehmen, die einen Abgrund von 40 Millionen Lichtjahren überbrücken und am Ziel nach einem Mann suchen sollte, von dem man seit 13 Jahren nichts mehr gehört hatte?

Er versuchte, sich auszumalen, wo er jetzt wäre, wenn es den Augenblick geistiger Umnachtung nicht gegeben hätte. Wahrscheinlich an Bord der EXPLORER. Sie schipperte durch die Galaxis Absantha-Gom und suchte nach den Spuren der geheimnisvollen Lao-Sinh. Es wäre ein gemütliches Leben.

Stattdessen saß er im Kontrollraum der AVIGNON und wartete auf den Augenblick, in dem das estartische Wunder der Milchstraße vor ihm auftauchte. Das flinke Virenschiff hatte bereits 90 Prozent der Gesamtdistanz zurückgelegt. Vor 15 Jahren hatte Sotho Tyg Ian damit geprahlt, dass man sein Wunder bis ans Ende des Universums würde sehen können. Anhänger des Kriegerkults neigten zur Übertreibung. Aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis Gume Shujaa, das Große Leuchtfeuer, die Faust des Kriegers, am psionischen Horizont auftauchte.

Er ließ die linke Hand von der Armlehne gleiten und sank in die Polster des Sessels zurück. Er sah sich um. Veeghr saß reglos vor seiner Konsole. Der Virotron klebte ihm auf dem Tellerkopf wie eine zu klein geratene Krone. Die Augen im rückwärtigen Teil des Schädels schienen Fazzy anzustarren. Aber Fazzy wusste, dass der Jülziish sich auf die Anzeigen vor ihm konzentrierte. Veeghr war der Mentor der AVIGNON, ein vorzüglicher Mentor. Es kostete ihn keine Mühe, das Schiff zu Höchstleistungen zu überreden.

Ein paar Meter abseits saß Megan Suhr. Fazzy Slutch konnte nur ihren aschblonden Schopf sehen, der in sanften Wellen über die Rückenlehne des Sessels fiel. Megan hatte sich schon seit Stunden nicht mehr gerührt. Wahrscheinlich war sie eingeschlafen. Für die Co-Mentorin gab es nichts zu tun, solange der Mentor das Steuer führte.

Megan. Fazzy versuchte, sie sich vorzustellen, wie sie in ihrem Sessel hing. Bei diesen Gedanken wurde ihm warm ums Herz. Ihr Gesicht war hübsch, aber auf eine schablonisierte Art und Weise. Schau, wer da redet, verspottete Fazzy sich selbst. An dir ist schließlich auch kein Adonis verloren gegangen. Aber Megan hatte Temperament und ein ziemlich flottes Mundwerk obendrein.

»Es wäre schön ...«, seufzte Fazzy. Eine Welle von Selbstmitleid schlug über ihm zusammen, als er darüber nachdachte, wie einsam sein Dasein war. An Bord der Virenschiffe ergaben sich Bindungen schnell und gingen ebenso schnell wieder auseinander. Bei alldem kam Bonifazio Slutch gewöhnlich ein wenig zu kurz. Er war klein, nicht einmal 1,70 Meter groß, und schmächtig. Was die Natur ihm in der Schulterbreite versagt hatte, hatte sie ihm bei der Dimensionierung der Nase umso großzügiger zugestanden, und sein Mund war ungewöhnlich breit.

Nein, Fazzy war kein Typ, um den sich die Frauen rissen. Er überwand die Enttäuschung, indem er Späße darüber riss. Er war ein Clown, der andere zum Lachen brachte. Aber tief drinnen war der großmäulige, schlagfertige, stets zu Scherzen aufgelegte Fazzy Slutch ein einsamer Mensch.

Die AVIGNON hatte eine Besatzung von 40 Personen. Davon waren 34 terranischer Herkunft. Vier stammten von den Kolonien Arkons, und zwei waren Jülziish. Fazzy hatte sich um die Liaisons, die sich unter der Besatzung herausbildeten, nie gekümmert. Aber Megan war, soweit er wusste, an niemand gebunden.

Die Sache wäre einen Versuch wert, dachte er.

»Seht her«, sagte Veeghr in diesem Augenblick. »Das Große Leuchtfeuer kommt in Sicht.«

 

Die AVIGNON hatte eine Vergrößerung des Bildes erzeugt, das sich in Flugrichtung bot. Die Milchstraße zeigte sich als mächtige, rotierende Spiralgalaxis mit deutlich ausgebildeten Armen. Die Farben der Spirale reichten von sattem, tiefem Blau im Zentrum über Grün, Gelb, Orange bis hin zu grellem Rot in den Spitzen der Arme. Das riesige Feuerrad drehte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit. Es brauchte nicht mehr als zwei Sekunden für eine volle Umdrehung. Der Psi-Raum hatte seine eigene Abbildungstechnik, Zeit und Raum hatten für ihn eine andere Bedeutung als im Standarduniversum. Zeitabläufe, die sich in Hunderten von Jahrmillionen abspielen, stellte er in wenigen Sekunden und Minuten dar.

»Wo?«, fragte Fazzy Slutch, nachdem sich seine Augen an den Farbenwirbel gewöhnt hatten.

»Dort, in der Mitte«, sagte Megan Suhr.

Fazzy sah es im gleichen Augenblick, und er war enttäuscht. Er hatte sich unter Sotho Tyg Ians kosmischem Leuchtfeuer mehr vorgestellt. Er erblickte einen leuchtenden Fleck im Zentrum der Milchstraße, der seine Farben noch rascher veränderte als das wirbelnde Feuerrad. Er schillerte in allen Farben des Spektrums, aber er war kaum mehr als ein breit gedrückter Punkt. Sein Durchmesser machte höchstens ein paar Prozent des Milchstraßendurchmessers aus.

»Das ist alles?«, sagte Fazzy.

»Du vergisst, dass wir uns der Milchstraße in steilem Winkel nähern«, meldete sich die AVIGNON zu Wort. »Unser Kurs schneidet die Hauptebene der Milchstraße unter fünfundsiebzig Grad. Wir kommen nahezu senkrecht von oben, wenn du es so ausdrücken möchtest. Du siehst das Leuchtfeuer in der Draufsicht.«

»Dreh das Bild«, verlangte Megan. »Wir wollen die Milchstraße von der Seite her sehen.«

Das Bild geriet in Bewegung. Die Milchstraße kippte zur Seite und kam erst wieder zum Stillstand, als sie zum flammenden, dünnen Strich geworden war, mit einer deutlichen Ausbuchtung in der Mitte. Da allerdings zeigte sich Sotho Tyg Ians estartisches Wunder in seiner vollen Größe. Weit ragte es aus der Hauptebene der Milchstraße empor: ein säulenförmiger Strunk mit einer Verdickung am oberen Ende. Nicht ganz ein Zehntel des Milchstraßendurchmessers betrug die Abmessung des Großen Leuchtfeuers. 8000 Lichtjahre hoch war es wohl.

»Wie eine Faust«, sagte Megan Suhr andächtig.

Fazzy kniff die Augen ein wenig zusammen und fixierte das Leuchtfeuer aus halb geschlossenen Lidern. Wahrhaftig, sie hatte recht! Der säulenförmige Strunk war ein Teil des emporgereckten Armes. Die Verdickung stellte eine geballte Faust dar.

»Gume Shujaa«, sagte Veeghr. »Die Faust des Kriegers.«

»Das Bild stellt noch etwas anderes dar, was für uns wesentlicher sein sollte«, erklärte die Stimme des Schiffes. »Kann es jemand sehen?«

Sie versuchten es; aber nach einer halben Minute gaben alle drei zu, dass sie nichts erkennen konnten.

»Dann vergrößere ich das Bild nochmals um einen Faktor fünf«, sagte das Schiff.

Die Videofläche wuchs und mit ihr die Darstellung der Milchstraße.

»Ich dämpfe alle nicht grünen Töne. So sollte es deutlich werden.«

Das grelle Bunt des Bildes schrumpfte zu einem Bruchteil seiner ursprünglichen Intensität. Nur die grünen Farben blieben unverändert erhalten. Die Fäden des psionischen Netzes, bisher hinter wirbelnden Rot-, Gelb- und Blautönen verborgen, traten deutlich hervor. Und noch etwas war zu sehen: Durch die Sternenmassen der Milchstraße woben sich ebenfalls Fäden, locker wie ein langer Strang Wolle, den jemand achtlos zwischen die Sterne hatte fallen lassen. Sie waren dünner als die Bahnen des psionischen Netzes und von matterem Grün.

Aber das war es nicht, was die AVIGNON ihren Zuschauern zeigen wollte. Megan entdeckte es als Erste. »Das Netz!«, rief sie. »Es ... es hört auf!«

Eine dünne Schicht undurchdringlicher Schwärze schien den Körper der Milchstraße zu umgeben. Sie zog sich an der dünnen, in der Mitte ausgebeulten Scheibe entlang wie eine Haut. An der Oberfläche der Haut endeten die Stränge des psionischen Netzes wie abgeschnitten. Die dünnen, blassen Fäden des Wollknäuels dagegen lagen unter der Haut.

Fazzy Slutch räusperte sich.

»Damit mussten wir rechnen, nicht wahr? Es war bekannt, dass Tyg Ian sein Wunder in erster Linie deswegen errichtete, weil er am psionischen Netz flicken wollte. Das ist der Grund, warum sich seit dem Jahr 432 kein Vironaut mehr in die Milchstraße gewagt hat.«

»Es mag sein, dass das so ist.« Veeghrs schrille, hohe Stimme und seine bedächtige Sprechweise bildeten einen eigentümlichen Gegensatz. »Aber für uns erhebt sich die Frage, wie wir diese ... tote Zone durchqueren.«

»Wie tief ist sie?«, fragte Megan.

»Im Durchschnitt fünfhundert Lichtjahre«, antwortete die Stimme des Schiffes.

Veeghr und Megan sahen Fazzy an. Seine Aufgabe war es, die Entscheidungen zu treffen. Die AVIGNON besaß zwei Triebwerkssysteme: den Enerpsi-Antrieb für den überlichtschnellen Flug entlang den Strängen des psionischen Netzes und das Gravo-Triebwerk für den maximal lichtschnellen Flug im Standarduniversum. Wer sich durch das Standarduniversum bewegte, unterlag den Einstein'schen Gesetzen. Der AVIGNON fiele es nicht schwer, eine Strecke von 500 Lichtjahren mithilfe des...

Erscheint lt. Verlag 7.11.2022
Reihe/Serie Perry Rhodan-Silberband
Verlagsort Rastatt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Neo • Perry Rhodan • Perryversum • Science Fiction
ISBN-10 3-8453-5123-3 / 3845351233
ISBN-13 978-3-8453-5123-0 / 9783845351230
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Thriller

von Marc Elsberg

eBook Download (2023)
Blanvalet (Verlag)
19,99
Das Licht von Coelum

von Runa Rugis

eBook Download (2023)
epubli (Verlag)
6,99