Gynandria

Roman der Frauenliebe

(Autor)

Wolfram Frietsch (Herausgeber)

Buch
272 Seiten
2022 | 1. Neuauflage nach übersetzter Originalausgabe
Frietsch, H (Verlag)
978-3-937592-50-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gynandria - Joséphin Péladan
19,80 inkl. MwSt
Gynandria, ein sprechender Name, vereinigt in sich die beiden altgriechischen Worte für Frau und Mann. Die Botanik kennt gynandrische Blüten, wo die männlichen Staubblätter mit dem weiblichen Stempel fest verwachsen sind.

Für Péladan wird der Name zum Programm: Er schickt den jungen Mann Tammuz (chald. „Gott der Liebe“) auf eine Art Mission. Im Milieu der Pariser Frauenliebe wird er die weibliche Lust und insbesondere die lesbische Liebe ergründen. Ausgestattet mit einer eher androgynen Natur gelingt es Tammuz, das Vertrauen innerhalb der einzelnen Frauengruppen zu gewinnen. Doch nach und nach begegnen ihm neue Facetten der weiblichen Gefühlstiefe, die das Denken und die Empathie des Forschers an Grenzen führen.

Die sprachliche Sicherheit und Schönheit des Ausdrucks zeigt sich in diesem jüngeren Meisterroman Péladans omnipräsent. Gynandria weist den Dichter auch 120 Jahre später noch als mutigen Grenzüberschreiter und „Reformator der Liebe“ aus.

Die „Rolle der Frau“ in Péladans Werk mag der Moderne gegenüber sperrig anmuten dort, wo das „Weibliche“ romanhaft sakralisiert wirkt. Zugegeben schildert Gynandria – bei aller Wertschätzung – von einem männlichen Blickwinkel aus, der offen und vorurteilsbeladen zugleich bleiben muss.

Joséphin Péladan (1858–1918), oder wie er sich selbst nannte: Sâr Péladan, gehört mit seinen Romanen auf eine Stufe mit Joris-Karl Huysmans oder Gustav Meyrink. Dem Grenzüberschreiter geht es um die „Innenräume der Seele“ (Hermann Bahr), die er dichterisch erkundet und womit er zu einem Zeitzeugen besonderer Güte wird. Sein Gesamtwerk beinhaltet etwa 65 Publikationen, wobei neben den Romanen und Dramen auch zahlreiche philosophische Werke, solche der Kunstgeschichte und wissenschaftliche Schriften Bedeutung erlangten. Péladans Romane gedeihen in der Atmosphäre eines Symbolismus, in der Theosophie, Magie, Okkultismus und geheime Rituale eine zentrale Rolle spielen. Sie stellen psychologische Kleinodien dar, die geprägt sind vom Glauben an ein Menschsein, das veredelt werden kann. Alle seine Romane treten aus der Sphäre der Konfrontation aus und sind dennoch rational und analytisch. Schuld und Unschuld gepaart mit Freiheit und Notwendigkeit werden dabei nicht zum Verhängnis, sondern zu einem Moment von Befreiung. Péladan galt bis zum Ersten Weltkrieg als bedeutender Autor. Selbst die renommierte Académie française hatte ihm zwischen 1907 und 1914 drei ihrer begehrten Preise zuerkannt.

Beruf: Dozent, Autor Angaben zur Person: Studium an den Universitäten Freiburg und Heidelberg: Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Musikwissenschaft, Mediävistik und Politikwissenschaft Magister (M. A.) Promotion (Dr. phil.) 1. und 2. Staatsexamen für die Laufbahn des höheren Schuldienstes Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe Dozent in der Erwachsenenbildung Vorträge mit Schwerpunkt Philosophie, Literatur, Politik, Musik Vorträge im Bereich "Symbolsysteme". Seminare und Vorträge an C. G. Jung Instituten in Deutschland und der Schweiz Vorsitzender der GPH, Gesellschaft für angewandte Philosophie in Baden-Baden

Vorwort des Herausgebers
Erstes Buch – Die Orchideen
I Rückkehr aus dem Bois
II Lady Bedforest
III Die Nachtwache der Psychologen
IV Frau Architekt
V Entzifferung der Seelen
VI Von fünf bis sieben
VII Durchreisende Frauen
VIII Ein Fest
IX Magnetisieren

Zweites Buch – Royal Maupin
I Die Fechterinnen
II Der Chevalier
III Das improvisierte Duell
IV Stella
V Journalismus
VI Die Lehre des Kostüms
VII Der Ringkampf
VIII Eine widerlegte Theorie
IX Mit halber Maske

Drittes Buch – Pentapolis
I Lesbisches Souper
II Das Bad
III Nachforschung
IV Neue Ehre durch die Künste
V Lesbischer Kuppler
VI Die Galeerensklavin
VII Inquisition
VIII Psychopathie
IX Bekenntnisse

Viertes Buch – Das Schloss von Leukadia
I Schrift oder Kopf
II Geschwister
III Heirat
IV Sündenbock
V Nach Leukadia
VI Victoria viri
VII Der Hof von Teutat
VIII Abtei Thelem
IX Der höchste Zauber

Fünftes Buch – Die fliegende Gräfin
I An Bord der „Sappho“
II Der Androgyn
III Der Alchemist der Seele
IV Erwachen der Weiblichkeit
V Der Sieg des Androgyns
VI Sich beugender Wille
VII Die Totenbucht
VIII Todesfurcht
IX Abschied von der „Sappho“

Sechstes Buch – Die Erlösung
I Stella
II Erotisches Trio
III Der Verlassene
IV Ekel
V Eine Aufführung
VI Der Seelenarzt
VII Lesbos auf Kythera
VIII Nach dem Siege
IX Rose

Zitate: Gynandria, 1891 erschienen, zählt zu den ersten Meisterromanen Péladans. Er fällt also in eine Zeit, die den jungen Dichter noch nicht als jenen „Reformator der Liebe“ ausweist, als den man ihn später ehrt. Der noch frühere Roman Einweihung des Weibes (1886) sucht die geschlechtliche Liebe noch wie etwas Tierisches zu überwinden, sie sozusagen dem „traurigen Gesetz des Körpers“ abzuringen. In späteren Werken wird Péladan der sinnlichen Liebe gegenüber mehr Vertrautheit entgegenbringen, wenn auch mit dem Ziel, sie zu vergeistigen. So lässt er etwa 20 Jahre später die Heldin des Romans Una cum uno verkünden: „… es gibt nur eine Rechtfertigung für die Lust: das ist die Liebe“. Für Péladan ist die Liebe Gottesdienst. Seine Erotik bleibt immer höchst moralisch: Er wirbt für die Heiligkeit der Ehe. Jeder junge Mann sollte die Ehrfurcht vor dem Göttlichen im Weibe erlernen, eine Tradition wie sie die nach der „reinen Minne“ strebenden Fideli d‘amore kannten. Jede Frau sollte sich ihrer Würde bewusst werden, sich geadelt fühlen. Die Wahl der Bezeichnung „Gynandria“ begründet Tammuz so: „Ja, der Androgyn ist der reine und noch weibliche Jüngling; die Gynandre wird die Frau sein, die auf die Männlichkeit Anspruch macht …“. Auf die Bemerkung seines Freundes, des berühmten und gelehrten Romanciers Nergal, dass von diesen beiden Ausdrücken der erste einen guten und der zweite einen bösen Sinn habe, antwortet Tammuz: „Der eine stammt aus der Bibel und bezeichnet den ursprünglichen Zustand des menschlichen Wesens: die griechisch-katholische Überlieferung hat ihn geweiht. Den andern entnehme ich der Botanik, und ich taufe damit nicht die Perverse, sondern jede Neigung der Frau, den Mann zu spielen: sowohl eine Mademoiselle de Maupin wie einen Blaustrumpf.“ (Péladan: Gynandria, Seite 44) Tammuz sieht sich nicht nur als Mann, sondern mehr als Wandler, Verwandler und Alchimist, der die Welt umgestalten kann: „Ich bin ein Alchimist, der die Quintessenz der Seele statt der des Körpers sucht. Wie die Alchimisten auf dem Wege nach dem Stein der Weisen die ganze Chemie entdeckt haben, so entdecke ich seelische Gesetze, indem ich meine Erfahrungen über das lebende Wesen verfolge. Sie sind ein Athanor, das heißt, ein Gefäß, in dem das Rätsel ruht: ich heize Sie mit verschiedenen Feuern, ich behandle Sie mit gewissen Reagentien“. (Péladan: Gynandria, Seite 212)

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo Porträt Péladans, farbig
Verlagsort Gaggenau
Sprache deutsch
Maße 135 x 215 mm
Gewicht 376 g
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Schlagworte Abtei Thelem • Alchemie • Ästhetizismus • Décadence • erwachen der weiblichkeit • Fedeli d'Amore • Fin de siècle • Gleichbehandlung der Geschlechter • Grenzüberschreiter Péladan • Gynandria • homoerotische Versuchungen • Humanistische Bildung • Innenräume der Seele • Joséphin Péladan • Lesbische Liebe • Lesbos • Lyrische Liebe • Materialismuskritik • Meisterroman Peladans • Pariser Gesellschaft • Peladan • Preisträger der Académie française • Roman der Frauenliebe • Salon de la Rose-Croix • Sappho • Symbolismus • Tammuz • Weibliche Sexualität
ISBN-10 3-937592-50-4 / 3937592504
ISBN-13 978-3-937592-50-3 / 9783937592503
Zustand Neuware
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