Im Jahr der Flut (eBook)

Vier Frauen und ein Jahrhundertbauwerk, das die Welt verändert

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3117-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Jahr der Flut - Lena Johannson
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Vier Frauen und ein Jahrhundertbauwerk, das ihr Leben verändert.

Der Kanal ist fertiggestellt, doch schon bald ist klar, dass er erweitert werden muss. Durch die Bautätigkeit prosperiert das Geschäft von Thams & Zimmermann, da geraten Justine und ihr Mann unter Verdacht, heimlich das britische Militär zu unterstützen. Mit schwerwiegenden Folgen. Sanne hat ihr berufliches Ziel erreicht: Sie darf offiziell an der Konstruktion der neuen Schleusen mitwirken. Allerdings muss sie erkennen, dass es sich nicht nur lohnt, für die Anerkennung in der Männerdomäne zu kämpfen, sondern auch für die Liebe. Regina setzt sich für die Rechte der Arbeiter und ihrer Frauen ein und gründet einen Wohlfahrtsverband. Sie hat ihre Berufung gefunden, und auch Mimi, die weiter an der Seite ihres Vaters steht, findet hier eine Aufgabe. Zwischen den vier Frauen entwickelt sich eine Freundschaft, die in schwierigen Zeiten zur Rettung wird ... 

Der fulminante Abschluss der großen Saga von Bestsellerautorin Lena Johannson über ein Bauwerk, das Schicksale prägt.



Lena Johannson, 1967 in Reinbek bei Hamburg geboren, war Buchhändlerin, bevor sie als Reisejournalistin ihre beiden Leidenschaften Schreiben und Reisen verbinden konnte. Sie lebt als freie Autorin an der Ostsee. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Hamburg-Saga: »Die Villa an der Elbchaussee«, »Jahre an der Elbchaussee« und »Töchter der Elbchaussee«, die Jungfernstieg-Saga: »Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung«, »Die Frauen vom Jungfernstieg - Antonias Hoffnung« und »Die Frauen vom Jungfernstieg - Irmas Geheimnis«, die ersten beiden Bände der Nord-Ostsee-Saga: »Zwischen den Meeren« und »Nach den Gezeiten« lieferbar, die Romane »Die Malerin des Nordlichts«, »Dünenmond«, »Rügensommer«, »Himmel über der Hallig«, »Der Sommer auf Usedom«, »Die Inselbahn«, »Liebesquartett auf Usedom«, »Strandzauber«, »Die Bernsteinhexe«, »Sommernächte und Lavendelküsse« und ihre Kriminalromane »Große Fische« und »Mord auf dem Dornbusch«. Mehr zur Autorin unter www.lena-johannson.de

Kapitel 1

Justine


Kiel, Juni 1895

»Was ist während der Eröffnungsfeier des Kaiser-Wilhelm-Kanals geschehen, Stine?« Anders fixierte sie, seine grauen Augen ließen keinen Zweifel daran, dass er nicht lockerlassen würde, nicht ein weiteres Mal.

»Wie oft willst du mich das noch fragen?«, entgegnete sie. Ein schwacher Versuch, ihm erneut auszuweichen.

»Gar nicht mehr. Ich will auf der Stelle eine vernünftige Antwort haben. Du warst bester Laune, als wir den Festsaal betreten haben. Ich war ein paar Minuten weg, komme zurück und finde meine Gattin kalt und schmallippig wie die Austern, die auf Eis serviert wurden.«

Das Geschirr vom Abendessen stand noch auf dem Tisch. Stine machte Anstalten, nach Beatrix zu rufen.

»Das kann warten. Beatrix wird den Tisch später abräumen«, bestimmte Anders, der mit allen Mitteln verhindern würde, dass sie ihm erneut entwischen konnte, spätestens jetzt war ihr das klar. Nicht zum ersten Mal staunte Stine darüber, wie gut er sie inzwischen kannte. Sie hatten aus rein wirtschaftlichen Gründen geheiratet, beide hatten davon profitiert, mit Romantik hatte ihre Ehe nichts zu tun gehabt. Doch sie hatten sich ineinander verliebt. Ein kleines Wunder und Stines größtes Glück. Jedenfalls hatte sie das geglaubt.

»Was erwartest du?«, fauchte sie. »Soll ich mich darüber freuen, dass mein Mann mir die Sache mit dem Spaten eingebrockt hat?« Er zögerte eine Sekunde zu lange, so nahm sie ihm die Chance, zu reagieren. »Das habe ich vergessen, du warst noch nicht mit mir verheiratet, als du dir diese nette kleine Gemeinheit einfallen lassen hast.«

»Eingebrockt? Ich verstehe nicht. Ich habe dafür gesorgt, dass du den Auftrag bekommst.«

»Wie nett von dir!« Sie schnaubte. Im nächsten Moment spürte sie ein Rumoren im Magen. »Ich glaube, mir wird übel«, brachte sie keuchend hervor.

»Nein, so kommst du mir nicht davon«, beharrte er.

»Bestehe nicht drauf, dass ich bleibe«, warnte sie ihn und stand auf. Während sie die Stube verließ, versprach sie: »Ich bin gleich wieder da. Wenn ich’s recht bedenke, würde ich nun doch zu gern wissen, was du dir dabei gedacht hast.«

Stine hatte schon befürchtet, sie müsste sich übergeben, aber es ging ihr besser, nachdem sie ein paar Schritte gegangen war. Also trat sie vor die Haustür und folgte dem geschwungenen Sandweg zum Wasser. Der Blick auf die Förde beruhigte sie sofort. Sie streichelte mit kreisenden Bewegungen ihren Bauch, das flaue Gefühl verschwand endgültig. Stine atmete die frische Luft ein. Sie hatte die Aussprache mit Anders wahrhaftig zu lange gemieden. Höchste Zeit, reinen Tisch zu machen.

»Geht’s dir besser?«, wollte er wissen, als sie die Stube wieder betrat.

»Ja, es geht schon.« Sie würde sich nicht von ihm einwickeln lassen, Stine ging zum Angriff über: »Wundert es dich etwa, wenn mir die Galle hochkommt? Ich habe dafür gesorgt, dass du den Auftrag bekommst«, ahmte sie ihn nach. »Sehr raffiniert, das muss ich schon sagen. Der Konkurrenz ein Geschäft unterjubeln, das ihr am Ende den Ruf ruiniert.«

Seine Augen weiteten sich, Anders war tatsächlich sprachlos. Aber nur kurz.

»Wie bitte? Du behauptest doch nicht, es stand eine Absicht dahinter?« Sie sagte nichts, er verstand auch so. »Wie hätte ich denn wissen können, dass so etwas passieren würde? Oder meinst du etwa, ich hätte den Stiel manipuliert?«

Mit einem Schlag kam sie sich ungeheuer dumm vor. Vor lauter Wut hatte sie nicht ein einziges Mal vernünftig darüber nachgedacht, wie er es angestellt haben könnte.

»Was weiß ich?«, gab sie schroff zurück.

Wie hätte er wissen können, dass der Spaten brechen würde, mit dem die Arbeiten am Schürfloch begonnen worden waren und damit der Bau des Kanals? Eine gute Frage, die sie sich dummerweise nicht gestellt hatte. Sie selbst hatte das Exemplar ausgewählt, nachdem ein Herr der Kanalverwaltung bei ihr im Laden aufgetaucht war und davon geredet hatte, man wolle als Vorwegnahme der erfolgreichen Erstellung ein Werkzeug vom östlichen Ende der zukünftigen Wasserstraße verwenden, um damit am westlichen Ende den ersten Spatenstich zu tun.

»Ich sage dir mal was: Ich habe deinen Eisenwarenladen empfohlen, und es stand durchaus eine Absicht dahinter«, erklärte er ihr. »Und zwar die, dir zu helfen. Nach dem Tod deines Vaters hattest du es nicht leicht. Ich wollte, dass dein Laden in aller Munde ist.« Zerknirscht setzte er hinzu: »Aber doch bestimmt nicht auf diese Weise.« Nachdem er die ganze Zeit mit verschränkten Armen drei Schritte von ihr entfernt gestanden hatte wie ein Soldat, änderte sich seine Körperhaltung jetzt. Er entspannte sich, kam näher und setzte sich zu ihr. »Ich konnte dich von Anfang an gut leiden, ich habe deinen Kampfgeist und deinen Ideenreichtum bewundert. Ich wollte unbedingt, dass du es schaffst. Du solltest den Kielern beweisen, dass auch eine Frau erfolgreich einen Laden führen kann.« In Stines Kehle bildete sich ein Kloß, sie starrte auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. »Ich wollte, dass du es schaffst«, wiederholte er, »mit mir oder zur Not eben ohne mich. Ich schwöre dir, Stine, es war gut gemeint, wenn es auch nach hinten losgegangen ist.«

Der zerbrochene Spaten hatte den Aberglauben der Leute ordentlich angestachelt. Viele hatten verlangt, der Kanal dürfe nicht gebaut werden. Fast alle hatten Eisenwaren Wilfried Thams von da an gemieden, weil das Geschäft angeblich verflucht war. Stine hatte kaum noch gewusst, wie sie sich über Wasser halten sollte. Sie blickte auf. Noch immer wartete Anders auf eine Antwort. Er hätte das Werkzeug wahrhaftig manipulieren oder ein beschädigtes gegen das von Thams austauschen müssen. Das war völlig ausgeschlossen, so war er nicht, das wusste sie.

»Tut mir leid«, sagte sie kleinlaut und senkte den Blick wieder. »Zwei Männer haben sich im Festzelt während der Eröffnungsfeier darüber unterhalten, wie geschickt es von dir gewesen sei, den Kanalbeamten den Tipp zu geben, woher sie das benötigte Werkzeug am besten beziehen könnten.«

»Stimmt ja auch. Ich hatte erfahren, dass sie gewissermaßen als gutes Omen einen Spaten aus Kiel für Brunsbüttelkoog besorgen wollen. Mein erster Impuls war, mich selbst dafür ins Spiel zu bringen, aber dann dachte ich an dich. Du konntest eine solche Gelegenheit besser brauchen als ich. Und ich war sicher, du würdest sie perfekt nutzen, und dir gleich wieder eine Werbekampagne einfallen lassen, die für Aufsehen sorgt und dir tüchtig Umsatz beschert.«

Stine lächelte zerknirscht. »Schön wär’s gewesen.« Sie atmete aus. »Die Männer haben es so dargestellt, als hättest du damit deine Konkurrenz ans Messer liefern wollen, also mich.«

»Das ist lächerlich!«

»Natürlich ist es das. Ich weiß auch nicht, wie ich solch einen Unfug glauben konnte. Bitte entschuldige, Anders, es war dumm von mir, an dir zu zweifeln. Aber wir haben immer wieder darüber gesprochen, wie schwer die Zeit nach dem verdammten missglückten Spatenstich für mich gewesen ist. Du hast nie erwähnt, dass du den Herrn von der Kanalverwaltung zu mir geschickt hast.«

»Stimmt. Das war nun wieder dumm von mir«, gab er zu. »Wir haben beide Fehler gemacht. Kann vorkommen.« Er sah sie erleichtert an, seine Augen glänzten. »Es wird nicht das letzte Mal sein. Für die Zukunft sollten wir uns etwas versprechen.«

»Das wäre?«

»Dass wir miteinander reden. Immer und möglichst sofort! Ich hätte dir rechtzeitig sagen müssen, dass du mir die Misere mit dem dämlichen Spaten zu verdanken hast, du hättest mir sagen müssen, was du gehört hast.« Stine nickte. »Alles wieder gut?«

»Ja!« Sie atmete auf. Da fiel ihr allerdings noch etwas ein. »Das hoffe ich wenigstens.« Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Es gibt da nämlich etwas, das ich dir noch nicht gesagt habe.« Ihr wurde mulmig. »Tja, das muss ich dann jetzt wohl nachholen.« Ihr Blick fiel auf den Tisch, wo noch immer die Reste ihrer Abendmahlzeit standen. »Aber zuerst soll Beatrix hier Ordnung schaffen und dafür sorgen, dass die Lebensmittel nicht verderben.«

Wenig später saßen sie auf der gusseisernen Bank, die sie im Garten mit Blick auf ...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2024
Reihe/Serie Nord-Ostsee-Saga
Nord-Ostsee-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Architektur • Die Frauen vom Jungfernstieg • Die Villa an der Elbchaussee • Familiensaga • Familien-Saga • Frauenschicksal • Hafenstadt • Kanal • Kiel • Lena Johannson • Meer • nordostseekanal • Nordsee • Ostsee • Romanbiographie • Saga • Schifffahrt • Schleswig-Holstein • Sehnsuchtsort • Starke Frauen • Ulrike Renk
ISBN-10 3-8412-3117-9 / 3841231179
ISBN-13 978-3-8412-3117-8 / 9783841231178
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