Kunststücke - Dornbirn Krimi -  Guntram Zoppel

Kunststücke - Dornbirn Krimi (eBook)

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2022 | 1. Auflage
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99129-792-5 (ISBN)
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In Dornbirn ist das Schöne, Gute und Wahre der Kunstszene ins Wanken geraten. Geldgier, Drogen und Intrige im Kulturbetrieb nehmen überhand. Eine Grabschändung und der gewaltsame Tod des Galeristen Caspar Huber fordern Leutnant Sandra Dorner und ihr Team der Polizeiinspektion Dornbirn heraus. Nach und nach kommt Licht ins Dunkel perfider Machenschaften.

Guntram Zoppel, Gymnasialdirektor im Ruhestand, lebt in Dornbirn und Wien, ist begeisterter Leser von Kriminalromanen, spielt leidenschaftlich schlecht Golf, macht Yoga, kocht gerne und ist viel auf Reisen. Kunststücke ist sein vierter Krimi mit Sandra Dorner als Ermittlerin.

OKTOBER

„Auch noch zu den Verpackten und schon Zugestellten. Spinnst du denn jetzt komplett?“

Schorsch Walter versucht Lisa Fledderer die Sachlage zu erklären. Er steht unter der alten Linde vor der Pforte zum Ewigen Leben, dem Eingang des denkmalgeschützten Friedhofs von Dornbirn. Das Handy am Ohr starrt er auf die Sinnsprüche, die über dem schmiedeeisernen Tor in großen Lettern geschrieben stehen.

„Hier endet Hass und Neid und alles Erdenleid“ – „Hier werden Arm und Reich, Hoch und Nieder gleich“

Stimmt so nicht, denkt er. Auch über den Tod hinaus geht hier das Irdische weiter, halt unter den Hinterbliebenen. Der auffällige Grabkult zeugt davon. Ein Grab ist protziger als das andere, der Blumenschmuck gleicht einem Wettbewerb. Anständige Erben, aber auch Schleicher, Fälscher von Testamenten und jenen, die Exhumierungen fordern, um im Nachhinein als Erben anerkannt zu werden, lassen sich nicht lumpen. Dornbirn hat da so seine eigenen Geschichten. Gerade deswegen ist Walter auf der Hut. Die Spurensicherung muss her. Eine Bagatelle ist das, was sie hier vorfinden, nicht. Durch die Wiederholung seiner Argumente will er Lisa Fledderer überzeugen, dass sie so schnell wie möglich kommen soll. Sie wird dringend gebraucht.

In seiner freien Hand klemmt eine Virginia. Schorsch Walter, der bullige Polizist hat schon vierzig Dienstjahre auf dem Buckel. Dem Faktotum der Polizeiinspektion Dornbirn wird von seinen Kollegen vorgehalten, wenig teamfähig zu sein. Allzu oft ist er durch seine eigenartigen Ermittlungsmethoden aufgefallen, meistens im Alleingang. Zielführend, aber vielmals am Rande der Legalität. Schlitzohrig halt, wie er von Natur aus ist. In letzter Zeit denkt er immer öfter daran, dass seine Pensionierung bald ansteht. Das beunruhigt ihn. Heute ist er schlechter Laune. Sein Kopf ist rot, die dicken Brillengläser sind beschlagen. Es gibt Tage, da gehen ihm alle auf die Nerven.

An diesem frühen Vormittag eines trüben Herbsttages sind keine Begräbnisse angesetzt. Auch die Pflanzen müssen bei dieser Witterung nicht gegossen werden. Die Rathausbediensteten scheinen schon bei der Arbeit zu sein. Der Parteienverkehr hat aber noch nicht eingesetzt, so sind kaum Leute unterwegs. Ein paar Wetterfeste stehen bei der Bushaltestelle vor der alten Post, um in die Höhe zu fahren. Sie hoffen, dass die Wolkendecke aufreißt. Vom Polizeieinsatz bemerken sie nichts.

Schorsch und Hanife Ilgec, die, nachdem der Anruf hereingekommen war, auf den Weg geschickt wurden, haben ihr Fahrzeug auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus abgestellt. Hanife kommt mit Schorsch gut aus. Als sie nach Dornbirn versetzt wurde, haben sie viele gewarnt, dass man mit dem Dickschädel von Walter nicht gut zusammenarbeiten kann. Sie versteht ihn aber zu nehmen, wie er ist.

Ein kurzer Blick auf die Grabstelle hat genügt, um festzustellen, was sich hier in der Nacht abgespielt hat.

„Das obere Tor habe ich geschlossen“, bringt sich der Totengräber ein und kratzt sich mit den dreckigen Fingernägeln die tätowierten Arme. Er ist ein alter Bekannter der Polizei und daher entsprechend nervös. Während Schorsch am Telefonieren ist, begeben sich Hanife, die kleine, junge Polizistin mit den raspelkurzen gelben Haaren und der Totengräber zu einer Sitzbank unter der Linde im kleinen Park vor dem Friedhof. Das Denkmal von hinten betrachtend, unterhalten sie sich über Tattoos und warten. Die Spinne, die an Hanifes Nacken hinaufkrabbelt, gefällt dem Grabschaufler.

Bürgermeister Johann Georg Waibel steht seit Jahrzehnten bronzen auf dem Sockel. Die rechte Hand auf den Stock gestützt, in der linken seinen Hut hinter den Rücken haltend, schaut er stoisch in Richtung Marktplatz, auf sein Dornbirn. Die Gemeinde, die zu seiner Amtszeit zur Stadt erhoben wurde. Seit ihm bei einer Demonstration in den 80er Jahren Kunstschaffende und aufgeregte Jugendliche einen steifen Penis mit dem Schild: Mehr Potenz für Dornbirns Kultur, umgebunden haben, erschüttert ihn nichts mehr. Kopf und Janker sind mit Taubenschissen übersäht. Könnte er, hätte er viel zu erzählen, was sich in all den Jahren seit der Stadterhebung getan hat. Irgendwie ist er froh, dass er mit dem Rücken zum Oberdorf steht und er nicht sieht, was hinter ihm passiert. Es reicht ihm der Blick ins Zentrum und bis an die Peripherie. Aus der einst verschlafenen Stadt ist mit viel Fleiß und Geschick der Bevölkerung und politischer Anpassungsfähigkeit eine Metropole im Rheintal geworden. Könnte er, würde er über die unlängst mit Stolz aufgestellten Bänke mit der Innschrift: Wir sind 50tausend, wissend lächeln.

Dornbirn ist groß geworden mit allem was dazu gehört. Die Innenstadt ist geprägt von einer weitläufigen Fußgängerzone, in dieser kommt das altehrwürdige Rote Haus, ein typisches Rheintalhaus aus Holz erbaut und mit Stierblut gefärbt, besonders zu Geltung. Ebenso die Stadtpfarrkirche im neoklassizistischen Stil mit freistehendem gotischem Turm.

Emsig geht es an den Markttagen zu, wenn aus nah und fern Menschen in die Stadt strömen, um die frischen Lebensmittel der Bauern aus dem Umland zu kaufen. In den Sommermonaten ist abends oft kein Durchkommen über den Marktplatz, wenn all die Gaststätten ihre Gärten auf dem Platz bewirten. Ein Hauch von Urbanität hat sich in den Jahren breit gemacht.

Weniger schön sieht es am Rand der Stadt aus. Planloses Wachstum, zubetoniertes Grünland, tägliches Verkehrschaos auf den Einfallstraßen. Aber die Dornbirner scheinen damit zufrieden. Man hat ja Hänge und Berge, auf die man fliehen kann, wenn es einem in der Stadt zu bunt wird. Die Distanz verklärt ihnen dann den Blick.

Schorsch, nachdem er das Telefonat beendet hat, begibt sich zu Hanife und dem Totengräber.

„Habt ihr´s gemütlich?“, donnert er mit seiner lauten Stimme und lässt sich ächzend auf der Parkbank nieder. Hanife kann den Grant des Alten fast greifen.

„Schade, dass der Würstl-Toni seinen Stand erst am Abend betreibt“, stichelt sie, um Schorsch endgültig aus der Reserve zu locken. Je schneller er ordentlich Dampf ablassen kann, desto besser. Sie kennt ihn.

„Filetbrot mit Knoblauchsauce und ein Pfiff, Kruzitürken das wäre es jetzt”, flucht er. Dabei dreht er seinen Kopf mehrmals von rechts nach links. Rechts in seinem Blickfeld ist der verwaiste Vorplatz des Rathauses. Dort bietet Würstl-Toni jeden Abend seine Spezialitäten an. Schorsch zählt zur Stammkundschaft. Links, auf der gegenüberliegenden Seite, das Gebäude der Mohrenbrauerei, wo gerade ein grüner Lastwagen mit dem unverkennbaren Logo der Brauerei den Hof verlässt. Das Gesicht des schwarzen Mannes, mit wulstigen Lippen, krausem Haar und einer markanten Nase scheint ihm zuzulächeln. Schorsch seufzt schwer.

„Denk nicht immer ans Essen.“

Schorsch zuckt mit den Schultern, grummelt Unverständliches und zündet sich mit einem Streichholz umständlich die Virginia an. Ein Zeichen, dass sein Groll, im wahrsten Sinne des Worts, langsam am Verrauchen ist.

„Wann kommt Fledderer?“

„Das dauert noch, wir warten.“

„Dein Kopf schaut ja aus wie ein Totenschädel, passt irgendwie. Wann hast du dir das stechen lassen?“, eröffnet Schorsch in seiner unkonventionellen Art die Befragung des Totengräbers.

„Noch nicht so lange her.“

„Dann erzähl uns einmal, wie das heute in der Früh war, als du zur Arbeit gekommen bist.“

Schorsch deutet Hanife, dass sie die Aussage mitschreiben soll. Er selbst streckt die Beine von sich, lehnt sich zurück, widmet sich genüsslich der Virginia und hört dem Totengräber zu.

Heute gegen sieben Uhr ist er gekommen, um südseitig ein Arkadengrab auszuschaufeln. Er hatte schon mit der Arbeit begonnen, als ihn in einer Rauchpause, bei einem Blick über das Gräberfeld, etwas irritierte.

„Gesehen habt ihr es ja selbst.“

Das Grab von Luisa Ulmer wurde geschändet. Professionell. Der Totengräber weiß zu berichten, dass in der Erde vier Särge nebeneinander liegen. Luisa Ulmer, im hohen Alter verstorben, war etwa vor einem halben Jahr die letzte Sargbeisetzung auf dieser Grabstelle. Ihr Sarg liegt rechts außerhalb der Umfriedung, mittig unter dem Gehweg. Der Stein und das Blumenbeet sind nicht zu Schaden gekommen. Unmittelbar neben ihr ist das Familiengrab der Familie Spiegel.

„Ich habe das Grab für die alte Ulmer selbst ausgehoben“, kann sich der Totengräber erinnern. Er weiß noch von dem Theater, das die Familie Spiegel aufgeführt hat, als sie erfahren haben, dass Luisa Ulmer direkt neben Rochus Spiegel zu liegen kommt.

Die Familien, zwar aus derselben Straße, seien sich seit jeher spinnefeind. Irgendwas zwischen Rochus und Luisa war da zu Lebzeiten gewesen. Was, weiß er nicht. So etwas käme ja öfter vor. Dabei deutet er mit einer Hand vage in Richtung der Gräber, die durch die Pforte...

Erscheint lt. Verlag 3.6.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99129-792-2 / 3991297922
ISBN-13 978-3-99129-792-5 / 9783991297925
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