Chain of Thorns (eBook)

Spiegel-Bestseller
Die Letzten Stunden 3
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
896 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-20550-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Chain of Thorns -  Cassandra Clare
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Die Schattenjägerin Cordelia Carstairs ist aus dem edwardianischen London nach Paris geflohen. Zu sehr schmerzt sie die unglückliche Scheinehe mit ihrer großen Liebe James Herondale. Nun sucht sie Vergessen - ausgerechnet mit James' bestem Freund an ihrer Seite. Doch unheilvolle Nachrichten treiben die beiden zurück: Während alte Feinde sich zusammentun und ein mächtiger Höllendämon nach der Macht greift, hat sich Cordelias Freundeskreis durch Intrigen und Geheimnisse entzweit. Dabei werden sie die Welt der Schattenjäger nur gemeinsam gegen das Böse verteidigen können - oder in einem letzten großen Kampf alles verlieren ...

Cassandra Clare ist eine internationale Bestsellerautorin. Ihre Bücher wurden weltweit über 50 Millionen Mal verkauft und in 35 Sprachen übersetzt. Seit dem Überraschungserfolg der »Chroniken der Unterwelt« waren all ihre Romane große Bestseller. So auch die neueste Serie »Die Letzten Stunden«. Cassandra Clare lebt in Massachusetts, USA.

1

Das Zwielicht


Mein Paris ist das Land, wo das Zwielicht der Abendluft

mit leidenschaftlichen Nächten in Schwarz und Gold sich verbindet;

Wo, wie es scheint, zur Morgenstunde die Kälte dich findet;

Doch die Nächte voll Gold, und ihr zarter, betörender Duft!

Arthur Symons, »Paris«

Die goldenen Fliesen des Bodens glänzten im Schein des prächtigen Kronleuchters, der Tropfen aus Licht versprühte – wie Schneeflocken, die man von einem Ast herabschüttelte. Die Musik, leise und lieblich, schwoll an, als James aus der Menge der Tanzenden heraustrat und Cordelia die Hand entgegenstreckte.

»Tanz mit mir«, sagte er. In seinem schwarzen Gehrock wirkte er atemberaubend schön. Der dunkle Stoff betonte die goldene Farbe seiner Augen und die scharfen Konturen seiner Wangenknochen. Das schwarze Haar fiel ihm in die Stirn. »Du siehst wunderschön aus, Daisy.«

Cordelia ergriff seine Hand. Während er sie auf die Tanzfläche zog, drehte sie sich um und erhaschte einen Blick auf sie beide in einem Spiegel am anderen Ende des Ballsaals: James, ganz in Schwarz, und sie an seiner Seite, in einem gewagten Kleid aus rubinrotem Samt. James schaute zu ihr hinunter … Nein! Er starrte quer durch den Saal, wo ein blasses Mädchen in einem elfenbeinfarbenen Kleid und mit Haaren von der Farbe cremeweißer Rosenblütenblätter seinen Blick erwiderte.

Grace.

»Cordelia!« Matthews Stimme veranlasste sie, ruckartig die Augen zu öffnen. Ihr war leicht schwindlig, und sie musste sich kurz mit der Hand an der Wand der Umkleidekabine abstützen. Der Tagtraum – oder eher ein Albtraum? Schließlich hatte das Ganze kein besonders gutes Ende genommen – war schrecklich real gewesen. »Madame Beausoleil möchte wissen, ob du Hilfe benötigst. Obwohl ich dir natürlich liebend gern selbst helfen würde, wenn es nicht zu skandalös wäre«, fügte er schelmisch hinzu.

Cordelia lächelte. Normalerweise begleiteten Männer nicht einmal ihre Ehefrauen oder Schwestern zur Schneiderin. Als sie vor zwei Tagen zum ersten Mal hier gewesen waren, hatte Mat­thew allerdings das Lächeln eingesetzt, woraufhin Madame Beau­soleil ihm gestattete, bei Cordelia im Laden zu bleiben. »Sie spricht kein Französisch«, hatte er gelogen, »und wird meine Hilfe brauchen.«

Doch es war eine Sache, ihn in den Laden zu lassen. Der Zutritt zur Umkleidekabine, wo Cordelia gerade ein beängstigend elegantes, rotes Samtkleid übergestreift hatte, wäre dagegen un affront et un scandale gewesen – noch dazu in einem so exklusiven Etablissement wie dem von Madame Beausoleil.

Obwohl Cordelia rief, dass sie schon zurechtkäme, klopfte es kurz darauf an der Tür und eine der Modistes erschien. Mit einem Knopfhaken bewaffnet, machte sie sich an den Verschlüssen auf der Rückseite von Cordelias Kleid zu schaffen – zweifellos nicht zum ersten Mal in ihrem Berufsleben – und drückte und zerrte an Cordelia, als wäre sie eine Kleiderpuppe. Wenige Minuten später, nachdem das Kleid geschlossen, die Brüste angehoben und die Röcke zurechtgezogen waren, wurde Cordelia in den Hauptraum des Schneidersalons geführt.

Die Inneneinrichtung erinnerte an Zuckerwerk und bestand ganz aus Hellblau und Gold, wie ein irdisches Osterei. Bei ihrem ersten Besuch war Cordelia sowohl entgeistert als auch seltsam entzückt gewesen, als sie gesehen hatte, wie die Waren hier präsentiert wurden: Mannequins, allesamt hochgewachsen und schlank und mit wasserstoffblonden Haaren, stolzierten im Raum auf und ab. Jede trug ein schwarzes Band mit einer Nummer um den Hals, die anzeigte, welchen speziellen Stil sie vorführte. Hinter einer Tür mit Spitzenvorhängen befand sich eine Fülle von Stoffballen, aus denen man wählen konnte: Samt und Seide, Satin und Organza. Angesichts dieser Schätze hatte Cordelia im Stillen Anna für ihre Ratschläge in Modefragen gedankt. Darum hatte sie bei den Spitzenstoffen und den Pastelltönen gleich abgewunken und stattdessen Stoffe ausgewählt, von denen sie wusste, dass sie ihr standen. Innerhalb weniger Tage hatten die Schneiderinnen das Bestellte genäht, und jetzt war Cordelia zurückgekehrt, um die fertigen Kleider anzuprobieren.

Matthews Miene nach zu urteilen, hatte sie gut gewählt. Er hatte es sich in einem vergoldeten Sessel mit schwarz-weiß gestreiftem Polster bequem gemacht, und auf seinem Knie lag ein aufgeschlagenes Buch: der skandalös gewagte Roman Claudine in Paris. Als Cordelia aus der Umkleidekabine trat, um in dem dreiteiligen Spiegel den Sitz ihres Kleids zu begutachten, schaute Matthew auf, und seine grünen Augen verdunkelten sich.

»Du siehst wunderschön aus.«

Einen Moment lang war Cordelia versucht, die Augen zu schließen. Du siehst wunderschön aus, Daisy. Doch sie würde nicht an James denken. Nicht jetzt. Nicht, wenn Matthew so freundlich war und ihr das Geld für diese Kleider lieh. (Sie war mit nur einem Kleid aus London geflüchtet und brauchte dringend etwas Sauberes zum Anziehen.) Schließlich hatten sie einander ein Versprechen gegeben: Matthew würde nicht exzessiv trinken, solange sie in Paris waren, und Cordelia würde sich nicht mit düsteren Gedanken an ihre Misserfolge quälen: den Gedanken an Lucie, ihren Vater und ihre Ehe. Und seit ihrer Ankunft hatte Matthew keine Flasche und nicht einmal ein Weinglas angerührt.

Cordelia verdrängte ihre Melancholie, schenkte Matthew ein Lächeln und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Spiegel. Sie hatte fast das Gefühl, als stünde sie einer Fremden gegenüber. Das Kleid war nach Maß geschneidert: das Oberteil verwegen tief ausgeschnitten, während sich der Rock um ihre Hüften schmiegte und nach unten weiter ausfiel, wie der Stängel und die Blütenblätter einer Lilie. Die gerüschten Ärmel waren kurz und ließen Cordelias Arme unverhüllt, sodass sich ihre Runenmale tiefschwarz von ihrer hellbraunen Haut abhoben – obwohl der Zauberglanz verhinderte, dass irgendein irdisches Auge die Male bemerkte.

Madame Beausoleil, deren Salon sich in der Rue de la Paix befand, wo sich die berühmtesten Modeschöpfer der Welt – wie das Modehaus Worth oder Jeanne Paquin – niedergelassen hatten, war laut Matthew bestens mit der Schattenwelt vertraut. »Hypatia Vex kauft nur hier ein«, hatte er Cordelia beim Frühstück erzählt. Madame Beausoleils eigene Vergangenheit war zutiefst geheimnisumwoben, was Cordelia äußerst französisch fand.

Unter dem Kleid befand sich nicht sehr viel. Allem Anschein nach war es in Frankreich Mode, dass Kleider die Konturen des Körpers betonten. In diesem Fall hatte man schmale Streben in den Stoff des Mieders eingearbeitet; eine Rosette aus Seidenblumen raffte das Dekolleté, und der Rock war unten ausgestellt und mit Rüschen aus goldener Spitze eingefasst. Der tiefe Rückenausschnitt des Kleids gab den Blick auf die Wölbung der Wirbelsäule frei. Das Ganze war ein echtes Kunstwerk, und das teilte Cordelia Madame Beausoleil auch mit (auf Englisch, von Matthew übersetzt), als diese mit dem Nadelkissen in der Hand herbeieilte, um das Ergebnis ihrer Arbeit in Augenschein zu nehmen.

Madame lachte leise. »Meine Aufgabe ist sehr einfach«, erklärte sie. »Ich muss lediglich die außergewöhnliche Attraktivität Ihrer Gattin unterstreichen.«

»Ah, sie ist nicht meine Gattin«, erwiderte Matthew mit funkelnden grünen Augen. Er liebte nichts mehr als einen vermeintlichen Skandal. Cordelia schnitt eine Grimasse in seine Richtung.

Allerdings musste man Madame zugutehalten, dass sie angesichts dieser Information nicht einmal blinzelte. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie in Frankreich waren. »Alors«, fuhr sie fort, »es kommt selten vor, dass ich eine so natürliche und ungewöhnliche Schönheit einkleiden darf. Zurzeit ist die Mode ausschließlich auf Blondinen und nochmals Blondinen ausgerichtet. Aber Blondinen können solche Farben nicht tragen: Blut und Feuer sind viel zu kräftig für fahle Haut und fahles Haar. Diesen Kundinnen stehen Spitze und Pastelltöne, doch Miss …?«

»Miss Carstairs«, sagte Cordelia.

»Miss Carstairs hat für ihren Teint und ihre Haarfarbe die perfekte Wahl getroffen. Wenn Sie einen Raum betreten, Mademoiselle, werden Sie die Kerzenflamme sein, die alle Blicke wie Motten anzieht.«

Miss Carstairs. Cordelia war nicht lange Mrs Cordelia Herondale gewesen. Sie wusste, dass sie nicht an dem Namen hängen sollte. Es schmerzte zwar, ihn zu verlieren, doch das war reines Selbstmitleid, ermahnte sie sich. Sie war eine Carstairs, eine Jahanshah. In ihren Adern floss das Blut Rostams. Sie konnte sich in Feuer kleiden, wenn sie es wollte.

»So ein Kleid verdient Schmuck«, sagte Madame nachdenklich. »Ein Collier aus Rubinen und Gold. Diese Kugel ist hübsch, aber viel zu klein.« Sie schnippte mit dem Finger gegen den kleinen goldenen Anhänger an Cordelias Hals. Eine winzige Erdkugel an einer goldenen Kette.

Der Schmuck war ein Geschenk von James. Cordelia wusste, dass sie die Halskette abnehmen sollte, doch sie war noch nicht dazu bereit. Irgendwie erschien ihr diese Geste endgültiger als das Durchtrennen ihrer Ehe-Rune.

»Ich würde ihr nur allzu gern Rubine kaufen, wenn sie mich ließe«, sagte Matthew. »Aber leider Gottes lehnt sie es ab.«

Madame zog eine erstaunte Miene. Wenn Cordelia Matthews Geliebte war, wie Madame eindeutig gefolgert hatte, welchen Grund hatte sie dann, geschenkten Halsschmuck auszuschlagen? Sie tätschelte Cordelias Schulter und bedauerte sie für ihren miserablen...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2023
Reihe/Serie Die Letzten Stunden
Übersetzer Franca Fritz, Heinrich Koop
Sprache deutsch
Original-Titel Chain of Thorns (The Last Hours 3)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Best Young Adult Fantasy • chain of gold • Chain of iron • Chroniken der Dunklen Mächte • Chroniken der Unterwelt • eBooks • Fantasy • fantasy bücher für erwachsene • Frankreich • High Fantasy Bücher • London • Neuerscheinung • neuerscheinungen Bücher 2023 fantasy • Romantasy • Schattenjäger • Spiegel Bestseller Autorin • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-20550-6 / 3641205506
ISBN-13 978-3-641-20550-8 / 9783641205508
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