Die Jahre der Gutsherrin (eBook)

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2022 | 1. Auflage
275 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2978-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Jahre der Gutsherrin -  Fabia Waldner
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Im Land der tausend Seen.

Müritz, 1938: Als die junge Lehrerin Margot den Gutsbesitzersohn Karl-Friedrich von Bernow kennenlernt, ist es nicht gerade Liebe auf den ersten Blick. Doch er gibt nicht auf, und als er ihr sein Herz öffnet, sieht Margot ihn mit anderen Augen. Nur seine Mutter ist alles andere als begeistert von der Wahl ihres Sohnes. Doch bald rücken die Anfangsschwierigkeiten in den Hintergrund, denn der Krieg bricht aus und die Verantwortung für das Gut liegt nun auch in Margots Händen. Sie hält zu ihrem Mann, was allerdings in der Nacht vor ihrer Flucht im Jahr 1945 geschieht, darüber schweigt sie zeit ihres Lebens - nur Helma, das ehemalige Küchenmädchen der Bernows, kennt ihr Geheimnis ...

Auftakt der deutsch-deutschen Familiensaga - wirklichkeitsnah und emotional erzählt.

Das Buch 'Die Gutsherrin' beinhaltet die beiden E-Books 'Die Jahre der Gutsherrin' und 'Im Namen der Gutsherrin'. 



Fabia Waldner steht für den deutschen Autor Michael Schulz. Im rheinischen Bonn geboren, brennt er bereits früh für Literatur, Philosophie und Musik. Zunächst entscheidet er sich für die Musik. Nach einem Studium am »Mozarteum« in Salzburg führt ihn sein Weg in die Welt der Oper. Doch dann entdeckt er das Schreiben für sich. Heute lebt und schreibt der Autor bei Goslar im Harz.

1

Bonn, April 1998


Während der Fahrt auf der Adenauerallee schwiegen sie. Doch eine Spannung lag in der Luft, die nicht nur Margot spürte. Offenbar wusste auch Anja nicht, weshalb dieser Empfang heute Abend stattfinden sollte. Immer wieder warf sie Hartwig vom Beifahrersitz aus einen fragenden Seitenblick zu, ohne jedoch nur die geringste Reaktion bei ihm hervorzurufen.

Der Anlass musste außergewöhnlich sein, hätte er sonst einen solchen Aufwand betrieben? Vielleicht war er zurück auf der Manager-Bühne oder hatte wieder einen Aufsichtsratsposten ergattert. Jedenfalls war es ihm zu gönnen nach dem unrühmlichen Abschied bei der CONTAC vor einem Jahr, dachte Margot. Für sie hatte es ganz nach einem Scheitern ausgesehen. Wahrscheinlich wollte sich Hartwig jetzt rehabilitieren und das in aller Form, wie es sich für einen von Bernow gehörte. Welchen Grund sollte er sonst haben? Vor seiner alten Mutter wäre es allerdings nicht nötig gewesen, ein Geheimnis daraus zu machen. Margot hatte nie aufgehört, an ihn zu glauben, und stand wie immer hinter ihm, auch wenn er sich in letzter Zeit kaum bei ihr hatte blicken lassen. Sie seufzte.

Der Wagen, ein Mercedes mit cremefarbenen Lederpolstern, rollte kaum hörbar die Allee entlang, vorbei an der schmutzig gelben Sandsteinfassade des Museum König. Der klassizistische Bau erinnerte sie unweigerlich an den Alten aus Rhöndorf, den sie noch selbst erlebt hatte. Die Zeit eilte. Ihr Achtzigster lag bereits vier Jahre zurück.

Traurig, ja, ausgesprochen traurig fand sie es, dass sie die Familie nur selten sah, wo Margot ihre Enkel doch so liebte. Immer schützten sie vor, beschäftigt zu sein. Das lag zweifellos an Anja, ihrer Schwiegertochter. Wenn ihr der Zusammenhalt der Familie mehr am Herzen läge, dann würden Sabrina und Jani sie sicherlich öfter in der Rheinresidenz besuchen. Das musste sie auch Hartwig vorwerfen. Es genügte eben nicht, seine alte Mutter mit einem monatlichen Scheck zu bedienen. Sie war schließlich ein Mensch, den man nicht einfach abstellen konnte wie ein ausgedientes Möbel.

Musik. Vivaldi, »Der Sommer« aus den Vier Jahreszeiten. Hartwig wusste, dass er zu ihren Lieblingskomponisten gehörte. Er lächelte kurz in den Rückspiegel. Wieder dieser Glanz in seinen Augen. Keine zwei Wochen war es her, dass er bei ihr erschienen war. Sie hatte das Klopfen an der Tür gar nicht gehört. Plötzlich stand er im Zimmer, strahlend, wie sie ihn selten erlebt hatte. »Was hast du? Was ist los?«

»Keine Sorge, du wirst es rechtzeitig erfahren. Nur eins will ich jetzt schon verraten: Es wird einen Empfang im Dreesen geben, zu dem ich dich hiermit in aller Form einlade.«

Wirklich eine Überraschung. Die Wahl des Traditionshotels und dann der Aufwand. »Heraus mit der Sprache!«, hatte sie noch einmal versucht, mehr zu erfahren. Obwohl ihm die Selbstzufriedenheit aus allen Knopflöchern platzte, verriet er kein Wort. Zuerst vermutete sie, dass es sich um die Feier seiner Silberhochzeit handelte, aber dann hatte sie nachgerechnet und festgestellt, dass er mit Anja erst dreiundzwanzig Jahre verheiratet war.

»Warum so laut?«, beschwerte sich Anja, und Hartwig drehte die Musik etwas leiser. Typisch Anja, immer passte ihr irgendetwas nicht, und stets versuchte sie, ihren Willen durchzusetzen. Margot hatte die Musik keineswegs für zu laut befunden, immerhin handelte es sich um Kunst; wenn man Pop-Musik laut hören konnte, warum nicht auch klassische Musik?

Vielleicht hatte Anja auch genug vom Rätselraten. Hartwig ließ sich nach wie vor nicht aus der Reserve locken, offenbar hob die Spannung seine Laune. Ein Kindskopf war er immer schon gewesen und ein sturer dazu, dachte Margot.

In dem Augenblick bog der Wagen in Richtung Rheinufer ab. Am Himmel über dem alten Hotel Dreesen vollzog sich eine melancholische Dämmerung, und die alten, noch blattlosen Pappeln warfen lange Schatten, als sie vor dem hell erleuchteten Hoteleingang vorfuhren. Man hielt ihr den Schlag auf, ganz wie in alten Zeiten, und bereits nach wenigen Schritten im Foyer las Margot neben der geöffneten Tür zum Gobelinsaal: Geschlossene Gesellschaft, Familie von Bernow.

Ein glitzernder Kronleuchter, edel gemusterte Tapete, historische Stiche an den Wänden, poliertes Mahagoni-Gestühl, die Tafel mit Damast und Silber eingedeckt. Stil, den Margot zu schätzen wusste. Man hatte sie links neben ihren Sohn platziert, der – wie es sich für das Oberhaupt der Familie gehörte – am Kopf der Tafel saß. Zu ihrer Rechten saß Jan, ihr Enkel, der im letzten Augenblick auftauchte. Wenn sie Hartwig und Jan so betrachtete, erfüllte es sie mit Stolz. Sie war sich sicher, dass Jani eine ebenso erfolgreiche Karriere bevorstand wie seinem Vater. Er war zwar erst 18, aber kürzlich hatte er ein respektables Abitur hingelegt. Dafür hatte Margot ihm einen Hunderter spendiert, den Leistungswillen des Nachwuchses musste man schließlich unterstützen.

»Wenn es denn sein muss«, hatte Margot auf Hartwigs Bitte hin, unbedingt an diesem Empfang teilzunehmen, erwidert. Natürlich hatte sie sich über die Einladung gefreut, wollte nur ihre Rührung verbergen, dass er immer noch Wert darauf legte, sie an seinen Erfolgen teilhaben zu lassen. Er war so geraten, wie man sich einen Sohn wünschen konnte, auch wenn er in seiner Ehe nicht den besten Griff getan hatte. Mit Anja war sie von Anfang an nicht warm geworden. Nichts ließ sie sich sagen, wobei Margot es doch nur gut meinte. Vor allem in Sachen Erziehung. Ihre Meinung, dass man junge Menschen früh in die richtigen Bahnen lenken müsse und ihnen nicht zu viel Freiheiten lassen dürfe, traf auf viel Widerspruch bei ihrer Schwiegertochter. Sie halte das für Methoden von gestern, hatte Anja ihr ohne jedes Taktgefühl ins Gesicht gesagt.

Ein silberheller Klang, und das Raunen im Saal verebbte. Hartwig erhob sich von seinem Platz.

»Liebe Familie, liebe Freunde«, begann er in selbstbewusstem Ton. Es ging ihm also wieder gut. Nachdem er vor einigen Wochen geäußert hatte, dass das Leben auch andere Facetten habe, als um jeden Preis zweistellige Renditen zu erzielen, hatte sich Margot ernsthaft Sorgen gemacht.

»Manchmal stellt einen das Leben zur richtigen Zeit vor lohnende Aufgaben. Man könnte das als Glück bezeichnen«, fuhr Hartwig fort. »Dazu gehört allerdings der Mut zuzugreifen. Man muss Ja sagen können. In diesem Fall gab es für mich nicht den geringsten Zweifel.«

Sein Blick traf liebevoll Anja, die rechts neben ihm saß, wechselte dann zu Sabrina, seiner Tochter, Jan und jetzt zu ihr, seiner Mutter. Er sah ihr tief und lange in die Augen, als seine Stimme plötzlich bebte. »Es ist mir eine unsagbare Freude, euch heute Abend mitteilen zu können, dass es mir gelungen ist, ein Stück Geschichte zu retten. Eine Vergangenheit, aus der ich Zukunft machen will.«

Was das wohl heißen mochte?, dachte Margot.

»Hört, hört!«, warf einer der Gäste gut gelaunt ein.

»Wenn die Immobilienabwicklungen im Osten etwas Gutes gebracht haben, dann das: Ich habe unseren alten Familienbesitz wiedergefunden, und man hat ihn mir zum Kauf angeboten. Das alte heruntergekommene Gut stand plötzlich vor mir. Rette mich, mach etwas aus mir!, forderte es mich auf. Und ich wusste: Das ist die Chance deines Lebens. Die kannst du dir nicht entgehen lassen.«

Margot schluckte. Hatte sie richtig gehört? Das sollte doch nicht etwa heißen …?

»Gut Groß Bernow an der schönen Müritz ist wieder Teil unserer Familie. Ich werde es zusammen mit Anja aufbauen, und ihr seid alle willkommen, uns dort oben an den tausend Seen zu besuchen.« Mit Tränen in den Augen wandte er sich jetzt an sie. »Es erfüllt mich mit besonderem Stolz, liebe Mutti, dass ich zurückgeben kann, was man dir damals gestohlen hat. Darauf lohnt es sich anzustoßen!«

Während Margot noch immer wie erstarrt dasaß, bemerkte sie, dass auch Anja dreinblickte, als glaube sie nicht, was sie da hörte. Sabrina und Jan hingegen schienen die...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2022
Reihe/Serie Die große Deutschland-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2. Weltkrieg • Adlige • Bonn • DDR • Deutsch-Deutsche Zeitgeschichte • Die Gutsherrin • Fabia Waldner • Familie • Familiengeheimnis • Familiengeschichte • Familiensaga • Familien-Saga • Flucht in den Westen • Gutshaus • Gutshof • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Mecklenburg-Vorpommern • Müritz • Nachkriegszeit • NS-Diktatur • NS-Verbrechen • Ostdeutschland • romantisch • Vergangenheit • Wende • Wende in der DDR • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-8412-2978-6 / 3841229786
ISBN-13 978-3-8412-2978-6 / 9783841229786
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