Hamburger Killergang: Zwei Fälle für Kommissar Jörgensen 20 -  Alfred Bekker

Hamburger Killergang: Zwei Fälle für Kommissar Jörgensen 20 (eBook)

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2022 | 1. Auflage
260 Seiten
Ybeling Verlag
978-3-7532-0050-7 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Krimis um Kommissar Uwe Jörgensen von der Kripo Hamburg:
Kommissar Jörgensen und die Mutprobe
Die Mutprobe einer Jugendgang endet in einem Blutbad. Die Gang-Mitglieder geraten an einen Gangster-Boss, der sich sein Portemonnaie partout nicht abnehmen lassen will. Doch das ist nur der Auftakt für eine Serie von blutigen Ereignissen, die Hamburg erschüttern. Ein brutaler Kampf mächtiger Syndikate entbrennt - und die Ermittler folgen der Spur des Todes.
Kommissar Jörgensen und der gerechte Zorn
Eine Reihe von Anschlägen auf Kliniken stellt die Ermittler vor ein Rätsel. Stecken radikale Aktivisten dahinter? Als dann das Morden beginnt, müssen die Fahnder umdenken...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

3


 

Kriminaldirektor Bock machte ein ernstes Gesicht. Roy und ich saßen zusammen mit einer Reihe weiterer Kollegen der ‘Kriminalpolizeilichen Ermittlungsgruppe des Bundes’ im Besprechungszimmer unseres Chefs im Polizeihauptpräsidium in Hamburg. Neben mir saß der Kollege Roy Müller. Mein Name ist Kriminalhauptkommissar Uwe Jörgensen.

»Wenn wir Pech haben, dann ist der Tod von Luigi Scarlatti nur der Auftakt eines ausgewachsenen Bandenkrieges«, erklärte Herr Bock.

Scarlatti und seine Bande versuchten zurzeit mit allen Mitteln, die Vorherrschaft der Russen und Ukrainer aus Hamburg im Bereich der illegalen Müllentsorgung zu brechen. Die Gewinnspannen in diesem Zweig des organisierten Verbrechens überschritten seit Jahren schon die des Drogenhandels bei weitem. Ein unerwünschter Nebeneffekt immer höherer Umweltstandards und knapper werdender Lagerkapazitäten auf den legalen Sondermülldeponien.

Herr Bock wandte sich an Kommissar Max Warter aus dem Innendienst.

»Ich hatte Sie gebeten, für die anwesenden Kollegen ein Dossier über Herrn Scarlattis bisherigen Werdegang zusammenzustellen, Max.«

»Habe ich auch gemacht. Es wird gerade noch ausgedruckt. Im Wesentlichen lassen sich unsere bisherigen Erkenntnisse folgendermaßen zusammenfassen: Luigi Scarlatti übernahm vor drei Jahren die Geschäfte seines Vaters Tony, der außer Landes ging, bevor die Justiz gegen ihn vorgehen konnte. Jetzt sitzt Tony Scarlatti in Marokko und kann davon ausgehen, dass wahrscheinlich auch in den nächsten zwanzig Jahren nicht ausgeliefert wird.«

»Und selbst wenn«, ergänzte Herr Bock. »Scarlatti senior hat frühzeitig dafür gesorgt, die Gewinne aus seinen illegalen Geschäften ins Ausland zu transferieren. Er wäre reich genug, um in Marokko die Justiz in seinem Sinn zu bestechen.«

»Aus diesem sicheren Hafen wird ihn wohl so schnell auch niemand hervorlocken können«, war ich überzeugt.

Herr Bock hob die Augenbrauen.

»Wer weiß? Sein Sohn Luigi Scarlatti wurde jedenfalls gestern am frühen Abend auf der Elbbrücke unter sehr eigenartigen Umständen erschossen, was auch für das alte Familienoberhaupt die Lage ändern könnte. Jeder von Ihnen, der die Lokalnachrichten oder das Frühstücksfernsehen eingeschaltet hatte, wird die Bilder von der Rauchwolke gesehen haben, die Richtung Altona zog.«

Max Warter projizierte ein Bild an die Wand, das den Tatort nur wenige Minuten nach dem Anschlag zeigte. Ein Hubschrauber der Polizei hatte das Foto gemacht. Die Rauchfahne war deutlich zu sehen.

»Die Kollegen der Polizei und der Autobahnpolizei haben gestern Abend noch Dutzende von Zeugen befragt. Einige unserer Kommissare waren auch dabei. Danach ergibt sich folgendes Bild: Eine Gruppe von sieben bewaffneten Roller-Skates-Fahrern schnellte zwischen den im Stau stehenden Fahrzeugen her und begann damit, die wehrlosen Insassen auszurauben. Einer von ihnen drohte mit einer Handgranate für ein Inferno zu sorgen ...«

»Was ihm ja wohl auch gelungen ist«, sagte Stefan Czerwinski. Der Stellvertreter von Kriminaldirektor Bock nippte an seinem Kaffeebecher.

Max Warter kratzte sich am Kinn.

»Den Zeugenaussagen nach lief das Ganze nicht so, wie diese Roller-Skates-Gang es wohl geplant hatte. Ein Porschefahrer zog eine Waffe und wehrte sich. Das war Luigi Scarlatti. Er lieferte sich mit den Angreifern ein Feuergefecht. Insgesamt drei von ihnen kamen ums Leben. Dabei wurde die Handgranate ausgelöst. Die sterblichen Überreste der drei Roller-Skates-Fahrer sind beim Gerichtsmediziner und ich hoffe, dass wir möglichst bald wissen, um wen es sich handelt. Durch die Explosion sowie durch die Luft geschleuderte Metallteile kamen außerdem die nach unseren bisherigen Erkenntnissen völlig unbeteiligten Insassen eines Sportcoupés ums Leben. Einige Dutzend Personen erlitten Verletzungen.«

»Hatten die Täter es denn wirklich auf Herrn Scarlatti abgesehen oder handelte es sich vielleicht doch um einen Raubüberfall?«, hakte mein Freund und Kollege Roy Müller nach.

Max Warter zuckte die Achseln.

»Wir wissen es nicht. Nur eins steht fest: Es gibt einige Leute bei der Müllmafia in Hamburg, denen Scarlattis Tod gut in den Kram passt. Und der alte Herr Scarlatti wird jetzt Blutrache schwören.«

»Also können wir uns so oder so in nächster Zeit auf einiges gefasst machen«, schloss Herr Bock. »Luigi Scarlattis zweiter Mann hier in Hamburg ist ein gewisser Rocco Neverio. Ein ‘Ndrangheta-Gangster. Gehört zur Familie, ein Großcousin glaube ich. Wir gehen davon aus, dass er die Geschäfte weiterführt.«

»Wenn die Hypothese stimmt, dass die dahinterstecken, die wir vermuten, dann wird Neverio mit Sicherheit die Nummer Zwei auf der Todesliste sein«, stellte Stefan Czerwinski fest.

Herr Bock nickte.

»Oder die Scarlatti-Familie schlägt zurück und es erwischt einen dieser Bosse. Aber wir werden nicht zulassen, dass das passiert. Unter keinen Umständen.«

»Für mich sieht das Ganze eher aus wie eine dieser Mutproben, wie man sie von den Gangs aus St. Pauli oder Harburg kennt«, meinte ich.

Bei derartigen Mutproben mussten neu aufgenommene Mitglieder Straftaten begehen, die sie an die Gang banden. Es kam auf die Coolness des Auftritts an. Die Neuen mussten sich Respekt innerhalb der Gruppe verschaffen und zeigen, was für tolle Typen sie waren. Die Effektivität stand nicht an erster Stelle. Ihr Geld machten diese Gangs normalerweise im Drogenhandel oder anderen Zweigen des organisierten Verbrechens. Auf jeden Fall gab es einträglichere Möglichkeiten für sie, Geld einzunehmen, als das Car-Mugging im Stau der Elbbrücke.

Herr Bock nickte.

»Normalerweise würde Ihnen jeder hier im Raum sofort zustimmen, Uwe, aber in diesem Fall heißt das Opfer Luigi Scarlatti. Und an so eine Nummer würden sich die üblichen Gangs nicht im Traum herantrauen.«

»Sie meinen, dieses Theater mit den Roller-Skates, den langen Mänteln und dem Brieftaschenraub war nur vorgetäuscht?«, hakte ich nach.

»Diese Möglichkeit sollten wir nicht ausschließen«, fand Herr Bock.

»Immerhin sind Roller-Skates doch auch total out«, mischte sich Ollie ein. »Heute fährt doch jeder Inliner.«

»Die haben allerdings eine viel geringere Stabilität und lassen sich nicht so sicher stoppen«, erläuterte Max Warter. »Bei Roller-Skates sind die Rollen jeweils paarweise unter dem Schuh angebracht, bei Inlinern dagegen in einer Reihe.«

Stefan Czerwinski meldete sich zu Wort.

»Wie sind die Kerle eigentlich geflohen?«, hakte er nach. »Ich meine, vorausgesetzt, unter diesen Mänteln haben sich keine Mädels versteckt!«

Max Warter zoomte die Elbbrücke etwas näher heran. Dann markierte er mit seinem Laserpointer eine ganz bestimmte Stelle.

»Sehen Sie hier! Genau dort wartete nach Angaben mehrerer Zeugen ein Mercedes-Transporter in entgegengesetzter Fahrtrichtung. Da herrschte nämlich kein Stau! Die Roller-Skates-Gangster kletterten über die Leitplanken und verschwand im Transporter. Glücklicherweise hat sich ein Zeuge bei der Polizei gemeldet, der sich die Nummer aufgeschrieben hatte.«

»Wenigstens gibt es ab und zu noch so etwas wie Zivilcourage«, raunte Roy mir zu.

Manche Leute glauben, Zivilcourage müsse immer bedeuten, dass man den Helden spielt. Oft genug besteht sie aber zum Beispiel nur darin, dass man sich eine Nummer aufschreibt oder sich als Zeuge meldet, anstatt so zu tun, als würde einen das alles nichts angehen.

»Der Transporter wurde einen Tag zuvor genau um 12.38 Uhr als gestohlen gemeldet«, fuhr Max Warter fort. »Halter ist ein gewisser Harry Martens. Ihm gehört ein Geschäft auf St. Pauli.« Warter zeigte ein Bild von Martens, das offensichtlich aus den über das Datenverbundsystem SIS stammenden Fahndungsdateien stammte. »Martens ist wegen Versicherungsbetrugs vorbestraft, deswegen haben wir ihn in den Archiven.«

Der Kollege Oliver 'Ollie' Medina meldete sich zu Wort.

»Was hat er genau gemacht, Max?«

»Es ging um fingierte Unfälle. Das hat mit der Sache von gestern Abend nichts zu tun.«

»Aber wir wissen, dass Martens sich schon auf krumme Touren eingelassen hat«, ergänzte ich.

Max nickte.

»Diesmal ist auch etwas faul. Er wurde wegen überhöhter Geschwindigkeit auf der 75 geblitzt - eine halbe Stunde nachdem angeblich sein Wagen gestohlen worden war! Das Foto, das dabei entstand, zeigt eindeutig Martens, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel.«

Herr Bock wandte sich an Roy und mich. »Ich möchte, dass Sie sich diesen Martens mal vornehmen. Möglicherweise hat er was mit der Sache zu tun oder kann uns zumindest wertvolle Hinweise geben.«

»In Ordnung, Herr Bock«, sagte ich.

Unser Chef wandte sich an Stefan Czerwinski.

»Nehmen Sie alle unter die Lupe, die irgendwie mit den Scarlattis zusammenhängen, Stefan. Aktivieren Sie jeden Informanten, der etwas...

Erscheint lt. Verlag 4.5.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7532-0050-6 / 3753200506
ISBN-13 978-3-7532-0050-7 / 9783753200507
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