Die Jahreszeiten - in deutschen Jamben (The Seasons) (eBook)

(Autor)

Heinrich Harries (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2022
240 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-8138-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Jahreszeiten - in deutschen Jamben (The Seasons) - James Thomson
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James Thomsons "Jahreszeiten" ist eines der berühmtesten Langgedichte der englischen Literatur. 1730 erstmals erschienen, erfreute es sich rasch enormer Beliebtheit und wurde bald darauf in verschiedene Sprachen übersetzt. Das Gedicht ist in Blankversen verfasst und nach antiken Vorbild nicht gereimt, um nicht banal zu wirken. Sprachgewaltig und mitreißend werden darin die vier Jahreszeiten, Naturbeobachtungen, ländliches Idyll und bäurischer Alltag beschrieben, zudem enthält es Gedanken philosophischer Natur. Von "Die Jahreszeiten" existieren mehrere Übersetzungen ins Deutsche, die vorliegende von Heinrich Harries dürfte eine der akkuratesten - und dabei in Form und Stil auch eine der ansprechendsten sein. Die vorliegende Ausgabe enthält ferner eine kurze Biographie des Autors, eine von William Collins zu Ehren des Autors geschriebene Ode sowie, zum Abschluss der Jahreszeiten, einen angehängten "Hymnus". Die Verszählung des Originals wurde beibehalten, somit ist die Ausgabe auch zu Studienzwecken geeignet.

Der Frühling.


Inhalt.

DER Stoff wird vorgelegt, und der Gräfin von Hetford zugeeignet. Die Jahreszeit wird geschildert, wie sie auf die verschiedenen Teile der Natur wirkt vom Niedern zum Höhern aufsteigend, mit Abschweifungen, vom Gegenstande veranlaßt – ihr Einfluß auf die unbelebte Materie auf die Pflanzenwelt auf die Tierschöpfung auf den Menschen – schließt mit einer Warnung vor der wilden regellosen Liebe, im Gegensatz mit der einer reinern und glücklichern Art. –

Der Frühling.

Komm, holder Frühling! Himmelsmilde, komm!

und sanft umtönt von jungen Melodien,

steig aus dem Busen jenes Taugewölks,

umschattet rings von Rosenblütenschauern,

auf unsre lächelnden Gefilde nieder!

O, edle Hetford! die du, gleich gewandt,

mit ungezierter Hold am Hofe schimmerst,

und in dem sanft verschwisterten Geleite

der Unschuld und der sinnenden Betrachtung

die Flur durchirrst o! lausche meinem Liede,

das deine Jahrszeit malt, wenn die Natur

so hold und blühend rings erscheint wie du!

Sieh! fern nach Norden zieht, mit finstrer Stirn,

der Winter ab, und ruft sein stürmend Heer!

Es kommt, verläßt die heulenden Gebirge,

das öde Tal, den trümmervollen Wald,

und weichet mildern Lüften; Sanft berührt

von ihrem Anhauch, fließt in trüben Strömen

der Schnee herab, und die Gebirge heben

ihr grünes Haupt nun wieder himmelan.

Noch unbefestigt schwankt das junge Jahr;

Oft schickt der Winter scharfen Abendhauch,

durchschauert den blassen Morgen, und entstellt,

mit seinem wilden treibenden Gestüber,

den trüben Tag, so daß der Sternenreiher18

die Zeit kaum weiß, das hallende Gesümpf

mit eingesenktem Schnabel durchzudröhnen,

noch auch der Kiebitz, wenn er vom Gestade

die Heide suchen, und sein wildes Lied

der lauschenden Einöde singen soll.

Die milde Sonn’ entrollet nun dem Widder,

der helle Stier empfängt sie; Kälte krampft

den weiten Luftraum länger nicht zusammen,

der Leben selbst, und Lebensodem strömend,

die lichten Wolken bis zum Äther hebt,

und an des Himmels Hochgewölbe sie

dünn, weiß und flockig auseinander treibt.

Leicht fliegen jetzt die lauen Lüftchen aus,

und grenzenlos und lieblich wallend streift

die rege Mild’ umher, und löst die Erde;

Der harrende Landmann fühlt entzückungsvoll

die lindere Natur, und treibet nun

die muntern Stier aus ihren Winterställen,

dorthin, wo noch der wohlgenutzte Pflug,

vom Frost entfesselt, in der Furche liegt;

Gutwillig leiht dem angeschirrten Joch

das Tier den Nacken und beginnt sein Werk,

beim Lerchenlied und ländlichen Gesang:

indes sich über die geschliffne Schar

der Treiber lehnt, die angehäuften Klöße

zerteilt, das Ganze lenkt, und seitwärts hin,

in langen Reih’n, die Schollen niederlegt.

Dort schreitet über nachbarliche Felder

der weiße Sämann mit gemess’nem Schritt,

und streut sein Samenkorn mit vollen Händen

in den getreuen Schoß der Erde hin;

Die rauhe Egge folgt, und schließt die Szene.

Nun deine Huld, o Himmel! Menschen haben

das ihrige getan; O! weht ihr Segenslüfte!

du sanfter Tau! ihr milden Regenschauer!

o sinkt erquickend auf die junge Flur!

und du, o Sonne, Weltbeleberin,

durchmildre alles zum vollendten Jahr!

Ihr überzärtlichen, in Pomp und Stolz

und Üppigkeit und weiche Ruh’ versunken –

glaubt diesen Stoff nicht unwert eures Ohrs!

Es war ein Stoff wie dieser, welchen einst

der ländliche Virgil19 dem edlen Rom,

der Weltbeherrscherin, zu singen wagte,

als hier, in griechischer Verfeinerung,

Geschmack und Kunst in voller Blüte stand.

Der heilige Pflug beschäftigte vor Zeiten

die Fürsten und der Menschheit hehre Väter;

Sie, neben denen ihr, Insektenschwärme,

nur Wesen eines Sommertages seid –

Sie, jeder weichlichen Verwöhnung gram,

oft legten sie die ungeschwächte Hand,

mit der sie einst des Reiches Waage hielten,

und Kriegesstürme lenkten an den Pflug,

und fühlten hier sich unabhängig groß!

Ihr edlen Briten! o verehrt den Pflug;

und möchte stets auf euern Wonnetälern,

und lichten Hügeln, weit und grenzenlos

Autumnus20 seine reichsten Segnungen,

dem Sonnenstrahl entfalten! Möchte so,

wie durch sein blaues stürmisches Gebiet

das Meer euch huldigt, und von tausend Küsten

des Lebens Pomp in eure Häfen wälzt –

dem reichen Boden Albions gelingen,

mit höh’rer Milde über jedes Land

die bessern Gaben der Natur zu schütten,

zu kleiden nackte Völker, und auf immer

der Kornbehälter einer Welt zu sein,

Nicht durch die lindern Lüfte atmet bloß

der holde Wechsel; Alldurchdringend schießt

der Sonne Strahl bis zu den dunkeln Tiefen

der Pflanzenbildung, und entfesselt jede

geheime Kraft, die reges Steigens nun

weit auf der Blütenflur in tausend Farben

hervorgeht, in die deinige vor allen,

o heitres Grün! du allgemeines Kleid

der lächelnden Natur, worauf das Auge

mit immer neuer Lust und Labung weilt.

Vom feuchten Wiesental zum dürren Hügel

läuft frisches Grün, vom sanften West genährt,

und schwellt und neigt sich dem entzückten Blick.

Der Hag’dorn weißt, der säftevolle Hain

treibt seine Knospen, und entfaltet sich

allmählich, bis der ganze Blätterwald

in schöner Fülle ausgebreitet steht:

wo raschelnd durch verschlungne Brombeerstauden

das Wild sich schmiegt, versteckte Vögel singen,

und Weste seufzen. Jetzt, auf einmal, glüht

von dir, o schnell und heimlich wirkende

Natur, geschmückt mit jeder zarten Farbe

des jugendlichen Jahrs, der Garten auf,

und füllt die mildre Luft mit reichen Düften,

Indes gar heimlich die verheißne Frucht

als kleiner Embryo21 in ihrer Purpurhülle gefaltet liegt –

Jetzt, da in Dampf und Schlaf

und Giftgedünst die Stadt begraben liegt,

jetzt laß von hier, im frischen Morgenhauch,

mich übers tauige Gefilde wandern,

und vom gebognen Busch die zitternden

Perltropfen schütteln, wenn mein rascher Gang

durchs volle Laub der wilden Hagbutthecke

sich windet, oder laß mich an dem Duft

der Senne22 mich erlaben, oder auch

von einem Hügel, auf Augustas23 Flächen,

die weit verstreute Landschaft überschaun:

Ein grenzenloses Glühen, ein Gemisch

von frischen Blüten, weiß und purpurfarb,

wo schnell der Blick von Wonn’ auf Wonne schwärmt,

und, unter’m schönen Überfluß versteckt,

den goldnen Herbst erspäht.

O! wenn nur nicht,

von Russiens Wüsteneien weggestäupt,

ein scharfer Windstoß seinem feuchten Flügel

den zähen Mehltau weit umher entschüttelt,

und, trocknen Odems, späte Fröste weht,

vor deren Hauch der aufgeblühte Lenz

durch all sein zartes Laub zusammenschaudert:

ein weit zerstörtes totes Trauerfeld –

Denn, ach! es wälzt, erzeugt in Nordens Nebeln,

Sich, in zehntausend Myriaden, oft

ein wimmelndes Insektenheer hervor,

und frißt verwüstungsvoll, vom Gifthauch angereizt,

durch Knosp’ und Rinde zum geschwärzten Kern

sich emsig seinen Pfad! Ein schwaches Volk,

doch nur zu oft die Heerschar des Verderbens!

Der Hungerwurm schleicht ihrem Zuge nach,

und jede Erntehoffnung stirbt dahin.

Dies Unheil zu verbannen, brennet oft

der kluge Pächter Spreu und lodernd Stroh

vor seinem Baumhof, bis der heimliche,

von dicken Wolken rings umqualmte Feind

aus jeder Spalte fülle; bestreut auch, wohl

mit Pfefferstaub die Blüten: tödlich Gift

dem frostigen Geschlecht; ersäuft sie auch,

sobald das angesteckte Blatt sich kräust,

in ihrem Nest, mit aufgespritztem Wasser,

und hütet sich, das kleine Streifgevögel,

das jene Plünderer mit flinkem Schnabel

so emsig aufpickt, unklug zu verscheuchen.

Nur Mut gefaßt, ihr Hirten! Jene Stürme,

so scheinbar grausam, toben nicht umsonst!

Fern drängen sie mit Riesenmacht von hier

die sinkende getürmte Wolkenmasse,

die flutenschwanger übers weite Meer

herbeigeführt, in grenzenlosen Zügen,

die Sommermild’ ersticken, und das rohe

noch ungereifte Jahr ersäufen...

Erscheint lt. Verlag 19.5.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte ann radcliffe • Castle of Indolence • Mary Shelley • Milton • Thompson
ISBN-10 3-7562-8138-8 / 3756281388
ISBN-13 978-3-7562-8138-1 / 9783756281381
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