G. F. Unger Western-Bestseller 2574 (eBook)

Golden Gulch

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3646-6 (ISBN)

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G. F. Unger Western-Bestseller 2574 - G. F. Unger
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Ich stieß einen Pfiff aus, als ich das Mädchen zum Store eilen sah. Das volle, weizengelbe Haar und die braunen Augen erregten meine Bewunderung. In diesem Augenblick wäre ich gern der Storekeeper gewesen. Ich hätte mich nicht so abweisend und breitbeinig vor der Ladentür aufgebaut.
»Dir verkaufe ich keinen Hufnagel, schon gar nicht auf Kredit, Nancy Britt!«, rief er unfreundlich und drängte das Mädchen von der Tür.
Das Mädchen öffnete die Hand, hielt dem Grobian mehrere Dollars unter die Nase und entgegnete unerschrocken: »Mister, wenn Sie mir nichts verkaufen, hole ich den Sheriff, und der schließt dann Ihren Laden!«
Der Keeper lief rot an und keuchte: »Sag deinem Vater, ihr sollt hier verschwinden, sonst wird Hank Ringloke euch helfen, dieses County rasch zu verlassen.«
Das Mädchen schien zuerst entgeistert von der Drohung des Mannes, doch dann explodierte es und schleuderte dem Storekeeper die Dollars ins Gesicht ...


Golden Gulch

Ich stieß einen Pfiff aus, als ich das Mädchen zum Store eilen sah. Das volle, weizengelbe Haar und die braunen Augen erregten meine Bewunderung. In diesem Augenblick wäre ich gern der Storekeeper gewesen. Ich hätte mich nicht so abweisend und breitbeinig vor der Ladentür aufgebaut.

»Dir verkaufe ich keinen Hufnagel, schon gar nicht auf Kredit, Nancy Britt!«, rief er unfreundlich und drängte das Mädchen von der Tür.

Das Mädchen öffnete die Hand, hielt dem Grobian mehrere Dollars unter die Nase und entgegnete unerschrocken: »Mister, wenn Sie mir nichts verkaufen, hole ich den Sheriff, und der schließt dann Ihren Laden!«

Der Keeper lief rot an und keuchte: »Sag deinem Vater, ihr sollt hier verschwinden, sonst wird Hank Ringloke euch helfen, dieses County rasch zu verlassen.«

Das Mädchen schien zuerst entgeistert von der Drohung des Mannes, doch dann explodierte es und schleuderte dem Storekeeper die Dollars ins Gesicht ...

»Die Bezahlung für Ihre Warnung!«, rief es empört. »Sie wagen es, uns mit diesem Revolverhelden zu drohen, der schon einige Siedler auf dem Gewissen hat?« Lange aufgespeicherter Groll brach aus Nancy Britt hervor. »Ja«, rief sie, »wir kennen diesen Ringloke! Die Rinderzüchter haben ihn angeworben, obwohl sie das natürlich abstreiten. Und weil mein Vater zum Sprecher und Anführer der Siedler gewählt wurde, steht er wahrscheinlich an erster Stelle auf Ringlokes Liste. Aber mein Vater ist unbewaffnet. Das wissen alle. Selbst ein Mann wie Ringloke wird sich davor hüten, einen unbewaffneten ...«

Sie verstummte jäh. Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken.

Der Storehalter und ich sahen wie sie zur anderen Straßenseite hinüber.

Schräg gegenüber lag die Filiale der Nebraska-Bank. Dort war ein Mann aufgetaucht, den ich kannte, der Siedler Tom Britt. Das Mädchen war seine Tochter.

Tom Britt sah aus wie fast alle Siedler: arm, etwas krumm von der schweren Arbeit und müde. Sein müdes Aussehen hing wohl damit zusammen, dass er soeben vom Bankleiter eine Absage wegen eines Kredites erhalten hatte.

Aber plötzlich straffte er sich, stieß die geballte Linke in den rechten Handteller und machte eine Schulterbewegung, als wollte er ausdrücken: Na schön, dann schaffen wir es eben ohne die Hilfe dieser lausigen Bank.

Er kam über die staubige Fahrbahn und ging zu dem leichten Wagen, der etwa zwanzig Schritte vom Storeeingang entfernt am Rand des Gehsteigs abgestellt war.

Vor den Wagen war ein typisches Siedlerpferd, ein Zwanzig-Dollar-Gaul, eingespannt. Es war ein Tier, das auch den Pflug ziehen musste und gleichzeitig als Reittier diente.

Tom Britt beachtete uns nicht. Wahrscheinlich hatte er schon begriffen, dass man seiner Tochter im Store nichts verkaufte. Er erwartete wohl, dass sie kommen würde, sobald er auf dem Fahrerbock saß.

Er band das Pferd vom Haltebalken los, als plötzlich ein Mann auftauchte. Er kam um einen Wagen herum und rief: »He, Mister!«

Ich hielt Nancy Britt zurück, die davonstürzen wollte. Sie wehrte sich etwas, aber sie war noch so zart, dass ich sie mühelos halten konnte.

»Das ist Hank Ringloke«, sagte ich. »Deinem Vater wird es nicht recht sein, wenn du ihm jetzt dazwischenkommst. Und wenn er unbewaffnet ist, brauchst du dir ja keine Sorgen um ihn zu machen. Selbst ein Schießer wie Hank Ringloke kann ihm dann nichts tun.«

Das Mädchen hörte auf, sich zu wehren.

Wir standen da und sahen schweigend zu. Nur der Storehalter neben uns schnaufte schwer, vielleicht weil er besser wusste als das Mädchen und ich, was nun kommen würde.

Tom Britt wandte sich dem Revolverhelden zu.

»Meinen Sie mich, Mister?«, fragte er höflich.

»Sicher«, antwortete Hank Ringloke und grinste. »Es ist wegen des Pferdes«, fügte er hinzu. »Das Tier wurde mir vor einiger Zeit gestohlen. Ich muss Sie für den Dieb halten, Mister. Wissen Sie, was ich mit einem Pferdedieb mache?«

Tom Britt stand steif und still.

Dann erwiderte er: »Ich bin unbewaffnet. Und ich kann beweisen, dass ich dieses Tier ordnungsgemäß kaufte. Ich habe sogar noch den Kaufvertrag in der Jackentasche. Hier ...«

Er unterbrach sich und griff in die Innentasche seiner Jacke.

Da krachte auch schon der Schuss. Hank Ringloke hatte zauberhaft schnell gezogen und geschossen.

Tom Britt brachte seine Hand gar nicht mehr aus der Tasche, so schnell starb er. Er machte einen Schritt nach vorn und fiel vor Hank Ringlokes Füße.

Nancy Britt neben mir schrie wie verrückt. Als sie sich von mir losriss, ließ ich sie laufen. Sie rannte zu ihrem toten Vater und kniete neben ihm nieder.

Ich aber starrte auf Hank Ringloke. Er hielt den rauchenden Colt noch in der Hand und sah zu mir und dem Storehalter hinüber.

»Ihr habt es gesehen, nicht wahr?«, fragte er kalt. »Und auch gehört. Als ich ihn des Pferdediebstahls bezichtigte, griff er nach seiner Waffe. Ich musste ihn erschießen. Was macht man sonst mit einem gestellten Pferdedieb, der zur Waffe greift?«

Ich sah den Storehalter an. Er war Stadtrat und sang im Kirchenchor, wenn in der großen Scheune des Frachtwagenhofes Gottesdienst gehalten wurde. Er war ein geachteter Mann.

Jetzt sah er starr auf Hank Ringloke und bestätigte wie ein gehorsamer Junge.

»So war es, Mister. Sie nannten ihn einen Pferdedieb, und er griff in die Tasche. Sie mussten glauben, dass er mit einem Derringer durch seine Jacke schießen würde. Ja, das kann ich bezeugen.«

Hank Ringloke grinste freudlos. Er war sandfarben und hager wie ein Wüstenwolf. Man konnte sich auf den ersten Blick in ihm täuschen, bis man in seine Augen sah. Dann wusste man Bescheid.

Er wandte sich an mich. »Und du, Junge?« Ich war schon so groß wie er, doch gewiss noch fünfzig Pfund leichter.

»Sie haben ihn ermordet«, sagte ich. »Er hatte keine Waffe, und er sagte das auch. Er wollte Ihnen den Kaufvertrag für das Pferd zeigen. Sie hatten keinen Grund, daran zu zweifeln. Es war Mord! Ich werde das meinem Vater berichten.«

»Und wer ist dein Vater, Junge?«, fragte er lässig, wobei er schief lächelte.

»Der Sheriff«, bekannte ich stolz, denn ich bildete mir viel auf meinen Vater ein.

Hank Ringlokes Lächeln gefror augenblicklich.

Er höhnte: »Sag es ihm nur, Junge, und du wirst bald keinen Vater mehr haben. Sag es ihm nur. Bill Shannon hat keinen schlechten Namen als Revolverkämpfer, ich weiß. Doch er ist alt. Gegen mich hat er keine Chance. Du hast es in der Hand, Junge, ob dein Vater sterben oder leben wird.«

Nach diesen Worten ging er.

Er verschwendete keinen Blick mehr auf den Mann, den er getötet hatte.

Ich sah auf Nancy Britt, die mit zuckenden Schultern im Staub kniete. Langsam ging ich zu ihr. Als ich mich neben sie hocken wollte, sah ich meinen Vater kommen.

Hank Ringloke war im Saloon verschwunden.

Mein Vater hatte den etwas schwerfälligen, stelzbeinigen Gang eines Mannes, der im Sattel daheim ist. Er hatte schon an vielen Orten den Stern getragen und hatte für die Eisenbahn und für Wells Fargo gearbeitet.

Als er auf uns zukam, fiel mir erst richtig auf, wie grau er geworden war. Ich hörte Hank Ringloke wieder sagen: »... doch er ist alt. Gegen mich hat er keine Chance. Du hast es in der Hand, Junge, ob dein Vater sterben oder leben wird.«

Da überfiel mich plötzlich Furcht.

Es liefen natürlich auch andere Leute herbei. Nachdem Ringloke im Saloon verschwunden war, wagten sie es.

Die Anwesenheit des Sheriffs ermutigte sie zu diskutieren. Ein paar mitleidige Frauen nahmen sich des weinenden Mädchens an.

Ich hörte meinen Vater fragen: »Wer war Augenzeuge? Sie, Storeman?«

Der Storehalter nickte, schluckte und sah einen Moment unsicher auf mich.

Und dann hörte ich ihn lügen, wie es Hank Ringloke von ihm verlangt hatte. Mein Vater hörte schweigend zu.

Dann untersuchte er den Toten.

Als er sich aufrichtete, stellte er fest: »Aber der Siedler hatte keine Waffe bei sich.«

»Er griff jedoch in die Tasche«, erwiderte der Storehalter gereizt, wandte sich um und verschwand in seinem Laden.

Mein Vater blickte mich an.

Ich schwieg.

Aber dann fragte er vor allen Leuten: »Cash, du bist mein Sohn. Sag mir die Wahrheit! Wie war es?«

Ich zögerte und musste würgend schlucken.

Aber dann loderte der wilde Zorn in mir hoch. Ich kannte ja die Feigheit der Menschen noch nicht.

Ich hörte mich wild und heftig sagen: »Es war Mord, richtiger Mord! Der Storehalter ist eine feige Ratte. Er hat genau das gesagt, was Ringloke ihm befohlen hat. Ringloke beschuldigte den Siedler, ihm ein Pferd gestohlen zu haben. Der Mann sagte, dass er unbewaffnet wäre und außerdem den Kaufvertrag zeigen könnte. Er wollte das Papier aus der Tasche holen. Da erschoss ihn dieser Mörder. Und wenn du dir das bieten lässt, dann ist ...«

»Schon gut, Cash«, beschwichtigte mich mein Vater. Er wandte sich um und ging zum Saloon hinüber, in dem Hank Ringloke verschwunden war.

Ich aber wandte...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2022
Reihe/Serie Western-Bestseller
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-3646-8 / 3751736468
ISBN-13 978-3-7517-3646-6 / 9783751736466
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