Das Haus Zamis 44 (eBook)

Sei verflucht, Coco Zamis!
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3655-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 44 - Christian Montillon
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Jaya sah an sich herab. Sie sah das Blut über ihre Beine rinnen, und plötzlich spürte sie auch den Schmerz. Er raste durch ihre Nervenbahnen und lähmte ihren Verstand.
»Wo - ist - das - Dämonenschwert?« Der Maskenträger leckte sich über die spröden Lippen. »Sag es!«
»Ich weiß es nicht«, stammelte Jaya.
»Doch, das Wissen darum ist in dir!«, beharrte der Folterknecht - und er behielt auf unheimliche Weise recht. Jayas Bauch platzte auf, genau an der Stelle, an der er ihr die erste Wunde zugefügt hatte. Warmes Blut spritzte ... und aus der Wunde kroch ein Lebewesen, eine Mischung aus Mensch und Ratte!

Coco hat den Todesflug überstanden und ist unversehrt in Kalkutta angelangt ... Unversehrt? Schockiert bemerkt sie, dass ihre Erinnerungen schwinden: an Wien, an ihre Familie. Kurz darauf wird sie von einem unheimlichen Rattenwesen attackiert, das offenbar schon seit Jahrhunderten sein Unwesen in Kalkutta treibt ...


1. Kapitel


»Sie könnte genauso gut alt und hässlich sein«, erwiderte ein anderer. »Es kommt nur darauf an, was sie weiß!«

Eine dritte, dunkle Stimme ertönte, und Jaya erschauerte. Der Klang jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken, und für einen Moment vertrieb Abscheu die schreckliche Angst.

»Sie weiß nichts. Aber sie kann es in Erfahrung bringen. Sie wird es in Erfahrung bringen.«

Jaya schloss die Augen und stöhnte. Diese Worte löschten ihre letzte Hoffnung und den letzten Zweifel daran, dass ihre unheimlichen Entführer wussten, wer sie war. Was sie war.

Schwere Schritte näherten sich ihr. Gestank nach Tod und Verwesung schlug ihr entgegen.

»Sieh mich an!«

Die junge Inderin gehorchte. Sie wollte sich ihre Angst nicht anmerken lassen, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Lippen bebten.

»Ich brauche das Dämonenschwert.« Die Worte klirrten vor unirdischer Kälte. Die Lippen und die Zunge, die sie geformt hatten, waren spröde, wie tot. Die Mundhöhle barg faulige Zähne. Der Großteil des Gesichtes war von einer metallenen Maske verborgen, aus deren Seite Auswüchse wie Widerhaken ragten. Hinter den Augenlöchern glomm rotes Höllenfeuer. Strähniges graues Haar umrahmte den Schädel, dessen Nase – ein verschrumpeltes, scheußliches Ding – pfeifend Luft einsog.

»Ich weiß von keinem Schwert«, presste Jaya heraus. Ihr Magen revoltierte, die Muskeln verkrampften sich. Hilflos warf sie den Kopf hin und her, die einzige Bewegung, zu der sie fähig war. Die Arme und Beine waren brutal hinter dem Pfahl gefesselt. Eine Kette schlang sich erst über die Hüfte, dann über Taille und Brustkorb. Die eisernen Glieder pressten sich in ihr Fleisch, rieben über die Knochen.

»Du weißt es nicht«, höhnte der Unheimliche mit der Maske. Er brachte sein Gesicht ganz nahe vor das der Gefangenen. Die Haut der freiliegenden unteren Gesichtshälfte war schuppig und trocken wie altes Pergament.

Jaya fragte sich, ob er sie wirklich sehen konnte mit den leuchtenden breiten Augen der Maske. »Lass mich frei«, wimmerte sie.

Der Maskenträger lachte und schlug seine widerlichen Zähne in ihre Schultern.

Die junge Inderin schrie. Ihr Peiniger entfernte sich von ihr, spuckte Blut, Stoff- und Hautfetzen aus. »Ich werde dich niemals freigeben, meine Schöne. Lange habe ich nach dir gesucht, so lange.«

»Nach – mir?« Ihre Wunde pochte. Langsam ebbte der Schock der plötzlichen, unerwarteten Verletzung ab, ihre Gedanken klärten sich – und gleichzeitig kam der Schmerz.

»Nach jemandem wie dir. Du bist einmalig. Nur dein Schmerz wird mich an mein Ziel bringen. Deine Pein bringt die Erfüllung.«

Der Maskierte wandte sich ab. »Setzt euch«, befahl er den beiden anderen barsch.

Die Angesprochenen ließen sich auf zwei Stühlen nieder, die rechts und links des Pfahles platziert waren. Der Maskierte verschwand aus Jayas Gesichtsfeld. Sie hörte, dass auch er sich setzte, hinter ihr.

Damit ist eine Art Kreis geschlossen, dachte Jaya und erschauerte. Die Séance kann beginnen, und ich bin das Medium.

»Was nun, Betaphor?«, fragte der Korpulente.

»Sie wird unsagbare Qualen leiden, unsere kleine Seherin«, antwortete die kalte Stimme. »Im Bann der Schmerzen zeigt sich ihre wahre Befähigung.«

Die schwere Tür, durch die Jaya in dieses Verlies gebracht worden war, quietschte in den Angeln. Jemand kam herein.

Die Gefangene hörte nur Schritte, die sich ihr näherten, und das Nachschleifen eines Fußes. Ihr entging nicht, dass der Jüngere ihrer Entführer das Gesicht vor Ekel und Entsetzen verzog.

Eine kleine, gebückte Gestalt schlurfte an Jaya vorbei. Das Gesicht wirkte seltsam verwachsen. Die Glatze glänzte im Feuerschein der Fackeln an den Wänden. Kugelrunde Basedowaugen quollen weit aus den Höhlen, und anstelle der Augenbrauen zog sich eine gezackte Narbe über die Stirn.

»Ich darf dir deinen Folterknecht vorstellen«, dröhnte die Stimme des Maskierten durch das Verlies.

Die Gestalt stellte einen Koffer ab, den sie mit Mühe hierher geschleppt hatte, bückte sich und öffnete zwei Schnappschlösser.

Jaya wollte nicht hinsehen, aber etwas zwang sie dazu. Sie entdeckte Skalpelle, kleine Sägen und etwas, das wie ein winziger Morgenstern aussah.

»Das ist nicht alles, was ich mitgebracht habe«, sagte der Folterknecht. »Dieser Koffer hat noch viele Fächer.« Er griff nach einem der Skalpelle und besah sich die Klinge. Er setzte sie auf seine Handinnenfläche und schnitt sich selbst. Sofort quoll Blut aus der winzigen Wunde. »Gut, gut«, murmelte er und kam auf die Gefangene zu.

Er setzte das Skalpell an ihren Kehlkopf.

Jaya hielt die Luft an. Ihr wurde schwarz vor Augen.

Der Glatzköpfige kicherte. »Ich töte dich doch nicht. Betaphor braucht dich. Er braucht deinen Schmerz.«

Während er das letzte Wort sprach, schlitzte er das sackartige Gewand auf. Jayas nackter Körper trug nicht die geringste Verletzung davon.

Noch nicht.

Der Folterknecht rammte das Skalpell neben ihrem Hals in das Holz des Pfahles und riss die Fetzen der Kleidung ab, die von den Ketten gehalten wurden. Dann bückte er sich über seinen Koffer.

Als er sich wieder aufrichtete, sah Jaya nichts außer einer handspannenlangen, rasiermesserscharfen Schneide.

Dann folgte ein undefinierbares Gefühl in ihrem Bauchraum.

Sie sah an sich herab.

Alles war voller Blut, das warm über ihre Hüfte und Beine rann.

Als sei der Sichtkontakt nötig gewesen, damit ihr Verstand das Unfassbare akzeptierte, folgte erst jetzt der Schmerz. Und er kam mit unaufhaltbarer Wucht. Raste durch ihre Nervenbahnen und lähmte ihren Verstand.

»Die Wunde ist nicht tief«, teilte der Folterknecht beiläufig mit, bückte sich und schnitt über die samtbraune Haut zwischen Jayas Brüsten. »Auch das wird ihr nicht wirklich schaden.«

Jaya schrie, bis ein stahlharter Griff Kinn und Wangen umschloss und sie befürchtete, ihre Kieferknochen würden zerbrechen.

»Wo – ist – das – Dämonenschwert?« Der Maskenträger leckte sich über die spröden Lippen. Speichel tropfte herab und vermischte sich mit dem Blut der Gemarterten. »Sag es!«

Er drückte noch fester zu, und in Jayas Schädel hallte ein entsetzliches Knirschen wider. Etwas Hartes und Spitzes rutschte über die Zungen in die Kehle.

Sie würgte, riss den Mund gegen den Widerstand auf und schnappte nach Luft. Der Zahn glitt durch den Hals nach unten, sie hustete, und ihr war, als würden ihre Lungen zerreißen. »Weiß ... nicht«, hauchte sie undeutlich.

Der Maskierte lockerte den Griff.

Sofort ebbte der Schmerz ab..

Jaya öffnete die Augen und empfand sogar so etwas wie Dankbarkeit.

Dann raste eine muskulöse, klauenartig gekrümmte Hand auf sie zu. Der Handballen schmetterte gegen ihre Stirn, ihr Hinterkopf schlug gegen den Pfahl.

Sie schrie nicht, denn sie konnte nicht mehr schreien.

»Weitermachen«, sagte der Maskierte mit der Stimme des leibhaftigen Todes.

Die junge Inderin versank abwechselnd in glühender Lava und eisigen Fluten, als ihre Kniescheiben zertrümmert wurden, Knochen brachen und sich etwas durch ihren Gehörgang wand.

Doch noch immer wusste sie nichts über das Dämonenschwert.

Als alles endete und sich nur noch ein schleimiges Ding hinter ihrem Trommelfell wand, kam sie zum ersten Mal seit Sekunden und Ewigkeiten dazu, einen klaren Gedanken zu fassen. Mit diesem Gedanken verfluchte sie ihre Gabe als Seherin, nur unter größten Schmerzen mit der jenseitigen Welt in Kontakt treten und Geister herbeirufen zu können.

»Weißt du es?«, fragte die kalte Stimme.

Sie wusste nichts.

Der Maskierte drehte sich zu Jayas Entführern um. »Beteiligt euch an der Folterung. Die Künste meines Knechtes reichen nicht aus.«

Das Ding kroch aus ihrem Ohr heraus und platschte auf den Boden. Betaphor hob einen Fuß und zerquetschte es. »Kommt!«, schrie er die beiden Menschen an, die noch immer reglos auf den Stühlen saßen.

Jetzt erhoben sie sich zögernd.

Der Korpulente beugte sich über den Koffer und holte etwas hervor. Jaya sah nicht hin und fragte sich, warum sie nicht sterben konnte. Der Schlankere stand unschlüssig. »Tu es«, rügte sein Partner ihn. »Ich habe dich bereits fürstlich entlohnt!«

Kurz darauf bearbeiteten sie Jayas Körper zu dritt. Doch was machte eine weitere Wunde für einen Unterschied? Was bedeutete es schon, noch mehr Blut zu verlieren?

Jaya erbrach sich, als sie wieder einmal die Augen öffnete und einen bleichen, ausgebluteten Lappen ihrer Haut in den wulstigen Händen des Folterknechtes entdeckte. Aber selbst das änderte nichts daran, dass sie nach wie vor unwissend war.

»Weg, weg von ihr, weg!«, schrie der...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2022
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-3655-7 / 3751736557
ISBN-13 978-3-7517-3655-8 / 9783751736558
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