Professor Zamorra 1254 (eBook)

Insel des Grauens

(Autor)

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2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3663-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Professor Zamorra 1254 - Simon Borner
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Zamorra hatte das Wohnzimmer erreicht und sah die beiden Personen, die auf seiner Couch Platz genommen hatten. Ihr Anblick ließ ihn verstummen - mitten im Satz.
'Hallo chéri', grüßte Nicole Duval zögernd. 'Das ist jetzt nicht so, wie es aussieht. Das musst du mir glauben.'
Einen Sekundenbruchteil später griff Zamorra an!


Kapitel 1
Das Glück der Tüchtigen


Das Boot kam aus westlicher Richtung, wo sich Potomac River und Chesapeake Bay trafen. Zielsicher hielt es auf die kleine Insel zu. Der Außenbordmotor lief nahezu lautlos, und das Dunkel der Nacht verbarg das Boot vor neugierigen Blicken, die es hier draußen auf dem Wasser ohnehin nicht gab.

Steve Bannister stand an der Reling und nickte zufrieden. Es lief alles nach Plan. Es würde – nein: es musste – gelingen.

»Wir sind gleich da, hm?«, meinte eine Stimme rechts von ihm.

Bannister drehte den Kopf zur Seite. Shelley Briggs stand plötzlich neben ihm. Die blondierte Frau aus Texas trug Tarnkleidung der Armee und hatte sich – als Einzige der gesamten Gruppe – die Wangen und die Stirn mit schwarzer Theaterschminke verdunkelt. Es sah albern aus, gelinde gesagt. Doch sie war da anderer Meinung.

»Bloodsworth Island«, gab Bannister zurück. Er deutete voraus, wo die Küste der Insel immer größer wurde. »Bereit für uns, wenn wir bereit sind.«

»Oh, das sind wir, Steve.« Briggs' Grinsen war so kalt wie eine Nacht am Nordkap. »Ich bin schon bereit zur Welt gekommen, Mann!«

Der nächtliche Ausflug war seine Idee gewesen. Er allein hatte die goldene Einladungskarte des mysteriösen Mr X erhalten, niemand sonst aus der Gruppe. Doch Bannister hielt wenig von derartiger Theatralik. Nicht nur deswegen hatte er sich einen feuchten Dreck um die Karte und ihre Versprechungen geschert und stattdessen sein eigenes Ding gemacht. Er machte immer sein eigenes Ding, denn nur so wurde man erfolgreich.

»Erklärst du's mir noch mal?«, fragte Briggs, während das Boot allmählich langsamer wurde. »Wie du hiervon erfahren hast, meine ich? Klar kenn ich die Geschichte inzwischen, aber ich höre sie eben so gern.«

Nun war er es, der grinste. »Klar, Shell. Gleich an Land, einverstanden? Dann geb ich euch allen eine kurze Ansprache.«

Das Boot kam in einer kleinen Bucht zum Halt. Bannister, Briggs und die drei anderen Männer gingen von Bord und wateten durch brusthohes Wasser an Land. Niemand blieb zurück.

Als sie endlich trockenen Boden unter den Füßen hatten, versammelte Bannister die Mitstreiter um sich. Einmal mehr sah er in ihre Gesichter. Colin Hayward hatte ein vernarbtes Gesicht mit strengen Zügen, Bob Deacon einen weißen gepflegten Vollbart. Die Männer aus dem Mittleren Westen, beide hatten die Fünfzig längst überschritten, trugen in dieser Nacht teure Taschenlampen und schwer wirkende Rucksäcke. Auch Shelley Briggs hatte eine Tasche mitgebracht. Einzig Mike Connors, der Fast-Food-Titan aus Chicago, stand mit leeren Händen da. Er schien wohl zu erwarten, dass die anderen ihm die Ware schon an Bord tragen würden.

Typisch Connors, dachte Bannister.

Er hasste den Typen. Eigentlich hasste er die gesamte Gruppe, denn auch die anderen drei hatten mehr Geld als Anstand. Doch ein Teil ihres sündhaft großen Vermögens würde schon bald ihm gehören, und nur darauf kam es Bannister an. Nur deshalb hatte er sie mit nach Bloodsworth Island genommen.

»Willkommen auf Bloodsworth«, begann er seine spontane Ansprache. »Willkommen an einem Ort, an dem wir alle nichts verloren haben. Jedenfalls nicht, wenn es nach denen in Washington geht. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs, so heißt es, hat kaum mehr jemand diese Insel betreten. Uncle Sam verbietet es nämlich und droht mit hohen Strafen. Und warum? Weil er das, was hier lagert, mit niemandem teilen möchte!«

Connors räusperte sich, und schon dieses Räuspern klang affektiert. »Ist es nicht eher so, dass die Regierung Unfälle vermeiden möchte?«

Briggs schnaubte ungehalten. »Was denn für Unfälle?«

»Hier lagert Munition«, antwortete der Fast-Food-Titan gelassen. »Waffen, Shelley. Sprengsätze aus alten Armeebeständen. Zeug, das hochgefährlich ist, wenn es in die falschen Hände gerät.«

»Wenn Sie das für gefährlich halten«, fuhr Deacon auf und stemmte die Hände gegen die breite Hüfte, »warum sind Sie dann hier, Mike?«

Connors lächelte, als er ihn ansah. »Weil ich nicht dumm bin, Colin. Meine Hände sind nicht die falschen. Ihre etwa?«

Das saß. Die gesamte Gruppe lachte leise, selbst Deacon stimmte mit ein.

Die Waffen waren der Grund ihres Kommens. Sie alle fünf wollten ein Stück von dem Kuchen haben, der hier seit Jahrzehnten ungenutzt lagerte. Uncle Sam mochte die Insel zum Sperrgebiet erklärt und ihre Bestände geheim gehalten haben, aber es gab Menschen in Amerika, denen Uncle Sams Anordnungen so wichtig waren wie ein umgefallener Sack Reis in China. Menschen, die es besser wussten. Vier von ihnen hatte Steve Bannister in seinen Plan eingeweiht und mitgenommen – für eine mehr als stattliche Gebühr.

»Wir fünf«, fuhr der Organisator des illegalen Ausflugs fort, »werden uns heute Nacht an diesen Vorräten gütlich tun. Wir werden uns hier auf Bloodsworth bedienen und mitnehmen, was immer wir tragen können. Ihr wisst so gut wie ich, was in unseren Zirkeln für derartige Ware gezahlt wird. Wir stehen also vor dem vielleicht größten Reibach unseres gesamten Lebens.« Nun hob er die Hand und die Stimme. »Aber! Diese Insel ist gefährlich. Wir müssen mit äußerster Vorsicht vorgehen, jeder Einzelne von uns. Niemand weiß, dass wir hier sind, und so soll es auch bleiben. Verstanden?«

»Na logo«, antwortete Briggs, und wieder lachten alle.

Dann zogen sie los, jeder in eine andere Richtung. Bloodsworth Island war nicht allzu klein, doch die eingeschossigen Bauten aus den alten Armeetagen lagen allesamt um die südliche Küste verstreut. Bannister widmete sich der ersten Lagerhalle, deren Vorhängeschloss im Nu vor ihm kapitulierte, und atmete aus, als er die Schätze in ihrem Inneren erblickte. Kisten voller Munition präsentierten sich ihm im Schein seiner Taschenlampe, dazu Gewehre und sogar einige alte Tretminen und drei noch immer fahrtüchtig wirkende Jeeps.

Jackpot, jubelte Bannister innerlich.

Abermals musste er an den rätselhaften Mr X denken. Diese Null, wer immer sie auch sein mochte, würde ganz schön dumm aus der Wäsche gucken, so viel war sicher. Selbst schuld!

Bannister bückte sich nach der ersten Munitionskiste. Im selben Moment brachte ein ohrenbetäubender Knall die Wände zum Beben.

»Heilige Scheiße!«, fluchte er und rannte aus der Halle.

Schon von Weitem sah er die Rauchsäule. Sie stieg aus der hintersten Halle, die den Hügeln jenseits der Küste am nächsten lag. Bannister hielt darauf zu. Auch aus anderen Richtungen kamen Mitglieder seiner Gruppe herbei.

»Is was passiert?«, brummte Briggs.

Colin Hayworth war als Erster an der qualmenden Halle. Er warf einen Blick durch das halb aus den Angeln gerissene Tor, dann beugte er sich zur Seite und begann zu würgen.

»Was zum ...?«, murmelte Bannister und sah selbst nach.

Der Anblick war ekelerregend. Mike Connors' zerfetzte Eingeweide waren quer durch die Halle verteilt, sein warmes Blut troff von alten Regalen und hölzernen Lagerkisten.

»Tell...« Hayworth keuchte und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Tellermine. Mike muss sie falsch angefasst haben oder so.«

»Was fasst der die überhaupt an, der Idiot?«, blaffte Bob Deacon. »Das geschieht dem nur recht.«

Briggs nickte. »Einer weniger, mit dem wir teilen müssen. Richtig, Steve?«

Auch Bannister weinte dem arroganten Mann aus Chicago keine Träne nach. Dennoch war ihm unwohl bei der Sache. »Der Knall war laut, Leute. Und die Rauchsäule ist von Weitem deutlich zu erkennen. Wir sollten uns beeilen.«

»Ach was.« Deacon winkte ab. »Es ist mitten in der Nacht, Steve. Am Arsch der Welt. Uns bemerkt schon niemand.«

»Sicher ist sicher«, beharrte Bannister. »Wir brechen in fünfzehn Minuten wieder auf. Kein Risiko! Schnappt euch also schnellstens, was ihr bis dahin an Bord schaffen könnt. Aber keine Sekunde länger, klar? Bedankt euch bei Mike.«

»Fünfzehn Minuten?« Selbst Hayworth protestierte. »Steve, wir haben dich teuer bezahlt, um hier zu sein! Fünfzehn Minuten sind ein Witz, wenn man bedenkt ...«

»Und Mike Connors hat die Situation soeben grundlegend verändert«, fiel er dem jüngeren Mann ins Wort. »Neue Lage, neue Regeln. Ihr habt fünfzehn Minuten. Wem das nicht passt, der kann gern schon jetzt aufbrechen – und ans Festland schwimmen.«

Er wartete nicht auf eine Reaktion der anderen. Stattdessen ging er zurück zu seiner eigenen Halle. Wenn er es schaffte, die Kisten auf einen der Jeeps zu wuchten, konnte er den Jeep vielleicht bis zum Boot steuern. Dann würde er heute Nacht trotz aller Umstände noch immer Gewinn machen.

Sofort legte er los. Doch nach fünf Minuten hörte er einen gellenden Schrei und kehrte ins Freie zurück.

»Was ist denn jetzt schon wieder?«, schimpfte er. Dann runzelte er die Stirn, denn auf einmal herrschte ein immer dichter werdender...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2022
Reihe/Serie Professor Zamorra
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • Deutsch • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-3663-8 / 3751736638
ISBN-13 978-3-7517-3663-3 / 9783751736633
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