The Grandmaster of Demonic Cultivation - Light Novel 02 (eBook)
450 Seiten
Tokyopop Verlag
978-3-8420-8014-0 (ISBN)
4
Xue Yang testete A-Qing.
Wenn sie wirklich blind wäre, würde sie diesem Gegenstand nicht ausweichen!
A-Qing war seit vielen Jahren geübt darin, die Blinde zu spielen und besaß obendrein eine schnelle Reaktionsfähigkeit. Als sie den Gegenstand angeflogen kommen sah, wich sie nicht aus, sie blinzelte nicht einmal. Sie ließ es einfach zu, dass er gegen ihren Brustkorb prallte, und sprang erst danach mit einem Satz zurück.
Wütend fuhr sie Xue Yang nun an: »Hey! Womit hast du mich gerade beworfen?!«
»Na, mit etwas Süßem. Ich hatte vergessen, dass du blind bist und es daher nicht auffangen kannst. Es liegt neben deinen Füßen«, erwiderte Xue Yang, dessen Versuch fehlgeschlagen war.
A-Qing schnaubte, bückte sich und tastete überzeugend echt eine Weile auf dem Boden herum, bis sie das Bonbon berührte. Noch nie zuvor hatte sie eins gegessen. Sie schluckte einmal und wischte es ab, bevor sie schließlich das Bonbon in den Mund steckte und freudig darauf herumlutschte.
Xue Yang lag auf der Seite, stützte sich mit einer Hand an der Wange ab und fragte vom Bett aus: »Schmeckt’s dir, kleine Blindschleiche?«
»Ich habe einen Namen und der lautet nicht ›kleine Blindschleiche‹.«
»Du hast mir deinen Namen aber doch noch gar nicht gesagt, da kann ich dich natürlich nur so nennen.«
A-Qing hatte stets nur Menschen, die gut zu ihr waren, ihren Namen verraten. Andererseits wollte sie aber auch nicht, dass Xue Yang sie weiterhin so abwertend ansprach, sodass sie nicht anders konnte. »Spitz mal deine Ohren, ich heiße A-Qing! Und ich verbiete dir, mich anders zu nennen!« Als sie fertig war, fand sie ihre Worte selbst zu harsch und befürchtete, den Mann erzürnt zu haben. Daher wechselte sie augenblicklich das Thema. »Du bist wirklich ein seltsamer Mensch. Dein ganzer Körper ist blutverschmiert und du bist total schwer verletzt, und trotzdem hast du Süßigkeiten bei dir.«
Xue Yang lachte. »Als Kind liebte ich Süßigkeiten, konnte mir aber nie welche leisten, sodass mir immer das Wasser im Mund zusammenlief, wenn ich sah, wie andere welche aßen. Daher dachte ich immer, wenn ich eines Tages reich bin, werde ich auf jeden Fall jeden Tag so viel Süßes mit mir herumtragen, dass ich gar nicht alles aufessen kann.«
Genau in diesem Moment hatte A-Qing das Bonbon aufgegessen. Sie leckte sich über die Lippen und schien noch eins zu wollen. Ihr Wunsch nach etwas Süßem überstieg ihre Abscheu gegenüber diesem Mann, sodass sie fragte: »Hast du dann noch mehr?«
Xue Yang lachte erneut. »Natürlich. Komm her, dann geb’ ich dir noch eins.«
A-Qing klopfte mit dem Bambusstock auf den Boden und ging auf ihn zu. Bevor sie jedoch die halbe Strecke zurückgelegt hatte, blitzten Xue Yangs Augen gefährlich auf. Mit unverändertem Lächeln zog er lautlos ein Langschwert, umhüllt von einer düsteren, kalten Aura, aus seinem Kosmos-Ärmel hervor.
Jiangzai.
Er richtete die Spitze in A-Qings Richtung. Würde sie nur einige Schritte weiter nach vorn gehen, würde sie von Jiangzai durchbohrt werden. Wenn A-Qing allerdings zögerte, weiter voranzuschreiten, würde ans Licht kommen, dass sie nicht blind war!
Wei Wuxian teilte alle Sinneswahrnehmungen mit A-Qing und spürte, wie sich ein Gefühl der Taubheit in ihrem Hinterkopf ausbreitete. Dennoch bewies die junge Dame beispiellosen Mut, bewahrte die Fassung und suchte immer noch mit unveränderter Miene ihren Weg zu Xue Yang. Tatsächlich war die Schwertspitze nur noch einen Zentimeter von ihrem Bauch entfernt, als dieser endlich seine Hand senkte und Jiangzai in seinen Ärmel zurücksteckte.
Stattdessen holte er nun zwei Bonbons hervor, wovon er eins A-Qing überreichte, während er das andere in seinen eigenen Mund steckte.
»A-Qing, wo ist denn dein Daozhang mitten in der Nacht hingegangen?«
A-Qing kaute und schleckte auf dem Bonbon herum. »Ich glaube, er ist jagen gegangen.«
Xue Yang spottete: »Was heißt hier jagen? Dabei handelt es sich doch sicher um eine Nachtjagd.«
»Ist das so? Ist doch fast das Gleiche, oder wo ist da der Unterschied? Auf jeden Fall hilft er Leuten dabei, Geister und Dämonen zu bekämpfen und nimmt dafür nicht mal Geld.«
Ihr Scharfsinn erstaunte Wei Wuxian.
Es war überhaupt nicht so, dass A-Qing sich nicht daran erinnerte, was Xiao Xingchen gesagt hatte. Sie wusste es besser als jeder andere. Sie hatte das Wort »Nacht« absichtlich weggelassen, und dass Xue Yang sie korrigierte, war gleichbedeutend mit einem Geständnis, dass er selbst auch ein Kultivierer war.
Xue Yang konnte sie nicht entlarven und wurde stattdessen selbst entlarvt. Obwohl dieses Mädchen noch so jung war, konnte es strategisch bereits so weit denken.
Xue Yang machte ein verächtliches Gesicht und fragte in einem zweifelnden Tonfall: »Er ist doch erblindet, kann er da noch auf Nachtjagd gehen?«
»Du tust es schon wieder! Was ist schon dabei, wenn man blind ist? Auch wenn Daozhang nicht sehen kann, ist er trotzdem wahnsinnig stark. Sein Schwert zischt hin und her, zack, zack, zack! Zusammengefasst: Es ist total schnell!«, antwortete A-Qing erbost und fuchtelte dabei wild mit ihren Armen und Beinen herum.
»Du siehst doch nichts, woher weißt du dann, dass er das Schwert so schnell zieht?«, fragte Xue Yang augenblicklich.
Sein Angriff kam schnell, aber ihr Konter noch schneller: »Wenn ich sage, dass es schnell ist, dann ist es auch so. Daozhangs Schwert muss schnell sein! Auch wenn ich nichts sehe, kann ich ja wohl noch hören! Was willst du damit überhaupt andeuten? Schaust du etwa auf Blinde herab?!«
Sie klang wie ein naives, unschuldiges Mädchen, das die von ihr bewunderte Person in den Himmel lobte, und hätte dabei nicht natürlicher wirken können.
Nun waren es drei Versuche gewesen, deren Ergebnisse seine Vermutung alle nicht bestätigt hatten, sodass Xue Yangs Gesichtszüge sich endlich entspannten und er nun zu glauben schien, dass A-Qing wirklich blind war.
A-Qing hingegen war Xue Yang gegenüber in höchster Alarmbereitschaft.
Am nächsten Tag sammelte Xiao Xingchen einige Holzteile, Stroh und Ziegelsteine, um das Dach zu reparieren. Er war kaum zur Tür hineingetreten, als sie ihn still und leise nach draußen zog. Flüsternd erklärte sie ihm eine halbe Ewigkeit, wie suspekt der Mann sich verhielt und dass er eindeutig ein Kultivierer wie Xiao Xingchen war, dies jedoch verheimlichte und garantiert nichts Gutes im Schilde führte. Leider dachte sie wohl, dass der abgetrennte kleine Finger nicht von Bedeutung wäre, sodass sie diese entscheidende Besonderheit nicht erwähnte.
Xiao Xingchen beschwichtigte sie: »Du hast doch sogar seine Bonbons gegessen, dann scheuche ihn doch nicht fort. Sobald er genesen ist, wird er von selbst gehen. Niemand würde freiwillig mit uns in dieser Sarghalle bleiben.«
Das stimmte allerdings. An diesem heruntergekommenen Ort gab es nur ein Bett, und sie hatten von Glück sprechen können, dass es nicht windig war und nicht regnete, sonst hätte das Dach ihnen ganz schön große Probleme bereitet. Niemand hätte freiwillig hierbleiben wollen.
A-Qing wollte noch etwas Schlechtes über Xue Yang sagen, als dessen Stimme plötzlich hinter ihr ertönte: »Redet ihr gerade über mich?«
Er hatte das Bett verlassen.
Ohne jedes schlechte Gewissen entgegnete A-Qing ihm: »Wer sollte schon über dich reden? Ganz schön eingebildet!« Dann nahm sie ihren Bambusstock und klopfte sich ihren Weg hinein, versteckte sich heimlich unter dem Fenster und lauschte.
Außerhalb der Sarghalle hörte sie Xiao Xingchen reden. »Deine Wunden sind noch nicht verheilt, aber du hörst ja nicht auf das, was man dir sagt, und musst dich ständig bewegen. So geht das nicht.«
»Sie heilen schneller, wenn ich mich bewege. Und außerdem ist es ja nicht so, als wären meine Beine gebrochen An solche Wunden bin ich gewohnt, ich wurde bereits als Kind oft geschlagen.«
Xiao Xingchen schien nicht zu wissen, was er darauf erwidern sollte; ihn trösten oder es als Witz abtun? Nach einem kurzen Schweigen entgegnete er ihm daher nur mit einem: »Ah …«
Xue Yang wechselte das Thema. »Daozhang, die Materialien, die du mitgebracht hast, sind zum Ausbessern des Dachs gedacht, oder?«
»Genau. Wir werden hier voraussichtlich eine Weile bleiben und das Dach ist so heruntergekommen, dass es für A-Qing oder dich, während du deine Wunden auskurierst, eine Gefahr darstellt.«
»Soll ich helfen?«, fragte Xue Yang.
»Musst du nicht«, lehnte Xiao Xingchen dankend ab.
»Daozhang, kannst du das denn?«, fragte Xue Yang.
Xiao Xingchen lachte und schüttelte beschämt den Kopf. »Ich habe es tatsächlich noch nie ausprobiert.«
Und so begann die Zusammenarbeit der beiden für die Reparatur des Dachs.
Einer gab Anweisungen, während der andere sie ausführte.
Xue Yang war sehr wortgewandt und hatte ein Faible für geistreiche Redewendungen. Er besaß den gleichen frechen Humor wie das einfache Volk auf dem Markt. Xiao Xingchen hatte bis dahin wenig mit Personen wie ihm zu tun gehabt und war einfach zu unterhalten. Nach wenigen Sätzen hatte Xue Yang ihn bereits zum Lachen gebracht.
Als A-Qing hörte, wie sie so fröhlich miteinander plauderten, bewegte sie lautlos den Mund. Wenn man genau hinschaute, erkannte man, wie sie wütend die Worte »Ich bringe dich um, du Mistkerl« mit ihren Lippen formte.
Wei Wuxian fühlte dasselbe wie A-Qing.
An Xue Yangs schweren Verletzungen, die ihn...
Erscheint lt. Verlag | 16.5.2022 |
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Reihe/Serie | The Grandmaster of Demonic Cultivation – Light Novel | The Grandmaster of Demonic Cultivation – Light Novel |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | BL • Boys Love • China • Dämonen • danmei • Drama • Fantasy • Götter • Historical • Kämpfen • Magie • Martial Art • Mystery • Mystik • Romance • Supernatural • Taoismus • Wuxia • Xianxia |
ISBN-10 | 3-8420-8014-X / 384208014X |
ISBN-13 | 978-3-8420-8014-0 / 9783842080140 |
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