Zuckerjahre – Die Frauen der Backmanufaktur (eBook)

Roman

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
450 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3111-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zuckerjahre – Die Frauen der Backmanufaktur - Eva-Maria Bast
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Träume aus Zartbitter.

Bielefeld, 1914: Das Unternehmen der Familie Meister floriert, die Entwicklung des Backpulvers war ein riesiger Erfolg. Julius, der Sohn des Firmengründers, hat in Chemie promoviert und will die Firma übernehmen, doch zuvor heiratet er Lotte, seine große Liebe. Kurz darauf bricht der Erste Weltkrieg aus - Julius wird eingezogen, während Lotte das gemeinsame Kind erwartet. Sie ist voller Sorge, als eine schreckliche Nachricht sie erreicht. Und auf einmal muss sie ihre Ideen einbringen, um das Unternehmen zu retten ... 

Die mitreißende Saga um die Erfolgsgeschichte einer deutschen Backdynastie - packend und berührend erzählt von Bestsellerautorin Eva-Maria Bast.

 



Eva-Maria Bast ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin mehrerer Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Sie erhielt diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Als eine Hälfte des Autorenduos Charlotte Jacobi schrieb sie u. a. den Spiegel-Bestseller 'Die Douglas-Schwestern'. Die Autorin lebt am Bodensee. Im Aufbau Taschenbuch ist bisher ihr Roman 'Vanilletage - Die Frauen der Backmanufaktur' erschienen.

1. Kapitel

Bielefeld, Mai 1914


Lotte Fischer krampfte ihre Finger ineinander und blickte nervös aus dem Fenster. Für ihren Geschmack flog die Landschaft draußen viel zu schnell vorbei! Sie war ganz und gar nicht erpicht darauf, in Bielefeld anzukommen. Denn dort würde sie ihre künftigen Schwiegereltern kennenlernen. Und diese Vorstellung war alles andere als verlockend. Die zierliche junge Frau mit den braunen Haaren und den strahlend blauen Augen war von Natur aus eher schüchtern, besonders, wenn sie sich in einer fremden Umgebung befand und sich mit Menschen unterhalten musste, die sie nicht kannte. Da ihre künftigen Schwiegereltern erstens noch nichts von der Verlobung wussten und zweitens furchtbar reich waren, war sie dem Nervenzusammenbruch nah.

»Wenn du deine Finger weiter so hin und her biegst, werden sie irgendwann brechen, und das wäre doch ausgesprochen schade«, ließ sich Julius, der ihr im Abteil gegenübersaß, mit liebevollem Spott vernehmen. »Wobei es vielleicht ohnehin klüger wäre, wenn du deinen Verlobungsring abnehmen würdest, bis wir es ihnen gesagt haben.«

»O ja, natürlich. Gut, dass du mich daran erinnerst«, rief Lotte aus, kramte das Schmucketui aus ihrer Handtasche, zerrte hastig den Ring vom Finger, legte ihn in das dunkelblaue Samtbett und verstaute das Etui dann sorgsam in ihrer Tasche. Es war ein schreckliches Gefühl. Obwohl der Ring erst seit einer Woche an ihrem Finger steckte, hatte sie sich bereits an ihn gewöhnt. Ohne ihn fühlte sich ihre Hand ganz leer an und irgendwie schutzlos.

Doch Lotte wusste, dass Julius’ Vorschlag vernünftig war. Dennoch war es ihr ein wenig so, als wolle er sie vor seinen Eltern verstecken. Was natürlich Unsinn war, wie sie sehr wohl wusste, denn dann würde er sie ja nicht nach Bielefeld mitbringen, um sie vorzustellen. Julius Meister reiste nicht aus irgendeinem Grund in die Heimat zurück: Wenige Tage zuvor hatte er seine Promotion abgeschlossen, und sein Vater, der berühmte Fabrikant Carl Meister, der seinen Erfolg vor allem dem von ihm hergestellten Backpulver zu verdanken hatte, wollte dieses Ereignis nun mit einem riesigen Fest begehen. Bei diesem sollte nicht nur die ganze Familie anwesend sein, nein, auch der Bürgermeister und die Stadtverordneten waren geladen, ebenso wie alle dreihundertfünfzig Mitarbeiter der Meister-Werke. Und Julius’ bester Freund Richard.

Anschließend sollte Julius in die Firma einsteigen – was bedeutete, dass er von Berlin nach Bielefeld übersiedeln würde. Und Lotte mit ihm. Sie reiste also an keinen geringeren als jenen Ort, an dem sie vermutlich den Rest ihres Lebens verbringen würde.

»Nun schau nicht so«, sagte ihr Verlobter aufmunternd. »Sie sind mindestens ebenso nett wie ich.«

»Und dir gegenüber war ich anfangs ja auch sehr schüchtern, möchtest du sagen?«, fragte sie.

»Nun ja, zumindest warst du nicht gerade redselig«, sagte er lächelnd. »Ich dachte eine ganze Weile lang, du könntest mich nicht leiden, was ich ganz schrecklich fand, weil ich mich von Anfang an unsterblich in dich verliebt hatte.«

»Und eben weil es mir genauso ging, war ich umso unsicherer«, erklärte sie. »Das ist ja mein Problem. Je unsicherer ich bin, desto unfreundlicher wirke ich. Was, wenn mich deine Familie ganz furchtbar findet?«

»Das wird nicht geschehen«, beteuerte er. »Außerdem bin ich ja bei dir. Und ich stelle dir meine beiden Schwestern zur Seite. Die reden so viel, da fällt es gar nicht auf, wenn du dich zurückhältst.«

»Und du bist dir sicher, dass sie nicht auf mich herabsehen werden, weil ich nicht standesgemäß bin?«, fragte sie wohl zum hundertsten Mal. Und wohl zum hundertsten Mal erwiderte er: »Ganz sicher. Meine Eltern sind zwar schon sehr stolz auf das, was sie erreicht haben, aber sie beurteilen einen Menschen nie nach dessen Stand. Zumal mein Vater ebenfalls nicht standesgemäß war. Meine Mutter ist sogar der Ansicht, dass er es nie so weit gebracht hätte, wenn er standesgemäß gewesen wäre.«

Überrascht sah sie ihn an. »Und warum das?«

»Nun, mein Vater hat durchaus darunter gelitten, dass meine Mutter aus reichem Hause kam und meine Großmutter immer etwas dazugab. Er kam sich vor wie ein Schmarotzer.«

»Und wurde umso ehrgeiziger, weil er zeigen wollte, dass er es auch zu etwas bringen und seiner Frau ein gutes Leben bieten kann?«, vermutete Lotte.

»Ganz genau. Außerdem ist dein Vater ein bekannter Forscher und hat sogar einen Nobelpreis erhalten. Ich denke eher, dass mein Vater voller Ehrfurcht sein wird. Er bewundert kluge Köpfe sehr und hat ja selbst auch schon häufig in seinen Laboren getüftelt.«

Lotte nickte. In der Tat war sie durchaus stolz auf ihren Vater. Ihm hatte sie auch das Kennenlernen mit Julius zu verdanken. Dieser hatte als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei ihm gearbeitet, und über einen ihrer Versuche waren die beiden Männer derart ins Diskutieren gekommen, dass es immer später wurde. Als Julius’ Magen schließlich laut und vernehmlich zu knurren begonnen hatte, lud der Professor den Jüngeren kurz entschlossen zu sich nach Hause ein. Vater und Tochter bewohnten, zusammen mit einer Köchin und einer Haushälterin, eine großzügige Wohnung in der Joachimsthaler Straße – Lottes Mutter war bereits vor zehn Jahren gestorben –, und ihr Vater brachte selten Gäste mit, so dass Lotte perplex war, als er mit dem unerwarteten Besuch vor ihr stand. Zumal sie sich sofort in diesen stattlichen, großen, blonden jungen Mann verliebt hatte. Zu ihrer Erleichterung hatten die beiden Männer so viel gefachsimpelt, dass nicht weiter auffiel, dass sie selbst kaum ein Wort gesagt hatte. Nur kurz hatte sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestanden, als ihr Vater voller Stolz ihr virtuoses Klavierspiel erwähnte.

»Wir sind gleich da, Liebes«, drang Julius’ Stimme nun in ihr Bewusstsein, und im nächsten Moment fuhr der Zug auch schon in den Bielefelder Bahnhof ein. »Ich wette, dass Jacob uns abholt.«

»Jacob?«, fragte Lotte überfordert.

»Unser Kutscher, Jacob Braunwarth. Er stand schon in Diensten meiner Großmutter, ist inzwischen mit der Köchin verheiratet und steinalt. Aber ein Leben ohne Jacob kann sich hier keiner vorstellen. Ebenso wenig wie ein Leben ohne seine Gattin Ursula. Sie backt und kocht, dass es eine Freude ist.«

Julius stieg mit dem Gepäck als Erster aus und half ihr dann galant aus dem Zug.

»Wenn das nicht der junge Herr ist«, rief in diesem Moment eine erfreute Stimme hinter ihnen. Lotte drehte sich um und sah sich einem großen, hageren und sehr freundlich wirkenden Herrn gegenüber, der um die siebzig Jahre alt sein mochte und eine enorme Vitalität ausstrahlte.

»Herr Braunwarth«, rief Julius und umarmte den Bediensteten ganz unkompliziert. »Ich habe gehofft, dass Sie uns abholen.«

»Das würde ich mir doch nicht nehmen lassen«, sagte Jacob und nahm seinen Hut ab, der bei der stürmischen Begrüßung leicht deformiert worden war. »Vor allem dann nicht, wenn der junge Herr seine Herzensdame mitbringt.«

Er deutete eine Verneigung in Richtung Lotte an, die zwar leicht errötete, angesichts der herzlichen Begrüßung ihre Scheu aber beinahe ablegen konnte.

»Meine bessere Hälfte war die ganze letzte Woche außer sich«, teilte Jacob mit, während er einen der Jungen, die am Bahnhof herumstanden und für ein paar Groschen mit dem Gepäck halfen, anwies, die Koffer nach draußen zur Kutsche zu bringen.

»Aber warum das denn?«, fragte Julius besorgt. »Ihr wird doch nichts fehlen?«

Jacob schüttelte lachend den Kopf. »Sie kennen doch meine Ursula«, sagte er. »Krank wird die niemals. Nein, sie macht sich nur so große Gedanken wegen des jungen Fräuleins.«

»Meinetwegen?«, versicherte sich Lotte und wurde sofort wieder nervös.

»Ganz genau«, bekräftigte Jacob. »Sie hat natürlich die ganzen letzten Tage...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2023
Reihe/Serie Die Backdynastie
Die Backdynastie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Backen • Berlin • Bielefeld • Charlotte Jacobi • Dallmayr • Die Douglas-Schwestern • Dr. Oetker • Familiensaga • Historischer Roman • Jahrhundertwende • Lena Johannson • Lisa Graf • Ulrike Renk • Unternehmenssaga
ISBN-10 3-8412-3111-X / 384123111X
ISBN-13 978-3-8412-3111-6 / 9783841231116
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