Die Schokoladenfabrik - Der Traum der Poetin (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
512 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3089-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Schokoladenfabrik - Der Traum der Poetin -  Rebekka Eder
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Ein Gedicht aus Schokolade 

Köln, 1881: Therese Stollwerck ist stolz auf die prosperierende Schokoladenfabrik ihrer Familie, zu deren Erfolg auch sie einen Beitrag leisten will. Doch von ihrer Idee, Werbesprüche für das Unternehmen zu dichten, wollen die Gebrüder nichts wissen - und ihre Schwester lieber an einen Geschäftspartner verheiraten. Therese jedoch gibt ihren Traum, die Hauspoetin der Schokoladenfabrik zu werden, nicht auf und verweigert sich einer Heirat. Schließlich ist es einzig der feinsinnige Künstler Emil Doepler, der ihr Herz höherschlagen lässt und der sie ermutigt, ihre Texte unter Pseudonym einzureichen ... 

Das große Finale der Erfolgssaga über die Schokoladenfabrik der Kölner Familie Stollwerck



Rebekka Eder, 1988 in Kassel geboren, hat Theaterwissenschaft und Germanistik in Berlin, Erlangen und Bern studiert und gleichzeitig ihre ersten Romane veröffentlicht. Nachdem sie als Werbetexterin und Journalistin gearbeitet hat, konzentrierte sie sich schließlich ganz auf ihre Leidenschaft. Sie lebt und schreibt in Nordhessen. Im Aufbau Taschenbuch sind bereits ihre Romane »Die Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers« und »Die Schokoladenfabrik - Das Geheimnis der Erfinderin« erschienen.

Prolog


1880

Wenn der Dom fertig ist, geht die Welt unter – so lautete ein altes Kölner Sprichwort. Kaspar hatte nicht daran geglaubt, er würde die Vollendung dieses Bauwerks eines Tages erleben. Oder das Ende der Welt. Doch nun wimmelte und brummte die ganze Stadt so laut, als würde es im Gebälk der Welt schon bedenklich ächzen.

An diesem 15. Oktober 1880 waren sämtliche Kölner auf den Straßen und legten die Köpfe in die Nacken. Es war der vielleicht letzte Spätsommertag des Jahres. Durch die Straßen wirbelte blutrotes Laub, der Himmel war tiefblau und die Luft mild. Sogar die Fabrikarbeiter, die sonst kaum Tageslicht sahen, blinzelten gegen die Sonne an und betrachteten die Türme des Doms, die zwar noch von Baugerüsten umgeben waren, aber doch vollendet und unfassbar hoch in den Himmel aufragten. Auch Kaspar verengte die Augen und betrachtete die kölnischen Flaggen, die am Gerüst im Wind wehten. Ob er der einzige Mann weit und breit war, der an diesem Tag nach etwas ganz anderem Ausschau hielt als nach der Spitze des Nationaldenkmals?

»Köln feiert drei Tage lang die Vollendung des Doms, sogar der Kaiser kommt! Und jeder Arbeiter bei Stollwerck soll zumindest an einem Tag mitfeiern können«, hatte Peter Stollwerck seinen Fabrikarbeitern einige Tage zuvor mit großzügigem Lächeln verkündet. Und auch Kaspar wollte diesen seltenen freien Tag, diese vielleicht einzigartige Gelegenheit, die ihnen der Unternehmer eröffnet hatte, auf keinen Fall ungenutzt lassen.

Im Gedrängel der Massen stießen Kaspar und Nuno immer wieder aneinander. In der Ferne erkannte Kaspar verkleidete Menschen auf Wagen und Pferden, die stolz durch die Straßen zogen. Er musterte einen nach dem anderen – doch die Gesichter waren ihm fremd.

»Was diese Verkleidungen wohl zu bedeuten haben?«, brummte er und sah zu Nuno hoch, der ihn mittlerweile überragte.

»Julie sagte, man würde die Geschichte des Doms in einem historischen Festzug nachspielen.«

»Ah«, machte Kaspar und kaute auf seinem Grashalm.

»Trugen die Menschen früher Kettenhemden, als sie den Dom bauten?«

»Ich glaube nicht.« Kaspar rückte sich den Schlapphut zurecht. »Vielleicht wollen sie Ritter aus dem Mittelalter darstellen.«

»Also haben Ritter den Dom errichtet?«

Kaspar zuckte mit den Schultern. Woher sollte er das wissen?

Sich immer wieder umblickend, stand Kaspar mit Nuno am Rande des Neumarkts und schob seinen Grashalm von einem Mundwinkel in den anderen. Während um ihn herum Menschen in ihren besten Sonntagskleidern ihre gewaschenen Hälse reckten und dem Festzug mit behandschuhten Händen zuwinkten, beobachtete er konzentriert die Scharen von verkleideten Bürgern, die in einem gemächlichen Zug in Richtung Hohe Straße schritten. Er griff in seine Hosentasche, befühlte den Stein, den er seit so vielen Jahren mit sich herumtrug, und zog dann die kleine Tafel Schokolade hervor, die jeder Arbeiter zur Feier des Tages bekommen hatte.

»Essen wir die jetzt?« Nuno nahm seine ebenfalls in die Hand.

»Warum nicht?«, brummte Kaspar. »Bevor sie noch schmilzt.«

Dann öffnete er das Papier und betrachtete die dunkel glänzende Süßigkeit, die darin eingeschlagen war. Bisher hatte er nur selten Schokolade gegessen. Leisten konnte er sie sich kaum, aber zu wichtigen Anlässen schenkte man den Arbeitern eine Kostprobe. Er erinnerte sich daran, dass sie Nervosität lindern konnte – und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er genau das in diesem Moment bitter nötig. Er wollte es vor Nuno nicht zeigen, doch seine Knie fühlten sich weich und sein Nacken feucht an. Also nahm er seinen Grashalm aus dem Mund, brach ein Stück Schokolade ab und legte es sich auf die Zunge. Wie süß sie war! Wie schwer und erdig. Er kaute und musste unwillkürlich lächeln. Wie war es möglich, dass dieser Geschmack einen Mann so glücklich machte?

Vielleicht war heute der Tag, dachte er. Nach all den Jahren. Diesmal würde er sich nicht von Feigheit aufhalten lassen. Diesmal würde er der Mann sein, der er immer hatte werden wollen.

Während die Schokolade auf seiner Zunge zerschmolz, an diesem allerletzten, ewigen Spätsommertag, sah Kaspar zu Nuno hinüber, der ebenfalls selig lächelte.

»Dass man das aus Kakao macht …« Der Junge schüttelte nachdenklich den Kopf. »Schokolade hat nichts mit dem Fleisch zu tun, das wir früher auf der Kakaoplantage von São Tomé aus der Frucht gepult haben. Dabei habe ich das auch gemocht. Manchmal, wenn keiner hingesehen hat, habe ich ein wenig genascht. Es war das Himmlischste, das ich kannte …«

Kaspar brach ein weiteres Stück ab und kaute, während er wachsam all die Menschen um sich herum musterte. Manche von ihnen hatten altertümliche Gewänder und Hosen an, andere ritten in eleganten Kleidern auf Pferden, und wieder andere thronten auf reich geschmückten Wagen. Auf einem davon wurde eine Nachbildung des alten Domkrans spazieren gefahren, auf einem anderen das Modell des fertiggestellten Doms.

Da streifte sein Blick endlich das eine Gesicht, das er mit jeder Faser seines Körpers hatte finden wollen. Oder war es eine Täuschung? Früher war er häufig in den Straßen zusammengezuckt, weil er glaubte, er würde sie erkennen. Diese blonden Löckchen, diesen roten Mund, diese vollen Wangen oder das überlegene Lächeln. Doch heute war es etwas anderes. Schließlich wusste er diesmal, dass sie kommen würde.

Es bestand kein Zweifel, denn auf einem ausnehmend großen Schimmel thronte eine Königin. Sie saß in einem Damensattel, die Hände hielten die mit Goldfäden geschmückten Zügel und über ihren Schultern lag ein glänzendes Gewand. Ihre ergrauten Haare waren mit einem wehenden weißen Tuch umwickelt und auf ihrem Kopf trug sie eine Krone.

Rechts und links von ihr ritten Frauen, die er ebenfalls kannte. Die eine konnte zwar nicht sehen, hielt sich aber beeindruckend gut auf ihrem Pferd. Die andere war trotz ihres hohen Alters beinahe unmenschlich schön mit ihren hohen Wangenknochen und den weißen Augenbrauen.

»He, Kasper, wo willst du hin?«, rief Nuno.

Kaum hatte Kaspar wahrgenommen, wie er sich den Rest Schokolade in den Mund geworfen hatte und vorwärtsgehastet war, um der Königin mit rasendem Herzen und schwindelndem Kopf zu folgen.

»Ich bin noch verabredet«, brachte er mit vollem Mund hervor. »Warte nicht auf mich!«

Dann kämpfte er sich durch die Menschenmenge. Immer wieder reckte er den Hals, um sie nicht zu verlieren. Wie sollte er Schritt mit ihrem Pferd halten? Er hastete, stolperte, wurde geschubst und beschimpft, doch er gab nicht auf. So lange er ihre weißen Locken, das Hufgeklapper ihres Pferdes und ihr wehendes Haarband sehen konnte, hatte er eine Chance. Er lief, kaute, schluckte und keuchte, streckte sich und schob sich weiter. »Emma!«

Zahlreiche Köpfe drehten sich zu ihm um – doch ihrer nicht. Noch einmal brüllte er aus Leibeskräften: »Emma!«

»Gehen Sie aus dem Weg«, polterte eine dunkle Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah sich zwei schnaubenden Pferden gegenüber. In seiner Aufregung hatte er gar nicht bemerkt, dass eine Kutsche versuchte, sich einen Weg quer über die Hohe Straße zu bahnen. Der Kutscher funkelte Kaspar mit wütenden Augen an.

»Die Straße ist gesperrt!«, rief eine alte Frau neben ihm in Richtung des Wagens. »Fahren Sie zurück, wir feiern heute den Dom!«

»Mein Herr muss hier durch, egal, was heute gefeiert wird.« Der Kutscher knallte mit seiner Peitsche auf die Straße, so dass die Menschen um ihn herum zurückwichen. Auch Kaspar sprang zur Seite. Gerade schritt ein Heer mit gestreiften Mützen, roten Strumpfhosen und Speeren an ihm vorbei. Emma musste bereits hinter der nächsten Kurve verschwunden sein.

»Sie können hier nicht durch«, polterte ein beleibter Mann. »Sehen Sie denn nicht, was hier los ist?«

Flüchtig beobachtete Kaspar, wie die Kutschentür aufging und ein junger Herr herausschaute. »Bitte entschuldigen Sie, aber ich muss leider dringend nach Düsseldorf«, erklärte er höflich.

»Oh, Herr Ludwig Stollwerck«, sagte da der Mann, der gerade noch lautstark protestiert hatte. »Bitte entschuldigen Sie.« Er wandte sich um und schob die Menschen beiseite. ...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2023
Reihe/Serie Die Stollwerck-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Alter Markt • Bonbons • Bonn • Dom • Familiensaga • Familie Stollwerck • Generationenroman • Historisches Köln • Schokolade • Schokoladendynastie
ISBN-10 3-8412-3089-X / 384123089X
ISBN-13 978-3-8412-3089-8 / 9783841230898
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 969 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99