Vier mal Angst (eBook)

Psychothriller

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
452 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98917-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vier mal Angst -  Mike Chick
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Eine Familie - vier Geheimnisse. Abgründe hinter einer vermeintlich perfekten Fassade. Für alle Fans von Psychothrillern und Horrorromanen à la Stephen King und Sebastian Fitzek »Die Dunkelheit war so dicht und erdrückend, dass David sich vorkam, als hätte man ihn lebendig in einen Sarg gesteckt und den Deckel zugenagelt. Und wie in einem Sarg, gab es in diesem Keller nur zwei Dinge: Finsternis und jede Menge Zeit. Zu viel Zeit.« Die Kramers sind das Ebenbild einer perfekten Familie, da sie miteinander über ihre Probleme reden, bevor sie zu solchen werden können. Alles ist bestens. Bis eines Tages das Schweigen über die vier hereinbricht und aus ihren Ängsten ein Albtraum heranwächst, dem keiner von ihnen entkommen kann. »So spannend dass ich es nicht aus der Hand legen konnte bis es zu Ende gelesen war! Actionreich, brutal and spannend!! Hat alles was ein guter Thriller braucht!« ((Leserstimme auf Netgalley))  »Das Grauen kommt auf leisen Sohlen und für alle unerwartet. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!« ((Leserstimme auf Netgalley))  

Mike Chick, 1989 unter seinem bürgerlichen Namen Antonio Robinia in Mosbach geboren, studierte Malerei an der Karlsruher Kunstakademie, als er das Schreiben von Romanen für sich entdeckte. Schon im Alter von sechzehn Jahren schrieb der heutige Kunstlehrer Kurzgeschichten, vorwiegend im Horror-Genre. Düsteren Welten und Geschehnissen bleibt Chick bis heute treu. Daran faszinieren ihn vor allem die dunklen Ecken in der menschlichen Psyche, wo Geheimnisse ebenso lauern wie mörderische Fantasien. Der Autor lebt und arbeitet auf der Schwäbischen Alb.

2


»Mama, stimmt was nicht?«

Sie antwortete nicht. Wie apathisch blickte sie auf den grau gefliesten Fußboden, die Augen starr geradeaus gerichtet. Einzelne blonde Strähnen hatten sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und klebten ihr an den schweißfeuchten Wangen. Ihre Gesichtsfarbe glich auf fürchterlich eindringliche Weise der eines Grabsteins. Neben ihr knetete unbeachtet und röhrend eine Küchenmaschine einen Teig.

So hatte David sie noch nie gesehen. Nicht so … so … gedankenverloren? Er wusste nicht, ob dieses Wort wirklich beschrieb, was er meinte. Er wusste auch nicht, ob sie wirklich über etwas nachdachte. Der matte Ausdruck auf ihrem Gesicht deutete eher auf das Gegenteil hin.

Als wäre sie gar nicht da, dachte er, und das traf die Wahrheit etwas besser. Denn als er erneut »Mama?« sagte, zuckte sie sichtlich zusammen. Sie blickte um sich, als wüsste sie nicht genau, wo sie sich befand. Dann, als sie ihn entdeckte, strich sie sich die blonden Haarsträhnen hinters Ohr. Und lächelte.

Dieses Lächeln versetzte David eine Gänsehaut. Es wirkte so unecht und fehl am Platz wie ein rosa Grizzly auf dem Mond.

»Oh, hi, mein Schatz. Schon so früh zu Hause?«

»Wieso früh? Es ist halb drei.«

Sie blickte auf die Uhr über dem Durchgang zum Wohnzimmer und wirkte mit einem Mal gehetzt.

»Ach Gott, wie schnell die Zeit vergeht. Und dabei wollte ich noch so vieles machen. Einen Kuchen für Frau Wagner. Sie hat heute Geburtstag. Und du weißt ja, aufgrund ihrer Hüftoperation kann sie nicht mehr so wie früh…«

Hastig griff sie nach der Schüssel der Küchenmaschine und schreckte zurück, als sie beinahe mit den Fingern an die sich stetig drehenden Knethaken geriet.

»Mama!«

Wieder verfiel sie in diese Art Starre. Mit geweiteten Augen betrachtete sie ihre Hände. Sie zitterten. Und mit einem Mal war es geschehen. Tränen strömten aus ihren Augenwinkeln. Ihre Unterlippe vibrierte wie unter Strom.

Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte David, sie würde zusammenbrechen, würde jetzt und hier zu Boden gehen wie ein Boxer bei einem K.-o.-Schlag. Doch sie fing sich wieder, wischte sich die Tränen von den Wangen und betätigte den Ausschalter der Küchenmaschine. Das Rührwerk verringerte brummend die Geschwindigkeit, drehte noch ein, zwei Runden, dann schwieg es. Voll Unbehagen betrachtete David seine Mutter.

»Was ist denn mit dir?«

»Nichts.« Erneut dieses Lächeln. »Ich stehe heute nur etwas neben mir. Habe mir viel zu viel vorgenommen. Das ist alles.«

Ersteres glaubte David sofort. Es war kein Geheimnis, dass seine Mutter dazu neigte, den Tag mit Hausarbeit regelrecht vollzustopfen. Sie stand täglich frühmorgens auf, begann damit, Frühstück für alle zuzubereiten, und während alle anderen aus dem Haus waren, nutzte sie die Zeit, um die Wäsche zu waschen, die Küche aufzuräumen, den Fußboden zu wischen und so weiter und so weiter.

Dass das alles war, bezweifelte David jedoch. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie war eine mittelgroße, schlanke Frau, die stets Wert darauf legte, mit geradem Rücken und erhobenem Kinn durch die Welt zu schreiten. Was David jetzt vor sich sah, war allerdings genau das Gegenteil. Seine Mutter wirkte, als wäre sie innerlich in sich zusammengesunken.

Mit mechanischen Bewegungen entfernte sie den Knethaken aus der Maschine und sagte: »Es ist nichts mit mir. Wirklich. Ich bin heute nur etwas durch den Wind. Das passiert jedem mal.«

Dem konnte David nicht widersprechen. Es gab Tage, an denen er in der Schule saß, aus dem Fenster auf den Schulhof blickte und sich in Träumereien über ferne fantastische Welten verlor, ohne mitzubekommen, was um ihn herum geschah. Auch jetzt verloren sich seine Gedanken. Er musste wieder an seinen Plan und an den neuen Roman von Hawking denken. Und an die Hausarbeit, die seine Mutter ihm stets nach der Schule aufdrückte. Jeder hilft etwas, dann haben wir am Abend alle frei. Das war ihr Motto, wobei sie selbst so gut wie nie freimachte. Und wenn sie sich einmal nicht mit dem Haushalt beschäftigte, dann saß sie in ihrem Arbeitszimmer im Dachgeschoss und schrieb an irgendeinem ihrer Gedichte.

Lyrik. Damit konnte David überhaupt nichts anfangen. Der Gedanke, über Literatur nachdenken zu müssen, graute ihm sogar regelrecht. Was sollte das bringen? Man setzte sich hin, las einen Vier- oder Achtzeiler, ein Sonett oder sonst etwas in dieser Art, um dann stundenlang darüber zu philosophieren, was der Autor wohl damit gemeint haben könnte? Nein, das war nichts für ihn. Er stand auf Literatur, die ihn unterhalten konnte; Geschichten, die ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließen.

»Alles okay?« Nun war sie es, die ihn fragte.

»Ja. Äh, was soll ich denn heute erledigen? Mein Zimmer hab ich schon gestern aufgeräumt. Und mein Wäschekorb ist auch leer. Bis auf ein paar Socken und eine Boxershorts oder so.«

Trotz ihrer geröteten Augen und dem merkwürdig abwesenden Ausdruck darin stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. »Hast du denn was vor?«

Die Frage versetzte David einen kleinen Stich. Er wollte ihr nicht sagen, was er vorhatte. Zwar befürwortete sie, dass ihr Sohn las – viel las –, doch von Horrorliteratur hielt auch sie nicht sonderlich viel. Und nachdem sein Vater ihm vor rund einer Woche sogar verboten hatte, sein Taschengeld weiterhin für solchen Schund, wie er es nannte, auszugeben, befürchtete David, sie könnte ihm verbieten, in die Stadt zu gehen.

»Ich will mich mit Sebastian treffen«, log er freiheraus. Und dann einer Eingebung folgend: »Sein Vater will in der Kessach Forellen fischen und wir wollen dabei zuschauen.«

Seine Mutter rümpfte die Nase. »Fischen? Ach, David, ist das dein Ernst? Du? Fischen? Das kann ich kaum glauben.«

»Ich will ja nicht angeln, nur zusehen.«

»Das ist genauso schlimm. Zuzusehen, wie ein Lebewesen an einem Haken aufgespießt aus dem Wasser gezogen wird … Das ist grausam. «

Erst jetzt begriff David, wie undurchdacht seine Eingebung war. Du sagst deiner Mama, du willst beim Angeln zusehen? Deiner Mama, die Vegetarierin ist? Grandiose Idee, Sherlock! Da hätte er ihr lieber von dem Buch erzählen sollen, das er sich kaufen wollte. Jetzt würde sie ihm ganz bestimmt eine ganze Tirade über das sensible Gleichgewicht von Mutter Natur halten, und darüber, wie herzlos und egoistisch es war, Tiere zu töten, wenn man sich genauso gut und sogar wesentlich gesünder von Fleischersatzprodukten wie Soja, Tofu oder Tempeh ernähren konnte.

Doch das tat sie nicht. Im Gegenteil. Sie schwieg. Und wieder nahm ihr Gesicht diesen leeren Ausdruck an. Seine Mutter war eine hübsche Frau, und wie David wusste, war sie früher sogar über mehrere Laufstege geschritten. Auch heute bekam sie noch gelegentlich Angebote von ihrer Freundin Veronique, die eine Modelagentur in München leitete, worauf seine Mutter allerdings nie einging. Mit diesem toten Blick, so dachte er, würde sie ohnehin niemand engagieren wollen.

»Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?«, fragte er vorsichtig.

»Was? Oh … ja … Angeln ist grausam. Sagte ich das schon?« Sie sah ihn nicht einmal an.

»Mama?«

Sie sog so tief Luft ein, dass sich ihr Busen hob. Als sie weitersprach, klang sie, als wäre sie unglaublich müde. »David? Wir müssen etwas miteinander ausmachen, uns ein Versprechen geben.«

Als sie ihn ansah, lag in ihrem Blick eine Ernsthaftigkeit, die er so noch nie an ihr gesehen hatte.

»Du darfst deinem Vater nichts davon sagen, wie ich heute auf dich gewirkt habe, und ich verrate ihm nicht, dass du dir den neuen Roman von Bennett Hawking zulegen willst.«

Er starrte sie an. Wie konnte sie das …

»Ich stehe heute wirklich etwas neben mir«, fuhr sie fort. »Aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Ich weiß, dass heute das Veröffentlichungsdatum ist, weil du es mir vor knapp zwei Wochen selbst erzählt hast, bevor … Nun, bevor dein Vater dir verboten hat, weitere solche Bücher zu kaufen. Auch ich mag Horror nicht. Gewalt, ob im Fernsehen oder in Büchern, bleibt Gewalt.«

»Mama …«

Sie hob eine Hand. »Darüber werde ich heute...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte altes Haus • Angst • Bücher für Männer • Duringen • Grusel • harte Spannung • Hass • Horror • Horror ab 16 • Paranoia • Psychopath • Psychothriller • Psychothriller Deutschland • Psychothriller Romane • Schweigen • Serienkiller • spannende Bücher • Thriller • Traumata • Wahn
ISBN-10 3-492-98917-9 / 3492989179
ISBN-13 978-3-492-98917-6 / 9783492989176
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