Der Herr der Flammen (eBook)

Britannien-Saga II. Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
480 Seiten
Acabus Verlag
978-3-86282-841-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Herr der Flammen -  Sven R. Kantelhardt
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Britannien, 5. Jahrhundert n. Chr.: Der berühmte sächsische Heerführer Hengist soll das Reich des Hochkönigs Vortigern verteidigen. Er bekommt immer mehr Unterstützung, etliche Sachsen und Friesen strömen in das Lager. Doch List und Intrigen treiben einen Keil zwischen die Britannier und ihre Söldner; die Germanen erheben sich gegen ihre Herren. Es beginnt der brutale und vernichtende Kampf um die Herrschaft von Britannien. Teil 2 der zweiteiligen Britannien-Saga von Sven R. Kantelhardt. Der erste Teil 'Der Bote des Königs' ist ebenfalls im acabus Verlag erhältlich.

Sven R. Kantelhardt (*1976 in Giessen) studierte Medizin und Ökotrophologie u.a. in Cádiz und Louisville und arbeitet in Mainz als Neurochirurg. Sein großes Interesse an Geschichte und fremden Kulturen führte ihn in mindestens 50 Länder. Im Jahr 2011 erschien sein erster historischer Roman 'Die Chronik des Mönchs' im acabus Verlag. Seitdem hat er vier weitere Romane veröffentlicht, zuletzt erschien im Frühjahr 2022 'Das Spital zu Jerusalem'.

Sven R. Kantelhardt (*1976 in Giessen) studierte Medizin und Ökotrophologie u.a. in Cádiz und Louisville und arbeitet in Mainz als Neurochirurg. Sein großes Interesse an Geschichte und fremden Kulturen führte ihn in mindestens 50 Länder. Im Jahr 2011 erschien sein erster historischer Roman "Die Chronik des Mönchs" im acabus Verlag. Seitdem hat er vier weitere Romane veröffentlicht, zuletzt erschien im Frühjahr 2022 "Das Spital zu Jerusalem".

I. NEUE WEGE

Ypwinesfleet im Oktober 443

Ordulf

Erstes Eis schimmerte auf den Pfützen von Ypwinesfleet. Hunderte Männer hatten die Wege der überfüllten Siedlung seit Monaten zertreten und der ständige Regen tat sein Übriges. Doch heute versprach der klare Himmel einen trockenen Herbsttag. Die Sonne war im Osten gerade eine Handbreit aus dem grauen Ozean gestiegen und das Laub der Bäume leuchtete ihr in bunten Farben entgegen. Vögel sammelten sich für eine baldige Reise nach Süden.

Ordulfs Weg führte in die gleiche Richtung. Nervös blickte er über die Schulter und was er sah, hätte eigentlich seinen Mut heben sollen: Zwölf Männer folgten ihm, Friesen und Sachsen und allesamt erfahrene Krieger. Seine eigenen Männer – die ersten Ordulfmannen. Es kam ihm so vor, als wären sie bereits eine Ewigkeit mit ihm gezogen, doch in Wahrheit kannte er die meisten erst, seit sie ihm im letzten Jahr geholfen hatten, den Witigishof von den Ebbingemannen zu befreien. Eigentlich gehörte der Hof nicht mehr Witigis, sondern seinem Sohn Hengist, derselbe, der inzwischen über Ypwinesfleet und ganz Canturguoralen herrschte. Doch Hengist hatte sich trotz all der Taten, die Ordulf für ihn vollbracht hatte, von ihm abgewandt, und er ritt nun mit seinen wenigen Getreuen in die Verbannung. Hengist selbst war früh zum Jagen aufgebrochen und hatte ihm nicht einmal ein einziges Abschiedswort gegönnt.

»Ordulf Swænsunu!«, riss ihn da eine unbekannte Stimme aus seinen düsteren Gedanken. Ordulf blickte erstaunt über die Schulter. Ein junger Mann, eine Lanze wie man sie zur Sauhatz verwendete, wies ihn als einen der Jäger aus, kam die schlammige Hauptstraße hinter ihnen her gelaufen. Der gerade angetaute Schlamm spritzte zu beiden Seiten und auf das wollene Gewand des Waidmanns, doch das schien ihn nicht im Mindesten zu stören.

»Ordulf Swænsunu«, wiederholte er atemlos und blieb schwer schnaufend vor Ordulfs Ross stehen.

»Was gibt es denn?«, erkundigte sich Ordulf neugierig und gleichzeitig über die Verzögerung verärgert. Er kannte den jungen Mann nicht, doch dass der junge Bote seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern senkte, stachelte seine Neugier weiter an. Er beugte sich tief im Sattel herunter, um ihn zu verstehen.

»Hengist schickt mich«, wisperte der Jäger geheimnisvoll. »Du sollst sofort zu ihm kommen. Allein – lass deine Männer vorausreiten.«

Ordulf pfiff durch die Zähne. Hatte sich Hengist also doch noch an seine treuen Dienste erinnert? Er richtete sich in den Steigschlaufen auf. »Arfst, bring die Männer über den Sund. Ihr wartet bei den Römerruinen auf mich!« Dort in Regulbium erwartete ihn die nächste Aufgabe, und auch dort würden ihm seine Männer kaum helfen können. Er schüttelte die Gedanken daran ab und wandte sich wieder dem Waidmann zu. »Finde ich Hengist in seiner Halle?«, fragte er.

»Nein, er ist noch auf der Jagd«, entgegnete der Junge kopfschüttelnd. »Ich bring dich zu ihm, er wartet auf einer Lichtung im Wald. Binde dein Pferd hier an, damit du das Wild nicht verschreckst!«

Ordulf glitt aus dem Sattel. Einen Augenblick wunderte er sich, wieso der Mann aus Ypwinesfleet gekommen war, wo Hengist doch im Wald wartete, doch dann zuckte er mit den Schultern, band seine Stute an die Palisade des Ortes und folgte dem Fremden.

Der führte ihn auf schmalen Pfaden rasch in den dichten Wald, der den größten Teil der kleinen Insel Thanet bedeckte. Nach einigen tausend Schritten zweigte ein schmaler Wildwechsel zur Rechten ab. Der junge Mann wies mit seiner scharfen Saufeder dort entlang.

»Hierhinter kommt die Lichtung«, erklärte er. »Ich muss kurz austreten, geh schon mal vor.« Ordulf wunderte sich wieder und konnte ein seltsames Gefühl nicht aus seiner Magengrube verbannen. Aber vermutlich war das nur die Anspannung vor dem Treffen mit Hengist oder dem bevorstehenden Abenteuer in Regulbium. Der Wildwechsel führte durch dichtes Gestrüpp, sodass Ordulf weder zur Rechten noch zur Linken etwas erkennen konnte. Doch zu seinen Füßen entdeckte er frische Wildschweinspuren. Prüfend atmete er durch die Nase und erkannte den scharfen Geruch der Schweine. Kein Zweifel, die Tiere waren in der Nähe. Plötzlich knackte es vor Ordulf. Oder doch hinter ihm?

»Bin schon wieder da«, meldete sich der junge Mann in seinem Rücken. Ordulf wandte sich um. »Ich hätte schwören können, die Geräusche wären von vorn gekommen …«, begann er, doch ein lautes Knacken ließ ihn wieder herumfahren. Mit schreckgeweiteten Augen sah er, wie ein ungeheurer Keiler den schmalen Pfad entlang auf ihn zu stürmte. Bis auf den kurzen Sax hatte Ordulf all seine Waffen bei dem wartenden Pferd gelassen, und der schmale Pfad ließ ihm keinen Raum, um dem wilden Tier auszuweichen. Entsetzt drehte er sich zu seinem Begleiter um. »Gib mir die Saufeder, schnell …«, rief er. Doch zu seinem neuerlichen Entsetzen hielt der junge Sachse die scharfe Spitze des Spießes geradewegs auf sein Brustbein gerichtet. »Hast du etwa Angst vor deiner eigenen Sippe, Swæn?«, rief er, Ordulfs Geschlechternamen wie »Swien« oder »Schwein« betonend. »Riklef lässt dich grüßen!«

Ordulf prallte zurück. Er war dem Rodbellinger in die Falle gegangen. Jenem Hünen, den er letzten Sommer im Piktenland verwundet hatte, um seine Gefangene zu beschützen! Doch ein wildes Schnauben direkt hinter ihm mahnte Ordulf, sich wieder dem Schwarzkittel zuzuwenden. Der Gestank nach wildem Schwein war beißend, und er konnte schon die kleinen Schweinsaugen erkennen, die ihn wütend anstarrten. Eine blutende Wunde am Rücken erklärte den unbändigen Zorn des Keilers. Nur noch wenige Schritte und die gräulich gelben Hauer würden ihn zerreißen! Gerade bevor ihn der Keiler erreichte, sprang Ordulf mit der Kraft der Verzweiflung nach vorn und riss die Beine hoch. Keinen Augenblick zu früh, ein scharfer Schmerz zuckte von der rechten Wade durch seinen ganzen Körper, während er mit dem Oberkörper bereits auf den borstigen Rücken des Ebers traf und nach hinten in den Schlamm rutschte. Betäubt vom Schmerz und dem schweren Sturz blieb er einen Augenblick liegen. Durch das Dröhnen in seinen Ohren hörte er einen verzweifelten Schrei hinter sich. Es folgte wildes Grunzen und dann weiteres Krachen und Knacken im Geäst. Ordulf schloss einen Moment lang die Augen. Dann fiel ihm der junge Rodbellinger mit seiner scharfen Saufeder wieder ein. Mit einem Ruck sprang er auf, schrie aber vor Schmerz, als er das rechte Bein belastete. Einen Augenblick traute er sich nicht nach unten zu sehen, aus Furcht, das Schwein hätte ihm das Bein abgerissen. Doch dann fiel ihm auf, dass er in diesem Fall wohl gar nicht stehen könnte. Langsam wanderte sein Blick am eigenen Bein herab. Der Keiler hatte ihm die Wade samt Schnürschuh auf voller Länge aufgerissen. Ein zwei bis drei Finger breiter Hautlappen flatterte teils lose in der Luft, teils klebte er an der dreckverschmierten Wunde. Ordulf stöhnte. Wenigstens schien der Knochen ganz geblieben zu sein und es kam kein Lebensblut pulsierend aus der Wunde geschossen!

Ein Heulen vor sich ließ ihn aufblicken. Der junge Mann, der ihn in Riklefs Falle geführt hatte, lag rücklings auf dem Boden. Sein Gesicht war aschfahl und die Stirn mit kaltem Schweiß bedeckt. Mit beiden Händen versuchte er, seine Eingeweide in der aufgerissenen Bauchhöhle zu halten. Von diesem Verräter drohte Ordulf keine Gefahr mehr, und der Keiler war glücklicherweise verschwunden. Er kniete nieder, entfernte den zerfetzten Stoff von seinem Bein und streifte mit dem Finger etwas Dreck aus der Wunde. Es brannte fürchterlich und am Wundgrund konnte Ordulf sein dunkelrotes Fleisch erkennen. Er stöhnte, dann löste er den linken Bundschuh und wickelte den Stoff mit zusammengebissenen Zähnen fest um die rechte Wade. Es blutete nicht heftig, aber doch so stark, dass er die Blutung stillen musste. Als er seine eigene Wunde solchermaßen versorgt hatte, stand er vorsichtig auf. Es schmerzte immer noch, aber schon viel weniger als am Anfang. Nun endlich wandte er sich dem wimmernden Verräter zu. »Das alles hast du dir selbst zuzuschreiben!«, blaffte er ihn an, doch trotz seines gerechten Zorns bedauerte er den tödlich getroffenen Jungen. »Wieso hast du mich in diese Falle geführt?«, fragte er.

»Riklef ist das Haupt meiner Sippe«, stieß er trotzig hervor.

»Also bist du auch ein Rodbellinger«, nickte Ordulf mehr zu sich selbst.

Der junge Mann ging nicht darauf ein. »Ich will nicht sterben. Muss ich sterben?«, jammerte er.

Ordulf senkte bedauernd das Haupt. »Ja. Du wirst sterben. Die drei Schwestern haben deinen Lebensfaden abgeschnitten«, gab er unumwunden zu.

»Ich habe Angst und es tut so weh«, wimmerte der Junge mit geschlossenen Augen. »Ich halte die Schmerzen nicht mehr aus, tu doch was, bitte, bitte!« Ordulf schluckte. Hier kam jede Hilfe zu spät und außerdem galt es, keine Zeit zu verlieren, die übrigen Rodbellinger konnten jeden Augenblick auftauchen.

»Es bringt nichts mit Wurd dem Starken zu ringen«, erklärte er und versuchte seiner Stimme einen sanften Klang zu geben. Entschlossen packte er die zu Boden gefallene Saufeder und hob sie über den jungen Rodbellinger. »Selbst die Götter können das Schicksal nicht bezwingen!« Mit diesen Worten stieß er dem Rodbellinger das scharfe Blatt mit aller Kraft bis an die Querstange, die einen gespießten Keiler auf Distanz halten sollte, in die obere Öffnung des Brustkorbs zwischen Schlüsselbein und Hals. Der Junge riss erschrocken die Augen auf, doch bevor er einen Laut hervorbrachte, brach sein Blick und er sackte langsam und leise in sich zusammen.

Ordulf ließ die Waffe in der Brust des Toten stecken und stieg über die...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2023
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Axt • Cornwell • England • Eroberung • Europa • Geschichte • Großbritannien • Helden • Hengist • Historie • Horsa • Kampf • Kelten • Krieger • Küste • Mut • Roman • Römer • Sachsen • Sage • Schild • Schlacht • Schwert • Uthred • Vikings • Vortigern • Warlord • Wikinger
ISBN-10 3-86282-841-7 / 3862828417
ISBN-13 978-3-86282-841-8 / 9783862828418
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Bastei Entertainment (Verlag)
24,99